Ein paar Tage in S-charl

von: Biotom

Ein paar Tage in S-charl - 04.07.21 12:13


Ein paar Tage in S-charl, Teil 1

Ciao a tutti

Für die diesjährigen Sommerferien haben wir vom 20. bis 30. Juni in S-charl eine Ferienwohnung gemietet. S-charl ist ein Sommerdorf im Val S-charl, einem südlichen Seitental des Unterengadins. MTB-Affine unter euch kennen es als Ausgangspunkt zum beliebten Pass da Costainas, während Wanderfreunde es eher mit dem Schweizer Nationalpark in Verbindung bringen.

Wie erwähnt: S-charl ist ein Sommerdorf. Im Winter ist es nur per Pferdeschlitten erreichbar; im Sommer fährt mehrmals täglich ein Postauto hoch. Es hat zwei Hotels, jedoch keinen Lebensmittelladen. Dort oben auf 1800 m.ü.M. ist es unglaublich ruhig und schön (ok, auch ein bisschen eng), aber schaut selber schmunzel



Tour 1: Wanderung auf den Mot Tavrü (Karte)

Wir sind mit dem öV angereist und haben daher vor allem Touren rund um S-charl gemacht. Am ersten Tag fuhren wir mit dem Postauto nach Scuol zum Baden und Grosseinkaufen. Am zweiten Tag wanderten wir auf den Mot Tavrü. S-charl hatte ich zu dem Zeitpunkt auf meiner abenteuerlichen Schweizer Reise noch nicht erreicht, daher zählt diese Tour nicht zu diesem Projekt. Aber egal, die Tour ist gut geeignet um sich einen ersten Überblick über die Gegend zu verschaffen.

Ich fand den Abschluss des Val Tavrü wunderschön verliebt





Sur il Foss bildet den Übergang vom Val Mingèr ins Val Plavna. Dominiert wird die Szenerie vom Piz Plavna Dadaint:





Das Val Sesvenna. S-charl liegt dort wo der Bach hinfliesst:





Scuol und der Eingang des Val S-charl:





Silberwurze:





Rechts das Val Foraz. Es gehört zum Nationalpark und wird gerüchteweise von vielen Hirschen besiedelt, gesehen haben wir aber keinen schmunzel







Die Gewässer regen immer zu längeren Pausen an. Wobei, wirklich Ruhezeit war da keineswegs: es gibt immer viel zu tun, wenn Wasser auf Steine und Sand trifft verliebt






Tour 2: Über den Ofenpass und den Pass da Costainas (Karte)

Als Nächstes wollte ich meine Schweizer Tour nach S-charl bringen. An Tag 3 der Auffahrtstour hatte ich Susch und Zernez erreicht. Der Weg von Susch über Scuol nach S-charl sah ungefähr gleich lang aus wie die Pässefahrt über Ofen und die Fuorcla Funtana da S-charl; als Passaffiner radelte ich denn frühmorgens nach Scuol und nahm von dort den Zug nach Zernez.

Ich bin nicht so strassenpass, aber der Ofen hat mich echt begeistert – quasi kanadische Verhältnisse in der Schweiz! Und frühmorgens noch ohne Motorradlärm…







Man beachte den Schmetterling unten links verliebt





Blick vom Ofenpass ins Val Müstair:





Wie gesagt: in S-charl gibt es keinen Laden. Da mir meine Liebste per Telefon eine dringende Beschaffung auftrug, musste ich noch im Prima-Laden in Tschierv vorbei. Von Tschierv aus bot sich der Costainas eher an als die Fuorcla Funtana, daher ich purzelte ich nach Lü, den Ausgangspunkt des Costainas:







Die SBB haben ja für die ICs eine Reservationspflicht für den Velotransport eingeführt. Da bereits alle Plätze ausgebucht gewesen waren, haben wir in Scuol ein paar Hardtails gemietet. Ich habe mein Cutthroat schon ein bisschen vermisst – aber eigentlich egal: Hauptsache, schöne Landschaften entdecken schmunzel





Der Pass da Costainas ist einfach wunderschön! Besonders das Hochtal bei der Alp Astras hat es mir angetan:







Das Valbella und der God Tamangur, der höchstgelegene Arvenwald Europas:





Zurück in S-charl war gemütliches Rumhängen und Landschaftgucken angesagt:








Tour 3: Auf die Alp Astras (Karte)
Wie gesagt, die Gegend um die Alp Astras hat es mir angetan – da musste ich auch mit der Familie hin verliebt












Tour 4: Auf den den Mot Madlain (Karte)

Hinter unserem Haus lag der Mot Madlain, der musste natürlich auch bestiegen werden schmunzel

In S-charl wurde ab dem 12 Jh. Blei und Silber abgebaut. Die Minen lagen im Bereich «Las Minieras» auf dem Mot Madlain, auf über 2100 m.ü.M. Dort oben sieht es etwa so aus (im Hintergrund das Val Mingèr):





Es können noch über 10 km der früheren Stollen begangen werden. Die beiden noch existierenden Zugänge sind mittels Holzbarracken gesichert, welche normalerweise verschlossen sind:





Zufälligerweise war ein Team von Bergbaubegeisterten vor Ort, und so konnten wir einen Blick reinwerfen. Enge und feuchte Sache…





Wahrscheinlich war dieser Bergbau eine enorm leidvolle Sache, wie uns die Spezialisten erklärten: die Arbeit in den Stollen verrichteten teilweise Kinder, welche den ganzen Tag in nassen Klamotten in der Finsternis unterwegs waren. Das gewonnene Erz musste 300 Hm zu den Öfen in S-charl runtergebracht werden; die sehr moderate Steigung des Wanderwegs ist eine letzte Erinnerung an diese Transporte. Beim Schmelzen des Bleierzes waren Bleivergiftungen wohl unvermeidlich. Die Bergleute erreichten selten ein Alter von über 30 Jahren…

Das Museum in der Schmelzra legt heute Zeugnis ab von dieser Zeit. Was noch interessant ist: offensichtlich profitierte die Habsburgermonarchie finanziell stark vom Bergbau auf ihrem Territorium. Zentrum war dabei das tirolische Schwaz, während S-charl wohl eher ein Nebenschauplatz war. Als 1652 das Unterengadin an die Drei Bünde ging, endete dort vorerst auch der Bergbau.
Da in den Tiroler Bergbaugebieten das Holz wegen des Bergbaus knapp geworden war, wurde später im Unterengadin grossflächig geholzt und die Ware über den Inn geflösst.
Im Museum hat es ein paar eindrückliche Bilder und Texte über den Bergbau und den Holzschlag – sehr sehenswert!

Trotz seiner düsteren Geschichte ist der Mot Madlein ein wunderschöner Höger verliebt

Rechts der Bildmitte das Val Sesvenna mit der Fuorcla Sesvenna:





Das Val S-charl. Links geht es über den Cruschetta ins Südtirol, rechts über den Costainas ins Val Müstair.





Links das Val Mingèr, rechts der Talausgang nach Scuol:





Val Tavrü:





Nebst den Enzianen hatte es auch unzählige Edelweisse, aber die waren irgendwie unfotografierbar schmunzel





Nebst den Stolleneingängen zeugt auch noch die eine oder andere Abraumhalde vom Bergbau:




So, ich mache mal Pause schmunzel