Re: Radreise Paris-Barcelona

von: veloträumer

Re: Radreise Paris-Barcelona - 10.02.17 13:47

In Antwort auf: Tom72
Einige Kilometer südlich von Ripoll stellt sich nämlich heraus, dass sie ab hier, offenbar ganz neu, zu einer vierspurigen Autovía ausgebaut worden ist. Das war in meiner Karte noch nicht verzeichnet. Und obwohl von den Autobahnen in Spanien die Autovías, anders als die „echten“ Autobahnen (Autopistas), grundsätzlich auch für Fahrräder zugelassen sind, verkündet ein Schild ein ausdrückliches Fahrradverbot. ¡Mierda!

Ich finde ein kleines Sträßchen, dem ich noch ein paar Kilometer parallel der Autovía folgen kann, das aber schließlich wieder auf die Autobahn trifft, diesmal ohne ersichtliche weiterführende Alternative. Ich hätte ja die Weiterfahrt auf dem Seitenstreifen der Autovía trotz Verbots ernsthaft in Erwägung gezogen (ich hatte von meiner Tour im Frühling desselben Jahres in Andalusien bereits Erfahrung mit dem Radeln auf spanischen Autovías, wenn auch auf Abschnitten ohne Fahrradverbot), aber ich hätte mein Rad mitsamt Gepäck erst über die äußere und dann über die mittlere Leitplanke heben müssen, um auf die in meiner Fahrtrichtung „richtige“ Seite zu gelangen und bei starkem Autoverkehr beide Richtungsfahrbahnen überqueren müssen. Das war mir dann doch zu heftig.

Zähneknirschend fahre ich also die ganze Strecke zurück nach Ripoll und nehme den nächsten Regionalzug Richtung Barcelona (es handelt sich um die bereits erwähnte aus der Cerdanya von der spanisch-französischen Grenze kommende Bahnlinie).

Ich überlege zunächst, ob ich bereits in der nächsten größeren Stadt, Vic, aussteigen und weiterradeln soll, bleibe dann aber bis La Garriga im Zug, da ich nicht abschätzen kann, wie weit die neue und offenbar alternativlose Autovía mit Fahrradverbot reicht und bis wohin sie die in meiner Karte verzeichnete Straße inzwischen ersetzt hat. Selbst der meiner Karte zu entnehmende Ausbauzustand der C-17 lässt unangenehm starkes Verkehrsaufkommen erwarten.

Das ist selten eine gute Idee, mal eben noch schnell die Strecke anhand der großen Verkehrsachsen zu Ende zu radeln. In Spanien sind schon einige Straßen so neu gebaut, dass sie auf vielen Karten fehlen, bzw. der Ausbauzustand überholt ist. Das hat Vor- und Nachteile. Bei Olot bin auch mal auf ein unbekannte neue Schnellstraße gestoßen - die brauchte es dann aber nicht, weil die die geplante Passstraße ein wenig parallel dazu somit nahezu autofrei war. Diese neuen Schnellstraßen sind nicht mal unbedingt immer mit starkem Verkehr getränkt. Der Nachteil reizvoller Varianten sind oft erhebliche Umwege, viele Straßen winden sich oft sehr kurvenreich durchs Gelände (kennt man so aus Deutschland, Frankreich etc. eher nicht) und daher werden aus geplanten 1-Tagesstrecken schon mal 2 Tage. Für die dortige Bracons-Passstraße (Olot - Torello, erweiterbar nach Vic) braucht man mit Radl sicherlich die doppelte Zeit im Vergleich zur teils getunnelten, gerade terrassierten Schnellstraße - neben vielen Kurven ist der Pass auch noch knackig steil.

Kaum anders wäre dir das von Vic aus gegangen, du fährst verästelte Nebenstraßen, besser noch Umwege über entfernte Achsen wie z.B. Moia im Westen. Und schon ist das Zeitfenster zu kurz. Die Westtransversale C-25 ab Vic hatte ich zeitweise auch im Auge, weil parallel gefahren. Der Verkehr ist da gar nicht so wild (für die Südtransversale C-17 gilt das natürlich gar nicht mehr), aber du wirst ja zwischen den Leitplanken kaserniert und kannst nahezu gar nicht am Wegesrand mal parkieren. Anders gesagt, diese Straßen sind schon menschenfeindlich gebaut und äußerst unangenehm, besonders bei Hitze. In Andalusien ist das etwas anders - zumal wenn auf der Autobahn noch Meeresbrise heranreicht und Blumentöpfe den Mittelstreifen zieren. Selbst in den gehobenen Pyrenäen sind ja manchmal die normalen Landstraßen so breit ausgebaut, dass man trotz fehlender Autos in eine Psychokrise fällt, weil soviel Asphalt die Augen trocken legt.