Re: Lofoten,- Vesaterålen,-Senja

von: jochenfranke

Re: Lofoten,- Vesaterålen,-Senja - 28.10.19 23:27

Mittwoch,- Senja, ein Tag kann nicht unterschiedlicher sein


Wie stehen früh auf und radeln nach einen kurzen Kaffee bei besten Wetter auf der Straße 86 los. Auf einen Schild beim Fährhafen stand "Willkommen in unserer Karibik" und diese kleine Bucht bei Hamn lässt uns hoffen, es war schon fast tropisch anmutend.





Wir radelten immer an der Nordküste entlang, die Gegend änderte sich. Nun fuhren wir durch eine Schärenlandschaft...





Viel zu schade um einfach durchzufahren, wir machten ein spontanes Picknick mit grandiosen Ausblick...





Trolle gibt es hier auch grins ...





Nun bogen wir auf die Straße 862 ab, dabei änderte sich die Landschaft wieder abrupt. Jetzt fuhren wir einen kleinen Pass vom Meeresspiegel bis über 400 Meter Seehöhe in die Berge...





Um uns herum ragen die Berge über 1000 m aus dem nahen Atlantik.
Am Pass angekommen durchfuhren wir einen der vielen Tunnels auf Senja. Oft sind diese nur in den rohen Fels ohne Betonverblendung geschlagen und kaum bis schlecht beleuchtet. Vor den Tunneleingängen kann man einen Schalter betätigen, dieser löst ein Gelblicht aus das den Autofahrern anzeigt das sich im Innern des Tunnels Radler befinden. Dadurch fährt man relativ sicher. Zudem liegen Warnwesten aus, die man vor dem Tunnel anzieht und sie am anderen Ende dort wieder ablegt.

Nun ging es in eine rasante Abfahrt, man kommt dabei nach mehreren Kehren bei Bergbotn an einen fantastischen Aussichtspunkt...





Am Meer teilten wir diesen Platz mit einen Angler...





Nun kamen wir an einen Fjord dessen umliegenden Berge eher ruhig wirkten, die unteren Hänge leuchteten uns Grün entgegen...





Der Angler den wir vorher getroffen hatte meinte wir sollten bei Skaland auf eine Stichstraße nach Bøvær abbiegen, dort käme man an einen sehenswerten Strand. Ich muss sagen sehenswert war stark untertrieben, ich erinnerte mich an das Schild am Fährrhafen.
Willkommen in unserer Karibik...





weißer Strand, türkisfarbenes Wasser, Berge die bei Sonneneinstrahlung uns grün entgegenleuchteten. Nur die Temperatur lässt zu wünschen. 15 Grad sind ein bisschen wenig für die Karibik, von der Wassertemperatur ganz zu schweigen. Naja, wir sind ja nicht zum baden hier... zwinker , also Karibik...





Während der Rückfahrt zur Rundstraße erlebten wir ein Wetterspektakel das ich so noch nicht erlebt hatte. Binnen Sekunden fing es an stark zu Regnen und eine Minute später schien die Sonne als wenn nichts gewesen wäre, dieses Szenario wiederholte sich mehrmals.
Die Landschaft schillerte dabei förmlich im Licht, auf einem Foto leider kaum zu erstellen...





Im kleinen Örtchen Skaland gönnten wir uns einen Kaffee samt Blaubeerkuchen...





Gestärkt folgten wir weiter durch einen Tunnel die Straße 862. An den Berghängen segelte ein Seeadler den wir einige Minuten beobachten konnten. Nach einer Kurve sahen wir nun ein gewaltiges Bergmassiv. Die Spitzen ragen wie riesige Zacken in den Himmel, die Einheimischen nennen es Gebiss des Teufels.
Ein Holzsteg führt hinunter ans Meer. Man hat hier einen schönen Ausblick auf das Gebiss des Teufels, das bei diesen stürmischen Wetter seinen Namen verdient...





unten angekommen steht man auf glatt geschliffenen Fels Mitten in dieser Naturgewalt. Der Wind bläst um die Ohren, die Gischt peitscht ins Gesicht, jetzt steh ich wieder am Nordatlantik, mehrere hundert Kilometer nördlich vom Polarkreis und nicht in der Karibik...





ich radle ein wenig der Straße entlang und komme an diesen Punkt, kurz kommt die Sonne heraus, alles erscheint ruhiger...





Ich sehe einen bepackten Radler auf mich zukommen. Er spricht mich an. Ein Kroate der schon zum dritten mal von Kroatien zum Nordkapp und zurück fährt. Er hat kein Zelt dabei, nur Schlafsack und Tarp. Er übernachtet auf Terrassen von Ferienhäusern oder in Scheunen, er meint er findet immer was. Ich muss mich verabschieden da mein Kumpel schon weit vorraus ist und am Ersfjordstrand schon auf mich wartet.
Dort angekommen wollten wir eigentlich unser Zelt aufschlagen, doch irgendwie gefällt es uns hier nicht. Viele Touristen kommen hier mit ihren Wohnmobilen oder Autos vorbei steigen aus und posieren vor dem goldenen Toilettenhäuschen das ein Touristenmagnet ist.
Zur Krönung wird es benutzt und weitergefahren...





Wir wollten trotz allen gerade einen Platz zum Campen aussuchen, doch wieder entscheidet das Wetter über den Verlauf der Reise. Hinter den Bergen kommt ein gewaltiges Unwetter auf uns zu, es fängt an aus Kübeln zu schütten...





Der Wind gleicht schon fast einen Orkan, wir versuchen ins nahegelegene Dorf zu fahren. Bläst der Wind von vorne kommt man kaum voran, kommt der Wind von der Seite wird man trotz Gegensteuern von der Strasße gedrängt. Ich erinnere mich an einen Reisebericht den ein Radler über Island geschrieben hat. Es geht nur noch schiebend weiter. Wir legen die Räder hin und rennen zu einen Müllhäuschen, die hier in Nordnorwegen zu jeden Haus gehören. Schubsen die Kübel heraus und kauern uns unter. Wir sind voll durchnässt, es hat gefühlte Minusgrade, wir frieren beide gewaltig. Unsere Räder samt trockenen Gepäck liegen etwa fünfzehn Meter von uns entfernt, ohne weitere Kaltdusche kommen wir nicht hin.
Das ist wohl der Moment den Jeder mit unseren Hobby schon mindestens einmal erlebt hat. Man denkt warum tut man sich das an?
Nach weiteren zwanzig Minuten sind wir so durch gefroren das es nur eine Entscheidung gibt. Hin zu den Rädern rennen und das Gepäck holen. Wir ziehen uns komplett aus, rubbeln uns ab und ziehen alles an was wärmt, darüber die Regenkleidung da der Regen ab und an in unseren Unterschlupf peitscht. Nach etwa dreißig weiteren Minuten hört der Sturm endlich auf. Die Einwohner kommen aus ihren Häusern um die Sturmschäden zu kontrollieren. Wir sprechen ein junges Paar an mit der Frage ob es hier eine Unterkunft gibt. Leider Nein.
Der Mann meinte am Ende des nächsten Tunnels könnte das Wetter anders aussehen. Er ruft seinen Bruder an der auf der dort wohnt, und er bestätigt, über den Berg sieht alles ganz anders aus. Kaum zu glauben.
Wir entschließen weiter zu radeln. Wir fahren durch den Tunnel, am Ende kommt uns helles Licht entgegen, und kaum zu glauben die Welt hat uns wieder, es scheint sogar die Sonne...





Ohne lange zu überlegen radeln wir weiter und weiter, zwischen den Bergen sehen wir so etwas wie Abendrot, obwohl es eigentlich noch viel zu früh dafür ist...





An diesen Tag will es wieder nicht dunkel werden. Wir radeln noch bis spät in die Nacht, es macht richtig Spaß. Schließlich kommen wir in Botnhamn an, von wo uns die Frühfähre am nächsten Tag nach Brensholmen bringen soll.
Wir bauen nach Mitternacht das Zelt auf, was für ein Tag.