Re: Meine Sommertour 2009

von: iassu

Re: Meine Sommertour 2009 - 15.09.09 21:42

Ab-Schnitt Fünf Golf von Korinth bis Athen/Piräus

Meiner Neigung zum Verweilen fiel ein eingeplanter Tag zum Opfer und so nahm ich mal wieder die Hilfe der großen Ungeheuer mit den vielen Rädern in Anspruch. Es war eine Geschichte für sich. Die Deutschen haben im vorletzten Jahrhundert ihre Eisenbahntechnologie u.A. nach GR exportiert und rings um die Peloponnes eine Meterspurbahn gebaut mit Anschluß an Athen und Piräus. So alt ist die Streckenführung und so romantisch und spektakulär, aber selbstverständlich auch so kundenfreundlich. Denn die Bahnhöfe sind mitten in den Ortschaften.

Im Zuge der überfälligen Modernisierung baut die Bahn eine Normalspur doppelgleisig. Um Kosten zu sparen, wird das nicht nur meist außerhalb geführt, sodaß der Kunde mit Auto oder Bus zur Bahn kommen muß, sondern auch gänzlich unromantisch, sprich unästhetisch, was die Einbettung in die Umgebung angeht. Fuhr man früher wackelnd auf haasträubenden Trassen über dem Abgrund, so gibt es jetzt einen Tunnel. Von Athen bis Kiato, d.h., 100 km vor Patras, sind sie fertig mit der Neuen, der Rest ist anschließend Baustelle, je weiter Richtung Patras man kommt, nurmehr bloßer Plan. So.

Jetzt frage ich im Bahnhof Patras am hochheiligen Panagia-Tag, Sa. 15.8., wann ich morgen mit dem Rad in den Zug kann. Tja, um sieben früh, danach ist unklar, ob die Züge Gepäckabteile haben. Dabei lerne ich noch zwei überaus nette und herzliche Griechen kennen, die im Bahnhof ihren Dienst tun. Wir reden über alles Mögliche, darüber auch, wann denn die Bahnlinie endlich fertig wird. Ja, sagen sie, die Buslobby bremst, wo sie kann. Und im Parlament/Regierung hat jeder einen Busfahrer/Unternehmer in der Bekanntschaft. Und selbst wenn, dann haben sie dennoch Angst um ihren Arbeitsplatz, weil ja alles automatisiert wird. Stimmt, geht hier zu wie im Mittelalter. Am hohen Feiertag drei Leute im Dienst. Einer davon für Fahrkarten ins Ausland. Klar. Von Patras aus...

Nun gut. Um sieben sind Tante Ju und ich verladen. In Kiato steige ich aus und radle die restlichen Kilometer (100) nach Piräus.

Auf dem Rückweg aber kommt der Schock. Ich radle diesesmal selber und traue meinen Augen nicht: sie montieren die Gleise ab. Fertig. Beginn: einen Tag, nachdem ich gefahren war. Ob das die Angestellten im Bahnhof gewußt haben? kaum zu glauben, wir haben noch darüber diskutiert. Achja und die Fahrgäste werden mit Schienenersatzverkehr befördert: mit Bussen. "Vorübergehend". Die Bahn bis Patras dauert noch mindestens drei Jahre. Wie kann man eine bestehende Bahnlinie samt Infrastruktur nicht nur aufgeben, sondern gleich mit Geld und Arbeitskräften demontieren, wenn die neue noch nicht fertig ist. Unglaublich.-

Das als Begleitroman. Jetzt wieder zu den Bildern. Hier, wie sich das Meer bei Schönwettersturm gibt:



Gut, daß die wackelige Konstruktion, auf der die Kamera hier ruht, nicht zu sehen ist:



Große Natur braucht große Geste:



Nicht schön, aber typisch: Stimmung im Straßen-Schienen-Kanalgewirr beim Isthmós, der Kanalgegend von Kórinthos:



Unten am Wasser wieder etwas ansprechender:



Durchaus auch mit Wäldern:



Und Stränden der Superklasse:





Kurz vor Mégara ein Ausschnitt aus der Verkehrswegeterrassierung. Feldwege, alte Landstraße, alte Bahnlinie, etwas neuere Landstraße, drüber folgen dann, nicht im Bild, neue Bahntrasse und Autobahn.



Löschhubschrauber neuerer Generation (die älteren schleppten eine Art Badewanne am Seil mit sich herum, die spätestens am Zielort großenteils verschwappt bzw verdunstet war):







Die wirklich extrem abstoßende Bucht von Elefsína erspare ich mir durch Überfahren der Insel Salamína, was zur Folge hat, daß ich mich dem Hafen Pireás standesgemäß zu Wasser nähere und mir überdies viele Kilo- und Höhenmeter im Sumpf dieser Vor-Metropole erspare (rechts im Bild eines der netten kleinen Kreuzfahrboote bei der Abfahrt, die in der Ägäis inflationär unterwegs sind):



Mitten in Athen der Teleferik, die Standseilbahn auf den Likavittós, einen der höheren Hügel mitten in der Stadt und mit best-of-Status, was die Aussichten angeht:



Blick über die Akropolis ans Meer:





Ausdehnungsbegrenzung war früher mal das Gebirge. Inzwischen sieht man das etwas lockerer:



Mit dem Weitwinkel siht´s noch weiter aus:



Jemand mit Lust auf Frisches hier?



Die Pláka, die Altstadt, birgt auch Vielspeichiges:



Aus dem Bankenviertel (eigentlich ist die gesamte Innenstadt Bankenviertel):



Zurück im Hafen:



Das Blaue Schiff fährt auf See 22 Knoten, der rote Katamaran deren 38, sind etwa 65 km/h. Auf dem Wasser. Rekord ist ein kleinerer Katamaran nur fürs Fußvolk, der mit 42 Knoten unterwegs ist. Davon können manche Schnellboote der Marine nur träumen:



Etwas aus der Nähe, allzu ungeniert ist nicht immer ratsam, denn die netten Monster setzen beim Losfahren buchstäblich den Hafen unter Wasser:



Mit diesem Bild der neuen Kathedrale von Piräus schließt der 5. Abschnitt: