Re: Sechs Jahre unterwegs - Sechs Jahre auf Reise

von: Pixelschubser

Re: Sechs Jahre unterwegs - Sechs Jahre auf Reise - 12.11.18 11:08

In Antwort auf: Pierrot

Ich halte es für wichtig, im Leben anzukommen, (s)einen Platz zu finden. Vielleicht nicht mit 20 oder 30, aber mit 50 schon eher. Das ist schon schwierig genug.


Da bin ich mir nicht ganz so sicher. Was bedeutet für Dich "ankommen"? Ich bin jetzt 49 Jahre alt, bin eigentlich (zumindest, was landläufig darunter verstanden wird) "angekommen" – mein Leben läuft in ruhigen, halbwegs überschaubaren Bahnen, ich habe schon vieles erlebt und hinter mir – und genau da beginnt meine innere Unruhe: das Gefühl, gar nicht dort bleiben zu wollen, wo ich angekommen bin. Ich fange an, mir neue Vorbilder zu suchen: Menschen, die "im Alter" nochmal neu starten, genau die Zelte abbrechen, die sie im Laufe der Zeit aufgebaut und gegen feste Häuser getauscht haben. Mein Gedanke dabei: ich möchte lieber irgendwann irgendwo unterwegs verrecken, als "zuhause".
Wer sagt mir, wo "mein Platz" zu sein hat? Muss ich "einen Platz" in der Welt haben oder darf die Welt mein Platz sein? Ich habe keine "Heimat" (bzw. keinerlei Bezug dazu – wenn ich das mal auf meine regionale Herkunft beziehe: was soll ich als in der Nordeifel geborenes Kind einer Berlinerin und eines Wuppertalers mit thüringischen Wurzeln und englischen Einflüssen sagen, wo und was meine Heimat ist?). Ist Heimat das, wo man mich versteht? – Das habe ich dann selbst in der Hand: je mehr Sprachen ich erlerne, umso größer wird meine "Heimat".
Ankommen? Warum ist das so wichtig? Es gab in der Menschheitsgeschichte genügend nomadische Völker, die uns beweisen, dass man nirgendwo ankommen muss, um seinen Platz in der Welt zu haben. Nur weil wir dominant-nordwesteuropäischen Menschen eine feste "Zentrale" besitzen, von der aus wir die Welt erobern und uns untertan machen, bedeutet das doch nicht, dass das die einzig seligmachende Lebensweise ist!
Florian, ich finde es gut, dass Du Dein Tempo etwas zurücknimmst und dir Gedanken darüber machst, ob sechs Jahre (und länger) für Deine Beziehungen und Dich wirklich gut sind – aber ich würde sagen: lass Dich deswegen nicht in Ketten legen!