Re: Eine Brettspielreise nach Carcassonne

von: motion

Re: Eine Brettspielreise nach Carcassonne - 02.11.19 21:03

Tag 4:
Von Villeneuve lès Béziers nach Carcassonne
Länge: 97,3 km
Fahrzeit: 6:39 Stunden
Höhenmeter: 760 m
https://www.komoot.de/tour/67820990

Geschichte zum Canal du Midi

https://de.wikipedia.org/wiki/Canal_du_Midi

So heute kommt schon das eigentlich Ziel der Reise, Carcassonne. Durch das Drehen der Tour schon an Tag 4. Die größere Tour gestern sollte mir etwas mehr Zeit geben für heute. Wenig Kilometer, kaum Höhenmeter, also quasi eine kurze Halbtagestour, dachte ich. Doch es sollte anders kommen. Auf der nicht bedachten Liste stand das Thema Westwind und Canal du Midi.

Es beginnt verheißungsvoll. Endlich ist das Wetter wärmer und ich kann die lange Kleidung in den Packtaschen lassen. Der Weg entlang des Canals beginnt genauso wie ich mir eigentlich den ganzen Weg vorgestellt hatte. Das einzige was schon am Morgen zu spüren war, war der sehr lebhafte Westwind der laut Wetterbericht heute 40 bis 60 km/h betragen sollte. Zum Glück musste ich 100 km direkt nach Westen.



Geöffnete Hebewerke



Das beste Wetter der Tour bis jetzt. Wunderbar



Schon kurze Zeit später radel ich an Béziers vorbei.



Beeindruckend ist hier vor Allem wie die Schiffe im Canal du Midi 20 Meter über der Straße und dem ganzen Umland über Brücken schippern.



Blinde Passagiere



Die Kathedrale



Bilderbuchbedingungen.



Kurz hinter der Stadt wurde aus Teer wieder ein Feldweg und aus Feldweg wieder Pfad. Vorbei die schöne Strecke.



Egal ob man rechts oder links fährt, es sind beide Seiten nicht sonderlich gut ausgebaut. Die Flächen werden immer offener und der Wind greift ein immer direkter frontal an, so dass man auch gerader Strecke eher mit 10 anstatt mit 20 voran kommt.



In Capestang wird nach nur 25 km schon zum Frühstück angehalten. Der Dopaminspiegel muss gesteigert werden. Ich schaue mir noch kurz die Kirche an.







Die nächsten Kilometer am Canal schenke ich mir, bevor ich dann später wieder auf den Canalweg einbiege. Dieses wechseln zwischen Canal und Straße wird ein ständiger Begleiter für den restlichen Weg. Entweder dem Wind vollkommen ausgesetzt auf der Hauptstraße oder mehr oder weniger schlecht je nach Wegbedingung entlang dem Canal.



Faszinierend ist es jedoch zu sehen wie die teilweise sehr großen Schiffe, durch die doch recht kleinen Steinbrücken passen. Das passt dann teilweise nur eine Handbreit dazwischen. Oder manchmal muss auch ein Aufbau umgeklappt werden. Was jedoch sehr auffällig ist, das entlang dem Canal einiges verfällt. Auf der ganzen Strecke liegen immer wieder untergegangene, halb abgesoffene, schlecht gepflegte und zum Verkauf stehende Schiffe. Schade.



Immer wieder kommt man ein kleinen tollen Orten vorbei.





Die Wandgemälde sind einfach wunderbar.



Die Meeples schauen sich nun auch mal den weiteren Pfadverlauf an.





So ist er halt der Weg. Wenigstens diesmal ohne getrocknete Reiterspuren.



Teilweise haben die Schiffe eine beachtliche Größe.



Was hier an Schleusen steht und eingebaut wurde ist echt beachtlich.



Der Plan war eigentlich über eine kleine Nordschleife von Trèbes nach Carcassonne direkt am Canal zu fahren. Plötzlich aber stand ich vor einem Absperrzaun und hatte nun genug. Auch wenn die Umfahrung nur marginal länger gewesen wäre, wollte ich nicht mehr und bin nun direkt nach Carcassonne. Es war wegen all den Widrigkeiten über den Tag verteilt eh schon recht spät geworden.



Also auf zum Ziel der Brettspielfans. Endlich sind die Meeples zu Hause, nachdem sie jahrelang in einer Brettspielschachel gefangen gehalten wurden.








Ja bei Asiaten ist das wohl auch ein Stop auf Ihrer Europatour. Trotzdem ist es überraschend leer.







Die nächste Zeit verbringe ich mit dem Erkunden der historischen Altstadt. Ich kann problemlos durch radeln.





Die Anlage an sich ist in ihrer Mächtigkeit und Größe sehr beeindruckend.









Aussicht auf die Stadt











Es ist schon interessant, welche Spuren die Verhüllungsaktion von Christo vor ein paar Jahren hier hinterlassen hat. Der Kleber der gelben Flächen hat quasi den oberen mm der Struktur mit abgetragen und dadurch sieht man es heute nach wie vor.









Irgendwann muss es dann mal wieder weiter gehen und so verlasse ich die Altstadt auf dem Weg zur Unterkunft.



Kurz bevor ich meine nächsten Warmshowers Gastgeber erreiche, hat man nochmals eine traumhafte Aussicht auf die Altstadt.







Auch heute habe ich wieder ganz tolle Gastgeber. Wir unterhalten uns über Gott und die Welt, es gibt lecker Essen, mir wurde ein Zimmer hergerichtet mit Trinken usw. Ich komme aus dem Staunen und der Gastfreundschaft gar nicht wieder raus. Wir unterhalten uns auch über meine Enttäuschung über den Canal du Midi. Ab hier bis nach Toulouse soll er auch deutlich schöner und vor Allem besser ausgebaut sein. Für mich war es quasi ohne groß darüber zu lesen „ein ich muss da unbedingt den ganzen Weg entlang des Canals fahren“ Ding. Dementsprechend habe ich es auch so geplant, bin aber hiervon schon während des heutigen Tages abgerückt und würde auch nicht unbedingt das nochmal so machen. Hier und da einen Abstecher, vor Allem um Bèziers, aber nicht dauerhaft am Canal kleben bleiben. Gerade mit Packtaschen hat man bei Gegenverkehr auf schmalen Wegen immer wieder das Thema anhalten und Ausweichen, die Autosperren wo man Taschen abnehmen muss, die dann den Spaß am Radeln gehörig trüben. Für eine Abendtour zur Altstadt habe ich dann nach dem ganzen Gegenwindtag doch keine Lust mehr. Auch weil die Gastgeber einfach viel zu nett und die Gespräche zu gut sind.