Re: 3 Juli 2010

von: Radbine

Re: 3 Juli 2010 - 20.11.10 19:25

Leider gab es keine Fortsetzung des Berichtes von Anatoly, was schade ist. Ich bin die Tour von Petchenga über die Halbinsel Sredni und Rübaschi weiter nach Murmansk bis zur finnisch - russischen Grenze nach Lotta mit ihm zusammen gefahren.
Es war die härteste Tour von all meinen bisherigen Reisen durch Russland.
Ich bin zu Mitsommer am 26.6.2010 in Ivalo per Flugzeug angekommen und dann am Inarisee (eine traumhafte Strecke)nach Norwegen nach Kirkeness an die russisch norwegische Grenze nach Jakobselv geradelt und dann weiter zum Grenzübergang nach Russland Richtung Nickel nach Petchenga. Dort hatten wir uns verabredet. Das Wetter war der absolute HAmmer - 6°C Dauerregen. Es sollte noch kälter werden. Nachts oben im Gebirge am Deutschen Weg waren wir dann bei 1°C! Ich habe noch nie in meinem Leben so gefroren, wie da oben. Dazu muss man wissen, der Weg führt durch Furte, Bäche und reißende Flüsse, also immer nasse/kalte Füße!
Tipp - Neoprensocken helfen - ich hatte leider keine! Der Deutsche Weg ist durch den ca. 400m hohen Gebirgszug, der den Inseln vorgelagert ist, ziemlich hart zu fahren! Ich hatte viel zu viel Gepäck am Rad. Die russischen Freunde sind da Minimalisten. Es ist eine Route für Mountenbikes, mein Reiserad hat zwar topp durchgehalten, aber manche Streckenabschnitte waren nur schiebend zu bewältigen. Es gibt nur auf der kleinen Halbinsel Sredni eine ca. 5km Splittstrecke, die man als gut befahrbar bezeichnen kann, alle anderen Strecken sind sehr durchwachsen, von Schotter pur bis Sand, Feldwegcharakter, Wasserlöchern . ..... Man kann diese Straßen/Wegeverhältnisse nicht verstehen, wenn man bedenkt, hier haben in den 70iger -80iger Jahren knapp 700 Leute gewohnt in den Armeesiedlungen, Geologenstationen etc. Eine Straße wurde nie gebaut! Heute sind die INseln Ziel für Geländetouren mit Fischfangeinlagen, entsprechend sehen die Wege aus! Leute wohnen kaum noch auf den Halbinseln, im Moment sucht man dort nur nach Erdöl und Diamanten, sprich Geologen sind da und milit.Funkstationen sind besetzt. DAs ganze Gebiet ist immer noch für Ausländer gesperrt ab Petschenga nordöstlich!
Die Magistrale Nr.18 von Kirkeness kommend kann man ohne Gefahren gut nach Murmansk fahren, nur in Titovka gibt es eine Kontrollstation. Als Radfahrer ist man hier der Exot und wird sehr freundlich behandelt.
Ich hätte die Route allein nicht bewältigt. MAn braucht dort oben entweder ein gutes GPS Gerät oder einen guten Führer wie Anatoly. Die Wege durch den Gebirgszug sind irritierend. Was passiert, wenn man als Ausländer erwischt wird? MAn muss eine Geldtsrafe bezahlen. Im Schlepptau mit Russen fällt man nicht auf, höchstens durchs Equipment.
Die INseln sind landschaftlich sehr interessant und man ist einsam auf weiter Flur. Verpflegungstechnisch muss man alles mitnehmen für die 7-8 Tage, es gibt nur in Titovka ein Cafe mit Imbissangebot! Ich kann die Rundroute nur empfehlen, wünsche aber denjenige besseres Wetter. MAn kann in etwa erahnen, was meine Großvätergeneration dort oben aushalten mussten. Die GEschichte holt einen da oben auf Schritt und Tritt ein.
Ich gehöre zu den weniger web - technisch bewanderten, deshalb gibt es bei mir nur ein Reisetagebuch mit Bildern.
Meine Tour von MUrmansk auf Kola ins Hibinengebirge nach Kandalakscha ans Weiße Meer und auf die Solowetzkiinseln weiter nach Finnland 2008 findet ihr unter
http://www.boettger.ru/general/downloads/08_Bines_Reisen.pdf!!
Ich hoffe, Christian Boettger stellt den Reisebericht von der diesjährigen Tour bald auch rein.
Bine