Grimsel und Furka mit ein bisschen Geholper

von: Biotom

Grimsel und Furka mit ein bisschen Geholper - 15.08.20 20:40


Grimsel und Furka mit ein bisschen Geholper
Karte: Teil 1 und 2

Anfang August musste bzw. durfte ich aus familiären Gründen nach Andermatt. Eigentlich wollte ich was Grösseres machen, aber beim Job ist dermassen viel los, dass nur ein 1.5-Täger drinliegt. Ich starte daher am Nachmittag in Ulrichen, welches ich zuvor so erreicht habe: in ein paar Tageswanderungen bin ich von unserem Dorf nach Visp gelatscht. Von Visp bin ich dann vor 2-3 Jahren ins Obergoms geradelt (von dieser Zweitages-Etappe erzähle ich vielleicht ein andermal).

Bei der Kirche von Ulrichen beginnt die MTB-Route Richtung Gämschfax. Zuerst auf Teer…





…geht es am Star Spangled Banner vorbei…





…auf eine schöne Alpstrasse. Sorry wenn hier mal wieder ein paar Leute wegen des liegenden Velos zu ihren Notfalltropfen werden greifen müssen teuflisch zwinker Wird in diesem Bericht nicht mehr vorkommen, ich schwör’s lach





Ob der Waldgrenze…





…ergeben sich herrliche Ausblicke aufs Goms:





Der Weg wird schmal…





…bleibt aber meistens fahrbar:





Der Plan war eigentlich, zum Rund- und Lengsee aufzusteigen und dort zu übernachten. Aber irgendwie scheint mir das vor Ort ein bisschen zu krass: ich habe noch nie über 2200 müM gezeltet – und steil und felsig sieht es aus. Daher steige ich bei dieser Abzweigung nicht links hoch, sondern fahre geradeaus weiter:





Ich komme wieder auf eine Alpstrasse…





…und schlage bald darauf mein Zelt auf. Sieht schön aus man beachte, dass das Velo nicht auf einem Weg liegt zwinker )…





…aber es weht ein starker Wind von der Grimsel her. Als Zeltanfänger habe ich natürlich die Abspannleinen zu Hause liegen lassen – ob das wohl hält? Und der Spirituskocher verglüht mir fast beim Kochen, dermassen sorgt der Wind für Sauerstoff. Auf dem Bild ist aber keine Rauchwolke vom abfackelnden Kocher, sondern die Grimselschlange (hier gibt es ein eindrückliches Video von diesem Phänomen). In der Bildmitte erkennt man die Furkapassstrasse. Hm, wenn das die ganze Nacht so luftet wird das eine ungemütliche Sache…





Aber wie (fast) immer in den Bergen hört der Wind bald nach dem Sonnenuntergang auf und die Schlange verzieht sich:





Schön, so ein Abend in den Bergen:














Die Nacht…





…und der Morgen kommen…





…und ich ziehe weiter:





Ein bisschen Gemurkse vor dem Frühstück kann nicht schaden lach





Ich parkiere das Velo und die Zeltausrüstung bei einem Wegweiser und wandere auf einem schönen Weg…





…an schönen Ausblicken vorbei…





…zum Jostsee. Ich treffe ein älteres Wanderpaar, welches den Neun-Seen-Weg macht (den will ich dann auch mal noch machen!). Wir kommen ins Gespräch, und als ich meine Badehose montiere, erzählt die Frau, dass sie mit ein paar Kolleginnen jeden Tag im Brienzersee baden geht, auch im Winter. Daraufhin fasse ich mir ein Herz und frage sie, ob es sie stört, wenn ich nackt reinhüpfe. Die Frau meint, kein Problem, und dann fügt sie verschmitzt hinzu: "Mit meinen Kolleginnen gehe ich auch am liebsten baden wenn's schon finster ist" lach zwinker





Auf dem Weg zum Grimsel hätte ich die eine oder andere Gelegenheit für eine Schneeballschlacht, denn vor ein paar Tagen gab es einen ordentlichen Wintereinbruch, mit Schnee bis 2300 müM:





Über teils doch recht holprige Wege…





…erreiche ich den Totesee auf der Grimsel:





Ein kurzer Blick in meinen Heimatkanton…





…bevor ich mich auf der Passstrasse Richtung Gletsch stürze. Krass, wenn man bedenkt, dass bis vor ein paar Jahrzehnten der Rhonegletscher bis an den rechten Bildrand reichte entsetzt





Es sieht schön aus auf der Furka, aber der Verkehr und der Lärm ist zum Teil infernalisch teuflisch Ich bewundere die Touren- und Rennradfahrer, welche es über Tage hinweg in diesem bordelligen Alpengaudi aushalten! Es gibt aber Lichtblicke: im Aufstieg zur Furka hole ich kurz nach Gletsch einen älteren Herrn mit einem klassischen Flatbar-Velo ein; auf dem Gepäckträger hat er ein Metallkörbchen platziert, null Taschen. Der Ausrüstung nach denke ich, dass er wohl so knapp die Furka macht. Er hängt sich mir dann an, und wir kommen ins Gespräch - und da komme ich auf die Welt: er ist am Vortag irgendwo südlich im Kanton St. Gallen losgefahren und hat Gotthard und Nufenen gemacht, heute will er über Furka und Oberalp und via Chur wieder nach Hause. Das ergibt für beide Tage jeweils >>100 km und >2000 Hm – krass!





Auch auf der Urner Seite der Furka gibt es Erfreuliches: eine Familie mit kleinen Kindern kämpft sich mit Anhänger und Follow-Me den Pass hoch – Chapeau!!! Ein Freak und eine Freakin fahren mit Rolllanglaufskiern den Pass hoch. Und Bänz aus Bern hält mir in der Abfahrt mit seinem Dethleffs-Wohnmobil den Rücken frei (hinter ihm wäre ich wohl durchgedreht – der Typ fährt maximal 30 wirr ):





Auch die Furka-Dampfbahn ist gemütlich unterwegs:





Ziemlich schnell kommt Realp in Sicht…





…und nach einem kurzen Ausflug auf der MTB-Route durchs Urserental (für mehr reicht es leider aus zeitlichen Gründen nicht, die Kinderlein warten schmunzel ) erreiche ich Andermatt:





Fazit: Die MTB-Route auf die Grimsel ist eine sehr schöne Alternative zur Passstrasse.
Wer Schiebepassagen nicht scheut kommt dort wohl auch recht gut mit dem Tourenrad durch (vor allem wenn er/sie im Gegensatz zu mir auf der MTB-Route bleibt und nicht noch den Umweg zum Jostsee macht). Und die Fahrt über die Furka hat mir einmal mehr bestätigt: Strassenpässe sind nix für meine Nerven…