Re: Jakobsweg mal wieder

von: Fricka

Re: Jakobsweg mal wieder - 28.07.12 12:32

21. Tag

Der Morgen begrüßt uns mal wieder mit einem Platten. Wieder vorne. Und wieder erst bei Abfahrt bemerkt. Aber dann geht es weiter. Hier hält uns nun definitiv nichts. Auf der „richtigen“ Strecke kommt man auf besserem Weg zur Straße zurück, ein kurzes Stück noch bergauf und dann eine lange rasante Abfahrt durch den frischen Morgen runter an die Dordogne. Wir erreichen sie in Le Fleix, wo wir gleich erst einmal in der dortigen Auto-Reparaturwerkstatt ums Reifenaufpumpen bitten. Kein Problem. Auch hier ist man sehr hilfsbereit. Am Fluss entlang nach Ste Foy et Ponchapt ist es nicht weit. Und hier geht es schon wieder über den Fluss und aus dem Tal heraus. Wir statten den Flüssen auf dieser Tour in der Regel nur Kurzbesuche ab. Die meisten werden schlicht nur überquert. Im Ort sehen wir uns kurz die Kirche an und lesen in unserem Führer, dass man hier bei Bedarf im Obdachlosenasyl übernachten kann. Gut, dass es noch zu früh für die Quartierssuche ist.

Sofort wird es wieder ländlich. Sehr ländlich. Immer ländlicher. Ich habe die Route vorher zusammengesucht und eine Art Roadbook dazu geschrieben, dass im wesentlichen die Orte, die Richtungsänderungen und die Bezeichnungen der Straßen enthält. Das ist sehr verlässlich. Solange wir uns nach den Straßennummern richten, sind wir völlig auf dem richtigen Weg. Manchmal kann man das kaum glauben, so einsam ist es. Dabei sind die Orte genauso verlassen wie seit Lothringen meistens. Es gibt also kaum Möglichkeiten mal jemand zu fragen.

In St. Ferme halten wir an dem dortigen ehemaligen Kloster. Es ist riesig. Und auch menschenleer. Gegenüber ist das Refuge Pelerins. Man sieht Rucksäcke an der Wand lehnen. Dort ist tatsächlich jemand. Auf dem Weg haben wir niemanden überholt.

Weiter geht es nach La Reole. Der Ort ist gar nicht klein. Er liegt an der Garonne, über die eine hübsche Brücke führt. Über dem Ort liegt ein riesiges Kloster. Als wir auf dem zentralen Platz ankommen, beginnt gerade eine Volkstanzaufführung. Alle Männer haben Baskenmützen auf. Wir sind im Baskenland angekommen. Eine Kapelle spielt. Wir setzen uns dazu und sehen uns das an. Die Sonne scheint. So könnte es bleiben.

Aber wir möchten jetzt erst einmal auf den Campingplatz an der Garonne. Überraschung: Er ist geschlossen. Nun könnten wir uns natürlich da niederlassen, wie wir das schon öfter gemacht haben. Aber der Platz ist eine Wiese ohne Baum und Strauch. Von der Stadt her komplett einsehbar. Und auf dieser Seite ist ein Gewerbegebiet in dem merkwürdige Gestalten unterwegs sind. Das spricht uns nicht an. Also weiter. Der nächste Platz ist in Bazas. Dort gibt es sogar zwei.

Jetzt müssen wir uns natürlich beeilen. Bis Bazas ist es noch weit. Wir haben also keine Zeit mehr für Stopps. Das ist schade, weil es unterwegs nette Dörfer gibt. Überall wird gefeiert. Da könnte man sich gut mal anschließen. Aber mal so richtig Gasgeben macht auch Spaß. Wir erreichen Bazas also mit dem letzten Licht. Wir fahren durch den Ort. Kein Hinweis auf einen Campingplatz. Wo sollen sie sein? Wir folgen der Internet-Beschreibung. Es geht, natürlich bergauf, aus dem Ort heraus. Und als wir das ganze schon für einen Scherz halten, zeigt auch endlich ein Wegweiser in einen Abzweig und nach einem kurzen Stück Piste kommen wir in einer Art Freizeitpark an. Der übrigens beide Plätze ist. Wenn man das so sagen kann. Jedenfalls stehen beide Namen dran.

Wir melden uns an. Bauen unser Zelt auf und gehen in die angeschlossene Kneipe. Sowas ist doch mal eine nette Abwechslung. Der Platz hat nicht nur allerhand Kinderspielplätze, Minigolf usw., sondern auch einen überdeckten, geheizten Pool, einen Außenpool und einen See. Wir beschließen spontan bei gutem Wetter mal einen Ruhetag einzulegen und bei der Gelegenheit unsere Wäsche zu waschen. Morgen ist Pfingsten….