Re: Eine Brettspielreise nach Carcassonne

von: motion

Re: Eine Brettspielreise nach Carcassonne - 01.11.19 07:38

Tag 1:
Von Bagnols sur Cèze nach Lasalle
Länge: 99,9 km
Fahrzeit: 6:20 Stunden
Höhenmeter: 1370 m
Route: https://www.komoot.de/tour/67264619

Anreise

Um nicht am selben Tag anreisen und die Tour starten zu müsse, entschied ich mich 1 Tag davor am frühen Nachmittag mit dem Auto zu starten. 800 km Anreise durch die Schweiz und Frankreich standen bevor. Alles in Allem verlief sie recht schnell und die befürchteten Staus blieben bis auf das Gebiet rund um Genf weitgehend aus. So war ich dann auch abends 9 Uhr in Bagnols angekommen. Hier hatte ich mir schon vorher über Warmshowers einen Platz organisiert und es war einfach toll. Ein altes Weingut mitten in Weinfeldern und Obstplantagen. Sehr freundliche Gastgeber und mit ihren Kindern unterhalten wir uns noch eine ganze Zeit. Dabei stellt sich heraus das die kleine Tochter deutsch lernt und sie momentan die dt. Nationalhymne üben und singen. Als sie sie mir vorsingt, wundere ich mich über den Text. Der Text ist doch tatsächlich ein anderer als im Original. Ich schaue ungläubig ins Lehrbuch und es wirklich ein anderer mit der originalen Melodie. Eigentlich hätte ich mir den Text mal kopieren müssen, habe es aber nicht. Trotzdem etwas surreal die ganze Situation, aber ein toller Einstieg in meine Reise. Überhaupt möchte ich mehr über Warmshowers übernachten, denn ich möchte tiefer in das Land eintauchen und einfach sehen wie die Leute leben und was sie denken bzw was sie beschäftigt.

Eigentlich war es ja geplant das ich entgegen dem Uhrzeigersinn durch die Schluchten fahre und dann über das Mittelmeer und den Canal du Midi zurück fahre. Die Wetteraussichten mit Kälte und Regen in den ersten Tagen ergeben, das ich die Route spontan einmal drehe und nun erst gen Mittelmeer fahre und erst zum Schluss die Schluchten unter die Stollen nehme. Im nach Hinein genau die richtige Entscheidung. Es hätte bei der Kälte der ersten Tage sicherlich keinen Spaß gemacht auf den Hochebenen und den Pässen zu fahren.

Selten bin ich so entspannt in die Tour gestartet wie bei dieser. Der Wecker klingelt und ich mache mich gemütlich fertig für die Tour. Es wird zusammen gefrühstückt mit lecker Obst. Bei uns ist die Kirschblüte gerade erst vorbei und hier liegen sie schon fertig auf dem Tisch. Draußen ist es trüb, ab und an fällt mal ein Tropfen vom Himmel, aber heut ist ja quasi der Einradeltag ohne nennenswerte Steigungen.

Wunderschön gelegen zwischen den Weinfeldern



Es geht vorbei an La Roque sur Cèze


Auf geht’s über die Brücke



Blick auf die Cèze



Einsam geht es weiter durch weitläufige Weinfelder



Richtung Mas de L’Inde gibt es die erste nennenswerte Steigung und die erste mini Schlucht entlang der Cèze.





Für die Lavendelblüte bin ich leider noch etwas zu früh dran.



Bei Saint Jean de Maruejols blühen vor einem verlassenen Bergbau dafür die Mohnfelder



Immer wieder fährt man an schön gestalteten Häuserfassaden entlang. Diese können auch mal Bushaltestellen, Stromhäuschen oder ähnliches sein.



In Alès nutze ich die Zeit nicht um die Stadt zu schauen, denn Regen kündigt sich an und ich versuche diesem zu entkommen.



Leider habe ich nicht den Hauch einer Chance und die letzten 40 km werden bei mal mehr, mal weniger Regen gefahren, nur abgewechselt von strömenden Dauerregen. Zum Glück habe ich mir vorher eine neue Regenhose für die Tour geholt. Meine alte war so undicht, das ich vor Beginn der Tour nochmals aufgerüstet habe und diese nun wunderbar dicht hält.



Durch den Dauerregen scheint es das Öl der Kette abzuwaschen, was dazu führt, das meine Kette in Kombination mit der Rohloff Nabe anfängt zu schreien. Es klingt einfach fürchterlich, so als würde Metall auf Metall reiben. Kennt das Phänomen jemand? Nachdem ich die nächste Portion Öl später drauf schmiere, läuft es wieder seelenruhig.

Nach der letzten Steigung komme ich endlich in Lasalle an und hier wartet die erste böse Überraschung.



Nach meinen Korsika Erfahrungen checke ich nun vorher ob die Campingplätze geöffnet sind oder nicht. So auch hier geschehen und laut Website sollte er offen haben. Die Besitzer waren auch da und haben den Campingplatz startklar gemacht, nur übernachten durfte ich nicht. Auch auf bitten, wegen Nässe usw. wurde dies leider verneint. Zurück fahren wollte ich nicht und der nächste Platz war viel zu weit entfernt. In der Stadt hatte alles zu, auf warmshowers gab es niemanden. Was nun in den klammen Klamotten? Couchsurfing wäre noch eine Option, aber leider gibt es da zu viele Karteileichen und antworten innerhalb einer Stunde? – fast ausgeschlossen! Ich versuche es trotzdem und schreibe 3 Leute an. Und siehe da nach einer halben Stunde habe ich eine Antwort und eine tolle Unterkunft für eine Nacht. Vielen Dank. Ich koche noch etwas und danach gehen wir zu einem „spectacle“ in einer alten Seidenfabrik im Ort. Eine Art Kunst und Tanzvorstellung mit freiem Eintritt die sehr schön war, auch wenn ich 95% nicht verstanden habe. Danach geht es nur noch ins Bett...