Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana

von: haegar

Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana - 01.04.18 14:45

26.02. Einrollen nach Alcoutim
42,3 km - 2:59 - 548Hm

(Die km-Angaben und weitere Daten beziehen sich auf die "GPS"-Daten meiner Garmin Fenix 5, sind also die reinen Fahrdaten der Etappe, Pausen stoppt sie raus, weitere Fahrten, z. B. Helmkaufen, sind auch nicht drin enthalten)

7:30 … der Wecker ist gar nicht mal so nötig, die 1h Zeitverschiebung macht sich positiv bemerkbar lach und die Kälte im Zimmer auch traurig Es war sowieso eine unruhige Nacht, die Mädels im Zimmer neben an haben mehrfach Besuch an der Tür gehabt, oder Zimmerservice, oder wen auch immer …auf jeden Fall wurde dann erstmal laut gekreischt. Ich werfe bei den Gelegenheiten zwei Decken auf das Bett, die ich noch in dem Schrank finde und bereue, dass ich mir nicht den Yeti Passion One gekauft habe.

Bibbernd kommt mir die Idee, ich könne doch die Klimaanlage zum Heizen verwenden und so langsam taue ich auf grins

Das Packen des Rucksacks geht erstaunlich schnell, noch erstaunlicher auf einmal passen die extra neu gekauften und deutlich leichteren (als meine Source Sandalen) FlipFlops doch noch in den Rucksack, ohne dass er explodiert. Luxus pur auf der Tour lach

Frühstück hatte ich keines gebucht, aber was heisses trinken, während ich das Fahrrad unter dem interessierten Blick der Rezeptionistin zusammen baue, das will ich schon. Es wird für 2,80 schockiert das schlechteste aller in Portugal erlebten Heissgetränke, erinnert entfernt an das Zeug aus den Vending-Automaten, wo man sich nur noch zwischen Rinderkraftbrühe, "Heisser Schokolade" und "Cappuccinotraum" entscheiden muss …bin mir nicht sicher, ob hier nicht ALLE Knöpfe gleichzeitig gedrückt wurden entsetzt

10:00 das Fahrrad ist einsatzbereit, die Bleibt-da-Tasche inkl. der dort drin verstauten Radtasche bleibt da und ich stelle fest, dass es draußen doch schon frühlingshaft warm ist. Also mit dem neuen Merino-Longsleeve aufs Rad gesprungen …um die Ecke soll ein Radladen sein, da spare ich mir doch die ca. 3km entlang der Schnellstraße zum Decathlon. Radladen-Mann meint, er hat keine Helme, würde aber gerne an meinem Rad schrauben, wenn was dran sei … glaube ich ihm, ist aber nix dran lach Dann also weiter, nun 3,5km zum Decathlon, oder knapp 2 zum G-Ride. Die hatte ich nachts noch auf dem iPhone gefunden und das Sortiment wirkt ein wenig überzeugender und die Angebote verlocken.

Es beginnt zu tröpfeln …na ja, macht nix, Frühlingsregen. Die Luft riecht nach Regen, ist das nicht herrlich, ich fahre weiter und Merino wärmt ja auch, wenn es feucht ist. Rechts runter ca. 500m zum Hotel zurück, links den Berg hoch zum G-Ride. Es regnet, so richtig, stelle mich unter, ist bestimmt nur ein kurzer Schauer :roll: ... 2km später stehe ich tropfnass im G-Ride die kleinen Navigationsfehler haben mich wunderbar über weitere Hügel von Faro geleitet, warm gefahren bin ich schon mal :hahaa:

Tatsächlich finde ich einen Scott, der passt, halbwegs gut aussieht, MTB-Helm ist und das zu 50% der UVP. Der schicke MIPS-Helm passt leider nicht. Nach ca. 15 Min Warten an der Kasse gebe ich auf, weiter auf das Kartenlesegerät zu warten und werfe das Bargeld auf den Tresen. WENN ich mich richtig beeile sollte ich sogar noch den früheren Zug bekommen, wirkt eng. Es hat sich eingeregnet und die neue Regenjacke liegt immer noch gut verpackt im Hotel. Auf dem Weg zurück kurzer Stop beim Bäcker, 1 Croissant, 2 Frischkroketten, danach hinterlasse ich bei einigen Portugiesen wohl einen eher schlechten Eindruck eines MTBers :ignore: …Hotel, Rucksack auf, Zimmerschlüssel zurück, ab aufs Rad, um die Ecke, Ticket kaufen …


… passt, der 11:35 steht noch da.

Im Zug dann Puls drücken, Frühstücken, den neuen Helm bewundern lach …die Fahrt geniessen und ein wenig entspannen.



Villa Real Do St. Antonio, 13:00 und es ist nicht einfach nur Regen, nein es giesst schockiert ... also gleich unter dem Bahnhofsvordach die Regensachen angezogen, die Idee mit dem in Ruhe ein Cafe suchen, Galão trinken, Toastada essen usw. verworfen und mal los.

In Spanien sieht es auch nicht besser aus



Schon nach kurzer Strecke lande ich auf der ersten Piste


Zumindest die Belüftung der Regenjacke funktioniert, so als Kontrast zu D ist 14° und tlw. noch Regen einfach warm. Als es in Azinhal gegen 14:20 wieder heftig zu regnen beginnt, kommt mir das kleine Cafe gerade recht


Drinnen ist es viel größer als von draussen zu erahnen, angenehm warm (dank der echten Backstube daneben) und freundliche Hände bereiten gerne meine Bestellung zu …

… 4,80 inkl. eines zweiten Galão und das Tostada war super grins

Das Wetter klart auch ein wenig auf und die Strecke gibt schon mal eine Vorahnung auf die nächsten Tage


Woran ich mich gar nicht satt sehen kann, ist die Mandelblüte

einfach traumhaft schön cool

Bald ist der Guadiana erreicht

ab hier will ich dem ausgewiesenen Wanderweg Route „Grande Rota do Guadiana“ zuerst ja noch ganz spassig.

Doch dann ist der Weg zunehmend zu gewachsen, ich kämpfe mich tlw. mühsam schiebend durch meterhohes Schilf, nur um immer wieder Verbotsschilder zu sehen, dahinter eher privat wirkende Gartenlandschaften nur um am anderen Ende den nächsten Wegweiser zu erblicken. Da scheinen wohl Landbesitzer und Organisatoren / Offizielle tlw. ein leicht abweichende Auffassung zu haben, was das nun sein soll. Schön ist es hier aber direkt am Ufer des Guadiana.

Irgendwann stehe ich vor einem komplett verrammelten Zaun. Der Wegweiser zeigt nach rechts zu dem weggebrochenen Ufer, da käme ich selbst zu Fuss auf keinen Fall weiter. Also zurück, dort steht das Verbotsschild vor dem Wald, also dann wohl doch den Fahrweg den Berg hoch, auch wenn mein GPS etwas anderes vermutet.

Nur kurze Zeit später werde ich von SUVs gestellt und übelst beschimpft, zuerst auf Portugiesisch, dann auf Englisch und als die Anführerin mitbekommt, dass ich Deutscher bin, auf Deutsch. DAS ist Privatbesitz, die Schilder seien deutlich! Mein Einwände von wegen Schilder vor Wald findet sie gar nicht lustig und verweist, auf das ganze Pack von Drogenschmuggler, Flüchtlingen, Pennern UND Seglern(!) die IHR Land ruinieren, Schilder rausreissen, verdrehen, …also werde ich von ihr zurück zu dem Zaun geleitet. Die Unterhaltung wechselt dabei zwischen freundlich-interessiert fragen, bzgl. meine Reise und explosiv pöpelnd mich beschimpfen. Die ganze Zeit tuckert der SUV mit deutlich erkennbarem Schrot(?)-gewehr an der Rückscheiben hinter uns her. Weiter oben im Hang zwei weitere SUVs.

Der Drahtverhau erweist sich als Makramee der Schmiedekunst und nachdem ich zu verstehen gab, dass ich aus dem Großraum Hamburg komme, war klar, dass mir als Großstädter nicht mal die einfachste Landtechnik klar ist. Als ich dann endlich auf der andere Seite stehe, wird mir noch der weise Rat mitgegeben mich nach der nächsten Biegung des Flusses auf die Straße zu verpissen. Der Besitzer DIESES Landstückes habe große Hunde und sei wirklich unlustig und die folgenden Landbesitzer hätten sie schon angerufen, die Hand zeigt zu den SUVs am Hügel über mir. Mein dezenter Hinweis auf den offiziellen Wanderweg löst weitere Beschimpfungen aus und macht klar, dass hier ggf. mit Hunden und Waffen klar gemacht würde, dass der Wanderweg NICHT existiert schockiert

Dann mal lieber auf der Straße weiter, ist nach dem ganzen Hin und Her sowieso schon spät genug


Irgendwann ist dann Alcoutim malerisch am Fluss auszumachen



Nettes Örtchen, treffe sogar schon auf den GR13 und erreiche dann das unglaublich luxuriöse Hotel schockiert nachdem ich den Flussblick bei booking.com für ein paar Euro mehr schon gleich gebucht hatte, bekomme ich Frühstück als kostenloses Upgrade dazu lach … nachdem es draußen bei 13° wieder kräftig angefangen hatte zu regnen, empfängt mich das Zimmer mit erfreulichen 15° schockiert ... also als erstes Klimaanlage auf 28° Dann folgt die übliche Explosion des Rucksacks :hahaa: ... und Urlaub pur mit den FlipFlops an den Füssen grins


Später geht es dann mit Blick auf Spanien


zum Essen in die Stadt. Die geplanten Restaurants haben am Sonntag Abend bzw. zu dieser Jahreszeit bzw. generell geschlossen, das Grillrestaurant wirkt nicht so einladend, die Bar überfüllt, also lande ich als einziger Gast beim ziemlich großen Inder. Unerwartet, aber sehr lecker grins ... danach den Kaffee in der überfüllten Bar und dann schnell zurück ins Hotel.

Morgen soll das Wetter noch einmal gut sein und eine recht lange Etappe steht auf dem Plan.