Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.

von: Hansflo

Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C. - 14.05.23 07:19

Etappe 3, Dienstag, 18.04.2023

In Zafra haben wir ein Hotel direkt an der Plaza Mayor, das Halbpensionsmenü erweist sich als kulinarischer Reinfall, zum Frühstück erfreut uns dafür eine breite Marmeladenauswahl mit Fresa und Melocoton. Im Abstellraum sind dann noch zwei Räder, ein Velotraum und ein Tout Terrein mit Piniongetriebe. Meine Vermutung Deutsche bestätigt sich wenig später vor dem Hotel, ein jüngeres freundliches Paar ist ebenfalls auf dem Weg.

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Für den Anfang des heutigen Tages haben wir uns gegen die Straße für den Pilgerweg entschieden, die Ausfahrt aus Zafra ist staubig und führt über einen steilen Hügel. Die mühsam erklommenen Höhenmeter verwandeln wir auf der anderen Seite in Wärme an unseren Bremsen.

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Danach geht es Auf und Ab über Schotterstraßen und Feldwege durch ausgedehnte Olivenkulturen und Ödland. Langsam aber schön ist das und auch heute überholen wir etwa ein Dutzend Fußpilger.

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In Villafranca de los Barros pausieren wir bei iberischem Zweitfrühstück und wechseln auf die Carretera Nacional. Der Wind, der vormittags noch angenehm war, bläst am Nachmittag von vorne und die Kilometer werden etwas mühsamer. Die Landschaft wird auch eintöniger, links und rechts ausgedehnte Kulturen von Mandel, Oliven und Wein.

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In Almendralejo („Mandelhain“) pausieren wir für ein drittes Frühstück, die Bar am Seniorenheim (drinnen wird eifrig Karten gespielt) bietet außer Getränken aber nur Oliven als Beigabe. Wir schaffen es trotzdem in guter Verfassung bis Mérida, dem Emerita Augusta des Römischen Reiches und heutigen Hauptstadt der Autonomen Region Extremadura.

Die Einfahrt nach Mérida über die Römerbrücke ist beeindruckend und respekteinflößend.

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Bevor wir unsere Unterkunft beziehen, stärken wir uns mit dem überfälligen dritten Frühstück (dieses Mal Bocadillos), danach streifen wir durch die Stadt und das touristische Zentrum mit den zahlreichen archäologischen Städten. Die Überreste aus der Römerzeit sind erstaunlich gut erhalten. Die Stadt ist schön, einige Innenstadtbereiche werden großflächig beschattet, offensichtlich ist man hier auf große Touristenströme eingerichtet.

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Erstaunlich finden wir die Gastronomie im Umfeld der archäologischen Ausgrabungen, wo sich Lokal an Lokal drängt. Es findet sich in den Außenbereichen kein einziger abgeräumter Tisch. Wir setzen uns trotzdem an einen der Dutzenden unbesetzten Tische und sind stolz, wieder etwas gelernt zu haben: abgeräumt wird grundsätzlich erst, wenn ein Gast Platz genommen hat. Fühlt sich so an wie: Sonst könnten glatt Gäste ermuntert werden, Platz zu nehmen und mit einer Bestellung zu drohen.


Etappe 4, Mittwoch, 19.04.2023

Wir frühstücken in einer Churro-Bar, bleiben aber bei unserem Tostado-Frühstück. Heute werden wir nicht nach unseren Marmeladenwünschen gefragt, aber es ist für alle etwas dabei: Fresa y Melocoton.

Die Stadt verlassen wir vorbei am imponierenden römischen Aquädukt.

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Auf den ersten Kilometern rollen wir über glatten Radweg-Asphalt und passieren einen Stausee, den Embalse de Proserpina mit mehreren Pilgern (ebenfalls aus römischer Zeit; der Stausee, nicht die Pilger).

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Danach folgen wunderschöne Vormittagskilometer auf einer asphaltierten Straße, was hier in der Extremadura eine Seltenheit ist. Abseits des Nationalstraßennetzes gibt es fast nur Schotteroberfläche.

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Wir radeln durch schöne Dehesas und Olivenkulturen, bis wir später wieder auf der N630 landen. Nach einem Steilanstieg geht es nun viele Kilometer mit ein bis zwei Prozent Steigung bergauf.

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Nach dem zweiten Frühstück in Aljucén (Wirt digame) wird daher ein drittes in Casas de San Antonio fällig. Auch hier wird die eherne Regel extremeñischer Gastronomie beherzigt: Ein Tisch wird erst abgeräumt, wenn der Gast Platz genommen hat, aber der junge Bursche an der Bar ist sehr freundlich.

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Auf der N630 kommen wir flott voran, der kräftige Ostwind ist wieder eher ein Südost und meint es gut mit uns. Auch wenn er nicht direkt von hinten kommt, empfinden wir ihn als angenehm.

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Die Landschaft ist etwas grüner, Dehesas wechseln mit großen landwirtschaftlichen Kulturen, hier sehen hier auch viel Getreide.

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An einer Römerbrücke pausieren wir für etwas Obst, von der nächsten (und großen) Römerbrücke sehen wir gerade eine größere Gruppe Radler wegfahren, bevor wir hinkommen.

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Diese Gruppe treffen wir im nächsten Ort, Valdesalor, bei einer Pause. Einige Jugendliche begrüßen uns freundlich, wir wechseln ein paar Sätze und setzen uns vor eine Bar. Dass der Tisch vis a vis mit fünf Erwachsenen zu den Jugendlichen gehört, bemerken wir erst später – es sind die Lehrer.

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Wir kommen rasch mit ihnen ins Gespräch und es entwickelt sich eine angeregte und spaßige Unterhaltung. Sie, die Lehrer, fahren selber gute Räder, die meisten Marke Orbea, und interessieren sich für unsere Ausrüstung, wollen kaum glauben, dass unsere Ortlieb-Taschen bereits 25 Jahre alt sind.
Sie sind mit 31 Jugendlichen (letzter Jahrgang vor der Matura) eines Gymnasiums in Zafra unterwegs, eine sehr nette Runde. Sie weisen uns dann noch auf die bevorstehende Steigung nach Cáceres hin, das wird für ihre Schüler die Herausforderung des Tages werden. Wir fahren los, einige der Burschen und Mädchen rufen uns noch ein aufmunterndes „Buen Camino“ oder „buena ruta“ hinterher.

Die angesprochene Steigung vor Cáceres erweist sich als harmlos, wir beziehen unser Hostal in der Nähe der Plaza Mayor und machen uns am frühen Abend auf eine Runde durch die Stadt. Vor allem das mittelalterliche Zentrum hat es in sich und war bereits Schauplatz für einige bekannte Mittelalterfilme.

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Auf der Plaza Mayor plötzlich ein lautes Rufen und Winken: die Lehrer vom Nachmittag sitzen in entspannter Runde an einem Tisch und fragen, ob wir nicht auch ein Bierchen …
Natürlich wollen wir und es entspannt sich in der folgenden Stunde eine angeregte und äußerst nette Unterhaltung, in der wir alle viel zu lachen haben. Zwei der fünf Lehrer sind Klassenvorstände, drei Begleitpersonen aus dem Lehrkörper, natürlich ist auch der Sportlehrer mit dabei.

Wir tauschen uns über unsere Reise-Erlebnisse und Eindrücke aus, sie erzählen vom Schulleben und den offensichtlich standardmäßigen Sportwochen im vorletzten Jahrgang vor der Matura: im vergangenen Winter eine Schiwoche in der Sierra Nevada, letzten Sommer Surfen in Huelva, etc.
Einer erzählt, dass er seit kurzem in Pension ist und das sehr genießt, die anderen spötteln, dass er aber weiterhin jeden Tag in der Schule wäre. Er (claro, soy el bibliotecario) erklärt, klar, er, als ehemaliger Spanischlehrer wäre immer noch der Bibliothekar in der Schule.

Einen Tisch weiter sitzt eine größere Runde der Schülerinnen, die Burschen sind in der Stadt unterwegs und man treffe sich dann in der Jugendherberge zum gemeinsamen Abendessen. Viel zu schnell ist es auch soweit. Einer schaut auf die Uhr und sie müssen los. Was für ein schöner Abend aus einer kurzen Begegnung. So freundlich aufgenommen und zum Abschied umarmt zu werden, das hat schon was.

Für uns ist es dann ebenfalls Zeit zum Abendessen, wir suchen uns ein Restaurant im mittelalterlichen Zentrum und lassen dort den Abend bei gutem Essen und einer Flasche Wein ausklingen.

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Fortsetzung folgt