Re: 3 x Vogesen 2011

von: veloträumer

Re: 3 x Vogesen 2011 - 04.03.12 18:24

Die Oster-Tour (Ballon d’Alsace – Donon)
5 Tage (ohne Anreise*) | 505 km | 7.610 Hm

Die umfangreichste der drei Vogesentouren führt mich sowohl weit in die Südvogesen als auch noch in Teile der Nordvogesen im Bereich des Donon und des Bruche-Tales. Durch das späte Osterfest war nicht nur die Blütenwelt bereits voll entfaltet, sondern auch die Dächer der Wälder leuchteten schon in frischem Maiengrün.

Landschaftliche Höhepunkte der Tour waren die blütenreichen Hänge um Masevaux herum, der Col du Hirtzelach, die offenen, blumenreichen Pässe um Cornimont herum (wo ich bereits auf der zuvor gefahrenen Narzissentour unterwegs war), der Moospass Morbieu, das Plateau des 1000 Étangs (nur angerissen), Teile des oberen Moseltals und das abzweigende das Reherrey-Tal, die Wasserfälle Tendon, die Morgenstimmung am Sapois-Pass, die Bewanderung des Donon sowie die Region um Grendelbruch herum mit dem oberen Mageltal. Die besonders sehenswerten Orte auf der Route liegen alle im elsässischen Gebiet – Thann, Grendelbruch, Boersch und Rosheim.

Do 21.4. Stuttgart || 14:59-18:11 || Müllheim – Baldersheim – Wittelsheim – Cernay*
45 km | 19,9 km/h | 2:14 h | 70 Hm
AE: Orangenente, Thai-Reis, Rw, Cafe 17,60 €
Ü: C Cernay 0,- €

Fr 22.4. Cernay – Thann – Plan Diebolt-Scherrer (620m) – Col du Hundsrück (748m) – Col du Schirm (605m) – Masevaux – Sewen/Lac Seewen – Col du Hirtzelach (930m) – Col du Ballon d'Alsace (1178m) – St-Maurice – Bussang – Col de Bussang (731m) – Kruth – Cascade St-Nicolas – Col d'Oderen (884m) – Col du Page (957m) – Bussang
110 km | 12,9 km/h | 8:27 h | 2.035 Hm
AE: Wurstsalat, Haxe, Bratkart., Crème Brulée, Rw 27,75 €
Ü: C Bussang 0,- €

Die asphaltierte Forststraße von Thann zur Hundsrucken-Straße muss man genau suchen, sie ist nicht ausgeschildert. Man fährt durch Wald nebst Wiesenschaumkraut und hört Spechte klopfen. Am Hundsrucken-Pass ergibt sich ein weites Panorama, einen sehr schönen Blick hat man auch von Bourbach-le-Haut ins gleichnamige Tal. Die Südwestseite ist offener mit Weiden und Blumenwiesen. Richtung Masevaux liegt noch ein kleiner Zwischenhügel, bevor sich das Dollertal mit Blumenwiesen, Weiden und Obstbäumen öffnet.

In Sewen fahre ich noch ein kleines Stück bis zum See, wähle aber für die Belchenauffahrt nicht die Route über den Lac d’Alfeld, sondern die vertracktere und urwüchsigere Route über den Col du Hirtzelach. Da man von unten wie auch von oben die Alfeld-Route erahnen kann, scheint mir die Hirtzelach-Variante die eindeutig schönere zu sein. Sie ist vor allem abwechslungsreicher, denn zunächst passiert man eine Art Urwald mit Bergbach, später öffnet sich ein Tal in einer weiten Schleife, zwischen Obstbäumen steht ein Weiler mit einfacher Bewirtung. Nach blumenreichen Bergwiesen folgt ein lichter Birkenwald, bis man auf die buchenwaldgeprägte Alfeldstraße gelangt. Wenig weiter mündet diese Straße auf die Südanfahrt des Ballon d’Alsace. Bald fährt man über freie Bergwiesen zum weithin sichtbaren Elsassbelchen. Im weiten Panorama blickt man auf die beiden Seen hinunter bis weit ins Dollertal. Das schöne Osterwetter hat zahlreiche Leute hier hinauf gelockt – Paraglider, Rennradler und natürlich viele Wanderer bevölkern die Höhe, wo sich mehre Restaurationsbetriebe befinden. Zum Gipfel führt eine gut fahrbare und stark bewanderte Piste, die ich aber nicht in Angriff nehme.

Die Nordrampe ist weniger aufregend. In St-Maurice-sur-Moselle zweigt noch ein einladendes Tal nach Rouge Gazon ab, eine 1000er-Höhe mit einer Hütte und offenbar als Fast-Rundkurs asphaltiert zu befahren. Das habe ich mir mal für eine ggf. weitere Südvogesen-Tour vorgemerkt. Das nun weitgehend flache, nur kurz vor der Passhöhe steiler ansteigende obere Moseltal ist lieblich-idylllisch und mit Radweg ausgestattet. Nur über die Nebenroute oberhalb von Bussang gelangt man zur markant gewürdigten Moselquelle, die gleichmäßiger steigende N66 verläuft oberhalb am Talhang.

Auf der Westseite des Bussang-Passes (kein Radweg mehr) fährt man zunächst an erodierten Schuttfelsen vorbei. Unten im flachen Seebachtal bei Urbes stößt man auf ein sumpfiges Schutzgebiet, dass man auch mit Rad nicht näher durchfahren kann – dazu müsste man einen kleinen Pfad begehen (Vogelbeobachtung möglich). Auch das Thur-Tal gibt sich recht lieblich, wenngleich auch offene Felsen hervortreten.

Zum Col d’Oderen geht es wieder durch Wald – eher unauffällig, was denn auch für die weiteren Forststraßen gilt. An der Oderen-Straße liegt noch die kleine Kapelle St-Nicolas, von der aus ein kleiner, aber klitschiger Fußweg zu einem Wasserfall führt. Oberhalb von Bussang in Larcenaire sollte es laut Karte noch ein Höhenpiste geben, die erweist sich aber als Sackgasse. Daher nur noch schnelle Abfahrt nach Bussang. Der Camping liegt am nördlichen Ortsrand und ist schon ganz gut besucht. Kleines Bistro vorhanden, für richtiges Essen muss man aber in den Ort.

Sa 23.4. Bussang – St-Maurice – Le Thillot – Col du Ménil (621m) – Ventron – Grand Ventron (1143m) – Col du Bockloch (1011m) – Col des Echarges (?m) – Col de la Place de Bois (1065m) – Col de Longfoigneux (893m) – Cornimont – Col de la Croix des Moinats (891m) – Col des Hayes (887m) – Col de Lauvy (895m) – Cornimont – Saulxures-s-Moselotte – Col de Morbieu (790m) – Le Thillot
96 km | 11,1 km/h | 8:22 h | 1.760 Hm
AE: Crêpes Savoyarde, Crêpes Boire Belle Hélène, Rw, Cafe 21,10 €
Ü: C Le Thillot 0,- €

Zwischen St-Maurice und Le Thillot ist die Moselstrecke weniger romantisch – leichte Industrialisierung, suche auch erst gar nicht Radweg. Ausgesprochen lieblich ist wieder der offene Col du Ménil, auch sehr einfach zu fahren. In Le Ménil fällt mir ein sehr schön gelegener Camping in Hanglage auf. An der Strecke befinden sich einige nett mit Tieren und Früchten bemalte Bushalthäuschen. Beim Pferdeweiler auf der Passhöhe lädt ein Anglersee zur verträumten Pause ein.

Wieder im Tale an der Oderen-Straße, diesmal auf der Westseite, kann man in Ventron ein Textilmuseum besichtigen – Textilproduktion war einst für die gesamte Region hier prägend. Ich zweige aber schon zuvor auf eine Waldtalstraße zum Grand Ventron ab, einem beliebten Ausflugsziel bei Wanderern wie auch Skifahrer im Winter. Teile der Strecke sind nicht asphaltiert, aber sodann gut fahrbare Piste. Es gibt zwar ein paar kleine Steilstücke, durch die weite Schleife überwiegt aber eine eher mäßige Steigung. Reizvoll ist nur der unterste Teil bei Ventron mit einem moosigen Waldbachtal, sonst handelt es sich um eine gewöhnliche Waldstrecke. Bei Grand Ventron gibt es einen Gasthof, dort hat man auch Aussicht, taucht aber gleich wieder in Wald ein. Abweichend von der Asphaltstraße nach Cornimont nehme ich noch eine teils anstrengende Pistenroute mit, die aber landschaftlich auch nicht mehr bietet. Einige Teile sind sehr steil und unwegsam, sodass ich auch für kurze Stücke absteigen muss, weiter westlich auf der Abfahrt aber gut fahrbar. Dort sind auch zahlreiche geschlossene, durchnummerierte, runde Brunnenvorrichtungen zu sehen.

Als ausgesprochen schöne Passroute erweist sich die Schleife von Cornimont über den Col de la Croix Moinats, Col des Hayes und wieder runter vom Col de Lauvy. Auffahrts- bzw. Abfahrtspass haben sehr starke Steigung bzw. Gefälle – eine echte Härteprüfung. Bunte Blumenwiesen, tolle Aussichtsmomente und ein paar felsige Kehren entschädigen für die Pein. Am Zwischenpass Hayes sorgen seltsam gewachsene Kiefern für kuriose Motive.

Auch das kleine Stück an der Mosellotte bis Saulxures weiß auf der Nebenstrecke auf dem rechten Ufer zu gefallen. Der sodann für den Tag letzte Pass ist nochmal verschieden vom bisher Gefahrenem. Nach einem kleineren Steinbruch geht es durch dunklen Wald, aber der Boden leuchtet durch das hellere Grün von Heidelbeersträuchern und Moosen, ein kleiner Wasserfall kommt hinzu. Man glaubt, sich durch einen geheimnisvollen Wald von Feen und Gnomen zu bewegen. Die Südseite des Col de Morbieux ist dann wieder lichter Wald mit zunehmend Wiesen und Weiden in die Moseltalebene übergehend.

Herausheben möchte ich, dass am nächsten Morgen der Campingwart in Le Thillot ob meiner kurzen Aufenthaltsdauer als Radtourist von mir kein Spesengeld haben wollte. Der Camping liegt sehr angenehm in der Nähe eines kleinen Sees, an dem auch gebadet werden kann. Ebenso verdient die etwas außerhalb des Ortskerns liegende Crêperie eine besondere Erwähnung, wo man lecker verschiedenste Varianten von dünnen Pfannkuchen speisen kann (das sonst einzige Restaurant im Ort – italienische Küche – war überfüllt).

So 24.4. Le Thillot – Col des Croix (679m) – Col du Mont de Fourche (620m) – Rupt-s-Moselle – Vecoux – Reherrey – Col du Xiard (786m) – Thiéfosse – Col de la Burotte (790m) – Planois – Col de Fouchure (800m) – Les Plateaux (900m) – Col de Fouchure – Gerbamont – Cascade du Bouchot – Rochesson – Menaurupt – Col de Sapois (834m)
75 km | 10,9 km/h | 7:01 h | 1.665 Hm
AE (Rochesson): Salat Ei-Schinken-Nüsse, Rinderfilet, Gem., Kart., Mirabellenkompott, Rw, Cafe 24,60 €
Ü: C wild 0,- €

Ein traumhafte Route liegt zwischen dem Col des Croix und dem Col du Mont de Fourche. Hier fährt man leicht hügelig auf dem Plateau der 1000 Teiche – zwar nur am Rande des gesamten Gebietes, aber bereits sehr eindrücklich. Viele Teiche sind in Privatbesitz, teils mit dauernd bewohnten Häusern, teils mit Wochenend- oder Anglerhäuschen. Ein anderer Teil gleicht Urzeitseen mit dichtem Algenschleim und Falllaubmoder, aus denen formenreich zerfallene Baumstümpfe empor ragen. Das Ganze ist in ein leuchtendes Grün aus lichtem Laubwald getaucht, neben Buchen auch viele Birken. Die Böden sind von Heidelbeerbüschen überwuchert, Blumen akzentuieren die Farbtupfer und Baumpilze unterstreichen die Symbiose aus urtümlicher Archaik und frühlingshaften Lebensgeistern. Schmetterlinge, Enten, Frösche und Schlangen tummeln sich zwischen Wasser und Uferrand. Die Facetten der Bilder sind ebenso vielseitig wie der Name der Region nahe legt: Tausendfache Impressionen, ein unendliches Irisieren der Sinne – die Natur spiegelt sich im Geist der Kunst. Ein Gebiet, dass ich sicherlich nochmal weitergehend aufsuchen möchte.

Nach wieder einem schönen Moselabschnitt zweigt ein recht entlegendes Tal entlang der Reherrey über den Xiard-Pass hinüber ins Moselotte-Tal ab. Der auf der IGN-Karte kurze dünn gestrichelte Teil auf der Südseite hat es in sich: Extrem steil, extrem steinig – nicht mit Reiserad zu befahren. Ich konnte das Rad kaum hinaufschieben – obwohl ich ein Gewitter aufziehen sah. Schlussendlich prasselte es dann auch auf der Abfahrt hernieder ehe ich das Tal erreichen konnte. Die Südseite ist im unteren Teil aber ausgesprochen schön mit einem Mix aus Weideland bei geringer Besiedlung und mit idyllischen Bachlauf mit lockerem Auenwald.

Der Col de la Burotte ist ein eher unauffälliger, südwärts offener, nordwärts teils bewaldeter Pass mit stimmungsvollen Kuh- und Pferdeweiden. Vom hübschen Dorf Planois führt ein ganz kleines Asphaltsträßchen an ein paar eigenartigen Felsen vorbei – eine schöne Waldstrecke und beim Col du Haut Fouchure in offenes Weideland übergehend. Von dort zieht sich die Strecke teils auch wieder am Berg weiter hoch und windet sich recht umständlich zu Tale. Wegen des leicht regnerischen Wetters ist das Fahren nicht angenehm und das Herumsteigen am Wasserfall Bouchot fast schon gefährlich.

Vielleicht hätte ich bei entschlossener Fahrt direkt über Sapois den Col de Sapois noch bis hinunter nach Gérardmer überqueren können – doch manchmal ist das Misslungene des einen Tages das Gelungene des nächsten Tages. Nach dem guten Landküchenessen in Rochesson fahre ich mangels eines passenden Platzes zum Campen noch in der Dunkelheit über den Bergrücken ins Nachbartal und dort auch noch quasi bis zur Passhöhe des Col de Sapois. Erst dort beginnen offene Wiesen, wo man sein Zelt zwar aufstellen kann, aber mit sehr viel Feuchte leben muss. Nicht nur, dass es am Lac de Gérardmer unten auf dem Camping nicht weniger feucht-kalt gewesen wäre, auch hätte ich dann nicht diese traumhafte Morgenstimmung hier am Pass erlebt und im Tauglitzer der aufgehenden Sonne den Mikrokosmos der nebelumschwadeten Wiesen entdeckt.

Mo 25.4. Col de Sapois – Gérardmer – Le Tholy – Col de Bonne Fountain (676m) – Grande & Petite Cascade de Tendon – St-Jean-du-Marché – Bruyères – Mortagne – (via RF) – Col de Mon Repos (514m) – la Salle – Col du Haut du Bois (492m) – Jeanménil – Col de la Chipotte (458m) – Raon-l'Etape – Celles-s-Plaine – Raon-s-Plaine || Col du Donon (718m)
118 km | 15,6 km/h | 7:32 h | 1.035 Hm
AE: Salade Vosgien, Hirschgulasch Oma-Art, Crème Brulée, Rw 30,- €
Ü: C wild 0,- €

Nach der Morgenidylle an Pass und See schwenke ich auf die verkehrsreiche D417 ein. In Le Tholy wird der Verkehr auf der D11 zwar geringer, eine richtig ruhige Strecke ist dies aber auch nicht. Die Landschaft ist lieblich offen, die Passhöhe recht einfach zu erklimmen. Auf der Westseite des Col de Bonne Fountain liegen die zwei Wasserfälle von Tendon, einen Abstecher wert (einfache Zufahrt jeweils von der Hauptstraße). Sie dienen nicht nur Wanderern als Ausgangspunkt, sondern werden auch gerne als Picknickplatz genutzt.

Es folgt eine schon fast sommerliche, teils leichte Hügel-, teils flache Flussauenfahrt. Nach einem Aufstieg über Asphalt folgt nach Mortagne eine Forststraße, die zunächst noch gute Piste, sich alsbald als recht tiefe Waldpiste erweist. In Teilen eher eine MTB-Trail als Reiseradstrecke. Die nicht übermäßige Steigung erlaubt mir immerhin das Durchfahren trotz manchmal durchdrehender Räder. Kurz vor dem Col de Mon Repos erreicht man dann wieder aalglatten Asphalt.

Die folgenden Streckenteile nach Jeanménil sind nur noch leichtes Hügelland, weit geschwungene Kurven, lichte Wälder, auch nochmal ein Fels an der Straße und noch weiter westlich dann Wiesen und Weiden wohl in eine weite Ebene übergehend. Ähnlich auch der Col de la Chipotte, aber auf weniger befahrener Strecke. Auf der Passhöhe mal wieder ein Soldatenfriedhof – das Mahnmal der Kreuze des leidvollen historischen deutschen Größenwahns.

In Raon-l’Etape – nun ja schon aus der Halloween-Tour bekannt – fahre ich durch das in der Abendsonne besinnlich stimmende, von sanften, bewaldeten Bergkuppen umfasste Plaine-Tal. Dem Wunsch folgend, noch etwas Strecke zu machen, lasse ich den letzten Campingort Celles-s-Plaine mit seinen typisch lothringischen Häuschen vorbeiziehen. Quasi am flachen Talende in Raon-s-Plaine gibt es dann zwar eine Lokalität – aber natürlich geschlossen.

Auf Befragen eines Bewohners bietet dieser mir an, mich zum Col du Donon hochzufahren. Es ist für mich die einzige Möglichkeit, noch Speis und Trank zu erhalten, denn nach einer Auffahrt mit dem Rad hätten auch die oben liegenden Restaurants geschlossen. Also siegte mein Hunger gegen meine Ehre peinlich und ich ließ mich mit Auto den Berg hinaufchauffieren. Oh Wunder der Technik geht das mit solcher Geschwindigkeit, dass man gar nicht glaubt, dass es hier einen Pass hinaufgeht – statt einer Stunde sind es nur Minuten. Ich könnte hier dem Auto mit einem Defiliermarsch huldigen, aber belasse es dabei, mich bei dem Franzosen zu bedanken und künftig meine Routenplanung zu verbessern. Ihr könnt aufatmen, ich erliege auch hier nicht der Verführung des Automobils und bleibe Radler! schmunzel

Beide Restaurants sind auch gleichzeitig Hotel und eher schon was Besseres. Ich wähle das zweite, rote Hotel/Restaurant „Le Velleda“ – es macht auf mich einen etwas bodenständigeren Eindruck. Für die gebotene Qualität kann ich auch über den Essenspreis nicht klagen. Logieren tue ich natürlich wieder im Zelt, hier auf der kleinen Passebene kein Problem – ungeheuer vorteilhaft sogar, denn es ist trocken und wesentlich milder als etwa im Plaine-Tal.

Di 26.4. Col du Donon – Donon Sommet (1009m) – Col Entre les Deux Donons (822m) – Col de la Cote de l'Engine (790m) – Col du Donon – Schirmeck – Hauteur de Grendelbruch (543m) – Col du Bruchberg (674m) – Muckenbach – Col de la Franzlühr (825m) – Grendelbruch – Eichwald – Boersch – Rosheim – Griesheim – Entzheim – Strasbourg – Kehl || Stuttgart
106 km | 14,1 km/h | 7:27 h | 1.115 Hm
AE (Karlsruhe): Lahmacun Kebab 5,- €

Zwar bin ich auch schon mal am Col du Donon gewesen (aufgefahren über das Val de Senones), aber noch nicht auf dem Donon selbst. Dieser ist über eine asphaltierte Straße in einem weiten Bogen bis zum Sendemast hin zu erreichen, das letzt Stück muss man dann zu Fuß über Stufen erklimmen. Der Sendemast ist zwar von Ferne das auffälligste Merkmal des Donons, von näher betrachtet fällt aber ein Tempel ins Auge. Es handelt sich aber nicht um die Akropolis, die Sarkozy den Griechen abgeluchst hat, sondern um eine neoklassische, freie Rekonstruktion aus dem 19. Jahrhundert, unter Napoleon III. errichtet. Die eigentliche mythische Bedeutung des Donon geht vielmehr auf keltische und römische Relikte zurück, die hier gefunden wurden und in einem Museum in Strasbourg zu besichtigen sind. Ein paar Tafeln nebst Zisterne informieren darüber.

Auf etwas rumpeligen Waldwegen bzw. Langlaufpisten gelange ich an den Fuß des Petit Donon. Hier vom Col Entre les Deux Donons führt eine später verzweigte Piste ins Bruche-Tal, nach Schirmeck und Wisches. Wie gut die Pisten sind, kann ich nicht abschätzen, der Einstieg hier oben scheint mir aber eher schwierig. Auf Asphalt gelangt man wieder zur Höhenstraße, von der man sowohl ins Tal der Sarre Blanche als in das Tal der Sarre Rouge abfahren kann.

Am Ende der Höhenroute vor dem Abfall zur Roten Saar findet sich nochmal ein recht frisch geschotterter Abzweig, es fehlt jedoch an Ausschilderung. Da ich zu diesem Zeitpunkt weder im Besitz einer verfeinerten IGN-Karte war, noch über natashs und peterxtrs Infos verfügte, entschied ich mich gegen den Versuch, die Route nach Engenthal (vgl. Halloween-Tour) auszuloten. Das Zeitfenster für eine unbekannte Schotterpiste, bei der mich noch verfahren könnte und die anschließend doch noch recht weite Strecke bis zum Rückfahrtsbahnhof war mir zu klein.

Es sei noch gesagt, das der Anschluss der Engenthal-Forststraße an den Donon offiziell für Autos gesperrt ist (wie ich ein Schild auf der Halloween-Tour interpretieren muss – im Gegensatz zur Durchfahrt nach Walscheid und Abreschviller). Deswegen wohl auch der Rückbau der alten Asphaltroute, wie von natash beschrieben. Wohl auch deswegen ist hier oben an der Donon-Höhenstraße wohl keine Beschilderung vorhanden, obwohl ja das Forsthaus Grossmann irgendwie offiziell anfahrbar sein müsste. Ein bisschen Verwirrung bleibt trotz aller Infos und Karten.

Als Alternative nehme ich mir ein paar Seitenwege zum Bruche-Tal um Grendelbruch vor. Über die Ostrampe des Donon hinunter nach Schirmeck, zweigt man dort unmittelbar auf eine Halbhöhenroute südlich und oberhalb des Bruche-Tals über Russ und Schwarzbach ab. Teils alleenartig und mit Talblick ist das eine sehr schöne und nicht so schwierige Route. Wer diese Strecke als Alternative zum Bruche-Tal für den Vogesenausstieg in Richtung Strasbourg nehmen möchte, fährt bei der Grendbruchhöhe gleich in den Ort hinunter und entlang der Magel über Eichwald nach Rosheim.

Ich selber bin noch eine Schleife auf der Halbhöhe mit Weiden zum Col de Franzlühr gefahren. Dort findet sich ein größerer Waldrastplatz mit einer Kreuzung zahlreicher Wanderwege. Ins Mageltal führt dann ein Piste, die nach Karte als Straße gezeichnet ist, deren Asphalt aber so weit aufgelöst ist, dass man von einer eher ungemütlichen Offroadstrecke sprechen muss. Auch bietet der dunkle Nadelwald landschaftlich nicht viel. Anders ist es dann unten im Mageltal, dass man nach oben auch als Anschluss zur Heidenkopf- oder Champ-du-Feu-Route benutzen kann (vgl. Halloween-Route). Hier liegen entwurzelte und geknickte Bäum ungeordnet quer über Sumpfdotterblumen im Bachbett, Schmetterlinge umschwirren die im Sonnenlicht sich räkelnden Blumenkelche.

Die Ausfahrt jenseits von Grendelbruch führt dann zunächst durch eine leicht gewölbte Talweidelandschaft und dann überwiegend durch Buchenwald. Boersch und Rosheim befinden sich inmitten einer Rebenlandschaft, danach folgt das eher öde Ackerland der Rheinebene und die Urbanisation Strasbourgs. Zu erwähnen sei noch, dass neben dem charmanten, ein wenig verschlafenen Grendelbruch mit Boersch und Rosheim zwei bedeutende Weinorte an der Strecke liegen. Rosheim ist bereits sehr städtisch geprägt, Boersch hat sich aber den Reiz eines pittoresken Kleinods bewahrt. Auch ein Abstecher ins nahe gelegene Obernai ist empfehlenswert (Anschlussmöglichkeit zur Tour V4).


Zur Bildergalerie Oster-Tour (folgendes Bild anklicken, auf Diaschau klicken, F11 für Vollbild drücken):



In Kürze folgt die Narzissentour.