Re: 1-2jährige Reise (Nordafrika,Vorderasien,Indien??)

von: 7schläferfahrrad

Re: 1-2jährige Reise (Nordafrika,Vorderasien,Indien??) - 01.11.05 15:39

Hallo David,
eigentlich wollte ich meinen Senf nicht auch noch dazugeben, vor allem nach dem (wie ich finde) sehr realistischen und durchdachten Beitrag vom 2blattfahrer.
Vielleicht ist es auch schon ein Zeichen beginnender Altersverkalkung, wenn ich mich (mittlerweile oft und gerne!) an die "schlimme alte Zeit" zurückerinnere, egal:
Ich bin schon mit weniger Kapital losgezogen, und durchaus auch mit einer selbstgesetztenEnde-offen -Vorgabe. Damals hätte ich gerne mehr "Schneckenhaus" im Sinne von "mehr Sicherheit" mitgenommen, aber ich hatte einfach nicht die Mittel dazu und bin trotzdem losgefahren. In all den Jahren ist ein Teil dieses Selbstvertrauens durch die (nicht immer positiven!) Erfahrungen verstärkt worden, wenn ich also jetzt aus der Situation eines eher untrainierten, übergewichtigen Workoholics in einem Stressjob sowas nochmal tun müsste: ich würde mir das jederzeit wieder zutrauen, gleichzeitig aber auch fast alles unternehmen, damit "sowas" nie wieder vorkommt!
Nicht im Traum habe ich daran gedacht, etwa die Hilfe einer deutschen Botschaft in Anspruch zu nehmen, heute weiss ich (zum Glück nicht aus eigenem Erleben!), dass es die eh nicht gegeben hätte, die Vorstellung, auf das Wohlverhalten anderer angewiesen zu sein, wäre mir auch völlig zuwider gewesen.
Nur ganz wenigen ist es vergönnt, eine längere Zeit den "Hippie-Idealen" kompromisslos zu folgen, ich kann es nicht mehr, habe es vielleicht nie wirklich gekonnt.
Mein "Überlebensrezept" waren der knallharte und zynische Erwerb von Wissen und dessen skrupellose Benutzung. Damit musste ich den Einheimischen "Konkurrenz" machen, also den Leuten, die in fast jedem Aspekt den Anforderungen ihrer Umgebung besser angepasst waren, als ich das jemals sein könnte.
Jetzt, nach so vielen Jahren, wird das sogar in meiner eigenen Erinnerung von halbromantischen Verbrähmungen überzogen, damals war es der tägliche Wahnsinn.
Auch wenn ich dabei sehr viel gelernt habe (ich zehre immer noch davon!), wirklich unabhängig war ich dadurch nicht. Damit das jetzt nicht völlig nebulös klingt: ich habe damals mit dem Fahrrad in einer Millionenstadt LKW-Frachtpapiere und Transitvisa transportiert, der Job war so profitabel, dass ich niemals Oliven bei 40° Temperatur ernten musste, das aber wäre aber der Job, mit dem du rechnen musst. Arbeiten unterwegs senkt ganz entscheidend deine Reisegeschwindigkeit!
So, jetzt habe ich genug schwarzgemalt, was ich konkret in deiner Situation tun würde: auf dem Weg in den Osten in der Schweiz einen Job im Skigebiet machen, die Kohle einsacken und nach Genua fahren, im Hafen ´nen Job als "Überarbeiter" auf ´nem Seelenverkäufer ergattern, mit dem Schiff ein gutes Stück aus Zentraleuropa rausfahren, dann wird irgendwo das Leben mal billiger.
Ich hoffe, du weisst, was du tust!

Mit vorsichtiger Bewunderung

Axel