Einmal um den Vogelsberg

von: AndiB

Einmal um den Vogelsberg - 29.10.22 21:11

Einmal im Jahr entfliehen mein Studienfreund M und ich dem Familienalltag für eine Kurzradreise. Dieses Jahr ging es einmal gegen den Uhrzeigersinn um das Zentrum des Vogelsberg herum: Zuerst auf dem Vulkanradweg nach Lauterbach, dann über die Hessischen Fernradwege R7 und R4 zurück.

An einem sonnigen Freitag im Oktober brechen wir nach Feierabend von Ms Wohnort in der Wetterau auf. Der stimmungsvolle Sonnenuntergang findet, weil wir gen Osten müssen, leider hinter unseren Rücken statt.




Dafür ist bald der Mond in Fahrtrichtung sichtbar.



Weil wir heute „wild“ im Freien und ohne Zelt übernachten, bietet es sich an, bis kurz vor Schlafenszeit zu fahren. Damit das Abendessen aber nicht so lange warten muss, nutzen wir unterwegs einen Rastplatz mit Tisch zum Kochen und Essen.





Dafür, dass wir noch weiterfahren wollen, ist die Mahlzeit eigentlich sehr deftig (Kartoffelpüree und Bratwürste), aber durch die frischen herbstlichen Temperaturen passt es wieder ganz gut. Das Bier dazu hätten wir im Sommer wahrscheinlich als zu warm befunden, jetzt ist es genau richtig.

Bald danach folgt eine schöne Passage im Mondschein auf einer ruhigen Landstraße. In Altenstadt wechseln wir schließlich auf den Vulkanradweg, zunächst neben der bestehenden Strecke Bad Vilbel -Stockheim, später auf der ehemaligen Trasse der Oberwaldbahn. Das Nachtlager beziehen wir schließlich unter dem Vordach einer Wanderhütte.



Der Ausblick beim Frühstück entschädigt für die Höhenmeter, die wir spät am Vorabend noch erklimmen mussten.





Kurz nach Abfahrt müssen wir noch einmal anhalten, weil M nicht ins Pedal kommt. Es stellt sich heraus, dass auch beim Ritt auf dem Drahtesel das Hufe-Auskratzen nötig sein kann.



Der Weg zurück zum Vulkanradweg führt über Paris-Roubaix.



Das Wetter ist um die Mittagszeit erst einmal sehr durchwachsen. Bei der Rast packe ich den Kocher aus für einen Tee.



Später klart es auf und nach dem höchsten Punkt in Hartmannshain kann man es auf dem bequemen Weg gut rollen lassen.



(Der Weg im folgenden Bild ist allerdings nicht der Vulkanradweg, sondern der Abzweig nach Herbstein, welches wir links liegen lassen.)



In Lauterbach haben wir den Wendepunkt der Tour erreicht – ab hier geht es wieder heimwärts. Aber vorher noch ein Stück Torte.



Zwischen Lauterbach und Ulrichstein führt der Radweg, abgesehen von Ortsdurchfahrten, über befestigte Feldwege. Wir genießen die Ausblicke in das hügelige Hochland im Licht der tiefstehenden Frühabendsonne.



Für die Übernachtung habe ich das erste Mal die Plattform 1NITE TENT 1NITETENT genutzt. Wir können nicht nur ganz legal unser Zelt auf einem Privatgrundstück aufstellen, sondern dürfen auch die Dusche in der leer stehenden Einliegerwohnung nutzen. Nach dem Essen lassen wir den Abend an einem kleinen Feuer im Grill ausklingen.



Das goldene Oktoberwetter setzt sich am nächsten Morgen fort – zumindest auf der Höhe, in den umgebenden Tälern (im Bild ganz weit hinten) hängt noch Nebel.





Wir erreichen schon bald Ulrichstein, die höchstgelegene Stadt Hessens. Die Aussicht von der Burgruine ist lohnenswert, ansonsten ist der Ort recht verschlafen.



Schaut man sich das Höhenprofil des R4 nur flüchtig an oder auf der komprimierten Darstellung auf der Infotafel, denkt man, es ginge jetzt nur noch abwärts. Tatsächlich warten auf den nächsten Kilometern einige nennenswerte Gegenanstiege. Erst nach dem Segelflugplatz bei Schotten geht es verlässlich bergab.





Der Niddastausee hatte auch schon mal mehr Wasser, bietet aber dennoch eine schöne Aussicht für die Kaffeepause. Hier ist eines der touristischen Zentren der Region und entsprechend viel los.





In Nidda müssen wir uns entscheiden – ab hier gibt es zwei Varianten des R4.



Wir entscheiden uns für die westliche Route über Geiß-Nidda – trotz der Steigung, die man anfangs überwinden muss, eine gute Wahl. Fernab des motorisierten Verkehrs gleiten wir über die Felder. Entlang von Nidda, Wetter und Usa geht es nach Bad Nauheim, wo ich nach einem Abschlusskuchen in die Bahn nach Hause steige.









Mein Fazit: Klar empfehlenswert in der Kategorie Mittelgebirge/befestigte Wege! Es ging fast nie über Straßen mit KFZ-Verkehr (abgesehen von Ortsdurchfahrten und selbst gewählten Ausnahmen). Die Wegoberfläche ist dennoch gut, es gibt überhaupt nur einen kleinen Anteil nicht asphaltierter Strecke (zwischen Ulrichstein und Schotten), die dennoch gut befahrbar ist. Auch auf dem Bahnradweg hat man schöne Ausblicke (d.h. man hängt nicht die ganze Zeit zwischen Bäumen oder in Einschnitten, wie auf anderen solcher Wege), und die Versorgung mit Essen und Trinken war auch kein Problem. Dass wir etwas unorthodoxe Übernachtungsplätze nutzten, lag nicht am generell fehlenden Angebot regulärer Campingplätze (die gibt es an der Strecke z.B. in Gedern und Schotten), sondern vor allem daran, dass es nicht zu unserer Etappenplanung passte.