Re: Tansania und Mosambik 2010

von: zulukurt

Re: Tansania und Mosambik 2010 - 21.08.11 14:09


Teil II

Hier die Fotos zum 2. Teil der Tour:
https://picasaweb.google.com/10147426678...feat=directlink



14.9.
Per Minibus sollte es heute von Lichinga 250 Km in Richtung Osten nach Maruppa gehen, wo auch die Piste zum wilden Niassa NP nordwärts abgeht. Trotz intensiver Rumfragerei stehen wir zuerst am falschen „Busbahnhof“ herum, doch schließlich bringt uns ein Radler zum gut 3km entfernten Haltepunkt der Maruppa-Minibusse. Räder auf das Dach, rein in die Enge und los. Nach ca. 20 Km verliessen wir die Hochebene und fuhren auf ausgezeichneter fast verkehrsloser Teerstraße durch scheinbar menschenleere grüne Wälder, aus denen immer wieder einzelne Felsendome ragen. Leider war der Tag sehr diesig, so daß Fotografieren zwecklos war. Als wir noch tiefer kamen, wurde es scheinbar trockener und vereinzelte Dörfer tauchten auf, deren Baustil sich irgendwann abrupt ändert. 10 km vor unserem Ziel blieb unser Bus endgültig liegen. Für uns natürlich kein Problem, im Gegenteil, uns waren die paar Radkilometer nach der Enge willkommen. Maruppa, mitten im Nichts, überraschte uns durch ein paar schöne Gebäude, einen gut bestückten Markt und lebendige Kneipen. Wir kamen auf einer kleinen rustikalen Campsite unter und mit ein paar Deutschen, die gerade per Allrad von der Küste gekommen waren, ins Gespräch. Sie hielten es für nahezu ausgeschlossen, daß wir die Strecke nach Balama per Rad bewältigen könnten und auch der Campsitebesitzer war sich nicht sicher. Da es auf der Route aber keinen öffentlichen Verkehr gibt, was in Afrika schon etwas heißt, und auch keine private Mitfahrgelegenheit zu bekommen war, schlicht aus dem Grund, daß fast niemand von Maruppa nach Osten fährt, starteten wir am nächsten Morgen doch per Rad.

15.9.
Auf den des ersten 35 km nach Nungo überraschte uns die ausgezeichnete Piste und da wir auch noch 200 Höhenmeter verloren, rollte es sich fantastisch an den monolithischen Felsbergen vorbei. Leider entwickelte ich dann wohl etwas zuviel Vertrauen zur Piste und wurde unkonzentriert. Am Ende einer der vielen kleinen Abfahrten, die man problemlos mit gut 40 kmh runterknallen konnte, übersah ich ein Sandloch, kam ins Schleudern und ging nach meterlangem harten Kampf doch noch über den Lenker. Außer einer leichten Prellung am Ellenbogen und einem ordentlich verschrammten Schienbein, war ich mit dem Schrecken davon gekommen, der mich allerdings die nächsten Tage doch recht vorsichtig fahren ließ. In Nungo, dem letzetn richtigen Dorf für die nächsten gut 150 Km, wurden wir begeistert empfangen und konnten uns noch mal mit Wasser und Getränken versorgen.
Am östlichen Ortsausgang wurde uns dann schnell klar, was uns im weiteren Streckenverlauf erwarten würde. Ein frisch durch den Busch geschlagener besserer Trampelpfad ersetzte die völlig weggespülte Piste, so daß wir uns mehrfach bestätigen ließen, daß das der Weg nach Balama sei.
In den kleinen Dörfern und Siedlungen reagieren die Bewohner teilweise schon hysterisch auf uns. Frauen, Kinder und auch die jüngeren Männer kamen schreiend u. kreischend zur Piste gerannt. Überall tönte es „Mzungu, Mzungu“ (Weiße). Als es einmal schon bedrohliche Ausmaße anzunehmen begann, rief zum Glück ein älterer Mann die Massen zur Ordnung. Kinder folgten uns z.T. 2-3 Kilometer weit, was aufgrund des Sandes, in dem wir ständig stecken blieben, für sie kein Problem war. Begegneten wir einzelnen Menschen, waren diese meist verängstigt und trauten sich kaum an uns vorbei, obwohl wir schon immer von weitem freundlich grüßten. Ältere, die noch die Knute der portugiesischen Kolonialherren kennengelernt hatten, grüßten uns geradezu unterwürfig („padron“).
Am späten Nachmittag schlugen wir uns wieder in den Busch und mußten wegen den kleinen Bienen erst mal bis zur Dämmerung im Zelt verschwinden. Nach dem Essen rochen wir plötzlich Rauch und von einem alten Termitenhügel aus konnten wir dann beobachten wie sich nicht allzu weit entfent ein paar Flammen in wenigen Minuten zu einer Feuersbrunst entwickelten. Das hieß im Dunkeln das Zelt abzubauen und uns zurück zur Piste zu kämpfen, bis wir schließlich zu einem bereits abgebrannten Stück kamen und dort direkt an der Piste die Zelte wieder aufschlugen.

16.9.
Schon am frühen Morgen war klar, daß uns ein heißer Tag erwartete, kein Wölkchen weit und breit. Dafür zeigte uns die Piste sofort warum wir vor ihr gewarnt worden waren. Ständig blieben wir im Sand stecken und auch die kleinen Trampelpfade neben der Piste, die sonst oft befahrbar waren, zumindest wenn man hochkonzentriert auf einer extrem schmalen Zickzackspur balancierte, waren an hier oft tiefsandig. Als wir dann kurz nach dem Start durch eine Savannenlandschaft kamen, stürzten sich zu allem Überfluß auch noch Tsetsefliegen auf uns. Die Lanschaft blieb schön, doch die Piste wurde noch härter, so daß z.T. nicht mal mehr Schieben möglich ist. Daher bogen wir ab in den Busch, der zum Glück aufgrund von Bränden relativ arm an Gestrüpp war. In der Mittagshitze kamen wir an unsere Grenzen. Gegen 13:00 kamen wir endlich in ein kleines Dorf und es gab für jeden ein Bier und einen Mangobaum, also Schatten, und die Leute ließen uns in Ruhe, so daß wir erst mal etwas schlafen konnten.
Hinter dem Dorf wurde die Piste zeitweise etwas besser und erlaubte auch mal Geschwindigkeiten von bis zu 20 kmh. Häufig mußten wir über kleine Bäche über die Baumstämme als Brücken gelegt waren. Mit der Zeit wurde die Besiedlung wieder dichter und wir konnten 2 reife Papayas ergattern, die wir dann vor 30-40 Menschen, die im Kreis um uns herum standen, verzehrten. Als wir am Abend unter einem Baobab die Zelte aufschlugen, hatten wir erstaunliche 82 Km mit einem Durchschnitt von 11,8 kmh hinter uns gebracht.

17.9.
Am Morgen hieß es dann gleich wieder den Kampf mit dem Sand aufzunehmen, doch zum Glück nur für 7 Km, denn dann waren wir bereits in Balama, das auch schon mal bessere Zeiten gesehen hatte und noch aus portugiesischer Zeit eine ehemals protzige 4 spurige Straße im Zentrum hatte. Es gab ein Frühstück mit frischem Brot im Stehen und weiter ging es, da wir die Hoffnung hatten, es noch an diesem Tag bis nach Pemba am indischen Ozean zu schaffen, wo wir erst mal ein bis zwei Tage Pause machen würden.
Zwischen Balama und Montepuez war eine einzige 65 Km lange Baustelle, in der mit großen Materialeinsatz und unter gewaltigem Landschaftsverbrauch gearbeitet wurde. Da jedoch der Untergrund recht fest war, rissen wir die Strecke flott ab. In den Dörfern tauchten zunehmend mehr Kokospalmen auf und auf vielen Feldern war die Baumwolle reif. Im richtig städtischen und großzügig angelegten Montepuez, bestiegen wir nach zähen Verhandlungen einen Minibus, der uns auf der topausgebauten Straße nach Pemba brachte. An der Einfallsstraße ließen wir uns absetzten und fanden mit viel Fragerei ein schönes Strandresort.

18. + 19.9.
Wir gönnten uns 2 Pausentage mit je 3 üppigen Mahlzeiten und viel Faulenzerei am Palmenstrand. Zwischendurch besichtigten wir Pemba, kauften ein paar Souvenirs, plünderten den ATM und versorgten uns mit frischen Vorräten. Schließlich hatten wir in 2 Tagen deutlich mehr Geld ausgegeben als in den ein oder zwei Wochen zuvor.



20.9.
Von nun an ging es nordwärts die Küste hoch. Auf den ersten 20 Km hatten wir noch guten Asphalt, was dazu führte, daß wir auf einer Abfahrt unseren Geschwindigkeitsrekord mit 67 kmh aufstellten. Dann ging es auf passabler Piste über die Dörfer, die in dieser Gegend bessere Versorgungsmöglichkeiten, vor allem in Bezug auf Obst und Gemüse, boten. Mittags hielt dann neben uns Toyota und ein blonder Mann stürtzte mit den Worten „Ihr seid Deutsche, das sehe ich an den Taschen“ auf uns zu. Jörg war vor ein paar Jahren selber mit dem Rad dort unterwegs und so begeistert, daß er sich auf der nahegelegenen Ilha do Ibo niederließ und mit einem Partner das schöne Mtiwire Guesthouse eröffnete.
Nachdem wir noch eine Papaya gegen Kekse eingetauscht hatten, schlugen im Busch die Zelte auf und kochten uns einen Süßkartoffel-Curryeintopf. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit brach dann in der Nähe ein schöner Radau los, offensichtlich stritt sich ein Rudel Hyänen ums Futter. Obwohl wir schon ein paar Bier intus hatten, ließen wir uns doch soweit verunsichern, daß wir die Zelte eng zusammenstellten und von hinten mit den Rädern abschirmten. Was das gebracht hätte? Gute Frage! Die Theorie sagt, daß es keinen bestätigten Fall gibt, in dem eine Hyäne oder ein Löwe oder ein Leopard Menschen in einem GESCHLOSSENEN Zelt angegeriffen hat. Die Theorie ist aber das eine, Hyänengeheul hingegen das andere. Ich hatte auf jeden Fall eine unruhige Nacht.

21.9.
Am Morgen ging es dann durch eine hügelige Gegend auf ordentlicher Piste. An den vielen kleinen Flüssen kamen wir an üppigen Kohl- und Zwiebelfedern vorbei und in einem kleinen Straßendorf mit halbverfallenen Häusern aus portugiesicher Zeit konnten wir etliche indisch und arabisch angehauchte Snacks und Süßspeisen probieren. Bereits zur Mittagszeit kamen wir am „Hafen“ für die Dhaus nach Ibo an. Es war Ebbe und im Schlamm wimmelte es von Winkerkrabben, die schwer mit ihrem „wer hat die Größte“ Wettbewerb beschäftigt waren. Der Hafen selber war eine Schneise in den Mangroven. Uwe verhandelte hart und lange mit dem Kapitän, so daß wir Räder und Gepäck durch das bereits knietiefe Wasser tragen mußten. Die Überfahrt durch die Mangroven dauerte vielleicht eine Stunde, dann kamen ein kleines sternförmiges Fort und eine strahlend weiße Kirche in Sichtweite.
Wir steuerten das Mtiwire Hotel von Jörg an, wo wir uns das Zimmer nur leisten konnten/wollten weil gerade wenig los war und wir daher einen ordentlichen Nachlass bekamen. Das Hotel ist aber sein Geld wert und sehr geschmackvoll eingerichtet. Das Hummercurry am Abend war fantastisch und auch noch reichlich.
Der Ort Ibo besteht zu übert 50% aus Ruinen aus portugiesischer Zeit. Auch auf Ibo haben die Portugiesen verbrannte Erde hinterlassen und z.B. das E-Werk vor ihrem Abzug zerstört. An einem Seekabel wird zur Zeit gearbeitet. Da man auch an der nordmosambikanischen Küste auf einen Touristenboom wie im Süden hofft, beginnen auf Ibo erste Restaurierungsarbeiten (Kirche, Fort). Auch ein Luxushotel mit Zimmern für 300 Dollar hat sich bereits angesiedelt. Vermutlich würde ich mir in ein paar Jahren die Ilha do Ibo nicht mehr leisten können, dahin gehen auch die Einschätzungen der Einheimischen.

22.9.
Wir gönnen uns schon wieder einen Pausentag und erkunden ein wenig die Insel, besichtigen das portugiesische Fort und besuchen mehrmals die kleine ausgezeichnete Bäckerei.
Am Abend besprechen wir mit einem jungen ansässigen Russen die weitere Route, die sich ein wenig schwierig gestaltet. Wir beschließen ein Fischerboot zu chartern und nördlich von Ibo beim Dorf Olumbua anzulanden, da wir, wenn wir die Fähre zurück zum Festland nehmen würden, einen Umweg von gut 200 km machen müßten. Den Plan die Küste weiter mit einer Dhau hochzufahren müsssen wir aus Kostengründen aufgeben. Die Überfahrt nach Olumbua mit der Segeldhau kostete bereits ca. 30,-Dollar. Auch nördlich von Quiterajo, so Dimitri, werde unsere Route schwierig, die Piste, die in alllen Karten eingezeichnet sei, existiere nicht. Wir sollten es aber versuchen, er sei vor ein paar Jahren mit einem Geländemotorrad durchgekommen. Zur Not könnten wir immer noch umkehren und den Umweg über die Hauptstraße weiter im Inland machen.

23.9.
Noch im Dunklen ging es zu unserem Fischerboot und um 5:30 stakten wir in See. Da kaum Wind aufkam, schlug unser Kapitän nach einer Stunde, vor an einer Sandbank zu ankern und Schnorcheln zu gehen. Ganz uneigennützig war der Vorschlag aber nicht, da er mit seinem Kumpel in der Zeit Krebse und kleine Octopusse im flachen Wasser jagte. Kurz nach uns legte ein Ausflugsboot eines Luxushotels an und die Herrschaften nahmen erst einmal ein Sektfrühstück unter einem flugs aufgebauten Sonnensegel zu sich. Als gegen Mittag dann doch ein wenig Wind einsetzte, stakten und segelten wir dann weiter durch das kristallklare Flachwasser. Wir brauchten nur ins Wasser zu schauen, um bunte Fische, Seeigel und riesige Seesterne zu sehen. Letztlich drückte uns die einsetzende Flut an den Strand von Olumbua drückte, wo wir mal wieder für einen mittelgroßen Menschenauflauf sorgten. Ein Mittagessen war dort allerdings nicht zu bekommen, so daß wir uns mit Keksen und Bananen begnügen mußten, na, dann hatten wir schon härtere Zeiten. Da die Piste extrem tiefsandig war, zeigte uns der Kapitän und eine Abkürzung durch eine nur bei Hochwasser überfluteten Bucht, wo wir für mehrere Kilometer festen Sand mit Salzkruste unter den Rädern hatten. Letztlich konnten wir dem Sand aber nicht entkommen und mußten auf den verbliebenen 15 km bis Mucoje Schwerstarbeit verrichten (Schnitt: 10,4 kmh). Kurz hinter Mucoje am Strand von Pangane gibt es etliche Strandhotels, doch da wir weitere 7 km durch den Sand nicht mehr geschafft hätten, jedenfalls nicht vor Einbruch der Dunkelheit, fand sich zum Glück ein schickes Resort am Strand von Mucoje, das teilweise noch in Bau war und wo wir die einzigen Gäste waren, die dann für 10,- Dollar pro Nase ihre Zelte aufschlagen durften.

24.9.
Bereits um 6:30 rollten wir auf guter nagelneuer Piste nordwärts nach Quiterajo. Während unserer Frühstückspause wurden wir von 2 jungen mit Äxten bewaffneten Frauen angeflirtet Wir bekamen es mit der Angst zu tun und fuhren schnell weiter.
Kurz darauf hatte sich Uwe einen Platten geholt, unseren einzigen auf der ganzen Tour. Ein spitzer Samen, duch eine Art Regenschirm perfekt zum Einfahren aufgerichtet, hatte sich durch den Marathon XR gebohrt.
In Quiterajo hatten wir Probleme jemanden zu finden der genug Englisch sprach, um uns Auskünfte über den weiteren Weg zu geben. Nach einer halben Stunde hatten hilfsbereite Leute den 20 jährigen Dorflehrer aufgetrieben, der jedoch auch kaum Englisch sprach. Nach einer Weile verstanden wir, daß erst morgen eine Dhau nach Mocimboa abgehe, die aber 3 Tage brauchen würde, weil noch 2 Inseln auf dem Weg angesteuert würden und der Wind z.Z. schlecht sei. Der Weg über die Flüsse wäre aber passierbar. Wir müßten aber wieder 3 km vom Strand zurück zur Poststation am Ende der Piste, dort würde der Weg abgehen. Doch dort waren nur Trampelpfade erkennbar. Ein älterer Mann brachte uns schließlich zu einem Ranger des nahegelegenen Naturschutzgebietes (ja, es gibt hier Löwen, Elefanten, Hyänen, Büffel usw.). Der erklärte uns, daß wir die Flüsse nur bei Ebbe überqueren könnten und uns daher beeilen müßten. Schließlich engagierten wir einen Führer, der uns auf einem schmalen Pfad, auf dem wir auch noch Slalom um Elefantendung fahren mußten, bis zum ersten Mangrovensumpf führte. Bis zu den Knien im grauen Schlamm wuchteten wir die Räder hindurch, dann wieder ein paar Km fester Grund bis zum ersten Fluß. Der bei Ebbe knietiefe und gut 20 m breite Fluß war nicht das Problem, sondern der tiefe Schlamm beim Ein- und Austsieg. Dann hieß es wieder aufladen und vielleicht 2-3 km durch den Busch zu holpern bis zum 2 Fluß an den sich noch ein paar hundert Meter Mangroven anschlossen, bis wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Hier verabschiedete sich unserer Führer und kehrte um, während wir völlig fertig unsere mickerigen Vorräte plünderten. Leider war auch das Wasser knapp. Noch 3-4 km mußten wir einem schmalen Pfad folgen und uns einen Hohlweg hochkämpfen bis wir in ein kleines Dorf kamen, in dem eine mickerige Sandpiste in Richtung Norden begann. In diesem extrem abgelegenen Dorf, verlangten die Menschen sofort Geld als Uwe seine Kamera herausholte und dann sofort wieder einpackte. Am Brunnen rückten uns die Leute, zum einzigen Mal auf der ganzen Tour, unangenehm auf die Pelle, so daß wir etwas überstürzt mit zu wenig Wasser aufbrachen.
Nach ein paar weiteren Kilometern zelteten wir wieder und mußten das Wasser doch sehr rationieren, da wir nicht wußten, wann wir neues bekommen würden. Zum ersten mal in meinem Leben hatte ich richtig Durst.

25.9
Die 41 km nach Mocimboa standen mal wieder vor allem im Zeichen des Sandes. Üppig weißblühende duftende Bäume vesüßten uns gelegentlich die Plackerei ( Tagesschnitt 10,2). Häufig teilte sich die Piste in 2, 3 oder mehr Arme auf, wenn der Sand zu tief wurde oder die alte Piste metertief ausgewaschen war. Ein Auto begegnete uns nicht und auch nur ein Motorrad überholte uns bis wir am Ortsrand einen älteren Mann trafen, der uns auf Deutsch grüßte. Er hatte im sozilistischen Bruderstaat DDR in den 80er Jahren im Braunkohletagebau gearbeitet. Er führte uns zu einer ruhigen von einer Französin geleiteten Campsite. Der Ort selber war erbärmlich, 2 Straßen mit heruntergekommen alten port. Gebäuden ergänzt um ein paar sozialistische Protzbauten. Am Hafen und vor der Stadt lagen etliche riesige Camps u.a. von Baufirmen. Die Infrastruktur wird massiv ausgebaut und es heißt auch, daß verschiedene Bodenschätze in der Region auf ihre Hebung warten. Obwohl es noch über 150km bis nach Tansania sind, kann man in Mocimboa auch mit tan. Shilling bezahlen und auch die meisten Güter kommen über die Grenze bzw. per Schiff aus Tansania.

26.9.
Gegen 5:00 saßen wir im Sattel und die 86 km lange und recht reizlose Strecke nach Palma rissen wir zügig ab, so daß wir bereits um 13:30 ankamen. Den Nachmittag verbrachten wir mit Essen, Einkäufen und einem Abstecher zum 2 km entferten schönen Palmenstrand. Gut das wir an diesem Tag Kräfte sparen konnten, denn sowohl der Reiseführer als auch unsere Informanten drohten uns für den nächsten Tag Tiefsand bis zur Grenze an.

27.9.
Anfangs ging die Piste noch, doch ein paar kurze aber knackige Steigungen ärgerten unsere kalten Beine, bis dann der versprochene Sand kam. 10m fahren – steckenbleiben – vergebliche Anfahrversuche – 100m fahren – steckenbleiben – 500m schieben usw. Nach gut 30 km hatten wir einen Schnitt von 8,2 kmh und waren schon ziemlich platt, da auch kaum mal Schatten zu finden war. Später war der Grund der Fahrspuren so fest, daß wir etwas zügiger vorankamen, allerdings immer wieder durch unsere Fronttaschen gebremst, die auf beiden Seiten durch den Sand pflügten.
Am noch 5 km vom Grenzfluß Rovuma gelegenen nagelneuen mosambikanischen Grenzposten wurden wir korrekt und zügig abgefertigt und es gab reichlich kalte Getränke.
Am Fluß ragten noch ein paar Reste, der vor 2 oder 3 Jahren gesunkenen Autofähre, die nur bei Flut fahren konnte, aus dem Sand. Nach schwierigen Verhandlungen bestiegen wir schließlich ein größeres Ruderboot mit Außenboordmotor, (5 Mann Besatzung und 4 Passagiere) dann ging es im Zickzack immer die Fahrrinne suchend ans andere Ufer. Zwischendurch tauchten noch ein paar Hippos auf, wollten aber nicht für ein Foto posieren. Am tansanischen Ufer gönnten wir uns zur Feier unserer Rückkehr ein lauwarmes dunkles Starkbier (Laurentina, 6,8%) bevor es durch das Schwemmland zum gut 4 km entfernten tan. Grenzposten ging. Dort verschwand ein Beamter mit unseren Pässen ziemlich lange in einem Nebenraum, doch schließlich kamen wir mit einem jungen Beamten ins Gespräch, der aus Mbamba Bay am Lake Niassa stammte, wo wir vor 3 Wochen noch durchgekommen waren. Er war so begeistert über uns und unsere vorgebliche Begeisterung für Mbamba Bay, daß er flugs unsere Pässe holte und wir weiterfahren konnten. Zuvor hatten wir schon die Befürchtung, daß wir vielleicht zahlen müßten.
Wir fuhren noch ein paar hügelige Kilometer (65 Tagekilometer mit einem Schnitt von 10,2 kmh) und campten hinter einem Dorf, in dem wieder der Wahlkampf tobte. Unter unserem Cashewbaum umwehte uns ein Allkoholgeruch der von den herabgefallenen u.gärenden Früchten stammte. Wir waren ein wenig wehmütig, da es unsere letzte Campinnacht war, die leider unruhig wurde, da Affen und andere Tiere ständig Radau machten.

28.9.
Am Morgen fuhren wir gemütlich die letzten Kilometer bis in die uninteressante Hafenstadt Mtwara, wo wir noch ein paar Souvenirs erstanden und stilvoll auf der Terasse eines gehobenen Hotels mit Meerblick speisten.

29.9.
Am Morgen bestiegen wir einen bereits am Vorabend gebuchten Bus nach Dar, wobei uns noch ordentlich Geld für „Übergepäck“ und die Räder abgepresst wurde. Die Räder passten problemlos in den Laderaum und wir versuchten sie mit Hilfe unserer Packtaschen gut zu verkeilen, da wir wußten das auf der gut 500 km langen Strecke eine heftige Baustelle wartete. Die Baustelle war fast 200km lang und der Bus fuhr meist auf einer üblen Notpiste neben der Baustelle. Auch wenn man sich gut festhielt, hob man regelmäßig vom Sitz ab und nach einer Weile brach meine Rückenlehne weg, so daß es für mich eine richtige Tortur wurde. Am nächsten Tag hatte ich u.a. im Rücken einen ordentlichen Muskelkater. Die Räder überstanden den Transport zu unserem Erstaunen ohne größere Schäden.
Kurz vor Anbruch der Dunkelheit erreichten wir den Ubango Busbahnhof von Dar. Ich hätte gerne ein Taxi genommen, um dem Großstadtverkehr zu entgehen, doch mein Partner ist in diesen Dingen aus einem anderen Holz geschnitzt. Also fuhren wir am Rand einer 6-8 spurigen Straße die gut 8 km in die Innenstadt. Für mich war das echt grenzwertig und ohne unseren Exotenbonus wäre das glaube ich kaum möglich gewesen.
Noch am Abend buchten wir die Fähre für den nächsten Morgen nach Zanzibar.

30.9.
Beim gestrigen Ticketkauf hatten wir uns noch extra bestätigen lassen, daß wir (wie auch auf der Hinfahrt) für die Räder nichts extra zahlen müssen, doch dann holte uns die afrikanische Wirklichkeit ein. Ein nicht uniformierter Offizieller, den wir nicht höflichst gegrüßt hatten, da wir ihn ja nicht als Offiziellen erkennen konnten, forderte eine unverschämte Summe für die Räder. Irgendwie hatte ich an diesem Morgen überhaupt keinen Bock auf freundlich sein und Lächeln und Geduld haben, so daß es zu einer richtigen Konfrontation kam. Ich fragte den den Typen immer wieder ob er uns für Lügner halten würde, wenn er behauptete Räder würden immer etwas kosten und einige Uniformierte versuchten mäßigend einzuwirken und wollten uns durchwinken, doch der Typ wollte ja auch nicht sein Gesicht verlieren. So zahlten wir am Ende ein Viertel der ursprünglich von ihm geforderten Summe und er stellte sich als Wohltäter da.
Auf Zanzibar trennten sich dann unsere Wege. Da ich Stone Town vom letzten Jahr schon gut kannte, fuhr ich direkt weiter an die Ostküste und gönnte mir 2 entspannte Tage am Strand in der Nähe von Paje.

1.10.
Essen – Baden – Lesen – Strandspaziergang

2.10.
Nach einem Tag am Strand fahre ich am Nachmittag zurück nach Stone Town. Den Abend verbringen wir in einer netten Kneipe, wo wir allerdings ein paar „Servicegirls“ abwehren müssen.

3.10.
Ein letzter relaxter Tag in Stone Town. Ich erstehe noch eine kleinere Schnitzerei und Uwe verbringt den Abend damit, seine vielen erworbenen Schätze sicher zu verpacken.

4.10.
Früh am Morgen fuhren wir die 7 km zum Flughafen und kamen ohne Probleme an unsere deponierten Kartons. Dann durften wir noch einmal ausgeprägter Korruption begegnen. Jeder, wirklich jeder versucht Geld zu erpressen und einer schafft es auch. Die Frau am Gepäckscanner besteht darauf, daß Uwe seine kunstvoll eingepackte Bronzestatue auspacken soll und der danebenstehende Beamte macht uns klar, daß unsere Räder, die nicht durch den Scanner passten, nie an Bord unserer Maschine gelangen werden, wenn wir nicht zahlen. Schließlich bekommt er ca. 3 Dollar. An der Personen- und Handgepäckkontrolle meint ein Beamter, Uwe dürfte seine Holzfigur, die oben etwas gezackt ist, nicht mit an Bord nehmen und redet immer von „weapon“, doch Uwe lacht ihn solange aus, bis er schließlich durchgewunken wird. Die gefüllte 1,5 l Flasche die Uwe mit an Bord nahm, war hingegen kein Problem, nur ein Steward guckte etwas irritiert.




Auch wenn ich im Bericht häufig betont habe, wie anstrendgend es war, es war eine Tolle Tour! Nur an einem Abend waren wir so platt, daß wir ihn nicht mehr genießen konnten, ansonsten fühlten wir uns besonders an den Campingabenden im Busch pudelwohl. Die Begegnugen mit den Menschen waren ganz ganz überwiegend sehr positiv. Wir erlebten Gastfreundschaft und bei unseren vielen Stops in den Dörfern wurde viel gescherzt und gelacht. Der Lake Niassa (Malawisee) ist wunderschön und auch sonst konnte sich die Landschaft auf vielen Etappen sehen lassen, auch wenn es den ein oder anderen eintönigen Abschitt ( trockener Buschwald) gab. Insgesamt garantierte der Tourverlauf (Berge – See – Tiefland – ind. Ozean) reichlich Abwechselung. Tiere bekamen wir allerdings kaum zu sehen, obwohl wir durch einige Gebiete kamen, in denen neben Antilopen, Büffeln und Elefanten auch Löwen, Hyänen und Leoparden vorkommen. Doch da wir außerhalb von Nationalparks unterwegs waren, war die Tierdichte wohl eher gering und die Tiere wohl auch recht scheu. Zudem geht immer nur eins, fahren oder Ausschau halten, denn beides gleichzeitig ist auf den Pisten nicht möglich.
Der am Anfang angebene Schnitt der Tour von 14,7 kmh, kam mir etwas hoch vor, doch er ist korrekt, wenn auch durch die beiden schnellen letzten Etappen auf Zanzibar etwas geschönt.
Ich verlor auf der Tour gut 8 Kilo und Uwe noch ein wenig mehr, doch er hatte ja auch mehr über ;-)

Gruß
Jörg