Re: Pyrénées Cathares-Catalán

von: veloträumer

Re: Pyrénées Cathares-Catalán - 28.11.11 20:45

In Antwort auf: bep
Wir harren sabbernd der Fortsetzung.

Für die Leseratten kann da jetzt Abhilfe geschaffen werden. Immer noch Prolog, daher für die Bilderstürmer Zeit, ein weiteres Bier an der Theke zu zapfen. bier

Schlafen als Nomade

Das Thema Übernachtung ist bei einem Reisenden mit Zelt i.d.R. schnell abgehandelt. Das Mobilhaus sieht immer gleich aus, der Schlafkomfort auch. Das klassische Ziel sind Campingplätze – die sind sicherlich unterschiedlich, für einen Nur-Übernachter aber auch weitgehend monofunktional. Dass französische Campingplätze selten über Klopapier verfügen ist nach wie vor üblich, wenngleich man manchmal positiv überrascht wird – insbesondere wenn Niederländer die Hände in der Arbeit haben. Auch nicht neu ist, dass im Schnitt spanische Campings eher etwas teurer als französische sind. Trotzdem setzten die Rekordlatte die Franzosen in dem FKK-Camping in Maureillas-las-Illas auf 25 Euro (Einzelpreis ist allerdings identisch zum 2-Personen-Preis – mal wieder Pech als Alleinreisender gehabt). Wohl aber auch das schönste Camping-Gelände auf dieser Tour. Auf einigen Camping Municipal hingegen war ich mal wieder nicht zahlender Parasit, peinlich weil ich keine offene Rezeption aufgrund meiner An- und Abreisezeiten vorfand.

Nicht glücklich war ich über den Camping Repos de Pedraforca, inmitten der Serra del Cadí unweit Saldes gelegen. Der recht teure Platz war übermäßig voll und laut, mit allem touristischen Schnickschnack (zu meinem Vorteil auch mit Restaurant, da abseits der Orte), aber mit Stellplätzen, auf denen kein Hering ins Erdreich rein wollte. Auf jeder wilden Wiese in der Nähe hätte ich mein Zelt besser aufstellen können. Warum derart professionelle Platzbetreiber solche Stellflächen bereit halten, bleibt deren Geheimnis – es sei denn, sie haben nur noch den Autocamper mit Hammer und Riesenzelt oder mit Caravan im Auge. verärgert In jedem Fall ein klares Minus mit dem Rat an andere Radler, eine bessere Standortwahl zu treffen (evtl. Gosols, auch charmanter in Ortsnähe gelegen).



Trotz der hohen Campingplatzdichte erreichte ich oft nicht einen Platz. Das lag vor allem daran, dass ich mich meistens aus dem Takt meiner Planung herausbewegte. In den sehr ländlichen Gegenden ist dann auch nicht überall ein Camping zu finden – in Spanien noch weniger. In manchen Situationen war es mir auch wichtiger, noch etwas weiter voranzukommen als frühzeitig an einem Campingplatz Station zu machen. Die Konsequenz heißt Wildcampen – nicht wirklich ein Problem in den meisten Fällen. Ich war allerdings auch bereit in Höhlen zu schlafen, nahezu innerorts in der Picknickecke, unter dem Dach einer verfallenen Kirche in einem Bergdorf, in dem bereits mehrere mysteriöse Morde stattfanden, teuflisch oder unter einem Tankstellendach im Windsog des Gewitterregens (s.o.). Insgesamt lagen knapp die Hälfte der Übernachtungsplätze auf freier Wildbahn. Für manche die normale Reisewirklichkeit, für andere eine Gruselvorstellung.

Zeltübernachtungen bergen aber auch Gefahren, die man nicht alle vorausahnen kann. Die wohl kurioseste Geschichte meiner Radreisekarriere insgesamt ereignete sich beim Wildcampen auf der Passhöhe des Coll de Fadeilla (Tremp – Coll de Nargó). Bereits hier im Forum breit getreten, erdreistete sich ein katalanisches Tier – allen fundierten Hinweisen zufolge namentlich ein Fuchs – Dreiviertel meines Schuhwerkes unter der Apsis des Zeltes zu rauben. entsetzt böse Wahrscheinlich verhinderte nur mein nächtlicher Harndrang Schlimmeres. Im Morgenlicht konnte ich meinen zweiten Radschuh in gewisser Entfernung zum Zelt glücklicherweise wiederfinden – die Sandalen blieben indes verschollen. Nach fuchswissenschaftlichen Erkenntnissen liebt dieser Leder- und Schweißgeruch – der Radschuh war aber ohne Leder und hatte wohl nicht ausreichend gemüffelt, schmunzel sodass Meister Reinecke ihn fallen ließ.

Ohne Folgen blieben der nächtliche Überfall des Campingplatz in Vernet-les-Bains durch eine Wildschweinhorde. Dass Essbare hatte ich noch schnell vom Rad ins Zeltinnere genommen und hoffte auf ethisch-moralische aufrichte Wildsauen, die nicht ihr eigen Fleisch und Wurst essen möchten. listig Die Exkursion der Borstentruppe war zwar lautstark, aber nur von kurzer Dauer. Aufatmen!

Festunterkünfte bezog ich nur zweimal. Einmal litt ich nach unsäglich langatmiger Passfahrt und nächtlicher Abfahrt vom Puerto de Beret ins Vall d’Aran an unterkühlten Schultern und Unwohlsein. Zwar sorgte das warme Essen eines schmackhaften Kartoffelauflaufes für Entspannung, doch sehnte ich mich gegen Mitternacht nach einer schlichten Bettfalle ohne Arbeit. Die Umgebung war wegen Steillagen und dichter Bebauung zum Wildzelten auch recht schwierig. So fand ich mit Unterstützung der Dame des Restaurants in Salardú einen Platz im C.E.C. – Centres Excursiones Catalunya – eine Art Wanderheim im Jugendherbergsstil. Die 15 Euro waren mehr als günstig, wenngleich das angekündigte Frühstück lediglich aus einer schlichten Tasse Milchkaffee bestand. Das war auch ein Glücksfall, denn das Vall d’Aran ist touristisch recht begehrt und für teure Unterkünfte bekannt.



Die andere Festunterkunft war ein Übernachtungsangebot von Forumsmitglied Rainer alias Axurit, der seinen gerade beginnenden Lebensabend in einem eigenen Häuschen in Corneilla-s-Rivière (Nähe Perpignan) einzurichten beginnt, nachdem er dem Ulmer Donauufer zugunsten des Südens den Rücken gekehrt hat. Die Absprache funktionierte ausgezeichnet, wenngleich ich zum pünktlichen Erreichen meine Etappe kürzen und umbauen musste. (Genau genommen lag das mehr an den beiden Vortagen, die von Wind und ein paar weiteren ungünstigen Umständen geradezu torpediert wurden.) Rainer sorgte zwischen Umzugs- und Renovierungsgewirr für einen gelungenen Grillabend im mediterranen Balkonklima. Corneilla ist ein hübsches Örtchen, das zum Radeln eine ideale Lage hat. Man kann in der Ebene zwischen Schilf, natürlichen Lehmwänden, Platanenalleen und Obstplantagen herumdöseln, Hügelfahrten mit südlichem Flair unternehmen oder sich auch nahebei auf anspruchsvolle Gebirgstouren begeben. Ländliches und Großstadtnähe fließen zueinander. Obst und Wein gibt es wie im Schlaraffenland.

Rainer würde sich übrigens freuen, wenn weitere Forumsmitglieder bei ihm mal vorbeischauen würden. An dieser Stelle: HERZLICHEN DANK, Rainer, für Kost und Logis! bravo


Essen und Trinken

Grundlegendes über Essen in Frankreich oder Spanien zu erzählen hieße Eulen nach Athen tragen. Ich beschränke mich als auf Auffälliges und Veränderungen gegenüber Vorjahren. Das Auffälligste beim Essen ist natürlich, wenn man nichts zu essen bekommt. Das war diesmal wieder in verschiedenen ländlichen Teilen recht häufig kritisch.



Durch das Corbière irrte ich einen ganzen Tag lang, ohne einen Bäcker zu finden. Für Frankreich schon sehr ungewöhnlich. Und nur zwei Bistros lagen auf dieser Strecke, eines war in der Frühe noch nicht auf, das andere nutzte ich Mittags im Dörfchen am Fuße der Burg Termes, die ich anschließend besichtigte. Das kleine Gericht mit Ökoprodukten war durchaus schmackhaft, aber auch nicht ausreichend energiereich. Zum Glück konnte ich auf Vorräte vom Markteinkauf am Vortag in Port-la-Nouvelle zurückgreifen, was insbesondere auch das Abendmahl rettete, wenngleich Wurst, Käse und Oliven ohne Brot und Wein ein lückenhaftes Geschmackserlebnis liefern. Schon am Vorabend, dem ersten Reisetag, ergatterte ich nur ein Sandwich mit einer Karaffe Wein, weil das einzig verfügbare Restaurant gerade mit einer Feiergesellschaft überfordert war. Und noch ein Abend mehr: Auch das Abendessen bei der Zuganreise war natürlich ein Kaltessen mit selbst gemachten Brötchen. Insgesamt musste ich doch sehr häufig auf Selbstversorgung zurückgreifen, was zwar die erwarteten Kosten der Reise senkte, aber den Genuss auch etwas trübte.

Ein ziemliches Desaster war auch der Versuch auf der Etappe über den Collade des Roques Blanches an Brot oder anderes Verwertbare zu kommen. Nachdem ich sträflicherweise Vernet-les-Bains frühzeitig ohne Suche nach vielleicht geöffnetem Bäcker verließ, gab es dergleichen nichts Geöffnetes im laut Karte großen Besiedlungsfleck Casteil – letztlich nur noch ein ruhiges Bergdorf. Dass auf der folgenden Route kaum noch Verpflegung zu erhalten war bis zum Abend in Prats-de-Mollo, war zu befürchten. Doch gipfelte meine Bemühung um etwas Nahrung darin, dass in einem Dorfbistro in Py die Wirtin auch noch einen kleinen Laden führte. So das Glück kurz vor Augen, verlangte sie für eine Tüte Trockenpflaumen und eine Packung lätschiges Industrieschnittbrot stolze 8 Euro. entsetzt Wir sind uns etwas in die Haare geraten, zum Glück beherrsche ich die französische Sprache nicht. Dass die Frau im Bergdorf anders kalkulieren muss, mag stimmen, dem steht aber auch eine Wuchergrenze gegenüber. Wenn aber der Berg so steil ist wie der Col de Mantet und eine ungewiss lang dauernde Schotterfahrt durch Niemandsland ansteht, muss der schweißüberströmte Radler auch dieses Angebot wohlwollend akzeptieren. Das Brot hielt erstaunlich lange ohne trocken zu werden, derweil ich stets frisches Brot an den Folgetage zukaufte. Es war so eine Art Notration und ich nannte es fortan das „Luxusbrot“. Die Trockenpflaumen hätte ich mir sparen können, denn die kaute ich erst Wochen später.

Wenn wir bei den Preisen sind: Ich hatte den Eindruck, dass Obst und Gemüse in Frankreich relativ billiger im Vergleich zu dem in Deutschland geworden ist. Das mag damit zusammen hängen, dass Obst und Gemüse nebst Brot, Molkereiprodukten in den letzen 1-2 Jahren sich in Deutschland doch stark verteuert hat. Discounterpreise einmal ausgeklammert. Süße Sachen sind in Frankreich standardmäßig sehr teuer geblieben oder gar noch teurer geworden.

Die üblichen Käse-Schmankerl und Wurstsorten könnt ihr den Bildergalerien entnehmen. Natürlich habe ich bei der Auswahl an herben Ziegenkäse immerzu kräftig zugeschlagen. Auf dem Mittelaltermarkt in St-Bertrand-de-Comminges gab es sogar korsische Käse- und Wurstspezialitäten. Hervorheben möchte den Käse „Le Rogallais“ direkt vom Produzenten Julien Coumes im schönen Städtchen Seix im Couserans, den dieser mit einem stilisierten Selbstporträt auf dem Etikett vermarktet. Herausragende Wurstspezialitäten fand ich auch auf dem Markt von Besalú (Garrotxa). Besondere Wurst, Käse, Honige und Backwaren gibt es in Castellar de N’Hug (Serra del Cadí-Moixeró) – darunter die vielleicht größten Croissants der Welt. Die Spezialitäten sind in dem auch sonst pittoresken Örtchen mittlerweile zur dominierenden Touristenattraktion geworden.



Zu den variantenreichen Köstlichkeiten zählen auch die Honige, von denen ich einige in Frankreich direkt von Produzenten erworben habe. Sündhaft teure Trockenfrüchte habe ich mir in Font-Romeu aus einem ziemlich tuntenhaften Laden gegönnt. Schokoladen habe ich diesmal weitgehend gemieden, dafür immer wieder bei Kuchenartigem zugegriffen. Besondere Vollkornprodukte (Kekse, Brot) gab es direkt bei der Mühle in Cucugnan (Corbière) – ein liebliches Kleinod zwischen zwei Katharerburgen. Im Fenouillèdes fast überall erhältlich sind die schmackhaften Mandelkekse aus St-Paul, die mir auch noch aus meiner 2004er-Tour in genüsslicher Erinnerung waren. Eine optisch wie geschmacklich besonders hervorstechende Leckerei ist der Gâteau de la broche, dem in Arreau sogar ein Fest gewidmet ist, das allerdings über zwei Wochen nach meiner Durchreise stattfand. Erwähnenswert sind auch die Produkte der Konditorei Salvat in Sant Joan de les Abadesses, die auch feine Weine vertreibt und bereits seit 1910 existiert.

Wie immer ist bei späten Etappenankünften keine große Auswahl von Restaurants mehr möglich. Oft musste ich mich damit zufrieden geben, überhaupt etwas zu essen zu bekommen. Dabei muss der Notanker nicht immer das schlechteste Mahl bedeuten. La Bastide-de-Serou erreichte ich bereits in der Dunkelheit gegen Dreiviertel Zehn, nachdem ich vergeblich in kleineren Orten zuvor ein Restaurant gesucht hatte (auf ca. 40 km nichts). In der einzig geöffneten Brasserie mit Essgelegenheit wollte man mir nichts mehr servieren. Da habe ich sie bei der Ehre gepackt – so etwas wäre in Deutschland nicht möglich (!) (haha, natürlich gibts das auch bei uns auf dem Lande!). Dann haben sie sich einen Ruck gegeben und schnell noch ein Menü gezaubert, das zu den besseren und zugleich preisgünstigen der Reise gehörte.

Hervorzuheben sind zudem die kulinarischen Leistungen in Frankreich im Camp naturiste „La Clapère“ in Maureillas-las-Illas (wenngleich ich am ersten Abend wegen kollektiven Grillabends nichts mehr bekam) – auch ein schönes, künstlerisch-erotisches Ambiente (Bilder, Instrumente), in Arreau, in St-Girons, in Mont-Louis, in Antichan und kurioserweise in Lourdes, wo ich bereits einmal schlechte Erfahrungen gesammelt hatte. Das Restaurant im alten Plüschstil unmittelbar in Bahnhofsnähe wirkt etwas abgehoben und mit einem stocksteifen Kellner geradezu steril. Trotzdem war das Essen nicht nur ausgesprochen gut sondern auch noch günstig. Ich vermute, dass in Lourdes bereits durch die Überfülle ein ziemlich starker Preisdruck existiert, zumal viele Pilger sich auf Fast Food stürzen – u.a. ist auch McDonalds vor Ort. Eine interessante, durchaus schmackhafte Note lieferte auch das afghanische Restaurant in Puivert.

Eher unerfreuliche Geschmackserlebnisse gab es auch. In Vernet-les-Bains verfehlte ein Franzose mit italienischer Küche das richtige Timing für die Pasta wie auch die Rezeptur für eine Sauce Bolognese. In St-Beat – immerhin mit zwei Campingplätzen, einem Bildhauerwettbewerb und einer touristisch angepriesen Burg aufwartend – gab es schlicht nur eine Brasserie mit Minimalkarte. Zur faden Ente waren auch noch die Pommes Frites ausgegangen – alles ohne Beilage, da musste ich schon aus Gründen der Energiezufuhr ein Omelett als Nachschlag bestellen. In Osseja gab es ein ähnliches Essen, Entenbrust – zwar mit Pommes Frites, aber so lieblos und langweilig zubereitet, dass es für den Preis schon eine Frechheit war (Pizzeria/Restaurant am Ortsrand Richtung See, es gibt aber Alternativen). In Aulus-les-Bains war der Wirt zwar sehr freundlich, die wohl aber schon mehrfach aufgewärmten Pommes Frites allerdings ein Sakrileg für eine Essnation wie Frankreich.



Die spanisch-katalanische Küche genießt zwar gemeinhin Weltruf, doch bezieht sich das auf ausgewählte Köche und Restaurants. Ähnlich wie in Deutschland bleibt die ordinäre Landküche hinter der Spitzenküche oft deutlich zurück. Wirklich schlecht ist aber auch nichts. Zu den lokalen Spezialitäten der Vulkangegend Garrotxa gehört eine Art Auflauf mit Pilzen, Kartoffeln, Wurst und Käse – optisch kein Blickfang, aber sehr schmackhaft. Ebenso gab es in Olot (1.Abend) eine leckere Sauce zum Fleisch. Es gelang mir aber nicht, dem angeblich Englisch sprechenden Kellner meinen Wunsch nach Kartoffelbeilage klar zu machen. Dieses für Spanien typische Nur-Fleisch-mit-Brot-essen entspricht weder meine Geschmacksnerven, noch werden dadurch die Energiereserven ausreichend aufgestockt. Zu den leckeren Auflaufgerichten gehörte auch der Nach-Küchenschluss-Service in einem urigen Lokal in Salardú (Vall d’Aran), wo ich die aufopfernde Hilfestellung der auch hübschen Wirtin hier besonders hervorheben möchte (s.o.). Schließlich sei noch erwähnt, dass es oft ein menu del dia gibt, das im Vergleich zur freien Kartenauswahl wesentlich günstiger ist und gleichwohl meistens schon eine Flasche Hauswein beinhaltet (so auch das ordentliche Essen in Plan).


Besichtungen, Exkursionen und Reisemitbringsel

Die einzelnen Sehenswürdigkeiten, die ich in Teilen auch per Eintritt besichtigt habe, entnehmt ihr bitte der jeweiligen Etappenblöcken. Allgemein sei aber darauf verwiesen, dass es für die Attraktionen Besichtungspässe gibt, die sich auch überschneiden können. Man bekommt sie gegen kleines Geld und erhält dann an den nächsten Besichtungsorten Ermäßigung. Das lohnt sich meist schon bei 2-3 Besichtigungen. Ich erhielt sogar einen katalanischen Kulturpass gratis beim Besuch der Cave Byrrh in Thuir. Ob es sich dabei um eine regelmäßige Leistung handelte oder eine besondere Zugabe des Tages (für langes Warten?), kann ich nicht sagen. Ein anderer Kulturpass, der mir im Museum von Puivert angeboten wurde, hätte alle Katharerstätten abgedeckt, dafür aber wieder nicht andere Sehenswürdigkeiten z.B. im Roussillon. Da mir bei den ersten Besichtigungen kein solcher Pass angeboten wurde, solltet ihr gleich zu Anfang nachfragen – vielleicht auch bei einer Touristinfo beim Tourstart. Die Eintrittsgelder sind auch ohne Ermäßigung alle recht zivil. So kostet das von mir leider ausgelassene, aber bedeutende Musée d’art moderne in Ceret 5,50 € (ermäßigt 5,- €) Eintritt. In Frankfurt oder Basel zahlt man gut das Doppelte im gleichen Genre.



Zweifellos zu den Höhepunkten gehörten die Begegnungen mit dem Mitteralter. Zum einen kam ich zufällig in Genuss des Mittelalterfestes in St-Bertrand-de-Comminges mit einigen hochwertigen Performances mittelalterlicher und orientalischer Musik- und Tanzdarbietungen. Zum anderen schweifte ich - auch ein wenig zufällig, eine Zwangsregenpause nutzend - durch die Räume des Troubadour-Museums in Puivert. Ein glanzvolle Darstellung in Ton, Text und mit historischen Instrumentenexponaten; ergänzend auch Geschichtskunde zu den Katharern mit der oberhalb des Ortes liegenden Burg. - Eine unbedingte Empfehlung für alle, die dort in der Nähe unterwegs sein sollten.

Als Ausländer bekommt man in den meisten Fällen Unterlagen in deutscher – soweit vorhanden – oder englischer Sprache. Audioguides sind manchmal im Preis inbegriffen, andernorts kosten sie extra. Steigt man schwere Stiege hinauf, den Ortlieb-Lenkertaschenwürfel in der einen Hand, die Kamera schussbereit in der anderen und muss auch noch Objektive öfters wechseln, hat man nicht unbedingt Lust, diese Audioguides auch noch dauernd ans Ohr zu klemmen. Je nachdem eine Kompromissentscheidung für oder gegen mehr Hintergrundinfo. Sofern ich hier in den Etappendaten „B:“ (= Besichtigung, Exkursion) 0,- € angegeben habe, bedeutet das, dass kein Eintritt zu zahlen ist, aber eine wesentliche Abweichung vom Radkurs bzw. ein längeres Absitzen und explizites Laufen nötig sind.



Unter meinen nicht essbaren – wie immer zahlreichen, kleinen Reisemitbringseln – möchte ich drei Teile aufgrund ihrer besonders ansprechenden Kunstartigkeit vorstellen. Von Barcino – eine schon eher internationale Design-Manufaktur in Barcelona, die farbenprächtige Miniaturen im Stile Antoni Gaudís herstellt – habe ich in einem Laden in Besalú ein besonders prächtiges Schmetterlingsexemplar erworben.

Ein ungewöhnliche Technik verwendet eine Dame mit selbstgemachten Geschenkartikeln aus dem bereits erwähnten Örtchen Seix im Couserans. Sie modelliert u.a. Figuren, die aus echten Pflanzenblättern bestehen und durch Glanztinkturen haltbar gemacht wurden. Mein mitgebrachtes Exemplar stellt eine gewissermaßen barocke Hexendame dar.



Wie schon die beiden anderen Mitbringsel ist auch die Postkarte ein Unikat, die mit der Quilling-Technik gearbeitet wurde. Sie stammt aus einem schlichten Souvenirshop an der Col-d’Aspin-Straße bei Espiadet. Quilling ist eine filigrane Papierfaltkunst, bei der dünne Papierstreifen mit einer Nadel so gerollt werden, dass am Ende ein Bild entsteht. Die Anfänge dieser Technik stammen aus dem Europa des 13. bis 15. Jahrhunderts, als Nonnen in religiöse Artefakte mit Papierstreifen dekorierten. Dazu behalfen sie sich der Schreibfeder (= quill, engl.). Selbst unter professionellen Bedingungen ist es nicht möglich, zwei identische Bilder herzustellen. Da sich meist Frauen mit dieser Kunstfertigkeit beschäftigen, dominieren Blumen- und Blättermotive, doch gibt es auch komplexere Bilder. Verschickt habe ich ein Motiv mit Gämse, die von mir mitgebrachte Karte stellt den Gelben Enzian dar – vielleicht meine Lieblingsblume in den Bergen, weil sie verstärkt erst ab einer bestimmten Höhe auftritt und bis 2500 m hoch wächst – also meine Bergziegenreviere ankündigt und blühend begleitet. schmunzel

Fortsetzung folgt