Re: Alpes Occidentales „PACA“

von: veloträumer

Re: Alpes Occidentales „PACA“ - 19.11.18 20:05

PACA-9 Parc Naturel Régional des Préalpes d’Azur

Am Croix de la Mission liegen unweit ein paar Ruinen, die in der Landschaft fast untergehen. Das Teleobjektiv offenbart aber eine ganz andere, geradezu exotische und bunte Welt oberhalb des gegenüberliegenden, westlichen Ufers des Castillon-Sees (Bild bereits in der Fotogalerie des vorherigen Kapitels). Seltsame Buddha-Statuen und indisch anmutende Heiligentempel sind in einem Park zusammengehalten – eine Fata Morgana? – Dunkel erinnerte ich mich, dass es hier irgendwo wie eine Kommune geben musste. Tatsächlich findet ich dazu in der Webrecherche die „Holy City of Mandarom Shambhasalem“ bei La Baume. Seine Heiligkeit Lord Hamsah Manarah hat hier einen Platz für eine universelle Religion geschaffen, benannt „Aumism“, nach dem Laut Om, Ohm, Aum, Amen, Amin – Urlaut der Anbetung in verschiedenen Religionen. Natürlich ist auch diese Fusion-Religion Toleranz, Liebe und Frieden verpflichtet – keine Neuheit in den Religionen – allein dass sie sich an ihre Prinzipien selten gehalten haben.

Und Aumism soll das Goldene Zeitalter in Zukunft bringen, einer besseren, vereinten Welt voller Empathie und Solidarität. Vom Tod eines einzelnen Lebens halten die Religionen ja wenig, deswegen haben sie zahlreiche Varianten des Ewigen Lebens ausformuliert. Nicht anders hier, ist auch Reinkarnation ein Teil dieser religiösen Lehre. Summiert man die Ansichten, scheint die buddhistische Lehre dem Fusionsgedanken am nächsten zu stehen, was wiederum die Heiligenskulpturen und Gebäude auf dem Gelände zu bestätigen scheinen. Glücklicherweise stand zwischen der Anlage (sie ist mit Führung zu bestimmten Zeiten zu besichtigen) und meinem Fotostandort ein ziemlich tiefer Graben aus Wasser und Fels, sodass der Funkenschlag religiöser Verblendung nicht überspringen konnte. – Was könnten Religionen bewirken, wenn sie ihre schöngeistigen Ideale leben und nicht nur zelebrieren würden!?



So 16.7. St-Julien-du-Verdon - dev. D955/D102 - Croix de la Mission (1149 m) - Demandolx - Col de St-Barnabé (1365 m) - St-Auban - Clue de St-Auban - Le Haut Chandelalar (1000 m)/Briançonnet
37 km | 745 Hm | 3:08 h | 11,8 km/h

AE: C/R Le Haut Chandelalar: Hähnchen, Pommes, Bier (im self service) 16 €
Ü: dito 24,50 €

Zum Leben des Ideals gehört ja irgendwie auch immer die Körperlichkeit, die die Gesellschaften gerne im Sinne ideologischer oder religiöser Menetekel beschränken und zügeln wollen. Insofern ist es schon fast wieder eine Religion, Nacktheit zu leben. Nunmehr steuerte ich den zweiten Rastort mit explizit nackter Lebensweise auf dieser Reise an, in entlegener Bergwelt bei Briançonnet. Wieder war bis zum Erreichen des Ortes der halbe Tag rum, also ein verlängerter Nachmittag in sonniger Höhe – warme Luft umstreichelt. Der Platz ist hier auf der Hochfläche deutlich ebener als der FKK-Camp am Lac d’Esparron, auch gibt es deutlich mehr Kiefernbestand für Schattenplätze. Der Nachteil indes ist das Fehlen eines natürlichen Gewässers, wenngleich der Estéron per Fußpfad erwandert werden kann.

Ein schöner Aspekt dieser Anlage ist das leitende Ehepaar, welches sich einer besseren Küche verschrieben hat und mit Eigenkreationen aufwartet. Leider war ich mal wieder am falschen Tag da, dem einzigen Wochentag, an dem das Restaurant geschlossen hält. Ersatzweiseweise gab es ein immerhin sehr saftig gehaltenes Brathähnchen zur Selbstabholung – Sitzgelegenheiten gibt es ausreichend weitere auf dem Gelände. Abendmahl mündete dann in politische Gespräche mit zwei Franzosen.



Bevor ich aber das Camp erreichte, lag noch Sehenswertes auf der Strecke. Mit der Hin- und Rückfahrtnach Briançonnet erlebte ich die sehr eng eingelassen Auban-Schlucht gleich zweimal. Sie wird mittlerweile reichlich für populäres Canyoning genutzt, die sich zwischen den Gumpen abseilen. Für den durchschnittlichen Betrachter ist der Flusslauf hier eher unerreichbar, muss man sich mit den pittoresken Blicken zufrieden geben. Da es oben um Heiligtümer ging: Auch hier liegt mitten in der engsten Schluchtpassage eine Madonnenkapelle in einer Felshöhle. Wahrscheinlich empfiehlt es sich, vor dem Canyoning beten zu gehen.

Nebst der Auban-Schlucht lohnt aber auch ein Gang durch das Adlernest St-Auban, wenngleich die Versorgungsstelle des Ortes unten an der Straße liegt. Die Straße über den Col de St-Barnabé steht mit einer fast ausgetrocknet wirkenden Hochebene schon in einem strengen Kontrast zum Blau der Verdon-Stauseen und seiner üppig bewaldeten Ufer. Auf der Ostseite mildert sich die Landschaft aber ab, öffnet zwischen kanalartig begleitenden Felshorizonten Wiesen mit Kornblumen, fällt durch den spröden Charme von Soleilhas und steigert sich dramaturgisch in Richtung St-Auban.

Mo 17.7. Le Haut Chandelalar (Briançonnet) - St-Auban - Col de Pinpinier (1130 m) - Le Mas - Clue d'Aiglun - Aiglun - Clue du Riolan (I) - dev. D10/D17 - Sigale - Clue du Riolan (II) - Le Moulin du Pali - St-Antonin - Baisse de Rourebel (1017 m) - Ascros - Col de Vé Gautier (1099 m) - Toudon - Col St-Michel (887 m) - Tourette-du-Château - Revest-les-Roches - Collet des Sausses (629 m) - via D27 - Col de Rostan (647 m) - Bonson - dev. D27/D17 - Gilette - Pont de la Cerise
101 km | 1435 Hm | 8:00 h | 12,7 km/h

AE: Proviant
Ü: C frei

Setzen wir die Reise von St-Auban nach Osten fort, kommt es zu einem Zwischenspiel aus Wäldern und Feldern ohne markante Felsen. Fahren in Richtung Col de Bleyne hin wieder noch ein paar Autos und Versorger, bleibt man nach dem Abzweig in Richtung Le Mas nahezu allein. Hier findet sich eine Ausschilderung der Radrouten Préalpes d’Azur, weiße Schilder auf weißem Grund, die ich in diesem Jahr häufiger auch in sehr alpinen Regionen vorgefunden habe. Es ist ein vermehrt radtouristischer Aspekt, der allerdings kaum alternative, neue Radwege erschließt, sondern lediglich bekannte Nebenstraßen etikettiert. Im System des engmaschigen und meist verkehrsarmen französischen Straßennetzes nicht unbedingt eine Notwendigkeit oder Sensation.



Die nun weitere Passage schleicht mal bedingt durch einen Kiefernwald, viel mehr aber windet sie sich geradezu dramatisch in und an Felswänden vorbei, überbrückt quer dazu gumpenreiche Schluchten wie Aiglun und Riolan, nur schwer oder gar nicht von der Straße zugänglich, und frisst sich durch engste Gassen von pittoresken Felsennestern wie Le Mas, Aiglun oder das hoch erhabene Sigalet. Dabei fällt man mal ab, steigt auf oder promeniert auf einer am Fels gelegten Höhenroute über dem Flusstal. In Sigalet hat man fast den Talboden des Estéron erreicht, muss dann aber für die alten Gemäuer des Ortes recht anstrengend nach oben.

Hier kehre ich dem Estéron vorübergehend den Rücken und steige in Wellen über ein Hochplateau zu einer ungewöhnlichen Höhenroute auf. Nach Rourebel rauf ist es zeitweilig noch ziemlich steil, doch ändert sich dann die Topografie recht deutlich. Während man nach Norden den Höhenzug nicht überschauen kann, blickt man nach Süden stetig in eine eher unzugängliche, bewaldete Talsohle. Die Straße aber verläuft am Bergrücken entlang nahezu flach oder leicht abfallend nach Revest-les-Roches. Danach fällt die Straße stärker ab, taucht in Wald ein und erreicht in Bonson, wie ein Terrassenbalkon oberhalb der unteren Var gelegen, den östlichsten Zipfel.



Schon glaubt man Gerüche von Nizza zu riechen und sind es nur noch zwei große Kehren bis auf Fast-Meereshöhe, bietet ein Abzweig die Umkehr nach Westen in Richtung Gilette, ein wie auf eine Scharte zum Schutz in das hinterliegende Estéron-Tal strategisch platzierter Terrassenort. Hier nährte zu dunkler Stunde bereits ein Volksauflauf meine Hoffnung auf eine noch geöffnete Essstube, was ich aber ernüchternd schnell vergessen durfte. Waren die Restaurants an der Strecke nun schon haufenweise geschlossen oder gar nicht vorhanden – immerhin ganz nahe der Nizza-Metropole und mit einigem Siedlungsvollk angehäuft – so war auch hier die letzte Hoffnung zerstoben. Der Menschenauflauf indes frönte dem Anblick der Feuer unten im Var-Tal, fast direkt in die Wohngebiete der Agglomeration Nizza ziehend. Das Schauspiel hatte indes einen unangenehmen Nebeneffekt, denn schon lange zuvor grub sich der Rauch tief in meine Nase ein.

Es war hier also kein Platz – topografisch auch nicht – ein Nachtlager aufzuschlagen. Ich fuhr nun noch eine Weile in die Dunkelheit bis zum Abzweig zur Pont de la Cerise, die einen verbotenen, aber doch gerne genutzten Badeplatz an der Estéron bereit halten sollte. Die von mir dort erwartete Zeltgelegenheit fand sich eigentlich nicht, obwohl ich schon aufopferungsvoll mich den Schotterweg heruntergequält hatte – am nächsten Tag aufwärts zurück nochmal strapaziöser. Obwohl früher auch Übergang für Autos, hat man die Strecke arg verfallen lassen, dass es auch einem Radler nicht möglich ist, dort zu fahren. Nun steht aushungert der Radteufel auf einer verwegenen Brücke in rauschender Dunkelheit – immerhin bestens abgeriegelt von den Rauchschwaden im Osten.



Di 18.7. Pont de la Cerise - Colle Belle (423 m) - Pierrefeu (Basse) - Roquestéron - Clue de la Bouisse - Conségudes - Ferres/Col de Ferres (596 m) - Bouyon - Coursegoules (1030 m) - Col de Vence (963 m) - Vence - Tourettes-s-Loup
76 km | 1180 Hm | 6:24 h | 11,9 km/h

AE: R Relais des Coches: Entenpastete m. Salat, Fleischspieß, Pommes, warmer Schokokuchen m. Vanillesauce, RW, Cafe 35,50 €
Ü: C frei

In Roquestéron machte ich bei Mittaghitze schlapp, hatte ich doch zu wenig geschlafen. Die Fortsetzung, quasi zur anderen Seite des Estéron, aber nach einem steileren Anstieg deutlich höher gelegen als die Gegenseite, ist nunmehr noch weniger befahren als zuvor. Erst im hübschen Bouyon wird die Einsamkeit etwas gebrochen, ist der Ort stärker schon an Nizza angebunden und sorgt ein Schwimmbad für ein wenig Jugendwind.

Kaum aber darf man hier von Verkehr reden – bleibt die Hochebene bei Coursegoules ein Geheimtipp für entschleunigte Touristen. Gar doch fand ich hier eine Radreisefamilie, die sich eine Gîte gegönnt haben. Sicher hätte ich auch an diesem Ort Genuss gefunden, doch sah ich die Chance noch, zumindest dem Etappenziel etwas näher zu kommen. Etwas zäh schleicht die Strecke zum Col de Vence, dann geht es rasant über abgebrannte Erde hinunter in das schon fast großstädtische Vence. Neben zahlreichen Villen zeichnet sich im Speckgürtel eine gehobene Infrastruktur ab wie etwa Kliniken. Der Ort, so ist klar, eignet sich für Nomadenübernachtung wenig und ich verlege die Besichtigung des Altstadtkerns auf den nächsten Tag.



In der urbanen Zone klebt Besiedlung an Besiedlung, doch sorgen Villengärten und die Hangtopografie dafür, dass die Häuser nicht aneinander kleben, sondern sogar noch feuchte Efeubiotope Urwaldatmophäre verströmen. Die Silhouette von Tourrettes-sur-Loup scheint verlockend – aber auch hier ist Platzmangel überall. Ein Camping liegt irgendwo ungünstig weitab unten im Tal. So gelange ich auch hier auf einen kaum weniger abenteuerlichen Übernachtungsplatz wie vortags. Trotzdem lohnte es, denn Tourrettes versprühte seinen mittelalterlichen Charme nochmal umso mehr, da der Ort an dem Abend ein Musikfestival in den Straßen zelebrierte. Die Winkel und Gassen sind voller liebvoller Details – ein Ort, fast wie eine geschlossene Burg zusammengebaut.

Mi 19.7. Tourettes-s-Loup - Pont-du-Loup - Le Lauron - La Colle-s-Loup - St-Paul-de-Vence - Vence - St-Jeanette
44 km | 405 Hm | 3:16 h | 13,1 km/h

AE: R Les Agapes (Vence): Avcado-Intro, Lachs m. Reisplätzchen, Schweinebraten m. div. Saucen, Kartoffeln, Crème Brulée m. Fruchtkompott, RW, Cafe 41,50 €
Ü: C frei

Tourettes ist bekannt für Violettes, die mit Zucker kristallisiert als blütenträumende Verführung Gaumenfreude bereiten. Das Ganze gibt es auch in der Rosenblattvariante. Besichtigen und probieren geht natürlich auch, die entsprechende Fabrikationsvilla öffnet aber erst spät am Morgen seine Tore. Man bekommt die Violettes natürlich auch in den Konfiserien und Patisserien des Ortes – und wenige Kilometer durch Efeu-umrankten Schattenwald entfernt in Le Bar-sur-Loup. Hier führte mich meine Geschmackserinnerung zurück. Die konservierten Fruchtaromen der Confiserie Florian erzeugten in meinem Gaumen bleibende Geschmacksexplosionen, als ich 2009 hier meinen ersten Besuch abstattete.



Da ich pünktlich zur Öffnung kam, konnte ich gut im Shop etwas probieren und zusammenkaufen (sündhaft teuer!) und anschließend noch die Führung der Manufaktur mitmachen. Die große Bedeutung erlangte die Firma durch die Konservierung von Früchten (kandierte Früchte, aber auch Marmeladen), bald aber auch bereichert durch Bonbons mit hochwertigen Fruchtaromen und edle Schokoladenprodukte. Ach ja: Wer kandierte Früchte verabscheut, hat hier noch nicht probiert. Die Kunst des konzentrierten Fruchtmarks ist mit herkömmlichen Glukosegesülz nicht zu vergleichen.

Mit den Geschmacksbomben in der Tasche lockte mich eine hübsche Badestelle an dem Loup, die allerdings als verbotener Platz getarnt ist. Die Fahrt entlang dem Loup ist eine durchgehend erfrischende und schattige Tour – zumindest soweit man ihm folgen kann. Mit La Colle-sur-Loup erreicht man ein nicht minder nettes Örtchen, dass seinen Charme ein wenig im Schatten der touristischen Hotspots St-Paul und Vence entfalten kann. Der zentrale Platz war bestuhlt und mit Bühne ausstaffiert, drumrum Bilder von Jazzmusikern. Ich konnte mit Philippe Villa kurz sprechen, der als Pianist beim Festival ebenso wie bei der Organisation mitwirkte.

Philippe Villa Trio „Extraits concert live – La Colle sur loup 2014“ (4:32 min.)



Das Jazzfestival in La Colle steht mit Musikacts eher aus der zweiten bis dritten Reihe deutlich im Schatten der Jazzfestivals in Nizza und Juan-les-Pins, quasi in Wurfweite. Sicher aber wäre man hier weit weg von dem Trubel an der Küste. Wie sich noch zeigen sollte, wäre es vielleicht die bessere Wahl gewesen in diesem Ort das Konzert mit einer unbekannten Gruppe zu hören (Roccassera Quartet) als ein kleineres Desaster später in Nizza zu erleben.

Gewiss war es für einen Halt in La Colle auch noch sehr früh. Und auch wenn ich in Kilometern gerechnet nicht mehr weit an dem Tage gekommen bin, fügten sich doch noch die Besichtigungen von zwei der bedeutendsten Kunststädte an, die sich hier am Berg hochziehen. Mit St-Paul-de-Vence hat man ein altstädtisches Gemäuer, dass mit den steilen Gassen schon für sich eine Exkursion wert ist. Doch noch mehr ist der Ort mit Shops und Galerien rund um Kunst so angehäuft, dass sich die größten Galerien der Welt dahinter verstecken können – zumindest in der Menge des Angebots. Und Frankreich wäre nicht Frankreich, wenn sich Kunst hier nur in retrospektiver Nostalgie selbstgefällig beehren würde. Nein, es sind eine Vielzahl, auch sehr überraschender moderner Kunstformen zu sehen – gewiss mit einem Auge auf dekorative und verkäufliche Werke gerichtet. Das ist aber keineswegs eine Abwertung, denn es ist eine der zentralen Aufgaben von Kunst, das Auge zu erheitern. Die Abwertung ist eher die Masse des Angebots, die die Eitelkeiten überbetonen – vielleicht weniger der Künstler selbst als der Kunstkäufer. Da vermutet man bei den Gästen von Shanghai bis L.A. schon mal seelenlose Kaufwut, um charakterlose Heime mit Schickeria-Kunst aufzufüllen.



Ein Rad hier steil rauf und durch dichtestes Gewühl zu schieben, darf man als Tortur bezeichnen. Ich kann aber auch nicht anraten, auf eine Besichtigung zu verzichten – es ist ein Füllhorn von Beobachtungsmomenten. Ein für mich kleines Kunstwerk bei kleinem Budget – dekoratives Grün versteht sich – fand ich auch noch, wenn aber fast schon am Ende des Rundgangs. Zwischenzeitlich wurde auch schon mal mein Fahrrad bewundert – vielleicht hielt man es auch für Kunst?



Fahrradkunst – die gab es mehrfach, als Aquarelldrucke in St-Paul, als leibhaftiges kurioses Tandem wenig weiter im schon am Vortag mal angefahrenen Vence. Vence ist weitläufiger, nur ein kleiner Teil schmaler Gassen zieht sich am Rande und der Überlauf von Menschen ist geringer als in St-Paul, wenngleich auch hier zahlreiche Ateliers locken. Am leicht überteuerten Restaurant zog internationales Volk vorbei bis hin zur Gruppe mit Kosakenfolklore, die mit Löffeln nicht Suppe essen, sondern Musik machen.

Meine aus dem Takt geratenen Etappen machten die Übernachtungen besonders im Hinterland Nizza ziemlich schwer, denn Campingplätze sind eher selten und die Besiedlung doch sehr dicht – wenn auch in abstandshaltenden Villen. Die Gelassenheit, auf der Höhenroute doch ein Plätzchen zu finden, war schon etwas verwegen, aber es sollte ja im Zweifel nach ein paar Kilometern einen Campingplatz geben. Da waren aber Mauern umzogen und als ein Auto einfuhr – ich dachte mal schlau mit rein, warfen mich dieselben wieder raus. Es seien die Betreiber des Campings nicht da. Frägt, sich welche Hoheit diese Autogäste hatten, die wohl dort irgendein Apartment gemietet hatten. Zwischen allen Villenzäunen fand ich doch noch ein verwaistes Grundstück zum Notcamping.

Am nächsten Morgen querte ich das Var-Tal, um auf der Gegenseite ins Pays des Paillons einzudringen bzw. aufzusteigen – das unmittelbare Hinterland von Nizza zwischen unterem Var und italienischer Grenze. Es wäre natürlich ebenso denkbar, dass ich in der Var-Mulde nach Süden nach Nizza abgebogen und dann ins Paillons gefahren wäre. Und tatsächlich tue ich jetzt so als wäre das der Fall gewesen, denn das nächste Kapitel beginnt mit der Einfahrt nach Nizza zehn Tage zuvor!

Bildergalerie PACA-9 (160 Bilder):



Fortsetzung folgt