Re: EUSKAL HERRIA – Land des Baskischen

von: veloträumer

Re: EUSKAL HERRIA – Land des Baskischen - 26.03.19 23:03

EUS-6 Enge Bergtäler & moderne Städte, gefleckte Kühe & nüchterne Fabriken, traditionelle Feste & prähistorische Höhlenkunde: Das gut besiedelte Bergland von Gipuzkoa und der östlichen Bizkaia-Provinz zwischen Tolosa und Urkiola-Naturpark

Fr 29.6. Tolosa (+) – Santutxo – Puerto de Bidania (510 m) – Bidania – Puerto de Irurburu (550 m) – Errezil – Azpeitia – Nuarbe – Embalse de Urtegia – Puerto de Manubia (532 m) – Ormalztegi – via GI-3540 – Alto de Atagoiti (513 m) – Motxorro – Puerto de Udana (515 m) – Oñati – Zubillaga
87 km | 11,5 km/h | 1435 Hm
Ü: C frei
AE: Taberna Zotz: Schnitzel, Pommes, Spiegelei; Flan; Rotwein, Café 16,30 €

Sa 30.6. Zubillaga – via Piste – Embalse de Urkulu (333 m) – Aretxabaleta – Eskuriatza – via GI-627 – Puerto de Arlaban (617/598 m) – Landa – Legutio/Embalse de Urrúnaga – Embalse de Albiña – Puerto de Cruceta (710 m) – Aramaio-Ibarra – Arrasate/Mondragón – Puerto de Kanpazar (457 m) – Elorrio – Nekazalturismo Berriolope
74 km | 11,0 km/h | 1325 Hm
Ü: H Nekazalturismo Berriolope 40 € oFr
AE (dito): verschiedene Kroketten; frittierter Fisch; Milchreis; Rotwein 29,20 €

So 1.7. Nekazalturismo Berriolope – Puerto de Pagatza/Elgueta (475 m) – Elgeta – Bergara – Puerto de Elosua (681 m) – Elosua – Azkoitia – Azpeitia – Zestoa – Ekainberri/Cueva Ekain (Besichtigung >1 h) – Zestoa – Iratea – Alto Meaga (142 m) – Zarautz
73 km | 11,9 km/h | 1130 Hm
B: Cueva Ekainberri 6 €
Ü: Grand C Zarautz 6 €
AE (dito): Muscheln im Zwiebel-Gemüsesud; geb. Fisch, Kart.; Käsekuchen; Cidré, Café 20,30 €

Di 3.7. Camping Galdona – Saturrarán – Mutriku – Kalbarioa (233 m) – N-634/3230/Astigarribia – Mendaro – N-634/GI-3292 – Alto de Elkorritea (188 m) – Lastur – Alto de Azurki/Collado de Madariaga (675/672 m) – Alto de Azkarate (396/410 m) – Elgoibar – 6 – Puerto de San Miguel/Urkaregi (360/367/347 m) – Etxebarria – Alto de Ixua (545 m)
63 km | 10,0 km/h | 1780 Hm
Ü: C frei
AE: H/R Ixua: gefüllte Kroketten; Fischfilets im Sud; Erdbeeren; Roséwein, Café 29,50 €

Mi 4.7. Alto de Ixua – Eibar – Ermua – Mallabia – Osma – Puerto de Trabakua (440 m) – Markina-Xemein – Ondarroa – Lekeitio – via BI-3238 – Ea – Ibarrangelu – Playa de Laga
80 km | 12,9 km/h | 1045 Hm

Rauchende wie nicht rauchende Fabriken und Gewerbeanlagen lassen vermuten, dass wir in einer ernüchternden Region sind, wo starker Verkehr das Radfahren erschwert. Das wäre eine falsche Schlussfolgerung, denn dichte Besiedlung und Industrialisierungserscheinungen sind relativ zur Enge der Bergtäler. Von der vergleichsweise gefällarmen Flusstrecke Leitzaran kommend, sause ich deutlich steiler hinunter nach Tolosa durch ein rauschendes Bergtal, wild sprudelnde Flusskaskaden, engst angelegte Höfe und Gebäude. Das Wassergefälle diente dann Papierfabriken als Betriebsgrundlage, wohl nicht alle sind mehr in Betrieb. Bewegt man sich aus den Städten raus, weicht das Urbane unglaublich schnell der ländlichen Kuhweide oder einem stillen Wald. Eher überrascht es immer wieder aus der Einsamkeit kommend, wie man auf einmal in einem quirligen, zuweilen sehr modernen Zentrum steht, etwa in Elgoibar, Azpeitia oder Arrasate, am auffälligsten in Eibar.



Die urbanen Zonen ziehen sich zuweilen entlang der flacheren Flusszonen. Fährt man quer dazu die Bergrouten, entkommt man recht schnell irgendwelchen Städtebändern und ihren Verkehrsachsen. So liegen etwa Elgoibar und Eibar fast aneinander, doch suchte ich eine Bergstraße nach Etxebarria und eine weitere zurück nach Eibar, sodass ich über zwei Pässe und einsamste Täler zwei urbane Zentren verbinden konnte, der Ixua-Pass dabei sogar einer der Höhepunkte des Kapitels, mit dem Restaurant und Hotel auf der aussichtsreicher Lage wäre es vielleicht eine Krönung gewesen – aber die Aussicht verschlang mal wieder der Wolkennebel.

Um den Anfang der ersten Etappe aus dem nächsten Kapitel hier inhaltlich vor- und einzubeziehen: Der Trabakua-Pass erwies sich trotz Schönheitsmarkierung auf der Karte als einer der langweiligsten Pässe – zu breit ausgebaut, wenig ansprechende Landschaft greifbar am Rande oder im Panorama. Eibar und Ermua bilden fast eine Städteband, das in zwei Provinzen hineinreicht. Es war aber im kleineren Ermua, dass ich in einem recht eher spärlich bestückten Radladen (Agirre Kirulak, überwiegend Rennrad mit Marke Orbea) einen passenden Radschuh fand. Der Ratschenschuh der baskische Marke Spiuk (auch als Radsportsponsor im Land gesehen) überzeugte spontan mit gutem Sitz für schmalen Fuß – nur musste ich auf Größe 42 erhöhen, weil die Spanier wie die Italiener auf kleineren Füßen leben – was sie für mich recht sympathisch macht, die nordischen Hünen mögen mir diese einseitige Südempathie nachsehen.



Springe ich wieder etwas östlicher, sind gleich mehrere Höhepunkte zu finden. Etwa die Fahrt von der Küste weg ab Mutriku, zunächst mit dem kleinen, recht anspruchsvollen Pilgerpass Kalbarioa ob seiner eigenwilligen Felsen vor einer Eselsweide oder den Blick auf den mäandernden Deba. Seit 1850 produziert Saint-Gerons in Mendaro feinste Schokolade im Familienbetrieb, man muss klingeln – kleiner Laden, dekoratives Sortiment – Schokolade als Fisch, lustige Lollis für Kinder, kleine Pralinen-Auswahl. Übrigens dürfen in Spanien keine direkten Einkäufe von Kakaobauern getätigt werden, sodass es anders als in Frankreich oder Deutschland keine länderspezifische Schokolade gibt. Es besteht ein Abnahmegebot von nationalen Schokoladenimporteuren, deren Herkunftsbezug nicht in der Hand der Chocolatiers liegt und nicht nach Herkunftsländern aufgeschlüsselt wird. Das Gesetz ist eher jüngeren Datums, wie mir der Chocolatier erklärte, früher hat man auch in diesem Betrieb durchaus länderspezifische Schokolade verwendet.

Der Chocolatier erzählte mir von einem Rennradprofi aus der Nähe, der sich regelmäßig bei ihm mit Schokolade versorgt, um sich die Kraft für die Beine zu holen. – Na, da war ich ja richtig! Folgt doch eine ebenso schöne wie harte Bergfahrt über Lastur und ein recht großes Picknickplateau – Ausgangspunkt für Wanderungen –, hinüber zum Azkarate-Pass und runter nach Elgoibar, wobei die letzten Teile landschaftlich etwas abfallen gegenüber der Aufstiegsseite.



Das vom Azkarate-Pass liegende Azkoita erreicht man über den herrlich erfrischenden und gewundenen Elosua-Pass, vom dergleichen naheliegenden Azpeitia zweigt eine Stauseeroute mit steilem Waldpass ab (Puerto de Manubia, auf dessen Passhöhe ein nach Süden aussichtsreiches und beliebtes Ausflugslokal liegt). Nicht minder reizvoll, mehr an Alpenlandschaften erinnernd, mit einigen einladenden Bergdörfern, verläuft die Bidania-Passroute von Tolosa nach Azpeitia.

Nehmen wir einmal die beiden Passübergänge zwischen Omaiztegi und Oñati als recht durchschnittlich, so beschreibt meine Route zum Embalse de Urkulu eine recht aufreibende Schotterauffahrt, die lange Zeit harmlos erschien, aber durch eine undurchsichtige Verzweigung vor dem geschlossen Tor des Kraftwerks vom Stausee endete. Ein geöffnetes Tor hätte die Tour erquicklich gemacht, so musste ich eine Verbindung zur weiter oben liegenden matschigen Trailpiste suchen und kostete mich einiges an unnötiger Kraft, wenn der Kraftwerksbetreiber nicht so eigen wären, die Radroute hier zu blocken. Für die Tortur entschädigt das Panorama des Stausees, einer der schönsten in Euskadi. Man kann recht mühelos den See umrunden, zu einer Seite mit einem etwas uferabseitig gelegenen Dorf, das auf der von mir gefahrenen Seite Teil der dekorativen Kulisse vor den Bergen bildet.



Sonntags wird gefeiert, finden Feste statt. Manchmal schon samstags. Welche Feste, blieb mir etwas verborgen. In Eskuriatza war der Auftakt zu einem Musikevent zu sehen, zumindest probte eine offensichtlich professionelle, bläserlastige Mariachi-Gruppe, aus einem anderen Ortswinkel hörte ich Mandinko-Afropop mit Harfenklängen, während Musiker in alltäglichen Zivilklamotten mit Pfeifen und Trommeln durch den Ort zogen. Solche Bläser und Trommler zogen gleich in mehreren Gruppen, dort schon teils uniformiert, in Bergara auf, bildeten schließlich einen Zug, in dessen Zentrum dem ein Ochsenpaar ein Weinfass zog. Weitere Menschen eilten zu einem bestimmten Platz außerhalb des Ortes, meist mit Verpflegungsbehältern in den Händen, andere schienen Teil eines organisierten Sportlaufes zu sein. Während auch Pressefotografen und Teile der Bevölkerung dem Festzug Beachtung schenkten, wirkten wieder andere Bevölkerungsteile recht teilnahmslos und ließen sich von ihrem Gang zum Minimarkt oder einem schlichten Umtrunk in der Cafébar nicht abbringen.

Nach Bergara kommt man übrigens über gleichwohl herrlichen Elgeta-Pass von Elorrio aus. Noch im Blick das manchmal dolomitenähnliche Urkiola-Massiv, eine ebenso reizvolle Kulisse auf der Cruceta-Passroute, auf der man die Provinz Araba mit der Gipuskoa verbindet. Zur nördlichen Seite malen sich mehrere Bergdörfer der Gemeinde Aramaio ein – eine der alpinen Almlandschaft vergleichbarer Flecken mit dezentem touristischem Angebot. Während Arrasate eine her hässliche Stadt verkörpert, in der ich aber mein interessantestes Gespräch mit einheimischer Frau führen konnte, glänzt wenig weiter Elorrio als städtisches Schmuckstück mit historisch bedeutender Architektur aus verschiedenen Epochen, gleichwohl zu erreichen vor der Urkiola-Bergkulisse.



Kehren wir zurück zum Urola-Fluss zwischen Azkoitia und Azpeitia, treffen wir auf mehrere eindrucksvolle sakrale Bauten, allen voran die Santuario de Loyola, eine mächtige Basilica mit Kuppel im Stile des Petersdoms, eingebunden in eine große Parkanlage, anbei mit Pilgerherberge und Devotionalienverkauf. Dem protzigen Glaubensbekenntnis kann man eine äußerlich bescheidene Einrichtung gegenüberstellen, die allerdings weit länger in die Geschichte zurückreicht, nämlich in die prähistorische Menschheitsphase vor 10 000 bis 40 000 Jahren. Bei Zestoa, zu erreichen ab Azpeitia teils auch über einen neuen Radweg, zweigt man kurz in ein Nebental ab. Die Cueva de la Ekain gehört zu den herausragenden Höhlen mit gemalten Tiermotiven, auf dieser Reise ergänzt gegen Ende der Reise durch die Höhle in Isturitz. Die originale Ekain-Höhle kann zwar zum Eingang hin erwandert werden, besichtigen kann man aber nur die Replik in Ekainberri, quasi der originalen Höhle vorgelagert. Dort befindet sich auch ein Museum zur prähistorischen Lebensweise. Die besondere Erkenntnis sind die hochentwickelten Maltechniken mit bereits ausgebufften Farbvarianten, in der Detailtreue von großer Beobachtungsgabe der Künstler geprägt und vergleichbar mit Linienstrichen großer Meister der Neuzeit, etwa Parallelen zu Franz Marc. Exklusivführung für mich als letzter internationaler Gast in englischer Sprache – ein Mix von Kommentaren des Führers und einem Audio-Guide. Wie in Isturitz leider keine Fotos erlaubt (nur im Museum).

Bildergalerie EUS-6 (160 Fotos, bitte Bild anklicken):



Fortsetzung folgt