Norwegen zwischen Fjord und Fjell

von: Uwe Betzin

Norwegen zwischen Fjord und Fjell - 27.10.21 07:48

Seit meiner Jugend hab ich davon geträumt, mit dem Rad durch Norwegen zu radeln. Nach vielen Wanderurlauben dort, war diesen Sommer die Gelegenheit, alleine mit Rad und Zelt das Land zu erkunden.

Ich bin in 6 Wochen eine 8 gefahren, oder eher ein &-Zeichen rückwärts. Also: In Oslo im Osten gestartet, dann in den Südwesten an den Lysefjord. Von dort hoch gen Nordosten entlang des Hardangerfjords und zweimal über den Sognjefjord, weiter zwischen Jostedalsbreen und Jøtunheimen hindurch nach Lom. Dann nach Westen an den Nordfjord und möglichst nah am Jostedalsbreen nach Süden, zurück über den Sognefjord. Die Hardangervidda nördlich gestreift und dann im Osten und Süden eng umrundet, bis das Setesdal mich nach Süden führt, und zum Abschluss nach Osten an den See Bandak. Puh.

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Landkarte in Link umgewandelt. Zur Erläuterung siehe hier.

Gewählt habe ich all die kleinen, ruhigen Straßen zwischen Fjord und Fjell. Es sollte bergig sein und viele Landschaftswechsel haben, an den höchsten Bergen und tiefsten Fjorden vorbeiführen, ohne von zu viel lästigem Verkehr abgelenkt zu werden. Wo große Tunnels darauf warten, Autos zu verschlingen, fuhr ich über alte, einsame Pässe. Küste, Inland und Städte interessierten mich diesmal gar nicht. Norweger, denen ich die Strecke beschrieb, meinten, ich hätte viele der schönsten Teile Norwegens gesehen, die man per Straße erreichen kann. Und ich würde alles gern nochmal fahren und sehen.

Zahlen, Daten, Fakten
An 33 von 41 Tagen gefahren
1.955 Kilometer, davon etwa 35 in Tunnels
27.717 Höhenmeter: 3 mal der Mount Everest, oder 154 mal der Branich
115 Stunden 36 Minuten am Fahren
240 Höhenmeter pro Stunde Fahrzeit geklettert
1 gebrochener Seitenständer, 1 Zinken aus der Gabel gebrochen, sonst keinerlei Defekt oder Panne

30 mal im Zelt geschlafen, 10 mal in einer Hytta
7 mal Fähre gefahren, 1 mal Zug, 2 mal per Anhalter durch für Radls verbotene Tunnels
Ein Dutzend Reiseradler getroffen, mit 2 Rennradlern zusammen 3 Pässe erklommen
5 Stabkirchen besucht



Mein Ziel, den Kopf frei zu kriegen, hab ich definitiv erreicht. Jetzt bin ich erst einmal erlebnismüde. Der Körper schaltet in Regenerationsmodus und verlangt nach Wärme, Tee, Sofa und Keksen. Und Marzipan, natürlich. Der Kopf verlangt nach Ruhe, bitte nichts Neues jetzt. Da gibt es wohl noch ne Menge zu verarbeiten. Wenn ich die Augen schließe und an die vergangenen Wochen denke, blitzen tausend schöne Bilder und Erinnerungen auf, alle mit Gefühlen und Namen und Erlebnissen verknüpft.

Ich habe einen Reiseblog geschrieben, der mir als Tagebuch diente, aber zuhause viele Leser erfreut hat. Darin geht es mehr als nur ums Radeln, und natürlich gibt es Bilder und Strecken zuhauf.



Hier suche ich Kommentare, Meinungen, Erfahrungsaustausch, aber vor allem will ich das Erlebnis teilen. Sofern man Berge mag, ist Norwegen super zu erradeln. Norwegen muss man nicht schön reden, kann man aber nicht flach reden. Ein norwegischer Rennradler meinte "Berg runter fahren ist nur der zweitgrößte Spaß!" und bringt damit die Einstellung auf den Punkt, die man mitbringen sollte.

Den Reiseblog gibt es unter https://kurz-mal-raus.info/reisen/norwegen-rad-2021/
Unter jedem Eintrag gibt es nen Link zum vorherigen und nächsten Tag, am Ende gibt es ein Resümee




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