Tour de France: Pyrenäen - Auvergne - Jura

von: veloträumer

Tour de France: Pyrenäen - Auvergne - Jura - 11.02.19 20:57

Tour de France 2004

Languedoc – Pyrenäen – Aquitanien – Auvergne – Bresse – Jura – Oberrhein
Montpellier – San Sebastián – Lyon – Offenburg

Tourdauer: 39 Tage, davon 2 Ruhetage
Gesamt-Distanz: 3877 km
Durchschnitt: 105 km/d (nur Fahrtage)

! Dieser Bericht basiert auf einem originalen Teilbericht aus dem Jahre 2004, ergänzt und überarbeitet im Jahre 2019 und ist ohne Bilder!


Inhaltsverzeichnis

TdF-1 Krisenbaustelle Bahneuropa, nacktes Stranderleben, vom Winde verweht: Anreise & Languedoc mit Corbières

TdF-2 Mandelkekse, schmale Schluchten, Gipfeltanke für Schnäppchenjäger, gelbsüchtige Ginsterteppiche: Im Dreiländerkreuz der Ostpyrenäen durch die Aude-Schlucht über die Cerdagne und Andorra in das Val d‘Aran

TdF-3 Pässemythos „Le Cols de Légende“, Welttheater der ergreifendsten Erdenschönheiten, exzellente Landgastküche: Die mittleren französischen Pyrenäen auf der großen Pässestraße mit Abstechern in die Vorpyrenäen und den Cirque de Gavernie

TdF-4 Verwegene Geierschluchten, entlegene Bergdörfer, rauschende Kaskaden: Die aragonesischen Pyrenäen mit einer Wanderexkursion im Nationalpark Ordesa

TdF-5 Grüne Schafshügel, elegante Städte, Muschelbuchten, Farbenfachwerk, Schinkenbaguette und Pfefferschokolade: Baskische Streifzüge durch Navarra, San Sebastián und Labourd

TdF-6 Riesendünen, Kiefernwälder, Austernschlecken, Salzbonbons, Mangrovendschungel und exklusive Weinkultur: Flaches Zwischenspiel in der atlantischen Gascogne

TdF-7 Gänseleber, Trüffelaroma, Walnusskerne, Höhlenpinakothek, Trauerweiden und mäandernde Flussidylle: Das Périgord und Quercy im Spiegel von Dordogne und Lot

TdF-8 Tour de France vice versa Tour de France, geometrische Vulkankegel, liebliches Seenland, angeregte Froschschenkelgespräche und knarzende Bettgestelle: Das Zentralmassiv mit dem Cantal und der Auvergne

TdF-9 Stille Wasserlandschaften, mystische Wälder, Anglerparadiese, Museenkunde mit Radgeschichte, quirliges Städteleben: Von der Rhone durch die Teichlandschaft Bresse, den westlichen Jura und entlang dem Doubs zur Burgundischen Pforte in den südlichen Oberrheingraben


Einleitung und Zusammenfassung

Gewiss, meine Tour de France über 5 ½ Wochen durchkreuzte nicht ganz Frankreich, sondern nur Südwest-Frankreich, Teile Zentralfrankreichs und die Rhein-Rhône-Pforte, eine Woche davon führte sie durch Spanien. Der „echten“ Tour de France der Profis bin ich im Zentralmassiv absichtlich entgegen geradelt, um sie am Nationalfeiertag im Herzen Frankreichs (St-Flour) am Tag der längsten TdF-Etappe abzupassen – außer leergefressene Teller und Journalistenüberhang habe ich dort aber nichts bewundern können. Eine echte Frankreichtour ist es auch deswegen gewesen, weil ich viele Kernlandschaften Frankreichs bereiste – mit enorm reichen Eindrücken von Landschaften und Kultur.

Nebst eines kurzen Intermezzos in Frankreichs Metropole Paris ging es vom küstensäumigen Languedoc am Mittelmeer ins weinrebengeprägte Corbières, weiter in die Hochpyrenäen ebenso wie in die Hügellandschaft der Vorpyrenäen, in die französisch-spanischen Mischregionen, die sich durch eine sehr eigenständige Kultur auszeichnen – Katalonien und Baskenland (und dem überwiegend baskischem Navarra) – dazwischen durch die Provinz Aragonien und den etwas kuriosen Zwergstaat Andorra, vom „Rio“ der Biskaya zur Welthauptstadt der Schokolade – so gesamt gesehen in der Ost-West-Achse auch meine erste große Pyrenäen-Tour (und sollte längst nicht die einzige bleiben) –, an den aufgewehten Dünen und schier endlos erscheinenden Kiefernwäldern der südwestlichen Atlantikküste entlang, in die Metropole des Inbegriffs für französische Wein- und damit Lebenskultur – Bordeaux, durch eine der nobelsten Weinregionen in der Umgebung des mittelalterlichen Städtchens St-Emilion, durch eine der kulinarischen Hochburgen Frankreichs – dem Périgord, gleichzeitig reich an „malerischen“ Orten frühmenschlicher Geschichte im Zeichen des Cro Magnon, entlang idyllisch-schweigsamer Wasserläufe wie Dordogne und Lot mit sehenswerten Burgen und Schlössern, dazwischen das Quercy mit seinen Wiesen und Tälern über unterirdischen Wasseradern, danach in das vulkanische Gebirge – das Zentralmassiv, das größte Gebirge, das Frankreich nicht mit Nachbarn teilen muss – henauer die Auvergne (i.w.S.) vom südlichen rauen Cantal bis in die nördliche, liebliche Auvergne (i.e.S.), weitere Abstecher an die zentralen Flussadern Frankreichs, der Rhône und der Saône einschließlich Frankreichs Gourmet-Hauptstadt Lyon, alsdann durch die Landschaft der Bresse mit den vielen kleinen teichähnlichen Seen, durch den westlichen Teil des Jura mit seinen dunkelmoorig-mystischen Gewässern nebst der rau-windigen Hochebenen und entlang an der zentralen jurassischen Flussader, dem Doubs, in die Städte bedeutender Festungen wie Besançon und Belfort, in die Städte der französischen Werkzeug-, Fahrrad- und Autoindustrie mit Peugeot und Renault – Montbéliard und Mulhouse, womit ich letztendlich auch noch das Elsass mit seiner deutsch-französischer Geschichte gestreift habe, die Tour endgültig nach der Durchfahrt oberrheinischer Auenwälder und einer Exkursion durch das badische Weinanbaugebiet am Kaiserstuhl bei Breisach in der Ortenau in Offenburg beendet; – Satzende, Kurt Tucholsky lässt grüßen – jetzt darf man Luft holen!

Reiseverlauf kurz: Stuttgart || Montpellier – Cap d'Agde – Narbonne – Durban – Gorges de Galamus – Quillan – Gorges de l’Aude – Saillagouse – Port d'Envalira – Andorra la Vella – La Seu d'Urgell – Sort – Vielha – Bagnères-de-Luchon – Arreau – Castelnau-Magnoac – Arreau – Col du Tourmalet – Luz-St-Saveur – Gavarnie – Lourdes – Pau – Nay – Col du Soulor – Laruns – Biescas – Torla/Valle de Ordesa – Fanlo – Valle Anisclo – Ainsa – Puerto del Sarrablo – Jaca – Berdún – Zuriza – Isaba – Burgui – Lumbier – Urroz – Pamplona – Lesaka – Oyarzun – San Sebastián – Bayonne – Arcachon – Bordeaux – Bergerac – Montignac – Sarlat-la-Canéda – St-Cyprien – Souillac – Rocamadour – Cahors – Vallée du Lot – Entraygues – Thérondels – St-Flour – Murat – Pas de Peyrol/Puy Mary – Mauriac – Bort-les-Orgues – Gorges de la Rhue – Condat – Lac Pavin – Lac Chambon – Lac de Guéry – Lac d'Ayat – St-Saturnin – Clermont-Ferrand – Ambert – Montbrison – Neuville/Saône – Lyon – Bourg-en-Bresse – Chavannes – Orgelet – La Champagnole – Salins-les-Bains – Besançon – Montbéliard – Belfort – Mulhouse – Neuenburg – Breisach – Offenburg || Stuttgart

Ausstattung: Reiserad Nishiki (Randonneur), 21-Gänge, Rennlenker, 32 mm Reifen (28 Zoll), Schutzbleche, Cantilever-Bremsen, Lichtanlage, Ständer, 2 Trinkflaschen, 1 Lenkertasche, 2 Lowrider, 2 Backpacker (jeweils wasserabweisen, mit Regenhüllen) , inkl. Zelt, Schlafsack, Luftmatraze, Kleidung, Ersatzschlauch, Werkzeug, Kamera, 7-8 Filme, 8 Karten, 5 Reiseführer, var. Proviant, Sonstiges, Gesamtgewicht: ca. 35-40 kg

Karten: 7 x Michelin 1:200 000 (F) bzw. 1:400 000 (Aragón/Cataluña), 1 x Falk 1:200 000 (SW-D)

Literatur: Pyrenäen-Handbuch (Reise Know-How), Südwest-Frankreich per Rad (Cyklos), FKK Reiseführer 1995 (Fink-Kümmerly+Frey), Reisewörterbücher Spanisch (Pons/Klett) & Französisch (Langenscheidt)

Hinweis & Anschlussberichte jüngerer Zeit: Ein originaler Bericht anhand von Aufzeichungen existiert leider nur zum ersten Teil der Reise bis Bergerac, der darauf folgende Teil ist kürzer gehalten und in der Retrospektive aus dem Heute heraus und unter Verlust einiger Erinnerungen verfasst. Da ich damals noch analog fotografiert habe, müssten Fotos eingescannt werden, was ich zeitlich nicht absehen kann jemals noch zu tun. Der Text ist indes doch noch interessant, wie sich Sichtweisen einerseits ändern, aber auch noch vieles Bestand hat. Insofern möchte ich die Lektüre nicht in Schubladen verschimmeln lassen. Wer Bilder zur Tour sucht, wird auch manche finden, denn es war ja keinesfalls die einzige meiner Reisen an hier vorgestellte Plätze. Insbesondere die Pyrenäen wurden Ort von häufiger Wiederkehr. Ähnliches lässt sich vom Jura sagen, von den heimatnahen Schlussregionen Elsass und Oberhein ganz zu schweigen. Die wichtigsten weiterführenden Links mit Schnittstellen von mir hier bisher berichteter Touren seien daher gemäß aktuellem Stand gelistet:

Pyrenäen: Die Legende von Pirineosaurus (Perpignan – Hendaye 2014 F/E)

Pyrenäen: Pyrénées Cathares-Catalán (Narbonne – Lourdes 2011 F/E/AND)

Pyrenäen: Vuelta Verde (Porto – Bilbao – Cerbère 2008 P/E/F)

Jura/Doubs: La Grande Boucle du Doubs (2016/2017)

Jura-Anschluss Ost: Große Juraprüfung 2012

Burgundische Pforte Belfort/Mulhouse: Vogesen-Tripel 2012 & die Folgen (I. Südvogesen & Sundgau/Tour du Ballon de Servance)

Fortsetzung folgt