Interview auf mexikanisch

von: tapinambur

Interview auf mexikanisch - 02.10.13 01:03

Interview auf mexikanisch

Unsere Beine fühlten sich schwach, die Motivation stand im Keller, so radelten wir diesen Tag gerade mal 23 km nach Constitucion. Während der Zimmersuche stehen wir ohne es zu wissen vor der Zentrale der Baja-Süd, die Hauptzeitung der Region. Als wir gerade weiter wollen, springt plötzlich eine Tür auf, ein wild mit einer Digitalkamera herumfuchtelnder Journalist stürmt auf uns zu und fragt nach einem Foto von uns und unseren Bikes.

Wir sollen unsere Geschichte erzählen, doch während wir es mit gebrochenem Spanisch versuchen, schießen ihm scheinbar immer wieder andere Dinge in den Kopf, zum Beispiel Wale und wie gerne er sie reiten würde?!?

Hmm, …wir sind gespannt, was das wird! :-)

Es ist 5:30 Uhr, als wir aus dem Bett steigen; fest entschlossen es in die 209 km entfernte Stadt La Paz zu schaffen.

Noch bevor die Sonne über den Horizont schielt, Pedalen wir bei knackigen 3°C aus der City.

Vorbei an brennenden Autoreifen, die anscheinend als sparsames Insektenschutzmittel für die Felder herhalten sollen und bizarrer weise mit der aufgehenden Sonne ein schönes Bild zaubern, packen wir die 100 Km bis zum Mittag in knapp 4 Stunden.

Anfangs noch zuversichtlich steigen wir nach der Mittagspause wieder auf die Räder, doch etwas ist anders! Die Sonne steht nun senkrecht und ballert mit 47°C auf uns nieder, plötzlich fühlen wir uns wie in einen Backofen gesteckt, aus dem es kein entkommen gibt; auch die Strecke und der Wind spielen nicht mehr mit, die nächsten 2 ½ Stunden sind eine Qual.

Nach 6 ½ Stunden im Sattel sowie 136 Km auf der Piste erreichen wir eine kleines Roadhouse in dem wir beschließen zu bleiben. Der Platz ist einfach zu verführerisch als das wir uns noch weiter quälen.

Der Hausherr war freundlich. Er spendierte uns Kaffee und befüllte die mittlerweile leeren Wasserflaschen.

Das Ziel im Blick, der Wind von vorn! Mit voller Kraft stemmt sich Mutter Natur heute gegen uns. So fluchen wir uns, den kochenden Asphalt schon als „normal“ betrachtet, Stück für Stück weiter nach La Paz. Noch 15 Km; Dani, Platten Nummer 17!

„SCH#*ßE!!! WARUM, TUST DU MIR DAS AN?!?!?“ :-(

Nach einem Siegerfoto sowie einem kleinen Freudentanz am Ortseingangsschild ist alles wieder gut und die Strapazen vergessen, heute gibt es Bier!!! Das Erste, seit dem wir uns vor knapp einem Monat in Ensenada auf Alkohol-Ramadan geeinigt hatten.

„Hey, wie geht’s euch?“

…??? Woher weißt du das wir Deutsche sind?

„Na, aus der Zeitung!“

Hehe ok, das ging schnell! :-D

Frank ist auch aus Berlin und ebenfalls mit dem Rad unterwegs. Unter Genuss von eiskaltem Bier mit Limonen sitzen wir den Abend lange zusammen und erzählen. Als unser neuer Kumpel von Dani dem Platten-King hört, tauschen die Beiden ihre Reifen. Da Frank eh nach Hause muss, hat der Rekordhalter mit den fast neuen Schwalbe Marathon Plus, nun den „Mercedes“ unter den Schlauchschützern.

Danke Frank! :-)

Mit voranschreitenden Jahren steigt auch die Vergesslichkeit. In diesem Fall vergisst Fabi mal eben, wie alt er geworden ist. Aus tiefsten Herzen versucht er Dani zu überzeugen, dass er schon 28 Jahre auf dem Buckel hat, 5 Minuten später und plötzlich ein Jahr jünger stoßen wir dann doch auf sein siebenundzwanzigsten Geburtstag an.

Alles Gute!

Bekanntschaften kommen und gehen aber die Taco-Lover Charlotte und Linus, mit denen wir Abend für Abend blutige Dominopartien ausgetragen, bleiben uns in guter Erinnerung.

Es ist still geworden in der Stadt, beinah zu still! Nur der Wind pfeift leise durch die Straßen und verbreitet eine unheimliche Stimmung. Wie wir in die Ferne blicken, verdunkelt sich plötzlich der Himmel; eine Staubwolke erscheint am Horizont; tosende Geräusche, Donner, Hufschläge, Geheul und dann, dann stehen sie vor uns,…

„…hallöööchen, grrüßt euch wir sind die Rad-Toreros ausm Schwarzwald“ ;-)

Sandra und Basti waren mit ihren Bikes uns immer dicht auf den Fersen, bis es in La Paz endlich zum „meet and great“ kommt.

Zu unserer Freude sind die Beiden fototechnisch bestens ausgestattet und so kommt uns die Idee mit ihrer Hilfe schnell mal nebenbei ein Musikvideo zu unserem in San Diego aufgenommenen Song Daydreaming zu Rekorden. So wird Basti kurzer Hand als Kameramann angagiert und Sandra als unser Topmodel. Profiarbeit, in 3 Stunden inklusive Radtour zum Drehort war alles im Kasten und wir um ein Musikvideo reicher.

Vielen Dank dafür! :-)

Mehr Bilder und Musikvideo wie immer auf unserem Blog www.tapinambur.de