Re: Tagebuch einer Schottlandreise

von: alexx

Re: Tagebuch einer Schottlandreise - 31.05.09 13:35

Mittwoch, 22.10.2008
75 Km, 15,5 km/h
Morgens war schönes Wetter. Heute wollte ich die Nordküste der Applecrosshalbinsel erreichen.
Dort war ich vor vier Jahren und habe ein paar schöne SW-Bilder gemacht. Man hatte von da einen klasse Blick auf Lower Diabag auf der anderen Seite des Loch Torridon. Die kleine Reihe weißer Häuser direkt am Meer, dahinter eine gewaltige Bergkulisse – ein dramatisches Bild. Natürlich spielte damals auch das Wetter mit. Außerdem der Blick auf Skye.



Lower Diabag (2004)










Wolken über dem Inner Sound, Sonne auf Skye (2004)
na ja, die SW-Bilder kommen hier aber auch nicht so dolle rüber...

Erst halbzwölf losgekommen. Die Gegend hatte stellenweise tatsächlich wie im Michael Müller Reiseführer beschrieben urwaldähnliche Züge: moosbewachsene Bäume, mannshohe Farne, üppig wucherndes Grünzeug. Die Westhighland Dairy war natürlich geschlossen. Auf die A890 Richtung Lochcarron. Eine Galerie, wo allerhand Kunst verkauft wurde, aber nichts für mich. Doch, einen Pullover. Für den auch noch einen Platz in den Packtaschen gefunden. Dann ein Kunsthandwerker, macht Silberschmuck. Die Textilien kommen alle aus Indien, in GB ist die Produktion viel zu teuer... Er meinte, es wäre ziemlich schlechtes Wetter angesagt, aber die würden sich ja auch oft irren. Hätte ich es mal bloß geglaubt! In Lochcarron Spiritus gekauft, den bekommt man nicht überall. Im Bistro gebratene Pilze mit Salat, Brot und Knoblauch. Mmh, lecker. Die Art Gallery im Haus war aber auch nichts für mich. Im Spar: „Ich möchte nur eine Klopapierrolle, kann ich den Rest der Packung hier lassen?“ Das Mädchen war etwas irritiert. Es ging mal wieder bergauf. Ziemlich trübes Wetter. Die Strecke von Tornapress nach Shieldag führte durch schöne highlandtypische Landschaft. Es wurde allerdings windiger. Als ich die kleine Küstenstraße nach Cuaig (bzw. Applecross) erreicht hatte, war es schon nach fünf. Um sechs wird es dunkel. Aber ich wußte ja, wo ich da draußen das Zelt aufschlagen konnte, selbst wenn es schon dunkel war. Eigentlich schon eine etwas wüste Planung. Das Auf und Ab hatte ich nicht so extrem in Erinnerung. Eine wahre Achterbahnfahrt, nur würde man eher mit einem Rennrad Achterbahn fahren wollen, als mit einem Packesel. Es wurde dunkel, keine Ausblicke auf Lower Diabag. Magic Lower Diabag...! An der Idee schöner Aussicht auf Skye am nächsten (hoffentlich sonnigen) Morgen hielt ich fest, hat vor vier Jahren auch geklappt. Als ich an der Nordspitze der Halbinsel aus dem Windschatten der Berge komme, hätte der Wind mich beinahe vom Rad gepustet. Heftig! An dieser Stelle wäre der Zeitpunkt gewesen umzukehren. Pff, ich doch nicht. Ich habe mich gegen heftigen Wind zu „meinem“ Campingplatz durchgekämpft. Was mögen wohl die zwei oder drei Autofahrer gedacht haben? „Ein Irrer!“ wahrscheinlich. An ziemlich der gleichen Stelle wie damals das Zelt aufgestellt. Gar nicht so leicht, ich mußte acht geben, daß nichts wegfliegt. Als ich gerade die Sachen ins Zelt packe, drückt eine Böe die hintere Hälfte des Zelts komplett runter. Platt. Da wo ich heute Nacht liegen soll. Kein schönes Gefühl. Ich habe Essen gemacht, nur nicht vom Wind beeindrucken lassen. Die Schauer wurden häufiger, der Wind ließ nicht nach. Ein bißchen Sorgen machte ich mir ja schon. Ein bißchen... Es wird Wasser durchgedrückt. Ich habe einen Müllsack über den Schlafsack gelegt. Nach jeder Böe habe ich gedacht: Jetzt läßt der Wind nach. Nein, er ließ nicht nach. Ohrstöpsel, versucht zu schlafen. Bald wieder wach. So eine Schei...

Donnerstag, 23.10.2008
38 Km, 12,9 km/h
Dann habe ich aber doch erstaunlich gut geschlafen. Am Wetter hatte sich aber bis zum Morgen nichts geändert. Ich bekam erst mal einen ordentlichen Schreck: viel Nässe im Zelt, die Sachen alle feucht, in einer Ecke eine richtige Pfütze. Die oft zitierte Wassersäule bezieht sich nicht nur auf Wasser, das auf dem Zelt stehen könnte (wie auch, beim Tauchzelten?), sondern z.B. auch auf Winddruck, wie mir jetzt ganz plötzlich klar wurde.

vor vier Jahren ein schönes Plätzchen zum Campen...

Den zweiten Schreck bekam ich, als ich einen Blick nach draußen riskierte: der Eingang hatte sich gelöst und flatterte munter im Wind. Ein blödes Gefühl, das Innenzelt zu öffnen und freie Sicht nach draußen statt auf die Zeltplane zu haben. Ich hätte den Eingang wohl noch besser sichern müssen. Einpacken, kein Frühstück, nur schnell weg hier. Zurück nach Shieldag.
Die ersten paar Kilometer Rücken“sturm“, dann aber ging der Schlamassel los, bei heftigem, böigem Seitenwind ist Fahren extrem schwer, oft Gegenwind, manchmal mußte ich bergauf gegen den Wind schieben. Ganz schön anstrengend. Dann: Was ist das? So ein schwammiges Fahrgefühl? Es kann nicht wahr sein, hinten geht die Luft raus. Völlig illusorisch, aber ich habe es mit Pumpen versucht. Schlauch am Ventil kaputt. Das ist zuviel, ich muß mich erst mal in die Büsche schlagen. Also Schlauch tauschen. Zum Glück war es eine einigermaßen windgeschützte Stelle im Windschatten eines Berges. Das Problem ist, daß ich mich nicht bewege, mir wird kalt, dazu dauernd bücken, da tut bald das Kreuz weh. Aber auch das kriegen wir noch hin. Nicht darüber nachdenken, einfach weitermachen. Mittags in Shieldag. Bett in der Jugendherberge in Torridon reservieren klappt über die Zentrale nicht, die wollen eine Telefonnummer für den Rückruf. Münzen alle. Hm, ins Seaford Café. Erst mal Kaffee und etwas zu essen. Und an der Heizung sitzen und nichts tun. Ziemlich lange da gesessen.
Die Einheimischen haben über das Wetter auch nur den Kopf geschüttelt. Nachmittags gestärkt und aufgewärmt dann aber doch mal Richtung Torridon aufgemacht. Der Wind hatte nicht nachgelassen. Einmal stand ich am Straßenrand und wurde von einer Böe auf den Boden gedrückt. Obwohl ich bereits einen Fuß auf dem Boden hatte! Schön langsam nach Torridon vorgearbeitet. Der Jugendherbergsmensch wollte mich wohl erst mal schocken, er meinte, er müsse erst abwarten, noch könne er nicht sagen, ob ein Bett frei sei. Notfalls wäre ich heute ins Hotel gegangen, das stand für mich fest. Letzten Endes war ich sogar allein im Zimmer. Prima, Sachen trocknen... Selbst im Haus war die rohe Gewalt dieses Sturms noch beeindruckend.

Freitag, 25.10.2008
38 Km, 15 km/h
Wechselhaftes Wetter, aber kein nennenswerter Wind. Mh, ich könnte es ja noch mal mit dem Blick auf Lower Diabag versuchen. Man sieht, da liegt mir was dran. Heute übernachte ich noch mal in der Juhe, da kann ich ohne Gepäck doch flott mal da hin. Bis ich loskam, war es aber schon bald zwölf. Bei Shieldag stehen einige große Caledonian Pines. Als ich da fotografierte, zog es ziemlich zu, außerdem frischte der Wind wieder ganz ordentlich auf. Gut, ich ergebe mich, zurück nach Torridon. Aber bei dem Woll- und Kramladen habe ich noch angehalten. Sie ist Schweizerin und hat einen Schotten geheiratet. Es gab schwere braune Wollpullover nach traditioneller Art, handgestrickt, aber so einen habe ich ja schon aus Irland mitgebracht. Unterwegs schöne Lichtstimmungen auf dem Meer.
Shieldag
Man fährt direkt auf das Liathach Massiv zu, sieht schon beeindruckend aus. Es war schon wieder sehr windig, nicht zu glauben! Es gab Kartoffeln mit gebratenen Pilzen, Tomaten (wie in GB üblich halbiert in der Pfanne geschmort) und baked beans. Lecker.













Samstag, 26.10.2008
6 Km
Es stürmt und regnet wie irre. Nein, da werde ich wohl noch einen Tag bleiben müssen, es macht keinen Sinn rauszugehen. Am Dienstag muß ich in Inverness ankommen. Wenn ich über Little Loch Broom fahre, wird das ein ganz nettes Programm. Also gezwungenermaßen den Tag mit Nichtstun verbracht. Lesen, Essen, Tee und Kekse... Wenn man aus dem Fenster guckt, sieht man den Regen von rechts nach links vorbeifliegen. In der Zeitung habe ich gelesen, die Gründe für den Wunsch vieler Schotten das Land zu verlassen seien unter anderem die langen Winternächte, das Fehlen des Sommers, und der horizontale Regen. Kann ganz schön langweilig sein, so ein Tag. Immerhin beruhigte sich das Wetter abends, da bin ich zum Torridon Inn gefahren. Es gab Lachs und ein paar Bier. Red Cullin. Ganz ok, aber nicht mein neuer Favorit.

Sonntag, 26.10.2008
45 Km, 17 km/h
Die Jugendherberge beendet heute die Saison. Zeitumstellung! Ich habe eine Stunde gewonnen. Als ich abfahrbereit bin, muß ich mich von schwer beeindruckten Australiern ablichten lassen. Wie man mit so viel Gepäck fahren könne. Es war ziemlich stark bewölkt, aber immerhin auch ein paar Lichtflecken am Himmel. Zuerst mußte ich mal diese beeindruckenden Berge fotografieren. Vor ein paar tausend Jahren schoben sich Gletscher durch das Tal und hinterließen an den Bergen die horizontalen Schleifspuren. Richtung Kinlochewe ins Glen Torridon, wunderschön! Bald ereilte mich ein kräftiger Schauer mit Graupeln. Es ist kalt. Da machen sich die Skihandschuhe bezahlt. Beim Fluß A Ghairbe wieder Sonne. Perfekt. Singing: ...well the hills are pretty and rollin´ but the thorn is sharp and swollen…Wenn man etwas “ins Gelände” will, um z. B. am Fluß zu fotografieren, braucht man eigentlich Gummistiefel, weil Gelände in Schottland fast immer sumpfig ist. Natürlich habe ich keine Gummistiefel dabei (obwohl ich daran auch mal kurz gedacht habe...),aber ich habe ersatzweise ein Paar Plastiktüten dabei, die eigentlich billige Gamaschen sind. Man zieht sie einfach über die Wanderstiefel und watet dann vorsichtig durch den Morast. Das Material ist deutlich fester als das einer „normalen“ Plastiktüte, die vermutlich sehr schnell Löcher bekommen würde. Jedenfalls blieben die Stiefel trocken.
Auch war die Sonne so freundlich mal kurz hervorzukommen.
In Kinlochewe hatte der Laden geöffnet, sehr schön. Im Hotel habe ich eine Suppe gegessen, broth, sehr gut, dazu ein Guinness. Da war ein älterer Mann, der machte eine Tagestour von Dingwall nach Gairloch. Vor vier Jahren hatte ich hier auf dem Friedhof ein paar Schwarzweißbilder gemacht. Eines wollte ich gerne noch einmal machen, da ich nicht ganz zufrieden damit bin. Zwei bestimmte Grabsteine waren bildwichtige Elemente. Ich ging also zu dem Friedhof in der freudigen Erwartung, endlich diesen Fehler von damals ausmerzen zu können. Aber die beiden Grabsteine waren inzwischen umgefallen. So eine Enttäuschung. Wie vergänglich alles ist! Nichtmal wenn man tot ist, ist alles für die Ewigkeit. Dann am Loch Maree entlang Richtung Gairloch. Ein ordentlicher Hagelschauer. Loch Maree ist sehr schön. Als Gewohnheitstier an der gleichen Stelle wie damals das Zelt aufgestellt, nämlich genau am Seeufer. Wo es eigentlich nicht erlaubt ist, aber zu dieser Jahreszeit stört es auch niemanden so richtig. Einige Mountainbiker. Jetzt ist es schon um fünf Uhr fast dunkel.

Montag, 27.10.2008
67 Km, 15,6 km/h
Nachts war es ganz schön kalt. Am Morgen kein Licht, also keine Bilder. Es ist immer noch kalt. Erst ging es bergauf. Kalte Füße, noch ein Paar Socken angezogen. Geht aber ganz schön lange bergauf hier! Dazu Gegenwind. Ab und zu Schauer. Ich wäre ja gerne die Straße nach Redpoint rausgefahren. Aber ich muß heute Dundonnell erreichen. Immer dieser Streß! Eigentlich hätte mir in Gairloch der mehr oder weniger berühmte Old Inn auffallen müssen, aber ich war wieder zu sehr auf den Cemy fixiert. Da gab es auch ein Bild, das ich unbedingt noch einmal (besser) machen mußte. Erstaunlich, wie schwer es ist, die Position für den gleichen Bildausschnitt wie damals zu finden. Im Ort macht mich eine Frau darauf aufmerksam, daß die hintere Packtasche nicht geschlossen ist. Die Gamaschen liegen lose oben auf der offenen Tasche...
Dann spricht mich ein älterer Mann an, er sei früher auch viel mit dem Rad durch GB gefahren. Er meinte, auf meinem weiteren Weg werde ich durch ein Gebiet kommen, das „the Fain“ heiße, 10 Meilen kein Haus, aber da oben liege oft Schnee: „watch out for the snow!“. Schnee hatten auch schon andere angekündigt. Ich habe noch allerhand Eßbares eingekauft, dann ging es weiter. Ein Schauer, mit Hagel. Schauer sind jetzt fast immer mit Hagel vermischt. In Poolewe habe ich im Hotel nach etwas zu essen gefragt. Montags sei geschlossen, die Saison ist vorbei. Aber dann gab es doch noch eine Erbsensuppe. Am offenen Kamin... Super! Lecker! Bergauf, Gegenwind... Dann bog die Straße endlich in östlicher Richtung ab, „nur“ noch Seitenwind. First Coast. Second Coast. Die “Orte“ bestehen aus ein oder zwei Häusern. Schöner Blick auf die schneebedeckten Berge im Hintergrund. Gruinard Bay mit einem Klecks Abendsonne.
Diese Herbstfarben! Herbstlaub vor dem blauen Meer. Goldgelbe Lärchen und Gräser in allen Braun- und Grüntönen. Ein Paar kommt die Straße entlangspaziert. Vor ein paar Tagen seien die Lärchen noch viel schöner gewesen, der Sturm habe die meisten Nadeln runtergepustet. Ach, der Sturm... Von der Anhöhe wunderschöner Blick auf Little Loch Broom, eine einzelne weisse Wolke über Beinn Ghobhlach reflektiert das Licht der tiefstehenden Sonne auf das Meer, läßt die verwelkten Gräser rötlich schimmern. Einen Moment genießen, schon ist es vorbei, das Licht stirbt... Ein Streuwagen kommt die Straße rauf. In flotter Fahrt runter nach Dundonnell. Unter großen alten Kiefern habe ich das letzte Mal das Zelt aufgestellt. Die Bäume rauschen im Wind, zwischen den dunklen Silhouetten der hohen Kiefern sternklarer Himmel. Traumhafter Abend.



















Dienstag, 28.10.2008
106 Km, 20,7 km/h
Schnee! Nachdem ich ein paar Bilder gemacht hatte, kam die Sonne heraus und leuchtete in die Bäume. Also Kamera wieder heraus und noch ein Bild. Am Sträßchen nach Badrallach standen einige uralte, riesige Buchen. Da mußte ich natürlich noch ein paar Bilder machen. Leider kam die Sonne nicht mehr hervor, dafür gab es aber Schneeschauer. Als ich meine Bilder machte, kam der Bewohner eines nahegelegenen Hauses herüber. Er hatte mich wohl zelten gesehen und fragte, ob es nachts nicht etwas kalt gewesen sei. Na ja...im Schlafsack nicht! Wir haben ein bißchen geplaudert, dann ist er wieder gegangen. Nett. Gegen Mittag machte ich mich also auf Richtung Inverness. Abschied von der Küste, aber der Schnee lenkte mich von diesem betrüblichen Umstand ausreichend ab. Es ging bergauf, rauf zu „the fain“. Alsbald fuhr ich auf geschlossener Schneedecke, aber es ließ sich gut fahren. Schade nur, daß der Himmel komplett zu war. Auf der Hochebene war schnelles Fahren trotz Rückenwind und leichtem Gefälle nicht möglich, auf der festgefahrenen und teilweise vereisten Schneedecke tendierte das Rad leicht Richtung Straßengraben... Verschneite Highlands, trotz mangelndem Licht und schlechter Sicht faszinierend. Die A835 war bis auf einen Streifen Schneematsch in der Straßenmitte frei. Den Matsch spratzten die LKWs herüber... Mit Rückenwind ging es zügig bergauf, noch flotter bergab. Die Fahrt bergab schien kein Ende zu nehmen. Einmal fuhr ein Transporter neben mich, ob er mich mitnehmen solle. Danke, sehr nett, aber bei 25 km/h auf dem Tacho nicht nötig! An einem Imbiß bei Garve habe ich mir eine kleine Stärkung gegönnt und dabei die doch ziemlich kalten Füße registriert. Die kurze Steigung bei Marybank geht direkt in die Beine, puh. In Beauly habe ich das alteingesessene Highland Tweed House Campbell & Co besucht. Stolze Preise für hochwertige Waren. Allerdings waren die Ärmel der Pullover mal wieder zu kurz für mich, so wurde mir die Entscheidung für oder gegen einen weiteren Wollpullover abgenommen. Campbell & Co - Beauly
Langsam wurde es dunkel, noch 16 Km bis Inverness. Ich könnte ja den Zug nehmen – ach was, weiter. Da mehrere Leute eine Idee hatten, wo das Youth Hostel zu finden sei, aber keiner der Hinweise zum Ziel führte, landete ich wieder im Backpacker´s. Mit zwei jungen Franzosen bin ich Essen gegangen. Erstaunlich wie unbekümmert manch einer in Urlaub fährt. Sie wollten nach Schottland, also sind sie nach Edinburgh. In die Highlands wollten sie auch, also nach Inverness. Dann sollte es noch ein Ausflug nach Loch Ness sein. Und dann wieder heim. Ts, unsereins macht sich Gedanken: lieber hier hin, oder lieber dort hin, und das könnte man noch... Die beiden wollten nicht viel Geld ausgeben, ich war müde, also sind wir früh zurück ins Hostel. Das Backpacker´s ist zwar insgesamt o.k., mehr aber auch nicht. Miese Matratzen.
Dundonnell House
dicke Dinger

Mittwoch, 29.10.2008
In der Stadt bin ich über einen Whiskyladen gestolpert, da habe ich einen 16-jährigen Bowmore aus dem Sherryfaß mitgenommen. Der, den es im Lagerhaus zu kosten gab... Im Zug nach Edinburgh habe ich mich ganz nett mit einem englischen Paar aus Yorkshire unterhalten. Und allerhand Fragen zum Rad beantwortet... Die Cairngorms im Schnee sahen natürlich spannend aus, schönes Wetter dazu. Dann später die Fahrt über die Firth of Forth Rail Bridge. Da muß dauernd gegen den Rost gepinselt werden. Aber wie der Engländer sagte, gibt es wohl auch an den Kabeln der Autobrücke Probleme mit Korrosion. Die neue zentrale Jugendherberge in Edinburgh ist natürlich lange nicht so urig gemütlich wie die ehemaligen Häuser, aber trotzdem empfehlenswert. In der Altstadt noch einmal fish and chips und Guinness. Mein Zimmernachbar nimmt in Edinburgh an einem Kongreß des Scottish Wildlife Trust zum Umweltschutz teil. Mit dem und einem weiteren (deutschen) Teilnehmer in der Lounge noch ein Bier geschlabbert.

Donnerstag, 30.10.2008
Beim Frühstück saß eine sehr redselige Dame am Tisch. Sie kommt aus Birmingham und besucht die Schwester. Viele Informationen am frühen Morgen. Im Bahnhof muß man genau hinsehen, es stehen zwei Züge so dicht hintereinander auf dem Gleis, daß man meint, es wäre einer. Unspektakuläre Zugfahrt nach Newcastle. 15 Km bis zum Hafen. In Wallsend bei Gill´s Imbiß, einer knallroten, engen Bude habe ich eine Pizza „hot and spicy“ gegessen, war gut. Ein Gast hat mich mehrmals ermahnt, auf das Rad achtzugeben, sonst sei es schnell weg. Da ich noch auf meine Pizza warten mußte, hat er draußen auf mein Rad aufgepaßt. Netter Typ. Auf der Fähre einiges Jungvolk. Engländer im Glatzendesign, Jogginghosen und T-Shirt. Die haben beim Pianomann mächtig Stimmung gemacht. Er spielt die üblichen Klassiker wie „Lady in red“ oder „sweet child o mine“, sie grölen den Text dazu. Ich muß sagen, ich war beeindruckt.

Freitag, 31.10.2008
Halb acht kommt diese gnadenlose Weckdurchsage, man solle frühstücken kommen. Um zehn runter vom Schiff, nach Amsterdam und direkt in den Zug nach Hause.

Ich könnte gleich wieder losfahren...