Re: Einmal rund ums Haff - die 2-Länder-Tour

von: jfk

Re: Einmal rund ums Haff - die 2-Länder-Tour - 04.05.19 07:51

Mittwoch, 27.06.2018

Löcknitz – Dargobadz


Die heutige Tour sollte die längste Tagesetappe unserer Urlaubswoche werden, und außerdem mussten wir nachmittags halbwegs pünktlich an einer Fähre sein – also hieß das, nicht allzu spät losfahren.
Für ein nettes Frühstück hat es dennoch gereicht, dann noch schnell Getränke für unterwegs besorgen, und es konnte los gehen. Zunächst auf dem Radweg entlang der B 104 rollten wir aus dem Ort. Dann ging es über Plöwen und Blankensee „ins Ausland“ – wobei der Grenzübertritt lediglich durch die Grenzpfähle (und den in der Nähe geparkten „Spähwagen“) erkennbar wurde.

Der Grenzübergang - sehr unaufgeregt

Auf polnischer Seite wurde es dann deutlich holpriger auf der Landstraße (wobei dort in der Region ein nagelneuer Radweg gerade im Bau ist). Wir fuhren nach Stolec (Stolzenburg), dort beherrscht ein altes Schloss/Gutshaus den ehemals herrschaftlichen Park:


Von hier aus zeigten die Karten einen Weg durchs Vogelschutzgebiet „Swidwie See“ an – der Einstieg war nicht ganz einfach zu finden, aber dann ging es doch passabel über Feld- und Waldwege voran.
Hier bemerkten wir bei einer Rast zum ersten Mal, dass unser „Begleithund“ Bruno etwas humpelte; Pfoten untersucht – nichts gefunden, weiter gings. (Das Thema sollte uns in den nächsten Tagen noch einige Male beschäftigen…)
Mit Wegmarkierungen sah es in der Landschaft dort etwas mau aus, aber letztlich kamen wir doch in Zalesie (mit einem schön restauriertem Schloss) raus, ab dort ging es wieder auf der Landstraße weiter.
Laut Karte sollte in dem folgenden Walgebiet ein Weg nach links abbiegen und auf direktem Weg nach Trzebiec (Ziegenort) führen. Wegweiser – Fehlanzeige, ein Navi hatten wir nicht, die Waldwege sahen alle gleich aus – und wenig vertrauenerweckend, ob sie denn auch durchgängig befahrbar waren. So fuhren wir mit nettem Rückenwind weiter, bis wir plötzlich in Tanowo merkten „Halt – wir sind ja viel zu weit!“ Und außerdem drückte langsam die Sonne, die Verpflegung war alle, … - und die Zeit! – wir wollten ja noch übers große Wasser.
Also mussten wir weiter -erst mal Richtung Police (Pölitz), dann weiter nach Trzebiez. Unterwegs fanden wir glücklicherweise noch einen „Dorfkonsum“, in dem es etwas zu Essen gab.
Warum wollten wir nach Trzebiez? Bei den Recherchen zu der Tour hatte ich herausgefunden, dass es eine kleine [url=www.latarnik-kopice.pl]kleine Firma in Kopice[/url] gibt, die sowohl Ausflugsfahrten auf dem Stettiner Haff anbieten, wie auch eine „Taxi-Fähre“, nämlich von Trzebiez nach Kopice. Das kam unseren Reiseplänen doch sehr entgegen, sparten wir uns doch dadurch die Durchfahrt durch Stettin und die Umfahrung des Dabie-Sees, welche ich mir nicht allzu reizvoll vorstellte.
Kurz und gut – die Kontaktaufnahme klappte problemlos, die Fahrt konnten wir reservieren, der Preis akzeptabel.
In Trzebiez angekommen mussten wir nur noch den Hafen finden, kamen auch gerade noch so zur vereinbarten Zeit an. Der Kapitän war etwas in Eile – der Wind wurde stärker… Und die Fähre – na ja, eine leichte Nussschale. Aber alles ging gut – bis auf die Massen von Wasserpflanzen, die sich immer wieder im Antrieb verfingen und mehrere Stopps mit „Schiffsschrauben-Entkrautung“ nötig machten.


In Kopice angekommen: plagte uns noch immer unser Problem – Hunger, Durst! Im Dorf selber gab es keinen Laden, aber dafür in im Nachbardorf Czarnocin – ein recht typischer Mix aus Dorfladen, Kneipe, Freizeittreff. Hier gabs dann was zu beißen, auch eine Cola – und die sollte noch nötig werden!
Unser Weg führte uns nämlich weiter durch eine Wiesen- und Weidelandschaft (mit urtümlichen Rinderherden) – über sehr holprige Plattenwege: Da tat eine Motivationsspritze aus der Cola-Flasche doch sehr gut! Auch hier war es wieder mal nix mit Wegweisern, lediglich bunte, an Bäumen und Pfosten aufgemalte Jakobsmuscheln ließen eine Ahnung aufkommen, dass wir hier noch richtig sein könnten.
Irgendwann war auch die Wiese bezwungen, es ging weiter an der Landstraße Richtung Wollin/Wolin. Langsam könnte das Ziel ja nun doch näher rücken, befanden wir, es ging langsam auf 20 Uhr zu…

Zufahrt nach Wolin /Wollin über die Dziwna

Ursprünglich wollte ich ja in Wollin die Tagesetappe beenden, aber übers Netz war keine Unterkunft in der ehemals so stolzen Hansestadt zu bekommen, erst ein paar Kilometer weiter in Dargobadz erwartete uns unser Motel. Da wir nicht sicher waren, ob wir dort noch was zum Abendessen bekommen, wollten wir in Wollin noch essen – aber nix da! Es war gegen 20 Uhr – und alle Gaststätten, Imbisse und sonstigen Verköstigungseinrichtungen machten gerade zu weinend
Zum Glück fanden wir noch einen Supermarkt, wo wir uns ein paar Nettigkeiten zum Abendbrot einkaufen konnten. Die letzten Kilometer führten uns auf der stark befahrenen N3 (Strecke Stettin – Swinemünde) – zum Glück mit einem relativ breiten Seitenstreifen. So ganz wohl war uns dennoch nicht, da die Laster, die zum Hafen nach Swinemünde donnerten, recht schnell unterwegs waren, und außerdem die Sonne schon tief am Himmel stand und von vorn kam. Hoffentlich übersah uns niemand!
Aber alles ging gut, wir erreichten Dargobadz, fanden unsere Unterkunft, wo wir scheinbar die einzigen Gäste waren, konnten unsere Räder fürstlich im Foyer abstellen. Dann gab es auf dem Zimmer das Mitbring-Essen, während in einigem Abstand die Laster weiter auf der Landstraße vorüberdonnerten. Uns war es egal, wir konnten sehr gut schlafen…

Gefahrene Kilometer: 92