Re: Zentralasien 2011 Teil 2 - Kirgistan

von: estate

Re: Zentralasien 2011 Teil 2 - Kirgistan - 08.06.12 23:22

Auf dem Weg zum Pass treffe ich die einzigen Österreicher auf der Reise, zwei Tiroler mit Pickup. Durch ihr Autokennzeichen fange ich gleich auf Deutsch mit ihnen zu reden an, was sie ziemlich überrascht.








Der Pass ist in Sicht




Vor dem Pass zelte ich gleich neben der Straße, und werde noch vo vielen Hirten und Fahrzeugen gegrüßt. In diesem Tal gibt es schon wieder Jurten, aber auch Baustellenwagons und ein alter Buss dient als Sommerwohngelegenheit. Es gibt außerdem sehr viele Bienenstöcke.

Der nächste Tag beginnt mit dem Passaufstieg. Der Pass ist 3000m hoch, also etwa 1000hm hinauf. Das Geniale ist, dass der an einem Berggrad hinaufgeht, neben den Serpentinen hat man auch noch einen 130 Grad Knick drinnen, was für abwechslungsreiche Aussichten sorgt.





Außerdem kann man hier den Grund für die breiten Sovietstraßen sehen. Auf der Talseite der Straße bröckelt das Material ab, und auf der anderen Seite wird die Straße vom Hang verschüttet. Manchmal ist deshalb die Straße nur noch für ein Fahrzeug breit.
Es gibt auf der Hälfte der Strecke eine kleine Quelle, die aber sicher nicht immer Wasser hat. Ich treffe zwei Australier auf Rädern die mir entgegenkommen. Sie erzählen mir vom Australier in Almaty, der via Warmshowers schon zig Reiseradler heuer bei sich aufgenommen hat. Schon das zweite Mal, dass ich von ihm höre.


Auf der Passhöhe gibt es Wind und eine tolle Aussicht. Genial wäre es halt, wenn es nicht so staubig wäre. Dann könnte man ewig weit in das Narntal hinausschauen.








Bei der Abfahrt vollziehe ich einen Paradigmenwechsel: Zuvor habe ich darauf geachtet, immer schön brav und vorsichtig zu fahren, um mein Rad zu schonen. Jetzt fahre ich so schnell wie es mir Spass macht. Hefige Notbremsungen sind öfters nötig, wenn der Straßenbelag abrupt endet und Schotter anfängt.
Von Weitem sieht man schon die Gegensteigung, sowie ein Zwischenplateu mit vielen Jurten.
Durch die Hügel fahre ich weiter ab, bis zum Fluss, um dort zu übernachten.



Flinker Kerl, schwer zu fotografieren.


In Kasarman decke ich mich für viele Tage ein, es gibt aber in 3 Tagen doch nocheinmal Geschäfte.
Beim zweiten Laden am hinteren Dorfrand gibt es sogar Wurst. Eine Kirgisin spricht mich draußen an.
Sie studiert in Bishkek Englisch und macht mir bewusst, dass die Kirgisen nicht wissen, ob ihre Landesgenossen zu Fremden überhaupt freundlich sind.
Das könnte auch ein Grund sein, warum alle immmer so besorgt um einen sind. Zu mir ist jedenfalls jeder freundlich, auch wenn man es in Bishkek manchmal auf mein Geld absehen wird.
Mit dem Jeep braucht man nach Bishkek von hier aus 2 Tage. Sie meint auch, dass man von hier aus am besten ein Taxi nehmen soll, da die Straße so schlecht ist. Einige Radler haben das auch gemacht, oder auf die tolle Route verzichtet und einen Umweg gefahren.
Aber ich bin leidensfähig. Zu Hause bin ich ja auch mehr Mountainbiker als Rennradfahrer.

Zugegeben nach Kasarman gibt es einige Kilometer Waschbrett, aber dann sind es einfach normale Schotterstraßen.
Die Straße ist ziemlich paradox: Ich muss das Narntal entlang, die Straße verläuft jedoch in den Bergen, um einige Dörfer zu verbinden. Im Tal selbst ist es zu trocken für einen Lebensbasis. Der Umstand führt jedenfalls zu einer der abwechslungsreichsten und schönsten Strecken meines Lebens.


Es gibt einige Pässe durchs Hügelland, während man immer an einer hohen Bergfront entlangfährt.
Auch Hund gibt es hier. Einer wird von einer jungen Kirgisin zurückgepfiffen, bzw. so lange mit Steinen beworfen, bis er von mir ablässt. Der Hund heist Laika, genau wie der erste Weltraumhund. Für so eine abgelegene Gegend kann das Mädchen überraschend gut Englisch, fast gleich gut wie der Englischlehrer in Tadschikistan. Sie ist auch erstaunt, dass man auf der Straße mit dem Rad fahren kann, und verspricht mir Asfalt auf meiner Strecke. Komisch was sie wohl gemeint hat, in den nächsten 5 Tagen gibt es davon nichts.




Die Würste quellen ganz schön auf.



Auch mit 3x so großen Würsten schmeckt es

Weitere Bilder:












So abwechslungsreich, auf einmal ist man in einem Canyon



Rückblick



Am Pass / bzw Hochfläche









Freundliche Jurtenbewohner, bieten mir an mein Handy zu laden. - Sie haben eine Solarzelle an der Jurte.







Zwei Tage später erreiche ich den letzen Pass bevor es wieder in das Narntal geht. Die Aussicht ist eine besten überhaupt. Man ist selbst von Jurten und grünen Wiesen umgeben, und kann durch das trockene Narntal fast bis nach China sehen.


Vielleicht die beeindruckenste Aussicht meines Lebens, auf den Bilder allerdings nicht so spektakulär.
Rechts geht es so weiter, aber durch das Gegenlicht diese Richtung nicht fotografierbar.






Am Fluss ist die Strecke für einige Kilometer wieder Waschbrett, bis man vom Tal wieder in die Berge zum Song Kul abzweigt.




Am Abend begegne ich noch zwei Franzosen, die auf einem Reisetandem unterwegs sind.







Die Gräber schauen überall toll aus.



Übernachtung in den Feldern