6000er in Südamerika

von: peterxtr

6000er in Südamerika - 20.12.09 11:21

Hier ist nun mein lange angekündigter Bericht von meiner fast zweimonatigen Reise im „Großen Norden“ von Chile und in den angrenzenden Gebieten Boliviens und Argentiniens. Zum Verfolgen der Beschreibung gebe ich die Links auf die Karten an, welche ich benutzt habe. In den Karten ist der gefahrene Track blau markiert, die Nummern entsprechen den Dateinamen der Bilder, die an den entsprechenden Stellen gemacht wurden.
Hier also die Kartenlinks:

Übersichtskarte
01-Salta
02-Calama-PasoJama-Uturunco
03-Ollagüe-Detailkarte
04-Uyuni

Bei den Karten handelt es sich um die Vektorkarten „ViajeroMapas“, welche in einem OpenSource Projekt von Südamerikanern als Freeware angeboten werden. Jedermann kann sie sich herunterladen und zum Beispiel wie ich in einem Garmin-Gerät als Karte verwenden. Es ist also kein Copyright zu beachten. Die Karten sind sehr gut, besonders im Bereich des „Großen Norden“ sind sie sehr detailliert und sogar mit Höhenlinien versehen. Diese Details erscheinen natürlich nicht bei den Ausschnitten, welche ich verlinkt habe, dazu ist die Zoomstufe viel zu gering.
Auf meiner Homepage www.peterxtr.npage.de könnt Ihr dann im Abschnitt „Links für Bilder“ auf „Südamerika-Bilder“ klicken und dann öffnet sich die Galerie mit den Bildern in Originalgröße, 12 Megapixel, Canon EOS 450 Spiegelreflex. Um diesen Beitrag zu lesen, müßt Ihr also drei Browser-Fenster öffnen, das eine mit dem Forumsbeitrag, das zweite mit der Karte und das dritte mit dem Südamerika-Fotoalbum. Dafür werden dann aber Bilder in hoher Auflösung geboten, alles heruterladbar.
Im Abschnitt „Downloads“ wird Euch noch die Möglichkeit geboten, die GPS-Tracks im GPX-Format herunterzuladen. In dem gepackten Ordner ist auch eine Datei „Photopunkte“ enthalten, das sind die Koordinaten zu den Nummern der Photos in der Galerie. Wer will, kann also die Photostandorte auch per GoogleEarth besuchen.

Das Hauptziel der Reise war die Besteigung mindestens eines 6000ers in Südamerika. Es sind dann nachher drei geworden, da ich viel Zeit hatte. Gepäck hatte ich daher viel, schließlich mußte ich Kleidung für große Kälte, richtige Bergschuhe und einen großen Rucksack dabeihaben. Es war also eine Kombination von Radreisen und Wandern, und das bedeutet immer: viel Gepäck. Allein so ein großer Deuter-Rucksack (70+15 Liter) ist für den normalen Radreisenden schon eine Zumutung, ich konnte ihn auf dem Deckel meines Anhängers transportieren. Mit aufgesetztem Rucksack radfahren kann man getrost vergessen, solch ein großer Rucksack ist für die gebeugte Haltung auf dem Rad absolut ungeeignet. Mein Gefährt könnt Ihr am besten beäugen in dem wunderschönen Beitrag von dogfish in Unsere Räder 3. Da sind auch schon einige fotografische Appetithappen aus Südamerika enthalten. Diese Fotos sind dann auch in Picasa erreichbar und herunterladbar.

Es geht dann also los in San Pedro de Atacama, Karte 02, Foto 1 zeigt einen Blick ins Valle de la Muerte, eines der trockensten Gebiete der Erde. Im Hintergrund der Volcan Lincancabur. Bei der Anreise von Calama her muß ein 3000 m hoher Paß überwunden werden, bei der Abfahrt nach San Pedro (2200m) lockerte sich am hinteren Bremssattel der Scheibenbremse die Hohlschraube, der Saft ging verloren (kein Magura-Blut, ich fahre Hope), aber im Hotel in San Pedro konnte das durch Nachziehen und entlüften behoben werden. Dann wird gleich am nächsten Tag die Fahrt zum Uturunco in Angriff genommen, Fotos 2 bis 7. In Calama hatte ich schon reichlich Haferflocken und Milchpulver gekauft, im Hänger waren 10 Liter Wasser, da unklar war, ob Trinkwasser vorhanden ist unterwegs. An der Laguna Chalviri (Fotos 4 und 4a) hätte es aber nach einer frostigen Bolivien-Nacht (-7 Grad) etwas gegeben, sogar mit Eis, wie bei Mac Donald’s eben.

Die Lamas vor dem Uturunco (Bild 5) müssen auch nicht verdursten, sie erfrischen sich am Rio Quetena. Ich brauche etwa 4 Tage bis zum Uturunco, die Tagesetappen liegen um die 30-40km. Zum Vergleich: kürzlich bin ich in 7 Stunden von Karlsruhe nach Frankfurt gefahren, 170 km. Soviel also zur Qualität der „Straßen“. Mitunter sind Steigungen so extrem, daß selbst das Schieben problematisch wird. Am Berg ist der Untergrund fester, so daß man von daher Vorteile hat, dafür ist es steil. In Tälern hingegen muß man auch oft schieben, weil die Straße dort versandet ist, der Wind (ab 3 Uhr nachmittags ist immer Wind) bläst den Sand in die Straße. Weil die Straßen meistens etwas tiefer liegen als das Umland, sammelt sich der Sand in der Fahrrinne besonders gut. Oftmals fährt man ein Stück und sackt dann unvermittelt weg, dann steht das Rad quer. Stromversorgungsprobleme gibt es wenigstens nicht, denn ich habe meine Solaranlage von sistech.com auf dem Hänger ausgebreitet. Damit kriege ich zwei Mignonzellen am Vormittag geladen, ich zeige die Anlage nochmal weiter unten auf dem Aucanquilcha.

Den Uturunco (Bilder 6 und 7) besteige ich dann zu Fuß vom Dörfchen Quetena Chico aus.

Allerdings komme ich nur bis 5890 Meter. Die letzten 200 Höhenmeter bin ich auf allen vieren gekrochen, weil der Wind extrem war. Ich trug eine warme Winter-Trägerhose von Sugoi, die fand das gar nicht lustig und die Knie waren durchgescheuert. Da ich noch weiter gekrochen bin, waren dann auch die Knie selbst blutig, so daß ich dann 50 Meter unterhalb des Gipfels (6030m) abbrechen mußte, denn auf dem Gipfel ist der Wind nochmal teuflischer und die Knie waren beschädigt. Doch ich werde entschädigt werden: am Ende der Reise in Ollagüe werde ich ja sogar auf 6180m hochkommen. Was ich dabei auch gelernt habe, und dies auch als Tip für Nachahmer: es ist dummes Zeug, gegen den Wind anzukämpfen. Wenn man nachmittags ständig umgeblasen wird, verkriecht man sich hinter einem Stein und biwakt bis zum nächsen Tag, morgens ist es ja windstill. So habe ich dann in Ollagüe später den Aucanquilcha (6180m) und den Volcan Ollagüe (5870m) bestiegen. Auch bei der Bevorratung sollte man lieber mehr Wasser mitnehmen, um notfalls einen Tag ranhängen zu können. Da der Rucksack schon voll ist, habe ich das Wasser (8 Liter in Pet-Flaschen) in einer Ortlieb-Tasche separat in die Hand genommen. Das Problem ist ja, mittags ist es heiß, man hat die ganze Kleidung im Rucksack. Da ist dann kein Platz mehr für das Wasser. Außerdem wird dann der Rucksack nicht ganz so kriminell schwer. Der ist ohnehin schon so schwer, daß zartere Naturen schon beim Aufsetzen Probleme bekommen und mich wohl gleich als verrückt bezeichnen würden, damit wandern zu wollen. Das Ausheilen der Knie ist langwierig, noch heute lange nach der Reise sind kleine Krusten vorhanden. Aber es stört nicht weiter, die Reise kann weitergehen.
Um Zeit zu sparen, miete ich mir einen Jeep und lasse mich vom Uturunco zur Grenze an die Passo Jama Straße zurückfahren, das spart eine Woche. Ich fahre zunächst nochmal bergab nach San Pedro, eine grandiose Abfahrt, von 4600m auf 2200 m in etwa 40km. Schilder mit der Aufschrift „ENGANCHEN“ ermahnen die Lkw-Fahrer, die Motorbremse zu nutzen. In San Pedro gebe ich das „Wanderzeugs“ in Pension, im Hostal Puriko. Die freundliche Wirtin ist bereit, die Sachen 4 Wochen zu lagern. Jetzt kann ich mit leichterem Anhänger, ohne Wanderstiefel, Rucksack, Thermosflasche usw. eine Argentinienrundfahrt angehen.
Bei Bild 9 ist die argentinische Grenze erreicht, ich fahre auf Asphalt, da sind normale Etappen bis zu 100km am Tag drin. Bild 10 zeigt die wilde Landschaft bei Susques. Jetzt bitte die Karte wechseln, bitte die Karte 01-Salta aufrufen. Bild 11 ist ein Traum für mich, ich liebe Kakteen und sehe hier das erste majestätische Exemplar, wirklich echt und wild (weitere Kakteen: 11a bis 11c). Bei Bild 12 ist Salinas Grandes erreicht, das ist ein Salzssee, in dem Salz abgebaut wird. 12f zeigt das charakteristische Sechseckmuster auf den Salaren, Künstler bieten gravierte Steinplatten an (12d) und ich kaufe meinem Reiseberater aus Deutschland, dem allseits bekannten Fleischer, ex JulC, ein nettes Andenken. Dann muß man nochmal hoch von 3000 auf 4200m und nun kommt die Abfahrt nach Purmamarca (13 bis 13f), eine der grandiosesten Abfahrten, die ich je mit dem Rad gemacht habe. Die Straße fällt binnen weniger km auf 2000 m ab, man fährt durch gigantische kakteenbesetzte Schluchten. Bild 13d wäre doch etwas als Reklamemotiv für Bosch: „Bergfahrt mit schwerster Last? – JA! Diesel-Einspritzanlagen von Bosch. –Bosch hat die Lösung“.

In Purmamarca komme ich bei Sonnenuntergang ein und übernachte in einer Art Jugendherberge, denn das Nest ist ziemlich touristisch und mit teueren Dollar-Hotels verseucht. Die Bilder 14 und 14 a zeigen die Attraktion von Purmamarca, einen farbigen Berg. Es geht dann weiter nach Salta, ihn der Tendenz bergab, denn Salta (ca. 1100m.ü.M.) liegt nochmal 1000 Meter unter Purmamarca. Kurz vor Salta muß allerdings auf einer schönen schmalen Straße nochmal ein kleines Bergmassiv überwunden werden, man fühlt sich fast im Schwarzwald (Bilder 17-18, interessanter Staussee mit Druckleitung). In Salta ist es dann richtig tropisch warm, ich schaue mir die Kathedralen an (Bilder 19 bis 21: Bus in biblischem Alter). Daher bin ich froh die Stadt wieder Richtung Berge zu verlassen. Jetzt geht es an den Abra el Acay, einer der höchsten Pässe in Südamerika. Also von 1100 Meter auf 4850 Meter hochfahren. Man überwindet erstmal ein Vorgebirge mit einer Paßhöhe auf 4200 m (Piedra de Molinos, Bild 25c). Die Straße ist fahrbar, zu Anfang sogar Asphalt, später guter Schotterbelag, nichts versandet. Der Anstieg heißt „Cuesta del Obispo“ und es leben dort viele Bergpumas (23 und 23a), leider sind diese größeren Katzen nachtaktiv, ich hätte gerne mal eine gesehen. Sie sollen auch überaus scheu sein. Von der Paßhöhe fällt es dann etwa 1000 Meter herunter nach Cachi. Man durchfährt ein Kakteenparadies (26 bis 27f), den Parque Nacional Los Cardones, die Pflanzen sind geschützt. In Südamerika ist ja das Thema „Umwelt“ noch eher unterentwickelt, aber in diesem Falle hat man kapiert, daß es sich um ein Naturdenkmal handelt.

Dogfish hat hier tolle Ansichten meines Fahrrads gefunden und in seinen schönen Beitrag eingebaut, unter anderem das Aufmacherbild mit dem Anhänger hinter Stacheln. Stachelig wird dann auch der Anstieg zum Abra el Acay. Hinter Cachi wird die Straße schlecher, ab und an muß geschoben werden. Versandung ist allerdings nicht problematisch, insgesamt geht es recht gut voran (manchmal über 40km/Tag). Bild 31a zeigt einen Kaktusriesen neben meinem Rad. Bild 33c: Begegnung mit einem Vicuna kurz vor dem Abra el Acay. Bild 34 ist dann der „Siegesmoment“, höher als die ganzen Alpen mit dem Rad! Der Wind ist furchtbar, ich muß aufpassen, daß die Kamera nicht beschädigt wird. Ich mache die “Pflichtbilder“ und verlasse den Ort. Dann geht es weiter nach San Antonio de los Cobres. Dort ist die Schmalspurbahn die Attraktion, der „Tren a las Nubes“ (Zug zu den Wolken). Früher gab es von Salta bis an die chilenische Küste eine Andenbahn-Verbindung. Gefahren wurde mit schweren Dampflokomotiven, in Dogfish’s Beitrag sind zwei Bilder von den Giganten. Heute ist die Bahn stillgelegt, bis auf ein rund 200km langes Reststück von Salta zum Viaducto de Polvorilla (Bilder 38 bis 38e).

Der Viadukt ist auf 4200m Höhe, die Touristenzüge aus Salta fahren einmal wöchentlich am Samstag. Der Fahrpreis ist etwa 140 Dollar, es wird eine Sauerstoff-Ausrüstung mitgeführt, falls einer von den Herrschaften unter Atemnot leidet. Das ist aber eher ein Gag, 4200m sind eigentlich noch problemlos machbar, ab 5000 sieht es dann schon etwas anders aus. Im Zug mitfahren konnte ich nicht, ich kam am Sonntag an, da war mir dann eine Woche warten doch zu viel Aufwand. Der Zug fährt über die Brücke und wechselt dann die Fahrtrichtung um nach Salta zurückzufahren auf dem gleichen Weg. Im Ort San Antonio de los Cobres ist auch noch eine schöne Eisenbahnbrücke, Bild 37 bis 37b.
Es geht dann weiter zum Abra Chorillo (Bild 42), ein hammerharter Paß, weil total windverseucht. Etwa 100m unter der Paßhöhe baue ich schon um 3 Uhr nachmittags das Zelt auf, weil mir in einer Kurve der Wind das Rad fast aus der Hand reißt. Aber am nächsten Tag ist es auch ein absoluter Kampf. Selbst die Abfahrt kann nicht mühefrei geradelt werden, teilweise wird bergab geschoben, denn versandete Straße und Wind sind fahrend nicht zu besiegen. Im Tal angekommen lasse ich mit mitnehmen von einem Jeep und mache so 50 km gut, es geht an Cauchari vorbei zum Salar El Rincon. Dort zelte ich und es ist nicht mehr weit zur chilenischen Grenze (Paso Sico). Die Straße ist gut ausgebaut, aber kaum befahren, fester gut befahrbarer Schotter. Es kommen 1-2 Autos am Tag vorbei, Bilder 44 bis 51. Bild 51 ist die schöne Laguna Talar. Dort kommt das einzige Auto des Tages vorbei, unbeladen, und ich „schummele“ und lasse mich mitnehmen nach San Pedro de Atacama, das sind bestimmt 2-3 gesparte Tage. Ích habe ja noch 2 Bergbesteigungen vor, daher möchte ich Zeit sparen. Von San Pedro fahre ich dann per Rad mit nunmehr wieder vollem Gepäck (das Hotel hatte meinen Rucksack prima gelagert) nach Calama (Bild 52). Dort kaufe ich noch eine neue Pumpe. Ich hatte nämlich eine Lezyne Pumpe dabei, mit Mundstück zum Aufschrauben. Absoluter Schrott, denn beim Abschrauben des Mundstückes kommt das ganze Ventil raus (französisches Ventil). Für umgerechnet 10 Euro bekomme ich eine prima Multifunktionspumpe für alle Ventilarten. Die Lezyne-Pumpe ist so ein Beispiel für überkandideltes teures Zeugs, das nachher nix bringt außer Besitzerstolz. Im Schaltungsbereich gibt es ja auch so ein Produkt, ich spare mir jetzt Hinweise, wer noch immer nicht geschaltet hat, der möge vergleichen, wie ich früher mal hieß und wie ich jetzt heiße. In Calama gibt es übrigens zwei Radläden, der eine hat eine Bianchi-Vertretung. Die Radläden entsprechen nicht so ganz dem ZEG-Standard, Schaufenster und Berge von Neuware sucht man vergebens. Dafür gibt es Garagenatmosphäre und Kartons mit gebrauchten Teilen. In den Ecken sind Berge mit „Fahrradzeugs“. In Chile sind Fahrräder Kinderspielzeug oder Oma-Gehhilfe, sie spielen als Verkehrsmittel keine Rolle. Pisten fahren per Rad gilt als unmöglich. Ich übernachte seit langer Zeit mal wieder im Hotel, ich wähle dasselbe Etablissement, in dem ich die erste Nacht der Reise verbracht habe. Dort habe ich nämlich meinen Fahrradkarton in Aufbewahrung gegeben. Ich kontrolliere, ob er noch da ist und pflege die „Geschäftsbeziehung“ mit einem Trinkgeld. Das wird mir nützen beim Abflug, so habe ich ein gut verpacktes Rad. Denn neue Radkartons gibt es nicht in Calama, über den Umfang des Neuware-Geschäfts in der Zweiradbranche habe ich ja berichtet.
Jetzt geht es weiter nach Ollagüe, dem Ort, wo zwei große Berge auf mich warten. Am Ortsausgang von Calama ist ein skurriler Haustierfriedhof (Bild 53), man muß wissen, Calama ist der Wohnort der Kupfer-Bergarbeiter von Chuquicamata, der weltgrößten Tagebaumine für Kupfer. Daher haben die Leute also Geld und Zeit für Haustiere. An der Oase Chiu-Chiu (Bild 54) vorbei gelangt man zum Fuße des Volcan San Pedro (Bild 55), der aber nichts mit San Pedro de Atacama zu tun hat. Ein erstaunlicher Aschekegel fesselt die Blicke (Bild 57) und nun ist die Gemeindegrenze von Ollagüe erreicht: Bild 58. Es sind aber noch etwa 80 km bis zu diesem Ort mit 256 Einwohnern. In der Schweiz wäre ein solches Gebiet ein ganzer Kanton mit hunderttausenden Einwohnern. Am Salar de Ascotan gibt es ein Minenfeld (Bild 60a), ist aber alles eingezäunt und daher ungefährlich. Bild 62 ist dann der Blick auf den Salar de Carcote, der von der Eisenbahn überquert wird. Diese Linie ist immer noch in Betrieb und sogar wirtschaflich sehr erfolgreich, denn sie befördert Bleierz von der Mina Hoya in Bolivien an die Küste bei Antofagasta. Bild 88 zeigt einen Zug, es werden aktuelle Lokomotiven von Electro-Motive bei Zuggewichten von 3000 Tonnen benutzt.
Bild 66 zeigt mein Reiseziel: ein Blick in Richtung Aucanquilcha, der eigentliche schwefelgelbe Gipfel wird allerdings durch die Vorgebirge verdeckt. Die Fahrt von Calama nach Ollagüe ist insgesamt angenehm, weil die Straße im Rahmen eines behördlichen Versuches mit Salz verfestigt wurde, man fährt einen großen Teil der Strecke fast wie auf Asphalt. Nun komme ich in Ollagüe an und finde schnell beim Bahnhof eine fabelhafte Unterkunft, das Hostal „El Cuervo“ (Der Rabe, Bild 67b).



Das eifache Äußere täuscht, die Zimmer sind gefliest, warmes Wasser funktioniert, Dusche und WC auf dem Zimmer. Fast europäischer Standard. Nachts von 2 bis 7 Uhr morgens gibt es allerdings keinen Strom, weil dann die Gemeinde das Elektrizitätswerk abstellt. Im „Cuervo“ darf ich mein Rad mit Hänger im Flur unterbringen, somit habe ich jetzt ein Standbein, um die beiden Berge Aucanquilcha und Volcan Ollagüe zu besteigen. Während ich tagelang am Berg bin darf das Fahrrad im Hotelflur bleiben, ohne daß ich den Übernachtungspreis bezahlen muß, schließlich zelte ich ja. Im Cuervo gibt es auch immer schmackhaftes Tagesessen, etwa Milanesa mit Reis und Tomaten, das ist ein dünn geschnittenes Steak. Eine wahre Wohltat und nicht zu vergleichen mit Bolivien. Essen im Restaurant in Bolivien ist so eine Sache. Es gibt dabei 2 Möglichkeiten, entweder es bekommt einem oder aber nicht. In letzterem Falle war das Essen schmutzig. Der Anblick von „Restaurant“-Küchen in Bolivien (Erdfußboden, Hund…) ist auch nicht appetitfördernd. Im Cuervo dagegen ist alles im Lot, da könnte sofort die Gewerbeaufsicht kommen.
Nach dieser Stärkung wird am nächsten Morgen der Aucanquilcha in Angriff genommen. Ich wandere zunächst bis Amincha, Bild 70 bis 70e, bitte nun die Detailkarte 03-Ollagüe aufschlagen. Kurz hinter Amincha treffe ich auf einen Jeep mit einer Gruppe von Entomologen, die für die Regierung eine Studie anfertigen. Ich lasse mich von 4350 bis 5000 Meter Höhe mitnehmen, das ist keine Schande, denn der Anstieg von 5000 auf den Gipfel bei 6180 ist immer noch schwer genug. Außerdem spare ich so Zeit für den nächsten Berg, diesen werde ich auch ganz alleine machen müssen. Die Naturforscher zeigen mir interessante Dinge, etwa Yareta, eine Moosart des Hochlandes (71), die Harz absondert (72). Einer der Forscher finde eine Lagartija (72), das ist eine handtellergroße Echse, die als Kaltblüter in diesen großen Höhen überleben kann, Dogfish hat sie „Hardcore-Echse“ getauft. Die Bilder 73 bis 77h zeigen den Aufstieg auf den Aucanquilcha. Am Berg wurde bis in die 70er Jahre Schwefel abgebaut, die Bergwerksanlagen wirken surreal (Bild 74).

Eine Material-Seilbahn sorgte für den Abtransport des Erzes von 6000m Höhe nach Amincha (ca. 4000m Höhe). Es wurde mit eifachsten Mitteln gearbeitet, die Seilscheiben sind übesäht von Schweißstellen, ständig brach irgendetwas. An der Bergstation der Seilbahn ist eine alte Wellblechhütte (75a), dort habe ich auf 6000 m Höhe übernachtet, am nächsten Tag habe ich dann das letzte Stück bis auf 6180m geschafft. Bis zur Bergstation führt eine Serpentine, die fuhren da früher mit Baumaschinen hoch. Deshalb findet sich im Internet auch der Hinweis, man könne auf den Berg per Rad hochfahren. Meine Meinung dazu: ziemlich illusorisch, der Weg ist mittlerweile extrem versandet, ich glaube, zu Fuß ist man nicht langsamer. Mit Gepäck am Rad fährt da sowieso niemand hoch, und ein Daypack reicht nicht, man muß ja viel warmes Zeugs mitnehmen. Auf dem Gipfel habe ich auch nochmal meine Solaranlage fotografiert (Bild 77), dieses Solarpaneel (erhältlich bei sistech.com, Bubikon, Schweiz) liefert 12 Volt Spannung, über ein kleines Schaltnetzteil kann man damit Mignon-Akkus laden und sogar die 7,2 Volt Li-Ion Zelle meiner Canon-SLR. Das Produkt ist eine echte Empfehlung und distanziert sich deutlich von den postkartengroßen Solarladern aus dem Baumarkt, welche eher als Kinderspielzeug taugen, weil sie zum Batterieladen viel zu schwach sind, die Ladezeiten werden biblisch lang. Die Sistech-Anlage schafft jedoch 2 Mignon Rundzellen in 4-5 Stunden. Auch der Fotoakku ist an einem Vormittag wieder voll. Laden mit Nabendynamo kommt nicht in Frage, da man in Südamerika zu oft und zu lange langsam fährt auf versandeten Straßen.

Nach der Aucanquilcha-Tour gönne ich mir einen Ruhetag im „Cuervo“, an dem ich nur einen kleinen Ausflug auf dem Salar de Chiguana mache, welcher Ollagüe umschließt. Tags darauf besteht die Möglichkeit, mit dem „Expreso Internacional“ von Avaroa, dem Grenzbahnhof ganz in der Nähe von Ollagüe nach Uyuni zu fahren. Den Salar de Uyuni, eine bekannte Sehenswürdigkeit, kenne ich schon von einer früheren Reise. Deshalb hole ich nur die Besichtigung des „Cementerio de Trenes“ (Zugfriedhof) nach, wo die bolivianische Bahnverwaltung altes schrottreifes Eisenbahnmaterial abstellt. Vermutlich lohnt der Export des Schrottes nicht, wegen der hohen Transportkosten. Der Ausflug nach Uyuni ist auf der Karte 04 Uyuni eingezeichnet, Bilder 79 bis 80e. Zurück geht es per Bus, eine denkwürdige Fahrt über Wellblechpisten mit 70 km/h, Bild 81 zeigt den Bus, es ging morgens um 3 Uhr los, Heizung nicht vorhanden, die Fahrgäste kennen das und bringen genug mit zum Anziehen und Zudecken. Die Fahrt dauert etwa 6 Stunden, Fahrpreis um die 10 Euro.
Mittlerweile ist nur noch eine gute Woche Zeit bis zum Rückflug. Daher muß ich tags drauf gleich den Volcan Ollagüe in Angriff nehmen. Der Berg ist zwar „nur“ 5870 m hoch und somit kein echter 6000er, dafür hat er am Gipfel eine große, interessante Schwefelfumarole, die ich gerne näher erkunden will.

Die Bilder 82-87j gehören zum Volcan Ollagüe, auf der Karte 03 erkennt man, daß sich der Track am Gipfel gabelt. Nördlich (Bild 87) liegt der eigentliche Gipfel. Südlich liegt ein etwas tieferer Nebengipfel, dort ist die Fumarole (Bild85). Was von unten klein aussieht (siehe Bild 89, oben rechts am Berg ist ein kleiner Rauchschweif zu sehen), ist vor Ort beeindruckend, es rauscht und die aktive Zone ist etwa 10 Meter breit. Man kann allerdings nur von oben herunterschauen (Bild 85), wirklich dicht an das brodelnde Inferno zu kommen ist schwierig, da eine Steilwand sich über der Stelle erhebt. Mit viel Zeit könnte man natürlich einen Extra-Tag anhängen und sich von unten her nähern. Die austretenden Gase verursachen Husten, man kann sich nicht im Qualm aufhalten. In der Umgegend lagert sich überall Schwefel ab, Bilder 85a und 85b. Es gibt auch noch eine kleine Nebenfumarole, die man genau besichtigen kann, Bilder 84 bis 84b, es bilden sich schöne Schwefelblumen, das austretende Gas ist sehr heiß, man zieht die Hand sofort weg.
In Ollagüe zurückgekehrt, gibt es natürlich zur Belohnung ein Abendessen im „Cuervo“. Es verbleiben noch zwei Tage, die ich gewinnen konnte, weil der Wirt vom „Cuervo“ periodisch nach Calama fährt zum Einkaufen und mich gegen geringen Unkostenbeitrag mitnimmt im Pickup. So spare ich gegenüber dem Bus, der nur an gewissen Wochentagen fährt, die für mich nicht passen, oder gar dem Rad eine Menge Zeit und kann noch zwei Tagestouren machen, Übernachtung jeweils im „Cuervo“, was ein wenig Erholung vor dem Abflug bietet. Die erste Tour (Bilder 88-91) führt am Salar de Carcote entlang auf dem „Sendero de Chile“, einer Nebenstraße, die mit Schildern und Ruheplätzen für Touristen ausgestattet ist. Es sind aber gar keine Besucher da, obwohl die Gegend um Ollagüe hochinteressant ist. Aufgrund der guten Straße nach Calama kann man hier bequem wie nirgends 6000er erreichen und die Salare sind ebenfalls sehr schön, es gibt Flamingos (Bild 89b, die Tiere sind flugfaul, es hat lange gedauert, bis ich mal das typische Rot unter den Flügeln vor die Linse bekam).

Also ist Ollagüe ein echter Geheimtipp, kein Tourismusbetrieb wie in San Pedro de Atacama und von den Bergen her eher noch interessanter. Das Preisniveau ist ländlich (Übernachtungspreis ca. 15 Euro), in San Pedro hat man sich an die Touristenschwärme angepasst und verlangt oft mehr als das Doppelte. Günstig für Radfahrer ist zudem die verfestigte Straße nach Calama, dadurch ist Ollagüe auch per Rad problemlos erreichbar.
Der letzte Reisetag gehört einer Tour nach Coska, einem kleinen Wallfahrtsort mit offiziell 2 Einwohnern, aber vielen Häusern (Bild 97a), diese werden wenige Male im Jahr bei Marienwallfahrten benötigt. Für mich ist der Höhepunkt der Tour der ungehinderte Blick auf den gelben Aucanquilcha (Bild 95), erst hier ist es möglich den Gipfel zu sehen, von Ollagüe her ist die Sicht durch das Vorgebirge verdeckt.
Nach dieser letzten Tour, welche mir ein Einheimischer tags zuvor empfohlen hatte, geht es dann leider wieder zurück ins tiefer gelegene Deutschland.