Holprig auf dem Jakob nach Le Puy-en-Velay (2)

von: Biotom

Holprig auf dem Jakob nach Le Puy-en-Velay (2) - 18.08.19 19:34

Ciao a tutti,

Dies ist die Fortsetzung von dem hier. Am Schluss vom ersten Teil war ich mit einem reparierten Speichenbruch in Montbrison gelandet. Nun wollte ich die Fahrt nach Le Puy-en-Velay mit einem Besuch der Hautes Chaumes du Forez verbinden – diese hatten mich auf einem in der Bibliothek ausgeliehenen Führer zum Regionalen Naturpark Livradois-Forez angelacht :-)


5. Tag: Montbrison – Bard – Col de Baracuchet – Grande Pierre Bazanne – Hautes Chaumes du Forez – Col des Supeyres – Saint-Anthème – Viverols – Col des Dansadoux – Medeyrolles – Dore-l’Eglise – Arlanc [– La Chaise-Dieu mit dem Zug] (ca. 90 km; ungefähre Route)


51) Der Wetterbericht kündigt für den Nachmittag Regen und Gewitter an; da mir die Hautes Chaumes für solches Wetter überhaupt nicht ideal scheinen, stehe ich zeitig auf und radle los. Einzig die Hotelkatze verabschiedet mich:





52) Ich liebe es…





53) …am Morgen früh unterwegs zu sein!





54) An diesem Tag ist der Col de Baracuchet ein ungesalzener Traum:





55) Auf der Strasse liegt ein Velo, im Strassengraben liegt eine Kuh:





56) Durch morgenlichtgeflutete Hügel geht es…





57) …immer höher hinauf…





58) …bis der Col ganz nah ist – yeah!





59) Auf dem Col de Baracuchet zweige ich rechts ab, auf den ausgezeichnet signalisierten GR3.





60) Heidelandschaft,…





61) …Weite,…





62) …Grande Pierre de Bazanne – diese Hautes Chaumes sind einfach schön!





63) Der Weg ist ein wenig dürftig für meine 28x1.60-Reifen, zudem machen mich die bereits aufziehenden Wolken leicht nervös (und ich habe keine wirklich taugliche Karte vom Gebiet):





64) Aber in der Ferne erblicke ich bereits die Pierre sur Haute mit der Antenne. Der GR3 führt dorthin, das weiss ich, und dahinter liegt der Col du Béal, mit Teerstrasse und Auberge, nur so für den Notfall:





65) Aber eigentlich will ich den Kamm in westliche Richtung verlassen, zum Col des Supeyres hin. Gleich nach den Schafen…





66) …kommt zum Glück die klar signalisierte Abzweigung zum Col des Supeyres, ufff… Bei den Kühen wird der Weg wieder ganz ordentlich, und ich treffe auf vier lokale Biker. Denen falle ich fast um den Hals, denn es ist doch schon eine Weile her, dass ich Menschen gesehen habe :-)





67) Nach kurzem Schwatz entscheiden wir uns zur Weiterfahrt, denn das Wetter wird nicht besser:





68) Col des Supeyres: Teer! Schilder! Klar auf meiner Michelin-Karte eingezeichnet! Bei diesem Wetter alles kein Luxus :-)





69) Die Frage ist nun noch: links oder rechts runter? Nach Blick aufs Wetter und die Karte entscheide ich mich für links, Richtung Saint-Anthème. In der Abfahrt sieht das Wetter ganz übel aus, und es wehen kräftige Seitenböen – mit meiner Rahmentasche nicht ganz unheikel:





70) Ich komme aber trocken in Saint-Anthème an, und der Sturm zieht weiter (ich vermute stark, dass genau dieser Sturm ein paar Stunden später hier im Wallis für Rekordniederschläge und zwei Todesopfer verantwortlich war…).





71) In Saint-Anthème tanke ich Vitamine…





72) …und purzle dann unter den segnenden Händen von Notre-Dame de la Nativité in Saint-Clément-de-Valorgue weiter…





73) …nach Viverols. Dort ist ein schönes Fest…





74) …mit alten…





75) …Fahrzeugen…





75) …im Gang:





76) Ich überlege kurz, im lokalen Hotel für ein Zimmer zu fragen, aber dann will ich doch noch weiter, Richtung La Chaise-Dieu – einer dieser Ortschaften, die mich auf der Karte schon öfters angelacht haben. Es zieht die nächste Front auf, und nach dem Col des Dansadoux (den ich fast nicht hochkomme, glaub wieder mal zu wenig gegessen)…





77) …gerate ich bei Medeyrolles in die Nebelsuppe. Auch hier überlege ich mir, ein Zimmer im lokalen Gîte d’Etape zu nehmen, denn inzwischen riecht es stark nach viel und langem Regen.





78) Aber plötzlich habe ich einen kühnen Plan: gibt es da nicht diese touristische Eisenbahnlinie nach La Chaise-Dieu? Kommt die nicht in Arlanc vorbei? Und geht es nicht nach Arlanc nur runter? Also los! Ich rase via Dore-l’Eglise nach Arlanc und finde bald den Bahnhof, alles noch knapp ohne Regen. Am Aushang ist eine Telefonnummer angegeben. Ich rufe an, und tatsächlich: in 30 Minuten fährt ein Zug nach La Chaise-Dieu, und der nimmt auch Velos mit. Cool :-)
Und dann kommt sie im grössten Schiff gefahren, die Bleu d‘Auvergne: herrlich!





79) Ich komme mit dem Cutthie im Gepäckabteil unter, wo bereits ein französisches Radlerpärchen untergebracht ist. Wir sitzen auf Kisten und das Pärchen reicht mir köstliche regionale Spezialitäten – selten hatte ich eine so wunderschöne Zugfahrt!





80) In La Chaise-Dieu komme ich im Hôtel de l‘Echo unter. Die Klosterkirche der Abtei von La Chaise-Dieu mit ihren gewaltigen Bögen lässt mir den Mund offenstehen – eindrücklich! Und auch bei den weitherum bekannten Naschereien aus der Patisserie „Au Moine Gourmand“ sollte man übrigens den Mund offen stehen lassen :-)





Die Wirtin des Hotels weist mich noch auf ein Orgelkonzert hin, welches um 18h in der Abteikirche stattfinden wird. Ich gehe hin und finde es recht schön; ein kleiner Männerchor singt im Wechsel mit dem Orgelspiel. Fast am Ende des Konzerts schaue ich mir dann das Programm ein bisschen genauer an – und was stelle ich fest: der Chor kommt aus Sion, der Nachbarstadt meines Wohnortes. Zufälle gibt’s!





6. Tag: La Chaise-Dieu – Dore-l’Eglise – Bonneval – Sembadel-Gare – Allègre – Saint-Paulien – Polignac – Le Puy-en-Velay (ca. 65 km; ungefähre Route)


81) Ein Blick aus dem Hotelfenster verrät: Wetter einigermassen gut! Die gestrige Fahrt mit der Bleue d’Auvergne beschert mir nun aber ein kleines Problem: bei meinen Ausfahrten probiere ich immer an einem Ort anzuknüpfen, den ich bereits unmotorisiert von zu Hause aus erreicht habe. Daher purzle ich am Morgen als erstes nach Dore-l’Eglise runter, dort war ich ja gestern mit dem Velo durchgekommen, und kann entsprechend an meinen motorlosen Faden anknüpfen.





82) In Bonneval die übliche Erinnerungsstätte für die für Frankreich Gefallenen. Bonneval scheint mir maximal 5 Häuser zu haben, und doch steht wohl ein gutes Dutzend Namen auf der Stele:





83) Das war schon beim Wandern nach Le Puy vor 10 Jahren ein toller Moment: das erste Schild mit dem Namen der schönen Stadt!





84) Ich nehme aber nicht die rote D906, sondern die gelbe D13. Diese führt mich am Lac de Malaguet (ooch, Badeverbot…) vorbei…





85) …nach Allègre. Die Aussicht von der Potence geht eindrücklich weit:





86) Die kleinen Kapellen sind immer einen Besuch wert (falls sie denn nicht abgeschlossen sind), so auch die im Ortskern von Allègre:






87) Bei Allègre besteige ich noch den Mont-Bar, einziger Vulkankrater Frankreichs mit Hochmoor – ein ruhiger Ort:





88) Rassig geht es auf der D13 weiter…





89) … nach Saint-Paulien:





90) Ab dort bin wieder auf dem Jakobsweg unterwegs – holprig, aber ein gutes Gefühl:





91) Auf herrlichem Schotter…





92) …erreiche ich Polignac. Dort ist leider die Statue der Sainte Anne (mit Maria und Jesuskind) momentan nicht ausgestellt; ein guter Grund mal wieder vorbeizukommen. Polignac ist aber auch sonst einen Ausflug wert:





93) Dann noch ein letzter Hügel, und ich erblicke die drei Hauptwerke von Le Puy-en-Velay: Saint-Michel d'Aiguilhe, Notre-Dame de France, und die Kathedrale:





94) Saint-Michel d’Aiguilhe, erbaut auf einem neckischen Neck,…





95) …mache ich als erstes meine Aufwartung. Ich werde aber recht brutal ernüchtert: bisher war ich nur zwischen Januar und April in Le Puy – eine wunderbar ruhige Stadt um diese Jahreszeit. Jetzt im August hat es natürlich Horden von Touristen und es ist keineswegs besinnlich. Schön ist es trotzdem:





96) Und dann das eigentliche Ziel der Pilgerreise: die Kathedrale von Le Puy-en-Velay…





97) …mit der berühmten Schwarzen Madonna:





98) Aber auch in der Kathedrale ist es eher laut und unbesinnlich, so dass ich mich bald in die Ruhe des Accueil Saint Georges zurückziehe. Beim Nachtessen komme ich mit Pilgern ins Gespräch, welche von Le Puy aus Richtung Spanien pilgern. Eine Familie will mit ihren fünf Kindern bis nach Conques wandern – wow!





99) Nach dem Nachtessen im Saint Georges besuche ich nochmals die Kathedrale, welche jetzt schön ruhig ist. Auf der Treppe geniesse ich die eindrückliche Aussicht Richtung Westen. Da kriege ich immer Lust weiter Richtung Westen zu wandern bzw. zu radeln!





Danach geht es ab in die Heia, morgen will ich wieder früh los, ab nach Hause :-)