Re: Wien - Nizza

von: veloträumer

Re: Wien - Nizza - 18.09.22 12:38

In Antwort auf: oktopus

Martina hat es schon erwähnt: Zwieback mit nix ist schon mal was anderes als ein italienisches Frühstück. Aber ich war schon oft in Italien und hab schon sehr gut gefrühstückt. Zuletzt war ich dieses Jahr im Juli in den Dolomiten. Da war alles dabei: von italienisch üblichem Frühstück mit Croissant bis hin zu reichhaltigem Buffet, wie man es bei uns bekommt. Es ist mir bei dieser Radtour einfach aufgefallen, wie spartanisch das Frühstück oft war.

Dein Bericht muss ich mir mal später zu Gemüte führen, die erste Seite lädt wegen der wohl vielen Bilder sehr langsam (meine alte Anmerkung, bei sehr vielen Bildern zumindest einen Teil extern zu verlinken). Ich bin aber hier auf die Frühststücksdiskussion gestoßen. Meinen Respekt für einen so schnellen, umfangreichen Tourbericht hast aber jetzt schon. Ich mache zwar auch ein paar Tagesnotizen, aber ausformulierte Berichte kann ich auf Tour nicht schreiben. Ebenso muss ich Bilder erst bearbeiten, bevor ich sie veöffentliche - und das dauert.

1) Zwieback mit fast nix kenne ich sehr wohl aus ital. und span. Hotels - durchaus verbreitet. Das Croissant (Cornetto) bekommt man sogar oft nur an der Bar des Hotels, während du als Hotelgast am Tisch sitzend mit abgepackten Zeugs abgespeist wirst. Sieht auch oft komisch aus - eine volle Bar und 2-3 Tische mit Touristenfrühstück etwas verloren in einem großen Raum.

2) Achtung! Südtirol und angrenzende Alpenregionen (Trento, Venezia, Friaul, Lombardei) sind nicht Italien pur! Das beginnt erst mit der Poebene. Frühstück im Alpenraum ist meist reichhaltig wie bei uns oder in Österreich. Abweichungen vor allem im Aoste-Tal.

3) Gerade in einem Bed&Breakfast bekommst du besseres Frühstück als im Hotel. Das ist mit ein Grund, warum überall (beliebte) Bed&Breakfast entstanden sind und gerne besucht werden. Sie haben auch die moderneren Gastgeberkonzepte als Hotels, die oft veraltet geführt werden. Im Hotel ein besseres Frühstück zu erwarten ist trotz oft höherer Zimmerpreise zumindest in romanischen Ländern irrig. Bed &Breakfast sind allerdings heutzutage nicht mehr unbedingt preiswert, viele orientieren sich mittlerweile an einer reicheren Gästeschar (ähnlich wie einfache Hotels etwas wegsterben). Das Wort "internationaler Standard" kann man nur für die gehobene Hotelkategorie verwenden, nicht für Hotels der unteren und mittleren Kategorien. Manchmal hat man natürlich Glück, aber ist m.E. eher die Ausnahme. Im Süden Kalabriens bekam ich mal ein großes Frühstücksbuffet - das bestand allerdings nur aus verschiedenen (guten) Kuchen. Für mich war das großartig, aber ist eben auch kein gefragter Standard à la Müsli, Wurst, Käse, Ei usw., wie es viele (Deutsche) erwarten.

4) Das Frühststück bewegt sich in vielen Ländern mittlerweile zu einem flexiblen Zusatzgeschäft. Letztes Jahr in der Schweiz gabs im einzigen Hotel, wo ich war, kein Frühstück, obwohl die die identischen oder gar niedrigeren Internetpreise mit Frühstück angegeben waren. In Deutschland hat sich durch die unterschiedlichen MwSt.-Sätze für Übernachtung und Gastronomieessen (FDP-Möwenpicksteuer) ein ziemliches Chaos entwickelt hat. Es gibt Hotels, die jetzt Zimmer daher ohne Frühstück anbieten, andere bieten inklusive ein kleines Frühstück an, Buffet gibt es nur noch gegen Zusatzpreis extra, sodass morgens zwei verschiedene Gästeklassen entstehen.

Tendeziell würde ich dazu raten, wo immer man Frühstück kostenmäßig abwählen kann, sollte man es tun und ein Bäcker- oder Supermarktfrühstück erwägen, im Kern der romanischen Länder ohnehin. Ich war jetzt 3 Monate in Frankreich (allerdings nie Hotel). Dort ist es üblich sich zum Café in eine Bar (auch Hotels/Restaurants) hinzusetzen und einen Kaffee (meist Espresso) zu trinken, der auch überall etwa gleich kostet, unabhängig vom Niveau des Tempels (1-2 €). Man isst dazu allenfalls ein Croissant o.ä., dass man vom meist benachbarten Bäcker mitbringt (insofern ist es morgens üblich, eigenes mitgebrachtes "Essen" zu verzehren). Dass jemand Käsedosen auspackt, ein halbes Baguette zerscheneidet und mit einer Kollektion von Marmelade, Honig u.a.m. verschlingt und Stapel von Joghurts einverleibt, macht zwar sonst keiner, aber ich eben - und wird auch nicht untersagt. Wann, wo und wie sich frz. Radler ein geeignete Kalorienzufuhr morgens leisten, bleibt mit immer noch etwas schleierhaft, weil die auch meist nur mit einem Kaffee und einem Pain au chocolat am Tisch sitzen sehe.