Re: Gewittertour im Dürresommer

von: veloträumer

Re: Gewittertour im Dürresommer - 13.10.22 22:14

Liebe Natalie,
vielen Dank für den Bericht und den Bilderbogen! Wie du ja bereits weißt, war ich in selbigen Gebieten heuer auch unterwegs. Es gibt etliche geografische Schnittpunkte, auf einigen Strecken hätte ich euch entgegen kommen können, zeitlich dürfte das aber verschoben gewesen sein. Lange identische Passagen gibts aber nahezu keine. Es ist immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich Touren ausfallen können, selbst wenn die selbe Region.

Einige weitere Parallelen sind auch lustig: Beim Lac de Narlay musste ich auch wegen Regen pausieren, die Sonne kam erst am nächsten Morgen. Ich bin aber gar nicht zum Camping runter, sondern wartete oben im Ort Le Frasnois, ob ich noch vor Einbruch der Dunkelheit weiterfahren könnte. Es drohte aber ganz schweres Gewitter. Es kam dann eine Frau aus einer vermutlichen Gemeindesitzung heraus und fragte mich ob meiner Übernachtung. Sie vermittelte mir dann jemand mit seinem Haus in der Nähe, in dessen Keller ich schlafen konnte. Das große Gewitter blieb aber doch aus.

Gleichwohl wurde ich in einem anderen Ort einer anderen Region auch von einem frz. Paar eingeladen, die bei warmshowers registriert sind (ich ja nicht). Da war es aber quasi meine "Rettung", weil ich bei heftigstem Gewitter an einer Markthalle stand und es wohl die ganze Nacht so weitergehen würde. Der Sohn des Paares (auch Radler) hatte mich von gegnüberliegendem Haus beobachtet, kam mit dem Auto bei mir vorbei und lud mich ein, ihm zu dem Haus seiner Eltern zu folgen (Regen war kurz etwas weniger stark), die eben entsprechende Räumlichkeiten hatten und selbst noch den Traum einer langen Radreise haben. Es regnete tatsächlich die ganze Nacht heftig. Bei der Abreise bekam ich noch ein Glas sebstgemachte Feigenmarmelade mit auf den Weg. schmunzel


In Antwort auf: natash
Wir haben in Seyssel Schweden getroffen, die erzählt haben bei Ihnen daheim hätte es 30 Grad und Sonne.
...
Wobei in den französischen Hoch-Alpen zu dem Zeitpunkt laut eines anderen Tourenradlers den wir in der Provence trafen, das Wetter ebenfalls besser war, wir hätten uns also vielleicht einfach nur weiter Richtung Osten halten müssen.

Naja, große Hitze müsstet ihr ja auch gehabt haben, trotz des schwierigen Wetters. Ich habe mal eure Reisezeit mit dem Teil abgeglichen, den ich zu der Zeit gefahren bin. Da war ich noch ausschließlich im Jura. Es gab da immer heftige Wettereinbrüche, aber auch halbe oder ganze Tage mit absolutem Hochsommer parallel. Es wurde auch selten richtig unangenehm kühl, wie ich schon in manch anderen Sommern erlebt hatte (sogar in Südfrankreich). Es ist auch keineswegs so, dass es parallel in benachbarten Regionen deutlich besser war, etwa von dir zitierter Tourenadler in den Hochalpen. Es reicht ja, er Glück hatte, und an den Gewittern jeweils vorbeigefahren ist - dann kommt es zu solchen verzerrten Erzählungen. Grundsätzlich war zu der Zeit die Wetterlage großräumig drumrum ähnlich und wohl auch in Deutschland (so las ich im Web).

Ich nehme mal an, dass deine Wetterdarstellung auch etwas verzerrt ist ob der erlittenen Erkältung, die euch erwischt hat. Ich musste zwar auch mal halbe Tage aussitzen, was zu einigen sehr kurzen Etappen führte. Ich erlitt aber keinerlei wetterbedingte Krankheit (nur einmal Erbrechen und Durchfall durch schlechtes Essen aus dem Supermarkt) und habe mich auch sehr geschickt bei Übernachtungen verhalten, indem ich bei Gewittern nahezu immer irgendein Dach gefunden hatte, da ich meinem neuen Zelt auch nicht ganz trauen konnte (hat leider Löcher von der Produktion her). Zudem ward ihr tatsächlich exakt in der Weetereinbruchphase des Junis unterwegs - davor und danach war Trockensommer. Du hast halt ein Händchen dafür. zwinker grins

In Antwort auf: natash
Und dass es im Jura guten Käse gibt, hatten sie noch nie gehört, da sei bei Ihnen nur der Wein berühmt, was wiederum ich merkwürdig fand. So verschieden sind also die Sichtweisen.

Das kann man ganz gut erklären. Französische Käsesorten sind selten mit Namen verbunden, die ein Fremder einer Region genau zuordnen kann. So gibt es z.B. zig Ort, die St-Marcellin heißen, aber nur einer ist für den Käse verantwortlich (nicht Jura). Der bekannteste Jurakäse ist der Comté. Viele wissen nicht, dass Comté mit Jura übereinstimmt. Käse wie Morbier oder Bleu de Gex wird kaum jemand zuordnen können, der sich nicht recht genau mit dem Jura auskennt. Viele andere leckere Käse sind erst gar nicht international bekannt. Alle wissen zwar, dass es viel tollen Käse aus Frankreich gibt, aber eben nicht, aus welchen Regionen.

Der jurassische Wein hat hingegen als "Wein aus dem Jura" Furore gemacht. Es gibt einzigartige Weinsorten wie den Paille und den Vin Jaune, die durch besondere Herstellungsweise und seltene, uralte, rekultivierte Trauben (Savagnin) gekennzeichnet sind. Ferner gibt es noch den Côtes du Jura, der den Namen "Jura" auch selbst im Namen trägt. Die ersten beiden Weine gehören zu den exklusivsten Weinen überhaupt, weil es keine Billigvariante davon gibt (im Gegensatz zu Bordeaux, St-Émilion usw.). Es gibt spezielle, kleinere Flaschen und die Untergrenze liegt über 20 Euro. Entsprechend sind Juraweine in den letzten zwei Jahrzehnten auch ein stetiges Thema in Lifestyle- und Gourmetzeitschriften gewesen - also auch international.

Dass dir die Weine nicht geläufig sind, mag daran liegen, dass du wohl noch nie in der Weinregion des Jura unterwegs warst (Arbois - Poligny - Château-Chalon). Dort reihen sich kleine Weingüter aneinander, es gibt überall Weinproben usw., wunderbar geschwungene Weinhügel - durchaus vergleichbar mit Remstal oder Stromberg - mehr Châteaus. Auch in den Supermärkten gibt es im Jura im eine große Weinecke mit Juraweinen - oft separat von anderen Weinen (z.B. in der Ecke "Produits régionaux") - wird aber jenseits vom Jura kleiner bis kaum noch zu finden, weil auch kein Massenwein (wie etwa Bordeaux, Côtes du Rhône).