Re: Zurück aus Kanada

von: alfsn

Re: Zurück aus Kanada - 03.08.09 07:48

Die Bearbeitung der 7000 Bilder kommt voran. Hier nochmal ein paar zum Träumen.


















Die ersten zwei Bilder kündigen das grauslige Wetter an, welches uns am Icefield begrüßte.
Die Abfahrt erfolgte dann im Hagelsturm, deswegen davon auch keine Bilder.
Insgesamt hatten wir mit dem Wetter aber Glück.

In der Bilanz allerdings muss ich sagen, dass Kanada kein Radfahrland ist, denn die wahren Edelsteine befinden sich im Hinterland, welches mit Rad nicht erreichbar ist. Und da man sein vollbepacktes Rad nicht einfach herumstehen lässt, bleiben sie dem Radfahrer verborgen, der sich auf vielbefahrenen Highways herumquält.

Wer die Herausforderung liebt, hat dort einige nette Pässe zu fahren. Unvergessen der Sunwapta-Pass vor dem Icefield, eine physische Herausforderung, gefolgt vom Bow-Pass, der mehr eine psychische Herausforderung darstellt. Und wem das nicht reicht kann sich noch den Bonanza-Pass geben, der auf über 20km kontinuierlich über 1000 Höhenmeter bietet.

Absoluter Horror der Kicking-Horse Pass von Golden Richtung Lake Louise. Wir sahen eine große Radlergruppe, die sich auf dem Highway1 zum Teil ohne Standstreifen diesen Pass hochquälten. Wer Lärm, Gestank, Gefahr, Stress und körperliche Qualen liebt sollte ihn fahren. Qualvoller und stressiger können 1000 Höhenmeter nicht mehr sein.
Zum Glück fuhren wir die Gegenrichtung. Und hätte unser Rad keinen Felgenriss gehabt, hätten wir eine traumhafte Durchschnittsgeschwindigkeit gehabt.

Kurz für die, die es interessiert unsere Route:
Vanvouver - Vancouver Island - Fähre nach Prince Rupert - Prince George - Jasper - Lake Louise - Golden - Cranbrook - Kootenay Lake - Nelson - Grand Forks.
Dort nahmen wir den Greyhound nach Kelowna und fuhren (am Feuer vorbei) weiter nach Summerland, wo wir noch einige Tage im Pferdesattel verbrachten und die heimischen Weine kosteten.

Ich stellte fest, dass für mich persönlich 4 Wochen Radfahren das Limit sind. Danach ödet es mich an und ich brauche unbedingt Abwechslung - mal Kanu, mal Reiten, mal Hiken, egal was, nur kein Fahrrad mehr.
Wir hatten ursprünglich 2800 km geplant, die uns nach Vancouver zurückführen sollten - laut Google Maps. Die 2800 km hatten wir in Grand Forks aber schon voll.
An dem Punkt streikte ich: Schluss mit Radfahren, ich will Abwechslung!!!
Zum Glück gibt es tatsächlich die Möglichkeit, Fahrräder (auch Tandems) per Greyhound-courier kostengünstig zu schicken.

Was Radpannen angeht - und da hatten wir ein völlig verbogenes Ritzel (die Berge rauf ohne kleines Ritzel - juhu!), einen Felgenriss und im Radprovisorium schließlich den erwarteten Achter - gibt es einige klasse Anlaufstellen in BC:

McBike in Smithers. Ansprechpartner: Peter Krause, kommt aus Deutschland, spricht deutsch. Hilft schnell und zuverlässig, versendet mit Greyhound auch in alle Landesteile.

Bike180 in Golden. So was von engagiert und Service haben wir noch nie erlebt. Wendet euch an Richard. Der besorgt alles, was nur irgend möglich ist und setzt alle Hebel in Bewegung.

BikeBarn in Penticton. Ebenfalls engagierte, routinierte Werkstatt mit einem Herz für Reiseradler.

Noch etwas zu den ach so furchtbaren Bären. Jährlich werden über 1000 Bären alleine in BC offiziell getötet (die Dunkelziffer ist um einiges höher), weil sie gefährlich werden. Schuld sind Touristen, die ihren Müll liegenlassen, an dem Menschengeruch haftet. Die Bären assoziieren alsbald Fressbares mit Menschengeruch. Dann werden sie gefährlich.
Diesem Massenabschuss ist zu verdanken, dass man Bären nur noch mit großem Glück zu Gesicht bekommt. Wir sahen 2 Schwarzbären und keinen einzigen Grizzly auf unserer Tour. Und die 2 Schwarzbären waren so scheu, dass es gerade noch reichte, ein Photo auf große Distanz zu machen. Ich witzelte schon, dass Bären wohl nur Märchen für Touristen sind.



Insgesamt eine bereichernde Erfahrung und das Fazit, Kanada lieber zu Fuß oder zu Pferd zu erobern. Es gibt wunderschöne Trails, die einen ins Hinterland führen. Lärm und Gestank habe ich in Deutschland genug.