Re: St. Moritz – Venedig: einmal alles bitte

von: Biotom

Re: St. Moritz – Venedig: einmal alles bitte - 02.04.22 19:27


Tag 5: Castelnuovo del Garda – Verona – Padova – Venedig (Karte)

Auf nach Venedig! Aber wie? Brouter gibt mir mit dem Rennradprofil 150 km an für nach Venezia Santa Lucia; dort fährt um 16 Uhr 18 mein Zug.
Ich mache aus der Not eine Tugend: sehr früh los, bis zu den Hügeln südlich von Vicenza knallhart Hauptstrasse (ist ja eh Nacht), und ab den Hügeln noch ein bisschen schön im Morgenlicht den
Kanal- und Radwegen nach.

Kurz vor 4 Uhr lege ich los, und schon bald bin ich in Verona. Meine ultrakurze nächtliche Stippvisite dieser schönen Stadt wird die Urbanophilen unter euch schockieren, für ganz «alles» hat es aber halt doch nicht gereicht auf dieser Tour zwinker





Nach Verona muss ich mal kurz aufpassen, dass ich nicht auf die Autobahn gerate. Und dann geht's über viele Kilometer durch hässliches Shoppinggebiet. Krass, wie Homo sapiens eine Gegend auf grausliche Art dominieren kann...
Es hat erstaunlich viele Velofahrer unterwegs, aber auch die Autos und Lastwagen werden mehr, und so bin ich froh komme ich auf die Nebenstrassen der Colli Berici. Oben angekommen erwacht der Tag:





Für mich Bergler sind solch schöne Sonnenaufgänge sehr ungewöhnlich:





Und auch solch hohen Kirchtürme lassen mich staunen:





Das Cutthroat macht auch im Flachland bella figura:





Es gibt Orte, die sind einfach auf eine spezielle Art schön, und gewisse Leute sind empfänglich für diese schlichte Schönheit. Auf einer kleinen Brücke treffe ich einen Mann, der jeden Morgen hierherkommt, die Landschaft guckt und dem Rauschen des Flusses lauscht.





Aussicht beim Frühstück und nach dem kleinen Nickerchen:





Unglaublich, wie FLACH es hier ist!!





Ich schleiche an gut besuchten (ok, auf dem Foto nicht...) Kanälen südlich an Padova vorbei. Es herrscht eine wunderbar lockere Stimmung, und trotzdem kommt man gut vorwärts.





Ich finde Padova sehr sympathisch, vor allem diese Bar am Kanalufer hat es mir angetan schmunzel







Kenne ich wie das FLACHE auch nicht wirklich: SCHLEUSEN! Ich Bergler falle fast hinüber und renne auf der kleinen Brücke hin und her, um das Spektakel aus allen Winkeln zu studieren.




A propos Bergler und Schleusen: Ich verweise hier mal auf den Wikipedia-Artikel Schifffahrtskanalprojekte in den Alpen, und dort insbesondere auf den Abschnitt Alpenquerkanalprojekte. Offensichtlich dachte man noch anfangs des 20. Jahrhunderts sehr ernsthaft über einen Kanal über die Alpen nach - wie sich die Zeiten ändern!

Vor Venedig hören die Kanalwege irgendwann auf, und ich finde mich auf einer grossen Strasse wieder. Was noch gut ist an den italienischen Hauptstrassen: die haben rechts der Seitenlinie immer auch noch ein bisschen Teer, daher fühle ich mich mit dem Velo recht sicher.





Das nächste krasse Ding für mich Bergler: RIESENKRÄNE!!! RIESENSCHIFFE!!! Geil grins





Mit ein bisschen Rumfragen finde ich schliesslich den Veloweg in die Stadt rein - eine feine Sache!





Nochmals ein Ah-und-Oh-Moment: dieses MEER, das nicht wirklich Meer ist! Nach vier doch recht anstrengenden Tagen verdrücke ich eine Freudenträne…





…während neben mir der Verkehr braust:





Und dann bin ich angekommen!





Ich bringe das Cutthroat bei ein paar Kollegen unter und statte der Serenissima eine Stippvisite ab.







In meiner Jugend bin ich öfters freitags mit dem letzten Zug über den Lötschberg, um in Brig in den Nachtzug von Genf nach Santa Lucia zu steigen. Den Samstag verbrachte ich mit verpeiltem (kurze Nachtzugnacht...) Rumgeschleiche durch die engen Gassen. Schon damals hatte es viele Touristen, aber jetzt ist die Meute absolut gewaltig – aber Venedig ist auch immer noch gewaltig schön und beeindruckend. Krass wie reich die Stadt gewesen sein muss!! Diese Pracht und dieser Prunk überall, und das alles mitten im Wasser – wow!










Zurück beim Bahnhof bringt mich die Bahn schnell und bequem zurück ins Wallis.
Beim Aufstieg in unser Dorf merke ich, dass es zwar eine wunderschöne, aber auch sehr anstrengende Tour war zwinker