Re: Saxonia Bohemia Velogida

von: Dietmar

Re: Saxonia Bohemia Velogida - 09.03.17 14:17


Hallo Matthias,

habe ein bisschen Zeit benötigt, um diesem Werk die notwendige Aufmerksamkeit zuwenden zu können. schmunzel Wie immer sehr textgewaltig, sehr informativ, sehr kenntnisreich und teils berührend. So auch diese Worte:

"Wie lebendig der Gedanke an das zerstörte Dresden, den Feuersturm im Zweiten Weltkrieg, noch ist, zeigte die Andacht in der Frauenkirche. Es dürfte auch ein Zeichen der aufgeschobenen Geschichtsbewältigung sein, den die schweigende Decke des Sozialismus lähmend über den Ostteil Deutschlands für Jahrzehnte legte. … Im Osten blieben viel Trümmer liegen – auch diese Kirche, die im nun glanzvoll wiederaufgebauten Zustand gar nicht verhindern kann, dass sie vordinglich ziervolles Museum und Weltgedenkstätte des Friedens geworden ist – auch wenn sie für sich den Anspruch erhebt, nur ein schlichter Ort des Gebetes und der religiösen Einkehr zu sein."

Dazu möchte ich anmerken: Eine „schweigende Decke“ gab es nicht. In Dresden waren der Krieg und seine Folgen immer gegenwärtig. Der aufmerksame Besucher findet auch heute noch zahlreiche gegenständliche Zeitzeugen, wie auch in Berlin, Magdeburg, Köln, usw. Ich habe in meiner Dresdner Zeit (1970er) viele Menschen kennengelernt, die die Bombennacht miterlebt hatten. Auch offiziell gab es eine jederzeit gegenwärtige Erinnerungskultur.

Dass einige Ruinen liegengeblieben sind, lag in erster Linie an der fehlenden Wirtschaftskraft der DDR. Mit dem Wiederaufbau des Zwingers wurde bereits 1945 begonnen. Die Arbeiten dauerten bis in die 1960er Jahre. Die Semperoper wurde 1985 fertig gestellt. Vom Schloss wurde nur kleiner Teil wiedererrichtet. Inzwischen scheint es äußerlich fast fertig zu sein. Die Räume im Innern sind zu ca. 65 % restauriert.

Die Frauenkirche kannte ich viele Jahre nur als schwarzen Trümmerhaufen mit Spontanbewuchs. Ein Teil einer Ecke ragte wie eine Säule in die Höhe. Der Rest war eigentlich nur Bauschutt. Offiziell war es ein Mahnmal. Immerhin erkennt man diese Überbleibsel anhand ihrer Farbe im wiedererrichteten Bau. Der Wiederaufbau wurde durch eine weltweite Spendenaktion ermöglicht. Nachdem ich die Kirche mehrere Jahre nur umrunden konnte, hatte ich im Januar erstmals Gelegenheit zu einer Innenbesichtigung. Somit kann ich deine Eindrücke nur bestätigen.

Also vielen Dank für all den Aufwand und für das wunderbare Ergebnis! bravo

Herzlichst Dietmar