Re: Wegfindung auf einer längeren Radreise

von: veloträumer

Re: Wegfindung auf einer längeren Radreise - 21.10.21 22:25

Liebe Margit,
diese Schlachten wurden hier schon längst unsinnnig geschlagen - nur hast die Antworten wieder verdrängt. Ich habe keine Küchenwaage, aber im Vergleich zur Tafel Schokolade (100 g) haben meine Karten Gewichte von unter 100 g, andere von ca. 100 g, und wohl auch welche über 100 g (laminierte, wasserfeste Rad-/Wanderkarten). Dicke Schutzdeckeln oder Ortsregister werden von mir entfernt. Ganz grob dürfte ein Navi mit Halterung 2-3 Papierkarten entsprechen - soweit ein flüchtiger Google-Blick auf die Geräte. Alte Geräte waren aber wohl schwerer. Zusätzliche Einrichtungen für den gehobenen Stromverbrauch sind da noch nicht eingerechnet.

Die wohl meisten Karten (9) hatte ich mal auf der Reise vom Bodensee nach Sizilien mit - das waren sogar nur Straßenkarten und keine Spezialkarten - das ist also immer noch unter 1 Kilo. Italien hat ein ziemlich schwierige Landverteilung, viele Karten haben fast mehr Wasser als Land in der Abbildung - daher kommt das zustande. Die meisten Reisen waren aber mit 5-6 Karten möglich, also max. ein halbes Kilo. Viele Reisen, insbesondere Kurzreisen, fanden mit 1-3 Karten statt - also kein Unterschied zum Navi bzw. leichter. Auf meiner jüngsten (längsten) 2-monatigen Reise hatte ich insgesamt 6 Karten dabie, es hätten aber wohl auch die beiden Straßenkarten gereicht, wenn sie noch komplett gewesen wären.

Dass ich manchmal weitere Spezialkarten kaufe, hängt auch mit meinem erweiterten geografischen Interesse zusammen - z.B. um die Täler- oder Berggipfelbezeichnungen zu finden usw., sind nicht immer essentiell zur Routenfindung. Wenn ich Touren fahre, auf denen Straßenkarten nicht reichen und ich mehr offroad mit Rad-/Wanderkarten fahre, ist der Radius auch kleiner, den ich abstecken muss. Entsprechend brauche ich dann auch nicht mehr Karten. Umgekehrt kann ich in 5 Wochen zwischen Bodensee und Catania nicht jede Forstpiste und Bergtrail mitnehmen - da musst du dich schon auf Straßenwege beschränken und brauchst daher keine Spezialkarten. Die Tour würde ich heute eh in dieser Zeit nicht mehr schaffen.

Standort: Ich weiß fast immer wo ich stehe. Das kann man auch mithilfe der Karten feststellen und es gibt Ortsnamen, Wegeschilder usw. Letztlich bekommst du die Info ja nicht aus der Digitalkarte selbst, sondern durch die Ortung durch dein Gerät (Mobilphone oder Navi). Dass du Orientierungsprobleme hast, ist mir bekannt - du kannst aber von dir nicht auf andere schließen. Ich glaube auch nicht, dass du früher ohne Digitalkarten und Navi nie wusstest, wo du dich aufgehalten hattest.

Kosten: Ja, die sind relativ hoch, aber auch wieder nicht auf die Zeit gerechnet. Ich benutze manche Karten für zig Reisen, weil ich nicht immer ganz neue Länder ansteuere. Andererseits muss ich manchmal ausgeleierte alte Karten ersetzen. Für mich haben die Karten aber einen Gegenwert wie ein Buch. Dass es bei digitalen Karten kostenlose Angebote gibt, ist ja nicht unbedingt für alle Seiten zum Jubeln. Viele Karten werden schließlich quersubventioniert durch Premium- bzw. Zusatzangebote, für die wiederum andere bereit sind, Geld zu zahlen. Einige Anbieter schränken die Nutzungen auch ein, was früher frei war. Das ist ja eine generelle Entwicklung im Digitalen - auf Dauer kann nie alles frei sein. Google & Co. holen sich über die Nutzung von dir Daten - das ist deren Kapital.

Ferner solltest du überlegen, wie du die Kosten für die Navi-Geräte und für Akku-Energie einrechnest. Die Geräte halten ja auch nicht ewig und Strom magst du unterwegs kostenlos beziehen, ist aber keine wirklich geeignete Kostenrechnung. Wenn du Bezahlkarten mit Abo nutzt und in gewissen Abständen dir eine neues Gerät für den mobilen Einsatz leistest, werden die Gesamtkosten sich kaum von mir als Papierkartenkäufer unterscheiden. In der Spanne, in der die Gesamtkosten für eine Reise liegen können, ist das eh bedeutungslos.

Aktualität/Verlässlichkeit: Kartendaten ändern sich weit weniger als du hier unterstellst. Die neueste Autobahn ist für dich vielleicht von Belang. Neue Radwege sind selten so fern von den alten Straßen, dass man sie nicht ohnehin beim Radeln findet. Berge, Flüsse und Städte haben ein recht langes Leben und entstehen nicht ständig neu. Google ist ein ganz schlechtes Kartensystem für Spezialstrecken (offroad). Da sind viele radelbare Wege gar nicht drin bzw. brechen ab. (Da bist du mit Komoot etc. schon besser dran.) Aktuell sind viele Daten auch nicht (Campingplätze usw.). Die StreetView-Aufnahmen sind oft sehr alt - auch da muss man aufpassen. Manch eingestellte Bilder sind gar nicht an dem Ort, an dem sie eingetragen sind. Wie ich oben bereits erwähnte, nutze ich aber auch Digitalkarten als Ergänzung, darunter auch Google - mehr aber bei der Planung als auf Reise.