Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen

von: lutz_

Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen - 02.10.12 07:03



Nach den heftigen Regenfällen vom Vorabend ist am nächsten Morgen der Himmel wolkenlos. Es ist feucht und kühl aber die Täler verlaufen hier im Piemont alle von West nach Ost, so dass bereits früh am Morgen die Sonne rauskommt. Also wird erst einmal das nasse Zelt zum Trocknen an den Zaun aufgehängt. Nach dem Schmalspurfrühstück Tee und Kekse, das während des Zusammenpackens eingenommen wird stehen wir punkt 8 Uhr vor dem Supermarkt und kaufen den Tagesproviant ein. Leider kann die Qualität der Backwaren nicht mit den Leckereien einer französischen Boulangerie/Patisserie mithalten. Tunkt man das Brot allerdings in Schokopudding, dann schmeckt es trotzdem recht lecker. ;-)

In Sampeyre zweigt die schmale Straße zum Colle de Sampeyre ab. Im unteren Teil mit viel Schlaglöchern durch schattigen Wald, später in Kehren über schönen Wiesen und lichter werdenden Wald immer wieder den Verlauf des Skilifts kreuzend. Sowohl in die Tiefe hinunter nach Sampeyre im Varaita-Tal als auch hinauf zum Monte Viso, dem „cottischen Kaiser“ bieten sich tolle Blicke. Früh am Sonntag morgen ist noch nicht allzuviel los, doch der Ausflugsverkehr nimmt im Laufe des Vormittags deutlich zu. Wir werden von etlichen Rennradlern überholt, und mit manchen ergibt sich ein kurzes Gespräch. Kurz vor der Passhöhe hat man auch nochmal einen tollen Rückblick auf die Ostrampe des gestern überquerten Col d’Agnel oder Colle d’Agnello. Dabei lässt sich auch die Steilheit der Straße nach dem Stausee zu Passhöhe erahnen. Auf der Passhöhe des Colle de Sampeyre ist der Parkplatz voll belegt, viel Picknickvolk hat sich auf den umgebenden Wiesen niedergelassen.















Am unüberhörbar bayrischen Akzent lässt sich die Herkunft einer Moutainbike-Gruppe unschwer erkennen. Sie sind auf einer organisierten Tour Richtung Ventimiglia unterwegs und sind heute ebenfalls von Sampeyre aufgebrochen. Wir unterhalten uns kurz und erfahren, dass die Truppe heute noch den Übergang ins Stura-Tal angehen will. Strammes Programm, allerdings sind sie heute nur auf Asphalt unterwegs. Wir fragen uns, warum man auf einer MTB-Tour mit Gepäcktransport und leichtem Tagesgepäck die tollen Trails links und rechts der asphaltierten Straßen auslässt, sprechen diese Frage aber nicht aus. Jedem das Seine…

Nach einer ausführlichen Pause mit Verkostung lokaler Käse- und Wurst-Spezialitäten zweigen wir auf den westlichen Teil der hier geschotterten Varaita-Maira-Kammstraße ab. Wenige Meter von der Passhöhe entfernt reduziert sich das Verkehrs- und Wanderaufkommen schlagartig auf fast Null und wir genießen die aussichtsreiche Piste. Wir folgen dem GPS-Track der GTA3 aus dem Buch von Achim Zahn, der uns auf einer schönen Piste Richtung Tal hinabführt. Auf halber Höhe zweigen wir ab und erreichen mehr oder weniger höhehaltend einen kleinen Weiler von. Hier geht es auf einem schmalen Pfad steil hinab über einen Kreuzweg Richtung Elva.

































Der Singletrail endet auf einer Asphaltstraße, die uns zunächst etliche Höhenmeter wieder bergauf Richtung Elva führt, bis wir schließlich unterhalb von Elva wieder auf die Südrampe des Colle de Sampeyre treffen. Von hier geht es durch die beeindruckende Elva-Schlucht. Hoch über dem Bach führt die in den Felsen gesprengte Straße durch bizarr aufgefaltete Felsformationen. Durch mehrere kleine Tunnels erreichen wir schließlich die Talsohle des Maira-Tals an einem netten kleinen Picknickplatz am Bachufer.












Hier treffen wir ein Schweizer Radlerpaar, die ebenfalls mit Mountainbikes und Gepäcktaschen unterwegs sind. Im Gespräch ergibt sich, dass sie ebenso wie wir möglichst viele Schotterpässe fahren wir in weiten Teile gleiche Strecken zurückgelegt haben. Es ist schön endlich mal Personen zu treffen, die auf die gleiche Art und Weise unterwegs sind wie wir. Da wir auch morgen eine gleiche Strecke vor uns haben verabreden wir uns auf dem Camping von Marmora Vernetti. Während die Schweizer am nächsten Kiosk eine eisbecherbedingte Pause einlegen fahren wir wenige Hundert Meter weiter das Maira-Tal bergauf, bevor wir bei Ponte Marmora wieder nach links hinauf den Schildern zum Colle d’Esischie und [url= http://www.quaeldich.de/paesse/colle-dei-morti/]Colle dei Morti[/url] folgen. Durch mehrere Tunnel und Galerien geht es steil hinauf, bis sich die Straße im Talkessel von Marmora etwas zurücklegt. Wir biegen auf den schön angelegten Campingplatz und genießen die Nachmittagssonne. Später trifft auch das Schweizer Radlerpaar ein und abends gehen wir gemeinsam in die traumhafte Pensione Ceaglio. Der frühere Dorfplatz ist nun das Zentrum des Hotels, überall hängen Radlerhosen von den Balkonen, in den Liegenstühlen rund um den Dorfbrunnen genießt man den Aperitiv. Der schöne Innenraum des Posto Tappa füllt sich schnell und wir genießen ein sehr leckeres und reichaltiges Menü, unterhalten uns sehr nett mit den weitgereisten Schweizern und verbringen einen tollen Abend. Mit vollen Bäuchen und voller Vorfreude auf die morgige Königsetappe mit der Maira-Stura-Kammstraße fallen wir spät am Abend ins