Re: Radreise Nordspanien-Nordportugal 2017

von: Tom72

Re: Radreise Nordspanien-Nordportugal 2017 - 06.05.20 22:08

17. Tag (17.07.2017), Colunga – Gijón
Strecke: ca. 50 km


Die heutige Strecke nach Gijón ist auf einigen Abschnitten recht reizvoll, verläuft aber abseits der Küste.



Am östlichen Stadtrand gibt es einen Campingplatz mit Blick auf das Meer und die Skyline von Gijón. Nachdem ich mein Zelt aufgebaut habe, radle ich ins Zentrum zum Abendessen und um mich am Strand und in der Altstadt umzusehen.











18. Tag (18.07.2017), Oviedo – San Martín de Teverga (Zugfahrt Gijón – Oviedo)
Strecke (Rad): ca. 50 km


Für die etwa 20 km von Gijón nach Oviedo, der Hauptstadt Asturiens, nehme ich wieder einem Zug auf dem Schmalspurnetz der FEVE. Ich verlasse damit endgültig die Nordküste und werde erst in einer Woche in Vigo an der galicischen Westküste wieder ans Meer stoßen.



Oviedo hat sicher mehr als die paar Stunden oberflächliches Sightseeing verdient, die ich für die Stadt eingeplant habe. Man begegnet hier in der Fußgängerzone Woody Allen, der die Stadt 2008 als einen der Schauplätze seines Films „Vicky Cristina Barcelona“ gewählt hat, dessen bronzenes Konterfei allerdings wohl schon einige Jahre vorher aufgestellt wurde.





Die Kathedrale







Nun geht es südwärts; es steht die Überquerung des Hauptkamms des Kantabrischen Gebirges an (vor ein paar Tagen war ich ja zwischen dem Puerto de San Glorio und dem Puerto de Pandetrave schon einmal für ein paar Stunden südlich der Wasserscheide der Cordillera Cantábrica). Von Oviedo bieten sich dafür zwei alternative, parallele Pässe an, zwischen denen ich mich entscheiden musste: Der Puerto de Somiedo (1486 m) – diese Route hätte mich auch durch den sicher sehenswerten Parque Natural de Somiedo geführt – und der etwas östlichere Puerto de Ventana (1587 m). Ich habe mich für letzteren entschieden. Nach der Passquerung werde ich dem Lauf des Río Sil (und anschließend dem Río Miño, in den der Sil mündet und der die Grenze zu Portugal bildet) Richtung Südwesten bis an die galicische Westküste folgen.

Etwa 20 km westlich von Oviedo erreiche ich Trubia; von dort führt meine Straße Richtung Süden das enge Tal des Río Trubia aufwärts. Parallel der Straße verläuft ein touristisch bedeutsamer Rad- und Wanderweg auf einer ehemaligen Bahntrasse, die Senda del Oso, also der Pfad des Bären; diesem ist hier eine Skulptur gewidmet.





Ich fahre ein kurzes Stück auf der Senda del Oso, aber der nach meinem Geschmack etwas raue Asphalt treibt mich schnell wieder auf die nicht besonders verkehrsreiche parallele Straße zurück. Die Strecke folgt dem Lauf des Río Trubia und dann des Río Teverga sanft ansteigend zwischen hoch aufragenden Felswänden, immer begleitet von der Senda del Oso.







In San Martín, dem Ausgangspunkt der Auffahrt zum Puerto de Ventana, finde ich ein sehr nettes, preiswertes Hotel (Hotel Balcón de Agüera) und kann anschließend den Tag beim Abendessen auf der Terrasse eines Restaurants (hier in der Bildmitte) mit Blick auf die Berge ausklingen lassen.



19. Tag (19.07.2017), San Martín de Teverga – Villablino
Strecke: ca. 65 km


Heute steht die Überquerung des 1587 m hohen Puerto de Ventana auf dem Programm. Bis zum Pass sind es 20 km und 1137 Höhenmeter. Start vor meinem Hotel in San Martín



Im unteren Teil der Auffahrt führt die Straße durch eine enge Schlucht.





Letzte Serpentine vor dem Pass





Auf der Passhöhe überquere ich endgültig den Hauptkamm des Kantabrischen Gebirges und damit die Wasserscheide zwischen der Nordküste (Mar Cantábrico) und den auf der Südseite entspringenden Gewässern, die letztlich der atlantischen Westküste zufließen (in diesem Bereich – mittelbar – über den Duero, etwas weiter westlich über den Sil und den Miño). Die Grenze zwischen Asturien, das ich hier verlasse, und Castilla y León verläuft ebenfalls über den Pass.



Blick vom Puerto de Ventana Richtung Süden



Der Hauptkamm der Cordillera Cantábrica trennt auch den vom feuchten atlantischen Klima geprägten, „grünen“ Küstenbereich von den trockeneren Landschaften des Landesinneren. Ich habe auf der Abfahrt den Eindruck, dass sich das anhand einer etwas anderen Vegetation bemerkbar macht. Zudem erscheint mir die Gegend südlich des Passes noch dünner besiedelt als auf der Nordseite.









Auf der Abfahrt komme ich am Abzweig eines kleinen Sträßchens vorbei, das hinauf ins Dorf Torrestio und anschließend weiter auf den Puerto de la Farrapona (1709 m) führt. Dieser Pass, der dann der höchste der Reise gewesen wäre und der zurück über den Hauptkamm der Cordillera Cantábrica führt, hätte sich angeboten, um in den Parque Natural de Somiedo zu gelangen, und dann über den 1486 m hohen Puerto de Somiedo den Hauptkamm ein drittes Mal zu überqueren. Aber da meine Recherche im Vorfeld der Reise, auch hier im Forum, ergeben hat, dass die Straße zum Puerto de la Farrapona oberhalb von Torrestio nicht asphaltiert ist und ich ein paar Kilometer auf einer Schotterpiste hätte hinaufschieben müssen, habe ich auf diese ansonsten optimale Kombination mit den zwei weiteren reizvollen Pässen verzichtet und fahre weiter abwärts.

Nach dem Talort San Emiliano geht es westwärts, zunächst über ein fast verkehrsloses, landschaftlich traumhaftes Sträßchen.





Ich komme durch Piedrafita de Babia (den Talort der vom Puerto de Somiedo kommenden Straße, auf der ich alternativ zum Puerto de Ventana den Hauptkamm der Cordillera Cantábrica hätte überqueren können) und stoße kurz darauf auf den Río Sil, der nicht weit von hier entspringt und dessen Lauf (und später dem des Río Miño, in den der Sil mündet) ich nun die kommenden Tage Richtung Südwesten und Richtung Westküste folgen werde (der Miño ist in seinem Mündungsbereich der Grenzfluss zwischen Spanien (Galicien) und Portugal). Ich bin hier auf etwa 1200 m über Meereshöhe. Obwohl ich im Prinzip dem Flusslauf abwärts folgen werde, heißt das aber bei Weitem nicht, dass es die kommenden Tage bis zum Atlantik im Wesentlichen nur bergab geht, da die betreffenden Straßen nicht immer direkt in den Tälern von Sil und Miño verlaufen, so dass noch ein paar tausend Höhenmeter zusammenkommen werden.



Kurz darauf beende ich in Villablino die heutige Etappe; auf der Suche nach einer Unterkunft finde ich schließlich das offenbar einzige Hotel des gar nicht mal so kleinen Ortes und komme zu der Erkenntnis, dass in dieser Region die touristische Infrastruktur deutlich spärlicher ist als in den bisher durchradelten Gegenden.

20. Tag (20.07.2017), Villablino – Ponferrada
Strecke: ca. 70 km


Bis zu meinem heutigen Ziel Ponferrada verläuft die Straße fast durchgehend im Tal des Río Sil, so dass zunächst kaum Höhenmeter anfallen. Unterhalb von Villablino ist der Sil aufgestaut, wie auch an mehreren Stellen in seinem weiteren Verlauf.







Das hübsche Örtchen Toreno



In Santa Marina del Sil ein paar Kilometer vor Ponferrada verlässt die Hauptstraße, auf der ich bis hier unterwegs war, den Flusslauf. Ich biege auf ein kleines Sträßchen ab, das dem Sil weiter folgt, der hier einen weiteren Stausee bildet – der Belag ist zwar nicht ganz perfekt, aber die Landschaft ist schön und es ist völlig verkehrsfrei. Parallel ein Viadukt einer stillgelegten Bahnlinie, die einst entlang des Tals des Sil Ponferrada mit meinem heutigen Startpunkt Villablino verband



Doch nach ein paar Kilometern muss ich meinem spanischen Wortschatz eine neue Vokabel hinzufügen; seitdem weiß ich, dass „desprendimiento“ in diesem Kontext „Erdrutsch“ bedeutet. Also umkehren. ¡Mierda!



Ich fahre zurück zur Hauptstraße und fahre nach Ponferrada notgedrungen einen ziemlichen Umweg, der mir auch etliche Höhenmeter beschert und zuletzt ein ganzes Stück parallel einer vierspurigen Autovía verläuft.

Die Burg von Ponferrada über dem Ufer des Sil



In Ponferrada war ich bereits neun Jahre zuvor auf einer Radtour auf dem Jakobsweg (Camino Francés) von Pamplona nach Santiago de Compostela, so dass alte Erinnerungen wach werden. Die Etappe, die ich damals in Ponferrada beendet hatte, hatte mich über den 1500 m hohen Rabanalpass mit dem bekannten Cruz de Ferro geführt, an dem die Pilger traditionell einen Stein aus der Heimat ablegen. Obwohl Ponferrada eine bedeutende Station am Pilgerweg ist, finde ich recht schnell ein einfaches, preiswertes Hotel.



Das Tor der Templerburg



Blick von der Burg auf die Altstadt



Ich genieße den Abend in den sehr belebten Gassen der Altstadt.

21. Tag (21.07.2017), Ponferrada – A Pobra de Trives
Strecke: ca. 90 km


Während ich vor einem Cafe auf dem zentralen Platz der Altstadt beim Frühstück sitze, sehe ich immer wieder Jakobspilger zu ihrer Etappe aufbrechen, einige auch, wie ich damals, mit dem Fahrrad. Die meisten werden aber schon längst unterwegs sein – Frühaufstehen ist auf dem Camino üblich, daran erinnere ich mich noch von meiner Jakobsweg-Radtour, zumal man die Pilgerherbergen meist spätestens um acht verlassen haben muss. Die typischen Wegweiser mit dem Muschelsymbol geben die Richtung an; nächste bedeutende Station auf dem Jakobsweg ist der Cebreiro-Pass. Diesmal folge ich aber nicht dem Zeichen der Muschel, sondern mein Weg führt mich entlang des Río Sil weiter abwärts, heute aber mit einigen längeren Passagen abseits des Flusses mit vielen Höhenmetern.





Westlich von Ponferrada gibt es zunächst keine Straße in Flussnähe. Ich verlasse die Stadt auf einer langen, ebenen und schnurgeraden Ausfallstraße, die passend zum Ziel meiner Reise Avenida de Portugal heißt. Dann nehme ich eine Straße (N-536), die sich zunächst recht weit in die Berge hinaufschlängelt, bevor ich dann nach einer längeren Abfahrt endlich ins Tal des Sil gelange, dem ich ab hier wieder folgen kann.





Ich verlasse Castilla y León und bin nun in Galicien.



Sobradelo mit historischer Brücke über den Sil



Werbetafel in galicischer Sprache in O Barco



In O Barco pausiere ich auf der schönen Promenade am Ufer des Sil.



In A Rúa verlasse ich den Fluss Richtung Südwesten. Ich überquere den 565 m hohen Alto da Hermida



und rolle auf der anderen Seite ins tiefe Tal des Río Bibei, eines Nebenflusses des Sil, den die Straße auf einer fast 2000 Jahre alten Brücke aus römischer Zeit überquert.



Auf der anderen Talseite geht es wieder hinauf bis zu meinem heutigen Ziel, A Pobra de Trives, wo es einen Campingplatz gibt.



Fortsetzung folgt…