Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen

von: lutz_

Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen - 30.09.12 08:32


Während der "Urlaubswoche" bei unseren Freunden in St. Crepin wurden die Räder nur bewegt, um morgens Brot und Croissants unten im Dorf einzukaufen. In dieser Woche ist es schweineheiß und nachmittags häufig gewittrig, nicht gerade das beste Wetter, um sich auf Schotterpisten durch die Alpen zu bewegen. Mit Hilfe der neu gekauften Michelin-Karte Provence Cote d'Azur und eurer Beiträge in diesem Faden geht es an die Planung der verbleibenden Strecke. Der Col de Parpaillon steht zwar weit oben auf unserer Wunschliste, führt uns aber zu sehr Richtung Col de la Bonnette, den wir ein andermal bereits befahren haben. Nördlich der Cote d'Azur liegt in Frankreich der Mercantour-Nationalpark in dem ein striktes Mountainbike-Verbot abseits weniger Strecken herrscht. Hier ist also jenseits von asphaltierten Straßen kein Durchkommen. Also heißt die Devise vers l'Itlalie. Dort verlaufen das Po-, Varaita-, Maira- und Sturaral von West nach Ost Richtung Poebene und dazwischen gibt es etliche Berge zu erklimmen. Und schließlich führt dann die Ligurischen Grenzkammstraße RIchtung Mittelmeer Hört sich nach einem guten Plan an…

Am Samstag, 25. August, packen wir unsere bescheidene Ausrüstung also wieder zusammen und nutzen angesichts der noch immer gewittrigen Wetterlage das Angebot unserer Freunde uns ein gutes Stück Richtung. So passieren wir die enge Schlucht der Combe de Querays sowie den Abzweig zum Col d'Izoard statt auf dem Rad gemütlich im VW-Bus. Erst ein gutes Stück oberhalb von Chateau-Queyras verabschieden wir uns von unseren Freunden und pedalieren uns in Richtung des Col d'Agnel. Die winzige Passhöhe liegt nur unwesentlich niedriger als der Col de l'Iseran und sogar höher als der viel bekanntere Col de la Bonette, der nur du die zusätzliche Schleife um die Cime de la Bonette den zweifelhaften Ruf des höchsten Alpenpasses erlangt.











Von der Passhöhe schweift der Blick nach Nordwesten Richtung Brianconnais sowie auf die beeindruckende Felspyramide des nahen Monte Viso, dessen Anblick die kommenden Tage dominieren wird. Auf der italienischen Seite führt die Passstraße steil hinab. Die Steigung geht erst nach ca. 9 km ab der Bücke über die Varaita zurück und wir passieren das Dorf Chianale, dessen Häuser komplett mit Steinplatten gedeckt sind. Auffallend sind in den folgenden Örtchen die bunt bemalten Kirchen. Nach Passieren des Stausees Lago di Castello erreichen wir Casteldelfino und bald darauf die Talsohle des Valle Varaita. Auf nur mehr fast ebener Strecke rollen wir noch nach Sampeyre am Fuße des gleichnamigen Col.















Der Camping liegt direkt am Ufer der Varaita, leider durch einen Zaun getrennt. Die Rezeption macht Siesta, also machen tun dies auch und vespern in aller Ruhe. Um 3 Uhr dürfen wir dann unser Zelt auf einem Streifen Wiese jenseits der allgegenwärtigen mit Holz verkleideten Wohnwagen der Dauercamper aufbauen. Wir verbringen den Nachittag mit Lesen. Mittlerweile sind dunkle Wolken aufgezogen und wir versäumen über dem aufziehenden Gewiterguss fast den abendlichen Einkauf. Als wir aus dem Supermarkt kommen regnet es noch immer und steigert sich schließlich zu anhaltendem Starkregen. Wir wettern unter einem wenig einladenden Dach auf dem Campingplatz ab und beschließen dort auf einer Bank noch unser Abendessen zu kochen. Also schnell die Kochuntensilien unter dem nassen Zelt vorgekramt. Naja, hüllen wir den Mantel des Schweigens über das bescheidene Abendmahl in noch bescheidenerem Ambiente, ein Ausflug in die örtliche Pizzeria wäre im Nachhinein die deutlich bessere Alternative gewesen…