Re: Mit dem Ordonnanzrad 05 vom Léman nach Zürich

von: Biotom

Re: Mit dem Ordonnanzrad 05 vom Léman nach Zürich - 30.04.21 04:06


Tag 3: Meisterschwanden – Boswil – Bonstetten – Zürich
52 km, 784 Hm. Karte


Ich lege früh und unbefrühstückt los. Ich meine explizit loslegen, denn von losfahren kann kaum die Rede sein: als erstes muss ein «Berg» genannte Hügel erwandert werden.





Vielleicht heisst der Hügel Berg, weil man von ihm aus so schön die Berge sieht?





Egal schmunzel Ein Blick zurück zum Monduntergang…





…bevor ich in den Sonnenaufgang reite:





Und ewig locken die Alpen verliebt





Aber mein heutiges Ziel liegt nicht in den Alpen, sondern unmittelbar hinter dem Turm links im Bild:





Angesichts der schönen Lage erstaunt es nicht, dass die Gegend um Boswil seit mindestens 10’000 Jahren von Menschen besiedelt ist. Angesichts dieser Zeiträume finde ich mein Militärvelo gar nicht mehr so alt.





Leicht abfallend auf Teer ist es am Schönsten auf dem alten Klepper:





Ein paar Kilometer weiter falle ich angesichts des Storchgeklappers beinahe ab dem Klepper: für mich Bergler sind Störche ein absolutes Highlight!





Bei der Reussbrücke fühle ich mich wie ein Geheimagent beim Gefangenenaustausch, insbesondere als ich fälschlicherweise annehme, dass hier der Grenzübertritt vom Aargau in den Kanton Zürich erfolgt.





Sehr charmant, diese Reuss verliebt




Der Grenzübertritt erfolgt ein paar Kilometer weiter westlich und bleibt undokumentiert, denn nach über 3000 Hm auf dieser Tour finde ich die kleine Steigung vor der Grenze eine absolute Zumutung lach Die Beine sind schon nicht mehr so ganz im Schuss; da hat auch das kleine Frühstück in Jonen nichts genützt.
Ich muss aber sagen: bis zur Reuss habe ich alle Steigungen mit grösster Freude genommen. Das Schöne am Singlespeed finde ich ja, dass man einfach macht was man kann: wenn man nicht fahren kann, schiebt man. Wenn man nicht mehr schieben kann, legt man sich eine Runde ins Gras und macht später weiter. Aber heute Morgen ist erstens das Gras nass, und zweitens wartet der Brunch zwinker

Die Schotterwege entlang des Hofibachs sehen zwar unglaublich sexy aus, sind aber unglaublich anstrengend zu fahren: ich gebe den Deestone-Wulstpneus höchstens die Note 2 (Schweizer Skala schmunzel ) für die Graveleigenschaften…





Immerhin: der Turm kommt näher:





Und dann kommt wieder Teer und leichtes Gefälle, und ich weiss, dass das die letzten Kilometer mit dieser tollen Klingel, dem extrem laufruhigem Rahmen und dem vollgeilen Rücktritt sind. Wenn’s nicht so extrem anstrengend wäre, würde ich wohl einiges an Energie für sentimentale Gefühle aufbringen lach





Noch 16 km. Hm, gut war letzte Nacht Zeitumstellung, so komme ich wenigstens nach Winterzeit rechtzeitig an zwinker





Ich bin positiv überrascht, wie viel offene Landschaft es so nahe der grossen Stadt noch gibt:





Ein letzter Bauernhof…





…und dann bin ich in Zürich – yeah!!!





Bis zu meinem Freund ist es nicht weit. Hier ist also das neue Quartier des Singlespeeders:




Der neue Besitzer erschrickt ein bisschen ab dem Gewicht der Perle, und ich erschrecke ein bisschen darüber, wie viele Treppen er wird überwinden müssen für ein Fährtchen schmunzel Aber egal: Brunchtime!

Nach ein bisschen Sofarumgefläze will ich dann doch mal Heim zu Frau und Kindern, und so mache ich mich zu Fuss auf den Weg zum Bahnhof.
Ich lasse den Altstetter Bahnhof links liegen, denn schliesslich bin auf der abenteuerlichen Schweizer Reise, und ein Anschlusspunkt am Zürcher HB wäre doch ganz nett.





Ich falle mal wieder fast in Ohnmacht, als ich sehe, wie viel Platz der MIV braucht entsetzt Leute, nehmt den öV, fahrt Velo, geht zu Fuss…





…das braucht viel weniger Platz, und ihr seid viel näher dran an der wunderbaren Natur verliebt





An allerhand Getier…





…und Gevolk…





…vorbei erreiche ich den HB. Ooh, so eine kleine Auslandseise wäre auch mal wieder nett!





Aber egal, zurück in die Berge verliebt




So, das war’s schmunzel