Re: Trondheim - Nordkap - Lappland + Schären

von: Indalo

Re: Trondheim - Nordkap - Lappland + Schären - 08.09.22 19:39

Helsinki-Turku-Stockholm-Nynäshamn, ca. 400km Rad, 2000Hm + 230km Fähre, 9 Tage

Von Helsinki 100km nach Westen

Von Turku über die Schären nach Stockholm und Nynäshamn


Ich sehe mir einen Tag lang Helsinki an.







Die Ausfahrt aus Helsinki zieht sich, ist aber recht kurzweilig, das Radwegnetz ist ausgezeichnet. Später geht es dann über verkehrsarme Nebenstraßen durch Wälder und über Felder und Wiesen, das Ambiente ist schon eher mitteleuropäisch, in der Nähe von Ingå schaue ich kurz bei einer Freundin auf eine Runde Sauna vorbei.
In Karis steige ich in den Zug, der Streckenabschnitt weiter bis Turku soll nicht so lohnend sein. Von Turku aus fahre noch ca. 20 Kilometer auf guten Radwegen durch dichtbesiedeltes Gebiet und erreiche dann die ersten Schären-Inseln.





Die nächsten vier Tage fahre ich erst über die Turku- und dann über die Åland-Schären. Die Landschaft ist lieblich, die Straße führt zum Teil über viele Brücken und kleinste Inseln, zum Teil auch durchs Innere der etwas größeren. Hier wechseln sich Felder, Wiesen, Weiden, Wälder und rundgeschliffene Granithügel ab. Öfter am Tag muss ich Fähren benutzen, viele davon sind sogenannte Kabelfähren, vom Wasser aus bieten sich schöne Ausblicke über die kleinen Inseln, alles wie im Astrid-Lindgren-Land hier.



Das Ambiente gefällt mir gut und das Inselhüpfen macht Spaß, aber mir steckt die Reise als gesamtes schon ziemlich in den Knochen und die Tage mit den Bremsen in Lappland haben mich erschöpft. Ich mache kaum Fotos und kann auch nicht viel erzählen, mein Fahrrad beginnt ebenfalls erste Ermüdungserscheinungen zu zeigen. Den letzten Schlenker nach Süden über die Inseln Kumlinge, Överö und Degerö lasse ich aus, diese Variante hätte auf Grund ungünstiger Fährverbindungen übers Wochenende zwei Tage länger gedauert, die Zeit will ich lieber in Stockholm verbringen.



In Mariehamn besteige ich ein kolossales Fährschiff mit Kreuzfahrtcharakter, es gibt Diskos, Konzerte, mehrere Duty-Free-Shops und Restaurants, ich bin leicht überfordert mit so vielen Menschen.
Vor Stockholm verläuft die Schiffsroute über mehrere Stunden durch den Schärengürtel, was nochmal hübsch anzusehen ist.





In Stockholm bleibe ich zwei Nächte auf dem Campingplatz in Bredäng und sehe mir die Stadt an, unter anderem auch dieses riesengroße und sehr interessante Freilichtmuseum namens Skansen.



Von Stockholm aus bastele ich mir noch eine nette Route über Nebensträßchen und Feldwege bis nach Nynäshamn. Ich kann mir Zeit lassen und nächtige unterwegs noch einmal stilvoll an einem See.






In Nynäshamn bemerke ich dass ich noch schwedische Kronen im Wert von 30€ bei mir habe und schaffe es gerade noch diese in einer Hafenspelunke auf den Kopf zu hauen.

Zur Fähre habe ich hier schon was geschrieben:
Faden zur Fähre von Stockholm/Nynäshamn nach Rostock

Von Rostock fahre ich mit dem Regionalexpress nach Hamburg und von dort mit dem ICE nach Freiburg.




Fazit:
Schön wars, eindrucksvoll wars, anstrengend wars, teuer wars, abgesehen von den Bremsen in Lappland eine sehr tolle Tour.
Insgesamt bin ich 33mal auf Fähren, Schnellbooten oder Schiffen unterwegs gewesen, elfmal bis Bodø, viermal bis Tromsø, zweimal bis zum Norkap, dreimal bis Kirkenes und dreizehnmal auf den Schären.

Ausgaben:
Ca. 1000.-€ für An- und Abreise mit Zug und Schiff von Freiburg bis Trondheim und ab Nynäshamn bis Freiburg. Inklusive der zwei Zugfahrten in Finnland und Übernachtung in Kopenhagen, Rovaniemi, Helsinki und Stockholm
Ca. 200.-€ für die vier Passagen mit den Hurtigruten, 80€ für die Fähren von Turku nach Stockholm
Ca. 350.-€ für Übernachtungen unterwegs (viermal Hüttchen auf Campingplatz, zweimal Zimmer, zweimal Zelt auf Campingplatz)

Ca. 30.-€ im Durchschnitt pro Tag für Verpflegung, inbegriffen der Preis für täglich einen Liter Feierabendbier (5.-€). Zu Anfang und zu Ende der Reise hatte ich passables Wetter und konnte mich konsequent selbst bekochen, das war natürlich günstiger.
Während der drei feuchtkalten Wochen in der Finnmark bin ich meist einmal selten sogar zweimal täglich irgendwo zum Essen eingekehrt, in den größeren Orten bei Kebab/Pizzabuden sonst bei Tankstellen mit Imbiss, Kosten dafür jeweils um die 20.-€ pro Mahlzeit (oft Hamburger mit Pommes).
Lebensmittel kosten im Supermarkt etwa das zwei- bis dreifache wie in Mitteleuropa, relativ preiswert sind Lachs, norwegisches Rindfleisch und geschmackloser norwegischer Käse, es gibt viele minus 40% Angebote für bald ablaufende Ware.
100.-€ bezahlte ich für drei Päckchen Tabak in Norwegen.

Bemerkenswert allerdings fand ich dass Funktionsklamotten, Merinounterwäsche und Regenbekleidung preislich günstiger waren als in Deutschland.

Empfehlenswerte Apps und Seiten im Netz:
YR: offizielle Wetter-App des meteorologischen Instituts von Norwegen, schlicht, übersichtlich, zuverlässig, gutes Regenradar
Reiseøk Nordland: Diese App kennt alle Fähr- und Autobusverbindungen zwischen Trondheim und Kirkenes, außer den Hurtigruten-Schiffen

Die Fährverbindungen zwischen Turku und Stockholm habe ich mir mit Finnferries zusammengesucht.

touren-wegweiser.de/Skandinavien
sehr akribische und detaillierte Beschreibung nahezu der gesamten Route, auch viele Übernachtungsplätze (Biwak wie Camping) sind hier aufgeführt.