von: Kasperl
Santiago de Chile - Salta - 12.06.12 21:36
Hi!
Ich bin in Salta in Argentinien angekommen. 12.068 km und 117.732 hm habe ich inzwischen auf den amerikanischen Kontinenten zurückgelegt. Nach relativ anstrengenden Wochen kann ich mir hier in Salta nun eine kleine pause goennen bevor es dann endgueltig auch aus Argentinien raus geht und ich das Land Bolivien entdecken kann.
Bilder:
Santiago - Antofagasta Antofagasta - Salta
Was ich seit Santiago erlebt habe und wo ich gewesen bin kannst ihr hier lesen: viel Spass
In Nicos Wohnung in Santiago kannte ich mich inzwischen so gut aus, dass es Zeit war weiterzuziehen. Richtung: Argentinien. Ein (zu) kurzer Blick auf die Karte und ich wollte durch ein Seitental auf die Passstrasse zum Paso Christo Redentor. Nach 40 km und einigen Hoehenmetern befand ich mich auf 2400m.ue.NN und vor mir der Sicherheitsdienst einer Minengesellschaft. Freundlich aber bestimmt wurde mir klar gemacht, dass ab hier Privatgelaende sei und ein passieren fuer Privatpersonen nicht moeglich sei. Nachdem ich meinen Unterkiefer wieder hochgeklappt hatte wendete ich resigniert und fand mich am naechsten Tag wieder einmal in Santiago. Einmal mehr tauchte ich in die Smogglocke ein und nach einigen Kilometern befand ich mich auf der Ruta 5 in Richtung Los Andes und versprach mir fluchend (in dem Wissen das Versprechen zu brechen), dass ich Nie wieder eine der tollen Abkuerzungen nehmen und den Karten die ich habe nicht mehr trauen werde.
Nachdem es schon relativ spaet am Abend war fuhr ich Colina an und wollte mir einen Bus suchen, der mich bis nach Los Andes transportieren wuerde. In der staubigen und inzwischn dunklen Stadt gab man mir nur ungenaue angaben und schliesslich fand ich heraus, dass es hier weder einen Bus nach Los Andes, einen Campingplatz noch eine moeglichkeit zu Schlafen gaebe. Es war inzwischen mitten in der Nacht und die Gestalten, die um mich rumliefen und mich teilweise recht angetrunken ansprachen waren nicht unbedingt die Gesellschaft, die ich mir um die Uhrzeit wuenschte. Wirklich zum ersten Mal in Suedamerika fuehlte ich mich nicht sicher. Ich entschied die Stadt zu verlassen und eine Raststaette an der Ruta5 aufzusuchen als ich meine Rettung erblickte: Los Bomberos! So wird die Feuerwehr in Argentinien und Chile bezeichnet. Schon das ein oder andere Mal konnte ich in diesen gebaeuden entweder mein Zelt aufschlagen oder ir wurde ein eigenes Zimmer mit Dusche angeboten. So funktionierte das auch hier. Nach meiner Anfrage wurde mir gesagt, dass El Commandante bald erscheinen wird und er hatte kein Problem, dass ich hier blieb. An schlafen war jedoch so bald nicht zu denken. Nachdem die ganze Belegschaft eingerueckt war versammelten sich alle im hauptraum und eine Besprechung begann. Das ganze dauerte gut und gerne 2,5 Stunden und wenn solche Besprechungen in Deutschland wahrscheinlich schon nicht das unterhaltsamste sind dann ist das ganze auf Spanisch und nach 100 km auf dem Rad wirklich einschlaefernd. Um 0 Uhr wurde mir dann ein Bett gezeigt und ich schlief sofort ein.
Die naechsten 2 Tage ging es dann aufwaerts. Durch das schoene Tal kam ich Argentinien immer naeher bevor eine Mauer aus 29 Kehren vor mir auftauchte. Passfahrerei wie aus dem Bilderbuch. Es war nur wenig verkehr und so konnte ich die geteerte Strasse und die tolle Anlage einfach geniessen und fand mich bald auf 3200m.ue.NN. Dort findet den Tunnel Christo Redentor vor sich und schon bald wurde ich von einem kleinen transporter hindurchgebracht. Ich freute mich nun auf eine elend lange Abfahrt, die ich nie fand. Starker gegenwind und 0-1 Prozentiges Gefaelle vermiesten mir die Freude. Die tolle Landschaft entschaedigte mich jedoch.
In Uspaillata wandte ich mich wieder nach Norden um nach Las Flores am Fusse des Paso Agua Negra zu gelangen. Die Strecke war einsam, teilweise sehr anstrengend aber schoen unspektakulaer. In Las Flores angekommen fuehrte mich mein erster gang zur Polizei, die mir die Nachricht, die ich bereits erwartet hatte brachte: Der Pass ist zu! In 2-3 Tagen koennte es aber noch einmal auf machen. Also mietete ich mich im einzigen Hostal bei dem tollen Besitzer ein und genoss die Ruhe. Das Fahrrad verdiente mal wieder eine Wartung und mit einer Werkbank konnte ich auch das Rohloff RItzel dazu bewegen sich einmal umzudrehen...
Nach 2 Tagen wurde mir mitgeteilt, dass der Pass den rest des Jahres zu bleibt. Ich kannte in dem Kaff inzwischen jeden Muelleimer und wurde im Laden mit Namen gegruesst. Zwar war ich ein wenig enttaeuscht den Pass nicht fahren zu koennen aber gluecklich wieder weiterzufahren. Wieder ging es unspektakulaer aber schoen durch die Argentinische Wuestenlandschaft. durch San Jose de Jachal und nach Villa Union. Dort konnte ich bei der netten Touristendame alles wichtige fuer den nun angestrebten Paso San Francisco erfahren und deckte mich daraufhin mit Lebensmitteln ein. Zum Mittegessen goennte ich mir noch eines der sehr guten Eis in Argentinien und verspeiste 8 Empanadas!
Dann ging es schwer bepackt weiter nach Fiambala. Die heissen Quellen dort wurden von der Dame im I als traumhaft beschrieben, so erkor ich sie zum Ziel fuer diesen Tag um vor dem Pass noch einmal so richtig auszuspannen. In Fiambala war es bereits dunkel aber die Thermen haetten bis 11 Auf und es seien ja nur 14 km erfuhr ich. Also los! Mit der krassen Steigung, die mich zu diesem Paradies fueren sollte hatte ich jedoch nicht gerechnet. Am Anfang waren es noch um die 7%. Es ging 200 hoehenmeter runter, bevor diech die Strasse wieder 100 meter hinabstuerzte. Das in schwaerzester Nacht nur mit einem Fahrradscheinwerfer ist gelinde gesagt interressant. Nach der Abfahrt auf der ich mich fragte, ob ich bald wieder im Dorfzentrum herauskomme ging es dann noch einmal hoch und zwar saftig. Nach den letzten Metern, die mit 21% nach 110km alles aus mir herausholten lies ich mein Fahrrad liegen, zog mein T-Shirt aus und setzte mich zu den leicht verdutzten wenigen Gaesten in eines der Becken. Die Anlage selbst war aber wirklich ein Paradies. Becken von 47 Grad in 2 Gradstufen aneinandergereiht. Bis 1 Uhr in der Nacht liess ich mich aufweichen um am naechsten Morgen direkt aus dem Schlafsack wieder in eines dieser Wohltaten zu steigen.
Mittags kam ich wieder in Fiambala an und nun ging es wirklich los. Der Paso San Francisco wartete. Auf Teer sollte die Strasse bis hin zur Grenze fuehren. Leichte Steigungen und tolle Landschaft machten besonders den unteren Teil zu einem wharen Highlight. Nach eineinhalb Tagen erreichte ich das einzige Hotel am Pass. Ich fragte, ob ich meinen Wasservirrat auffuellen koennte und das Personal erzaehlte mir, dass gerade auch ein anderer fahrradfahrer im Hotel sei. Oh, Schoen. Gegen Ratschen hatte ich nichts einzuwenden. Ich ging in die Lobby und da sass ein bekanntes Gesicht! Michi aus der Schweiz, den ich vor langer Zeit in El Chaiten getroffen habe! Wir waren beide ein wenig fassunglos aber erfreut. Da am naechsten Tag mein Geburtstag bevorstand entschloss ich mich ebenfalls mir eine Nacht im Hotel zu goennen, wenn schon aus dem nichts ein Geburtstagsgast aufgetaucht ist. Nach einer guten Pasta lieferten wir uns noch ein Tischtennismatch mit dem leicht unterbeschaeftigtem Hotelpersonal. Wir waren die einzigen Gaeste in einem grossen Komplex!
Erfrischt trennten sich unsere Wege am naechsten Morgen wieder. Michi hatte die Abfahrt vor sich und fuer mich ging es weiter bergauf. An der Strecke gibt es verschiedene Schutzhuetten und ich wollte unbedingt bis 15 km vor den Pass kommen. Starker Gegenwind und inzwischen eine Hoehe von ueber 3500m machten dieses Vorhaben zu einer harten Challenge. Kurz nach Dunkelheit fiel ich voellig erschoepf in die Huette. Nachdem ich mich ausgehustet hatte und meine Haende wieder etwas fuehlten ueberwiegte langsam das Glueck die Huette erreicht zu haben. Draussen fegte ein starker Wind bei Temperaturen weit unter Null. Wohl einer meiner anstrengendsten Geburtstage bisher... Meine Suppe war schnell gekocht und bald darauf kroch ich in meinen Schlafsack, begleitet von allem Flaschenwasser, das ich dabei hatte um es am naechsten Tag nicht lutschen zu muessen.
Die Grenzformalitaeten waren schnell erledigt und ich konnte den finalen Anstieg zur Passhoehe in Angriff nehmen. Ich kam langsamer vorran als gedacht und erreichte erst Abends die Huette auf der Passhoehe. Der letzte tag hatte mir geseigt, dass es besser war sich mehr Zeit zu lassen und ein paar Pausen einzulegen. Zudem blies auch heute wieder ein starker Gegenwind. Kurz Vor Sonnenuntergang sah ich es aber: "Paso San Francisco, 4726m" Einer der hoechsten Paesse zwischen CHile und Argentinien war bezwungen. Ich begab mich in die Schutzhuette dort und freute mich, ein deutsches Buch zu finden!
Am naechsten Morgen stieg ich ausnahmsweise nicht auf mein Rad. Ich packte meinen Rucksack und machte einen kleinen Spaziergang. 1,5 Stunden spaeter fand ich mich auf 5092 m.ue.NN wieder. Ich wollte wenn ich schon so weit oben bin wenigstens einmal ueber 5000 und das schaffte ich. Foto gemacht, und wieder runter. Mit dem Rad kam ich auf sehr schlechter Piste dann noch bis zur Laguna Verde und konnte dort in dem kleinen huettchen uebernachten.
Ein paar Strassenarbeiter weckten mich am naechsten Morgen. Auf die Frage hin, ob sie mich zur Grenze mitnehmen sollten ueberlegte ich kurz und stimmte dann nachdem ich an die wirklich schlechte Strasse und den starken Gegenwind dachte zu. Auch nach Chile konnte ich schnell einreisen und begab mich dann auf den Weg in Richtung der Stadt El Salvador. Die folgende Strecke war wunderschoen. Durch unberuehrte Wuestenlandschaft auf gutem Belag und rechts von mir reihte sich ein 6000er Vulkan an den anderen. Ich genoss und rollte gluecklich dahin. In El Salvador erreichte ich wieder die Zivilisation. Fahrradfahrer scheinen nicht oft vorbeizukommen, da ich direkt in der oertlichen Bibliothek fuer einen kurzen Bericht auf Facebook interviewt und fotografiert wurde. Ich konnte mich im Supermarkt austoben und die Polizeistelle liess mich in einem ihrer Zimmer schlafen. Perfekt!
Ein paar Tage und weiterhin viel Wueste spaeter stand ich vor dem Pazifik in dem Oertchen Taltal. Von hier fuhr ich noerdlich an der Kueste entlang. Durch viel Sand war die Strasse enorm anstrengend aber die grossen Wellen, die spritzend auf die Felsen an der Kueste trafen in Kontrast mit der leblosen Wueste rechts davon entlohnten die Anstrengung. Auf meiner Karte fuehrte die Ruta1 direkt nach Antofagasta und ich freute mich auf die kommenden Tage. Aber: Vertraue nie deiner Karte! Auf einmal war schluss. Die Strasse verwandelte sich in ein Bachbett, knickte landeinwaerts ab und stieg. Immer hoeher, immer hoeher kam ich. Bei 1300 Meter ohne abzusetzten ueberholte mich ein Lieferwagen und der Fahrer musste meine Schweisstropfen schon seit laengerem auf dem Weg sehen, da er sofort fragte ob er mich mitnehmen kann. Konnte er! Schnell war das Fahrrad verzurrt und ich sass auf dem Beifahrersitz in Richtung Antofagasta.
2 Naechte blieb ich in Antofagasta und konnte unter anderem einmal wieder mein Hinterrad zentrieren lassen. Nach langer Zeit traf ich auch einmal wieder Fahrradfahrer. EIn belgisches Paerchen, das ebenfalls von Ushuaia losgefahren war. Sie hatten aber leider nicht mehr so viel Zeit und fuhren direkt nach norden, waehrend ich hier einen weiteren Schlenker einschlug. Einmal mehr wollte ich nach Argentinien.
Von Antofagasta aus ging es 150km aufwaerts bis auf 3000 Meter. Da dort eine Mine ist ist die gesamte Strasse geteert, gleichzeitig ist man aber auch mit extrem viel Verkehr beschaeftigt. Auf der fahrt begriff ich langsam, dass das eine verdammt grosse Mine sein musste, auf die ich zufuhr. Massenhaft riseige Reifen fuhren an mir vorbei (Foto). Bei einer Pause an einem Rastplatz sprangen auf einmal alle Fahrer auf und wenige Sekunden spaeter war ich allein auf dem Parkplatz. Als ich mich umdrehte sah ich den Grund. Im Schneckentempo schob sich ein grosser Laster die Strasse hoch. Aber es war nicht nur ein Laster. 2 Zugfahrzeuge zogen vorne waehrend noch eines von hinten einen Anhaenger mit 20 Achsen schob, der locker doppelt so breit war wie die Zugfahrzeuge. Darauf: Ein schwarzes Knaeul! Ich erfuhr spaeter, dass es ein neues Fliessband fuer den Materialtransport war. Aber nur ein Teil davon. So langsam daemmerte mir die Groesse.
Eine Besichtigung konnte ich jedoch leider nicht machen, da ich fuer eine genehmigung schnell nach Antofagasta zurueck solle sagte der Sicherheitsmensch. Ja sicher...
Wenig spaeter fand ich mich dann aber mit meinem Rad mitten drin im Geschehen. Meine Route fuehrte direkt durch die Mina La Escondida hindurch und ich brachte meinen Mund nicht mehr zu. Wie ich inzwischen erfahren konnte ist diese Mine die Produktionsreichste Mine der Welt. und das sieht man. Riesige Bagger wuehlen sich in die Erde und das Material wird von Kippern, unter denen man leicht hindurchgehen kann weggefahren. Der einzige der da nicht hingehoerte war: Ich mit meinem Fahrrad! Ein roter Jeep hielt neben mir und der Fahrrer bat mich, in 5 Minuten doch bitte hier weg zu sein. Es folge eine Sprengung. WAS?!? Ok Ich binn weg! Das sagte der Kerl so ruhig als ob ueberhaupt nichts sei. Kurz darauf hoerte ich von sicherer Entfernung eine Sirene und dann ein art "Ung". Gesehen habe ich nichts, wollte ich doch nicht in die Chilenischen Schlagzeilen kommen als in die Luft gesprengter deutscher Radfahrer.
Nachdem ich mich sattgesehen habe liess ich die Mine hinter mir. Nicht jedoch ohne Folgen. Minenarbeiter sind unglaublich nett und fasziniert von einem fahrradfahrer. Das hat zur Folge, dass fast jedes Auto, das einen ueberholt einem etwas zu essen gibt. Mit 8 Sandwiches, 10 Aepfeln, ein paar Flaschen zu trinken, Yoghurt, 2 Liter Saft und ein Liter Milch??? waren meine sowieso vollen Packtaschen voellig ueberfuellt! Aber Essen ist immer gut.
Ich genoss die Stille nach dem trubel und begab mich in Richtung Paso Socompa. Wunderschoene Landschaft und die totale Einsamkeit machten die Fahrt zu einem tollen Erlebnis. Zum Pass hin wurde die Strasse immer schlechter und da ich wusste, dass ich bei den Polizisten schlafen werden koennte wollte ich noch vor dunkelheit ankommen. 2 Stunden nach dunkelheit oeffnete mir dann der chilenische Carrabiniero verwundert die Tuer, drueckte mir einen Stempel in den Pass und machte die Tuer wieder zu. Ja danke! Beim naechsten Versuch bei den Argentiniern bekam ich ein Bett und fiel in dieses nach einer Portion Ruehrei von den Grenzern.
Das interressante bei Andenpaessen ist, dass es nicht an der Grenze vorbei ist. Es ging zu erst runter, dann hoch auf 4200 meter, wieder runter, wieder hoch auf 4300m. Die ganze Zeit extremes Waschbrett, viel Sand und steil. Aber einen Blick in die Landschaft und alles ist vergessen. Einfach traumhaft. In Tolar Grande nach dem ersten grossen Salzsee konnte ich meine Vorraete wieder aufstocken und nachdem ich der Dame erklaert habe wie man Dollar in Pesos umrechnet und den Wechselkurs des tages vorgegeben habe auch mit Dollar bezahlen. Mit Kopfrechnen war es jedoch nicht so weit her. Eine einfache Brotzeit haette mich nahezu 200$ gekostet...
Weiter ging es durch die Siete Kurvas in Richtung der Colorades. Einer canyonlandschaft durch die die Strasse abenteuerlich im Slalom fuehrt. Das Grinsen war nicht mehr aus meinem Gesicht zu nehmen. Selbst die Sandpools, in die ich immer wierder reinfuhr nicht. Nur in der Nacht im Schlafsack als ich deutlich merkte, dass Sand ueberall hinkommt fand ich das nicht mehr so amuesant!
In Pocitos entschloss ich mich gegen die direkte Variante zur Paso Sico Route und fuhr eine Schleife ueber Santa Rosa und den Abra de Gallo mit 4630 metern. Auf der Paso Sico Route war ich uber die Entscheidung gluecklich, da es landschaftlich wunderschoen war, viele Lamas am Wegesrand grasten und die Strasse um einiges besser. In San Antonio de los cobres fand ich mal wieder ein etwas groesseres Zentrum und konnte beim oertlichen Militaer speisen sowie in einem 3stock bett schlafen.
Morgens war ich dann "militaerlike" um 6:30 nicht ganz freiwillig wach und konnte noch mit der ganzen Besatzung fruestuecken bevor ich mich in die kaelte aufmachte. Heute stand das letzte grosse Ding vor meiner Ruhepause in Salta an: Der Abra de Acay! Nach der Abzweigung durfte ich mich erst einmal durch viel Sand kaempfen bevor die Strasse merklich anstieg und auch besser wurde. Zu Anfang fand ich meinen Rhythmus nicht und musste haeufige Pausen machen, was sich aber bald legte. Die Maschine lief! und das war gut so. auf 4700 metern Hoehe gab es noch einmal Dulce de Leche mit Brot (die Reihenfolge stimmt schon so) und die letzten Kilometer wurden in Angriff genommen. Der Kopf hatte sich inzwischen ausgeschaltet. Starker Wind blies mir Sand ins Gesicht aber die Beine traten immer rauf, runter, rauf. Nach der letzten Serpentine kam der Wind von hinten und schob mich die letzten Meter bis zur Passhoehe. Traumhaftes Wetter bescherten mir ein bombenpanorama und ich machte schnell ein paar Bilder und liess das GPS die Hoehe checken: 5004 Meter ueber NN! Auf dem Schild dort steht 4960 und in Wikipedia mehr als 5000. Keine Ahnung, aber recht hoch fuer ein fahrrad...
Daunenjacke und Handschuhe an und rein in die Abfahrt. Vorsicht war geboten, da Wasserlaeufe, die ueber die Strasse liefen gefroren waren und damit eine astreine Einsflaeche boten. Wenn es links ohne Gelaender 200 Meter runter geht bremst man lieber vorher!
Lebend kam ich am naechsten Morgen am Talboden an und nach einigen Flussquerungen sah ich auch wieder Zivilisation. Hier im Valle de Cauchaqui wird viel Landwirtschaft betrieben. Das Gruen gefiel meinen Augen nach den langen Wuestenfahrten ausserordentlich und ich liess mich durch das Tal treiben. Von Payogasta nahm ich dann die letzte Huerde vor Salta in Anlauf, dem Piedra de Molino. Noch einmal ging es auf 3600 meter hoch, was durch ein Paerchen auf einem tandem deutlich unterhaltsamer wurde. Bernard und Priscille aus Frankreich sind fuer 6 Monate unterwegs. Wirklich schoen mal wieder mit anderen Leuten zusammenzufahren. Das hatte ich schon seit der Carreterra Austral nicht mehr.
Endlich rollte ich dann nach Salta ein und fand im casa de Cicista von Ramon eine tolle UNterkunft. Hier konnte ich mich ein wenig ausspannen und unter anderem mal wieder ins Kino gehen. Vorsichtig waehlte ich das Action, 3d Spektakel Avengers, da ich tiefgehende Filme auf Spanisch wohl nicht verstehen wuerde. Ueberraschenderweise toente mir dann jedoch die englische Sprache entgegen. Trotzdem gut!
In Deutschland steht wohl bald alles still aufgrund der Fussball EM. Ich schau mal wie viel ich davon mitbekomme. Zeitgleich zum ersten Spiel spielte hier Argentinien gegen Brasilien. Argentinien gewann 4:3. 7 traumhafte Tore und unmengen Argentinier, die minutenlang GOOOOOOOOOOOOLL schreien. Das ist Fussball![/u]
Ich bin in Salta in Argentinien angekommen. 12.068 km und 117.732 hm habe ich inzwischen auf den amerikanischen Kontinenten zurückgelegt. Nach relativ anstrengenden Wochen kann ich mir hier in Salta nun eine kleine pause goennen bevor es dann endgueltig auch aus Argentinien raus geht und ich das Land Bolivien entdecken kann.
Bilder:
Santiago - Antofagasta Antofagasta - Salta
Was ich seit Santiago erlebt habe und wo ich gewesen bin kannst ihr hier lesen: viel Spass
In Nicos Wohnung in Santiago kannte ich mich inzwischen so gut aus, dass es Zeit war weiterzuziehen. Richtung: Argentinien. Ein (zu) kurzer Blick auf die Karte und ich wollte durch ein Seitental auf die Passstrasse zum Paso Christo Redentor. Nach 40 km und einigen Hoehenmetern befand ich mich auf 2400m.ue.NN und vor mir der Sicherheitsdienst einer Minengesellschaft. Freundlich aber bestimmt wurde mir klar gemacht, dass ab hier Privatgelaende sei und ein passieren fuer Privatpersonen nicht moeglich sei. Nachdem ich meinen Unterkiefer wieder hochgeklappt hatte wendete ich resigniert und fand mich am naechsten Tag wieder einmal in Santiago. Einmal mehr tauchte ich in die Smogglocke ein und nach einigen Kilometern befand ich mich auf der Ruta 5 in Richtung Los Andes und versprach mir fluchend (in dem Wissen das Versprechen zu brechen), dass ich Nie wieder eine der tollen Abkuerzungen nehmen und den Karten die ich habe nicht mehr trauen werde.
Nachdem es schon relativ spaet am Abend war fuhr ich Colina an und wollte mir einen Bus suchen, der mich bis nach Los Andes transportieren wuerde. In der staubigen und inzwischn dunklen Stadt gab man mir nur ungenaue angaben und schliesslich fand ich heraus, dass es hier weder einen Bus nach Los Andes, einen Campingplatz noch eine moeglichkeit zu Schlafen gaebe. Es war inzwischen mitten in der Nacht und die Gestalten, die um mich rumliefen und mich teilweise recht angetrunken ansprachen waren nicht unbedingt die Gesellschaft, die ich mir um die Uhrzeit wuenschte. Wirklich zum ersten Mal in Suedamerika fuehlte ich mich nicht sicher. Ich entschied die Stadt zu verlassen und eine Raststaette an der Ruta5 aufzusuchen als ich meine Rettung erblickte: Los Bomberos! So wird die Feuerwehr in Argentinien und Chile bezeichnet. Schon das ein oder andere Mal konnte ich in diesen gebaeuden entweder mein Zelt aufschlagen oder ir wurde ein eigenes Zimmer mit Dusche angeboten. So funktionierte das auch hier. Nach meiner Anfrage wurde mir gesagt, dass El Commandante bald erscheinen wird und er hatte kein Problem, dass ich hier blieb. An schlafen war jedoch so bald nicht zu denken. Nachdem die ganze Belegschaft eingerueckt war versammelten sich alle im hauptraum und eine Besprechung begann. Das ganze dauerte gut und gerne 2,5 Stunden und wenn solche Besprechungen in Deutschland wahrscheinlich schon nicht das unterhaltsamste sind dann ist das ganze auf Spanisch und nach 100 km auf dem Rad wirklich einschlaefernd. Um 0 Uhr wurde mir dann ein Bett gezeigt und ich schlief sofort ein.
Die naechsten 2 Tage ging es dann aufwaerts. Durch das schoene Tal kam ich Argentinien immer naeher bevor eine Mauer aus 29 Kehren vor mir auftauchte. Passfahrerei wie aus dem Bilderbuch. Es war nur wenig verkehr und so konnte ich die geteerte Strasse und die tolle Anlage einfach geniessen und fand mich bald auf 3200m.ue.NN. Dort findet den Tunnel Christo Redentor vor sich und schon bald wurde ich von einem kleinen transporter hindurchgebracht. Ich freute mich nun auf eine elend lange Abfahrt, die ich nie fand. Starker gegenwind und 0-1 Prozentiges Gefaelle vermiesten mir die Freude. Die tolle Landschaft entschaedigte mich jedoch.
In Uspaillata wandte ich mich wieder nach Norden um nach Las Flores am Fusse des Paso Agua Negra zu gelangen. Die Strecke war einsam, teilweise sehr anstrengend aber schoen unspektakulaer. In Las Flores angekommen fuehrte mich mein erster gang zur Polizei, die mir die Nachricht, die ich bereits erwartet hatte brachte: Der Pass ist zu! In 2-3 Tagen koennte es aber noch einmal auf machen. Also mietete ich mich im einzigen Hostal bei dem tollen Besitzer ein und genoss die Ruhe. Das Fahrrad verdiente mal wieder eine Wartung und mit einer Werkbank konnte ich auch das Rohloff RItzel dazu bewegen sich einmal umzudrehen...
Nach 2 Tagen wurde mir mitgeteilt, dass der Pass den rest des Jahres zu bleibt. Ich kannte in dem Kaff inzwischen jeden Muelleimer und wurde im Laden mit Namen gegruesst. Zwar war ich ein wenig enttaeuscht den Pass nicht fahren zu koennen aber gluecklich wieder weiterzufahren. Wieder ging es unspektakulaer aber schoen durch die Argentinische Wuestenlandschaft. durch San Jose de Jachal und nach Villa Union. Dort konnte ich bei der netten Touristendame alles wichtige fuer den nun angestrebten Paso San Francisco erfahren und deckte mich daraufhin mit Lebensmitteln ein. Zum Mittegessen goennte ich mir noch eines der sehr guten Eis in Argentinien und verspeiste 8 Empanadas!
Dann ging es schwer bepackt weiter nach Fiambala. Die heissen Quellen dort wurden von der Dame im I als traumhaft beschrieben, so erkor ich sie zum Ziel fuer diesen Tag um vor dem Pass noch einmal so richtig auszuspannen. In Fiambala war es bereits dunkel aber die Thermen haetten bis 11 Auf und es seien ja nur 14 km erfuhr ich. Also los! Mit der krassen Steigung, die mich zu diesem Paradies fueren sollte hatte ich jedoch nicht gerechnet. Am Anfang waren es noch um die 7%. Es ging 200 hoehenmeter runter, bevor diech die Strasse wieder 100 meter hinabstuerzte. Das in schwaerzester Nacht nur mit einem Fahrradscheinwerfer ist gelinde gesagt interressant. Nach der Abfahrt auf der ich mich fragte, ob ich bald wieder im Dorfzentrum herauskomme ging es dann noch einmal hoch und zwar saftig. Nach den letzten Metern, die mit 21% nach 110km alles aus mir herausholten lies ich mein Fahrrad liegen, zog mein T-Shirt aus und setzte mich zu den leicht verdutzten wenigen Gaesten in eines der Becken. Die Anlage selbst war aber wirklich ein Paradies. Becken von 47 Grad in 2 Gradstufen aneinandergereiht. Bis 1 Uhr in der Nacht liess ich mich aufweichen um am naechsten Morgen direkt aus dem Schlafsack wieder in eines dieser Wohltaten zu steigen.
Mittags kam ich wieder in Fiambala an und nun ging es wirklich los. Der Paso San Francisco wartete. Auf Teer sollte die Strasse bis hin zur Grenze fuehren. Leichte Steigungen und tolle Landschaft machten besonders den unteren Teil zu einem wharen Highlight. Nach eineinhalb Tagen erreichte ich das einzige Hotel am Pass. Ich fragte, ob ich meinen Wasservirrat auffuellen koennte und das Personal erzaehlte mir, dass gerade auch ein anderer fahrradfahrer im Hotel sei. Oh, Schoen. Gegen Ratschen hatte ich nichts einzuwenden. Ich ging in die Lobby und da sass ein bekanntes Gesicht! Michi aus der Schweiz, den ich vor langer Zeit in El Chaiten getroffen habe! Wir waren beide ein wenig fassunglos aber erfreut. Da am naechsten Tag mein Geburtstag bevorstand entschloss ich mich ebenfalls mir eine Nacht im Hotel zu goennen, wenn schon aus dem nichts ein Geburtstagsgast aufgetaucht ist. Nach einer guten Pasta lieferten wir uns noch ein Tischtennismatch mit dem leicht unterbeschaeftigtem Hotelpersonal. Wir waren die einzigen Gaeste in einem grossen Komplex!
Erfrischt trennten sich unsere Wege am naechsten Morgen wieder. Michi hatte die Abfahrt vor sich und fuer mich ging es weiter bergauf. An der Strecke gibt es verschiedene Schutzhuetten und ich wollte unbedingt bis 15 km vor den Pass kommen. Starker Gegenwind und inzwischen eine Hoehe von ueber 3500m machten dieses Vorhaben zu einer harten Challenge. Kurz nach Dunkelheit fiel ich voellig erschoepf in die Huette. Nachdem ich mich ausgehustet hatte und meine Haende wieder etwas fuehlten ueberwiegte langsam das Glueck die Huette erreicht zu haben. Draussen fegte ein starker Wind bei Temperaturen weit unter Null. Wohl einer meiner anstrengendsten Geburtstage bisher... Meine Suppe war schnell gekocht und bald darauf kroch ich in meinen Schlafsack, begleitet von allem Flaschenwasser, das ich dabei hatte um es am naechsten Tag nicht lutschen zu muessen.
Die Grenzformalitaeten waren schnell erledigt und ich konnte den finalen Anstieg zur Passhoehe in Angriff nehmen. Ich kam langsamer vorran als gedacht und erreichte erst Abends die Huette auf der Passhoehe. Der letzte tag hatte mir geseigt, dass es besser war sich mehr Zeit zu lassen und ein paar Pausen einzulegen. Zudem blies auch heute wieder ein starker Gegenwind. Kurz Vor Sonnenuntergang sah ich es aber: "Paso San Francisco, 4726m" Einer der hoechsten Paesse zwischen CHile und Argentinien war bezwungen. Ich begab mich in die Schutzhuette dort und freute mich, ein deutsches Buch zu finden!
Am naechsten Morgen stieg ich ausnahmsweise nicht auf mein Rad. Ich packte meinen Rucksack und machte einen kleinen Spaziergang. 1,5 Stunden spaeter fand ich mich auf 5092 m.ue.NN wieder. Ich wollte wenn ich schon so weit oben bin wenigstens einmal ueber 5000 und das schaffte ich. Foto gemacht, und wieder runter. Mit dem Rad kam ich auf sehr schlechter Piste dann noch bis zur Laguna Verde und konnte dort in dem kleinen huettchen uebernachten.
Ein paar Strassenarbeiter weckten mich am naechsten Morgen. Auf die Frage hin, ob sie mich zur Grenze mitnehmen sollten ueberlegte ich kurz und stimmte dann nachdem ich an die wirklich schlechte Strasse und den starken Gegenwind dachte zu. Auch nach Chile konnte ich schnell einreisen und begab mich dann auf den Weg in Richtung der Stadt El Salvador. Die folgende Strecke war wunderschoen. Durch unberuehrte Wuestenlandschaft auf gutem Belag und rechts von mir reihte sich ein 6000er Vulkan an den anderen. Ich genoss und rollte gluecklich dahin. In El Salvador erreichte ich wieder die Zivilisation. Fahrradfahrer scheinen nicht oft vorbeizukommen, da ich direkt in der oertlichen Bibliothek fuer einen kurzen Bericht auf Facebook interviewt und fotografiert wurde. Ich konnte mich im Supermarkt austoben und die Polizeistelle liess mich in einem ihrer Zimmer schlafen. Perfekt!
Ein paar Tage und weiterhin viel Wueste spaeter stand ich vor dem Pazifik in dem Oertchen Taltal. Von hier fuhr ich noerdlich an der Kueste entlang. Durch viel Sand war die Strasse enorm anstrengend aber die grossen Wellen, die spritzend auf die Felsen an der Kueste trafen in Kontrast mit der leblosen Wueste rechts davon entlohnten die Anstrengung. Auf meiner Karte fuehrte die Ruta1 direkt nach Antofagasta und ich freute mich auf die kommenden Tage. Aber: Vertraue nie deiner Karte! Auf einmal war schluss. Die Strasse verwandelte sich in ein Bachbett, knickte landeinwaerts ab und stieg. Immer hoeher, immer hoeher kam ich. Bei 1300 Meter ohne abzusetzten ueberholte mich ein Lieferwagen und der Fahrer musste meine Schweisstropfen schon seit laengerem auf dem Weg sehen, da er sofort fragte ob er mich mitnehmen kann. Konnte er! Schnell war das Fahrrad verzurrt und ich sass auf dem Beifahrersitz in Richtung Antofagasta.
2 Naechte blieb ich in Antofagasta und konnte unter anderem einmal wieder mein Hinterrad zentrieren lassen. Nach langer Zeit traf ich auch einmal wieder Fahrradfahrer. EIn belgisches Paerchen, das ebenfalls von Ushuaia losgefahren war. Sie hatten aber leider nicht mehr so viel Zeit und fuhren direkt nach norden, waehrend ich hier einen weiteren Schlenker einschlug. Einmal mehr wollte ich nach Argentinien.
Von Antofagasta aus ging es 150km aufwaerts bis auf 3000 Meter. Da dort eine Mine ist ist die gesamte Strasse geteert, gleichzeitig ist man aber auch mit extrem viel Verkehr beschaeftigt. Auf der fahrt begriff ich langsam, dass das eine verdammt grosse Mine sein musste, auf die ich zufuhr. Massenhaft riseige Reifen fuhren an mir vorbei (Foto). Bei einer Pause an einem Rastplatz sprangen auf einmal alle Fahrer auf und wenige Sekunden spaeter war ich allein auf dem Parkplatz. Als ich mich umdrehte sah ich den Grund. Im Schneckentempo schob sich ein grosser Laster die Strasse hoch. Aber es war nicht nur ein Laster. 2 Zugfahrzeuge zogen vorne waehrend noch eines von hinten einen Anhaenger mit 20 Achsen schob, der locker doppelt so breit war wie die Zugfahrzeuge. Darauf: Ein schwarzes Knaeul! Ich erfuhr spaeter, dass es ein neues Fliessband fuer den Materialtransport war. Aber nur ein Teil davon. So langsam daemmerte mir die Groesse.
Eine Besichtigung konnte ich jedoch leider nicht machen, da ich fuer eine genehmigung schnell nach Antofagasta zurueck solle sagte der Sicherheitsmensch. Ja sicher...
Wenig spaeter fand ich mich dann aber mit meinem Rad mitten drin im Geschehen. Meine Route fuehrte direkt durch die Mina La Escondida hindurch und ich brachte meinen Mund nicht mehr zu. Wie ich inzwischen erfahren konnte ist diese Mine die Produktionsreichste Mine der Welt. und das sieht man. Riesige Bagger wuehlen sich in die Erde und das Material wird von Kippern, unter denen man leicht hindurchgehen kann weggefahren. Der einzige der da nicht hingehoerte war: Ich mit meinem Fahrrad! Ein roter Jeep hielt neben mir und der Fahrrer bat mich, in 5 Minuten doch bitte hier weg zu sein. Es folge eine Sprengung. WAS?!? Ok Ich binn weg! Das sagte der Kerl so ruhig als ob ueberhaupt nichts sei. Kurz darauf hoerte ich von sicherer Entfernung eine Sirene und dann ein art "Ung". Gesehen habe ich nichts, wollte ich doch nicht in die Chilenischen Schlagzeilen kommen als in die Luft gesprengter deutscher Radfahrer.
Nachdem ich mich sattgesehen habe liess ich die Mine hinter mir. Nicht jedoch ohne Folgen. Minenarbeiter sind unglaublich nett und fasziniert von einem fahrradfahrer. Das hat zur Folge, dass fast jedes Auto, das einen ueberholt einem etwas zu essen gibt. Mit 8 Sandwiches, 10 Aepfeln, ein paar Flaschen zu trinken, Yoghurt, 2 Liter Saft und ein Liter Milch??? waren meine sowieso vollen Packtaschen voellig ueberfuellt! Aber Essen ist immer gut.
Ich genoss die Stille nach dem trubel und begab mich in Richtung Paso Socompa. Wunderschoene Landschaft und die totale Einsamkeit machten die Fahrt zu einem tollen Erlebnis. Zum Pass hin wurde die Strasse immer schlechter und da ich wusste, dass ich bei den Polizisten schlafen werden koennte wollte ich noch vor dunkelheit ankommen. 2 Stunden nach dunkelheit oeffnete mir dann der chilenische Carrabiniero verwundert die Tuer, drueckte mir einen Stempel in den Pass und machte die Tuer wieder zu. Ja danke! Beim naechsten Versuch bei den Argentiniern bekam ich ein Bett und fiel in dieses nach einer Portion Ruehrei von den Grenzern.
Das interressante bei Andenpaessen ist, dass es nicht an der Grenze vorbei ist. Es ging zu erst runter, dann hoch auf 4200 meter, wieder runter, wieder hoch auf 4300m. Die ganze Zeit extremes Waschbrett, viel Sand und steil. Aber einen Blick in die Landschaft und alles ist vergessen. Einfach traumhaft. In Tolar Grande nach dem ersten grossen Salzsee konnte ich meine Vorraete wieder aufstocken und nachdem ich der Dame erklaert habe wie man Dollar in Pesos umrechnet und den Wechselkurs des tages vorgegeben habe auch mit Dollar bezahlen. Mit Kopfrechnen war es jedoch nicht so weit her. Eine einfache Brotzeit haette mich nahezu 200$ gekostet...
Weiter ging es durch die Siete Kurvas in Richtung der Colorades. Einer canyonlandschaft durch die die Strasse abenteuerlich im Slalom fuehrt. Das Grinsen war nicht mehr aus meinem Gesicht zu nehmen. Selbst die Sandpools, in die ich immer wierder reinfuhr nicht. Nur in der Nacht im Schlafsack als ich deutlich merkte, dass Sand ueberall hinkommt fand ich das nicht mehr so amuesant!
In Pocitos entschloss ich mich gegen die direkte Variante zur Paso Sico Route und fuhr eine Schleife ueber Santa Rosa und den Abra de Gallo mit 4630 metern. Auf der Paso Sico Route war ich uber die Entscheidung gluecklich, da es landschaftlich wunderschoen war, viele Lamas am Wegesrand grasten und die Strasse um einiges besser. In San Antonio de los cobres fand ich mal wieder ein etwas groesseres Zentrum und konnte beim oertlichen Militaer speisen sowie in einem 3stock bett schlafen.
Morgens war ich dann "militaerlike" um 6:30 nicht ganz freiwillig wach und konnte noch mit der ganzen Besatzung fruestuecken bevor ich mich in die kaelte aufmachte. Heute stand das letzte grosse Ding vor meiner Ruhepause in Salta an: Der Abra de Acay! Nach der Abzweigung durfte ich mich erst einmal durch viel Sand kaempfen bevor die Strasse merklich anstieg und auch besser wurde. Zu Anfang fand ich meinen Rhythmus nicht und musste haeufige Pausen machen, was sich aber bald legte. Die Maschine lief! und das war gut so. auf 4700 metern Hoehe gab es noch einmal Dulce de Leche mit Brot (die Reihenfolge stimmt schon so) und die letzten Kilometer wurden in Angriff genommen. Der Kopf hatte sich inzwischen ausgeschaltet. Starker Wind blies mir Sand ins Gesicht aber die Beine traten immer rauf, runter, rauf. Nach der letzten Serpentine kam der Wind von hinten und schob mich die letzten Meter bis zur Passhoehe. Traumhaftes Wetter bescherten mir ein bombenpanorama und ich machte schnell ein paar Bilder und liess das GPS die Hoehe checken: 5004 Meter ueber NN! Auf dem Schild dort steht 4960 und in Wikipedia mehr als 5000. Keine Ahnung, aber recht hoch fuer ein fahrrad...
Daunenjacke und Handschuhe an und rein in die Abfahrt. Vorsicht war geboten, da Wasserlaeufe, die ueber die Strasse liefen gefroren waren und damit eine astreine Einsflaeche boten. Wenn es links ohne Gelaender 200 Meter runter geht bremst man lieber vorher!
Lebend kam ich am naechsten Morgen am Talboden an und nach einigen Flussquerungen sah ich auch wieder Zivilisation. Hier im Valle de Cauchaqui wird viel Landwirtschaft betrieben. Das Gruen gefiel meinen Augen nach den langen Wuestenfahrten ausserordentlich und ich liess mich durch das Tal treiben. Von Payogasta nahm ich dann die letzte Huerde vor Salta in Anlauf, dem Piedra de Molino. Noch einmal ging es auf 3600 meter hoch, was durch ein Paerchen auf einem tandem deutlich unterhaltsamer wurde. Bernard und Priscille aus Frankreich sind fuer 6 Monate unterwegs. Wirklich schoen mal wieder mit anderen Leuten zusammenzufahren. Das hatte ich schon seit der Carreterra Austral nicht mehr.
Endlich rollte ich dann nach Salta ein und fand im casa de Cicista von Ramon eine tolle UNterkunft. Hier konnte ich mich ein wenig ausspannen und unter anderem mal wieder ins Kino gehen. Vorsichtig waehlte ich das Action, 3d Spektakel Avengers, da ich tiefgehende Filme auf Spanisch wohl nicht verstehen wuerde. Ueberraschenderweise toente mir dann jedoch die englische Sprache entgegen. Trotzdem gut!
In Deutschland steht wohl bald alles still aufgrund der Fussball EM. Ich schau mal wie viel ich davon mitbekomme. Zeitgleich zum ersten Spiel spielte hier Argentinien gegen Brasilien. Argentinien gewann 4:3. 7 traumhafte Tore und unmengen Argentinier, die minutenlang GOOOOOOOOOOOOLL schreien. Das ist Fussball![/u]