Re: Jakobsweg mal wieder

von: Fricka

Re: Jakobsweg mal wieder - 14.08.12 06:49

34. Tag

Heute wollen wir nicht weit fahren. Morgens gibt es also keinen Grund zur Eile, was auch mal ganz nett ist. Ziel ist Rabanal. Allerdings soll es bis dahin ziemlich anstrengend werden, da der Ort fast oben auf dem Monte Irago liegt. Der und der Cebreiro sind die letzten größeren Hindernisse, die wir auf dem Weg nach Santiago noch überwinden müssen.

Von Puente Orbigo aus geht es zunächst mal nach Astorga. Direkt dahin führt die N120. Die kennen wir schon von gestern. Dazu haben wir keine Lust. Obwohl die Autobahn direkt parallel führt, ist sie uns zu stark befahren. Was daran liegt, dass die Autobahn gebührenpflichtig ist. Bikeline schlägt eine Alternative vor. Bei dem Versuch, sie zu finden, landen wir auf dem Jakobsweg und sind bald in Villares de Orbigo. Hier wechseln wir auf eine Straße, die nach Santibanez de Valdeiglesias führt. Und von hier aus müssen wir doch auf die N120. An der von da ab ein Radweg entlang führen soll. Wir überqueren also fleißig die Hügel, die die Alternative so mit sich bringt und freuen uns an der Ruhe dort. Auf die N120 zu kommen uns Radfahrer entgegen. Das ist relativ ungewöhnlich hier. Aber gut, vielleicht haben sie sich verfahren.

Der Radweg ist die alte Straße, die neben der neuen entlangführt. Das ist recht erfreulich. Man ist weg vom Autoverkehr und fährt trotzdem recht bequem auf Asphalt. Da stört es nicht besonders, dass es einige lange Steigungen hoch geht. Das kommt nicht so ganz unerwartet, da wir die Ebene verlassen. Bei San Justo de la Vega verlassen wir die N120, um auf Astorga zuzufahren. Der Ort liegt sozusagen auf dem Berg gegenüber. Zunächst mal geht es steil nach unten und dann wieder hoch in den Ort. Wir folgen mal wieder dem Fußweg und kommen zu einem sehr malerischen Bauwerk. Eine grün gestrichene Stahl-Fachwerk-Konstruktion führt über die Bahnlinie. Fleißig sieht man Fußgänger und Radfahrer erst nach oben und dann wieder nach unten wuseln. Dazu muss man eine fünfstöckige Rampe benutzen.

Oben im Ort gehen wir zuerst in die Kathedrale und anschließend in den Gaudi-Bau, der ein Pilger-Museum enthält. Die Museums-Exponate übersehen wir. Die Innenräume sind einfach fantastisch. An der Kathedrale wurde 500 Jahre lang gebaut. Der daraus entstandene Misch-Stil überzeugt uns nicht besonders. Es nieselt leise vor sich hin und ist kalt. Trotzdem versuchen wir ein Straßencafe, bleiben dort aber nicht lange sitzen.

Wir verlassen Astorga laut Führer „über die Autobahn“. In diesem Fall heißt das tatsächlich, dass wir über eine Brücke fahren. Das würden wir inzwischen gar nicht mehr vermuten. In Murias de Rechivaldo bewundern wir die Storchennester. Anschließend machen wir den vorgeschlagenen Abstecher in das Museumsdorf Castrillo. Über einen großen Parkplatz geht es eine Pflasterstraße aufwärts durch das Dorf. Die Häuser aus Naturstein sind perfekt hergerichtet und alles ist völlig menschenleer. Wir vermuten, dass das an der Siesta liegt. Bestimmt verbergen sich hinter den vielen geschlossenen Toren und Türen die erforderlichen Andenkenläden, um die Bedürfnisse all der Besucher, die hier theoretisch parken könnten, zu decken. So wirkt es sehr hübsch und irgendwie eigenartig.

Weiter geht es aufwärts. Der Jakobsweg immer neben der Straße im Gebüsch. Ab und zu sind hier auch Pilger zu sehen. Und sogar Radfahrer, die sich über den Schotter quälen. Wir fahren bequem auf der Straße. Es geht zweifelsohne aufwärts, aber nicht besonders. Jedenfalls ist es nicht besonders anstrengend. Und bald kommt auch Rabanal in Sicht. Einen Campingplatz gibt es hier nicht, genauso wenig wie auf der drauf folgenden Strecke. Zum Cruz de Ferro möchten wir lieber erst morgen Vormittag, wenn auch die anderen Pilger dort unterwegs sind. Eine Campingmöglichkeit soll es an einem der zahlreichen Hostels geben. So auf dem Präsentierteller möchten wir uns allerdings nicht so gerne niederlassen.

Wir überlegen, im Refugio des Klosters zu übernachten. Einer Zweigstelle des Klosters in St. Ottilien in Bayern. Die zugehörige Kirche möchten wir auch gerne sehen. Und natürlich an der Abendmesse teilnehmen. Wegen der gregorianischen Gesänge, die dort gepflegt werden. Das Refugio sieht nett aus. Wir werden gleich abgefangen und sollen einchecken. Zögern aber. Auf die Frage, was wir denn nun eigentlich wollen, erklären wir, gerne im Garten zelten zu wollen. Kein Problem. Wir bauen in dem sehr großen und gemütlichen Garten unser Zelt auf. Das ist schon mal geregelt. Im Dorfladen besorgen wir uns etwas zu essen.

In der Gemeinschaftsküche tagen allerdings nur geschlossene Gesellschaften, so dass aus den versprochenen spirituellen Erlebnissen nichts wird, weshalb wir in eine Bar wechseln, in der man auch Fußball gucken kann. Der Abendgottesdienst ist recht stimmungsvoll. Anschließend suchen wir noch den Klosterladen auf. „Man spricht deutsch“. Das ist mal ganz nett.

Wegen der Höhe ist es nachts frisch. Aber dafür haben wir die passenden Schlafsäcke dabei. Es wird eine sehr erholsame Nacht.