Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse

von: Fricka

Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse - 08.10.16 08:21

8.6.2015

Gleich morgens haben wir ein Problem. Wir wollen bezahlen. Das macht 16 €. Ein Kreditkartenzeichen an der Glastür. Aber, wie man uns mitteilt, erst ab 20 €. Wir wollen mit einem 20 €-Schein bezahlen. Nein, es muss passend sein, man hat kein Wechselgeld. Wir leider auch nicht. Dann wollen wir eben 20 € bezahlen. Am liebsten per Kreditkarte. Aber das ist nicht zulässig. Mehr Geld als nach Tarifliste kann man nicht angeben. Wir sollen in den Ort fahren und Geld abheben. Passendes mitbringen. Also wechseln. Klasse. Das ist ein erhebliches Stück Strecke. Und so unfreundliche „Wirte“ haben wir bislang auch noch nicht getroffen. Wir wollen wieder auf den Platz und jemanden suchen, der uns wechselt. Unsere Nachbarn sind zum Beispiel noch da. Nein, die Gäste dürfen nicht belästigt werden.
Also fahren wir zur Brücke zurück, über die Brücke, rauf in den Ort. Und warten, bis die ersten Geschäfte öffnen, damit uns jemand wechselt. Dann das ganze retour. Ein toller Start in den Morgen. Und das, wo wir jetzt auch bald am Ende der Weltkulturerbe-Tour angekommen sind. Ab dann ist es bestimmt nicht mehr so sehenswert wie bisher an der Loire. Die schon viel schmaler geworden ist.

Brummig geht es los. Aber nur bis in den Nachbarort Germigny-des-Prés. Dort steht eine kleine karolingische Kirche. Wir sind immer wieder begeistert von all den romanischen Kirchen hier und können keine auslassen. Aber karolingisch ist noch einmal älter. Sowas trifft man wirklich selten. Sogar die Öffnungszeiten passen. Als wir dort ankommen, fährt gerade ein Reisebus ab. Wir kreuzen noch kurz die deutsche Busladung. Und schon sind wir allein auf dem Gelände. Die kleine Kirche ist wunderschön mit ihren Alabaster-Fensterchen. Es gibt auch reichlich Info-Tafeln, wo man sich informieren kann, was an der Kirche noch Original ist und was eher der Phantasie der Restauratoren entsprungen ist.

Wir folgen also weiter dieser Binnenlands-Alternative des Loire-Radwegs direkt nach Saint-Benoit-sur-Loire. Hier steht die Abbaye de Fleury. Eine noch existierende Benediktiner-Abtei mit dem Grab des Heiligen Benedikt himself. Wie kommt der denn hier her? War der nicht Italiener? Ja. Aber nach seinem Tode wurde er hierher überführt. Die romanische Basilika ist groß und eindrucksvoll. Die Insassen des deutschen Reisesbusses nehmen im Inneren gerade an einer Führung teil. Wir begrüßen uns nun schon als alte Bekannte.

Wir folgen der Straße weiter bis Les Places, wo wir wieder auf die Loire samt zugehörigem Radweg treffen. Und bald darauf erreichen wir Sully-sur-Loire, wo das Weltkulturerbe endet. Ein niedliches Märchenschloss. Sehr hübsch anzusehen. Der Reisebus ist auch schon wieder da. Wie wir kaufen sich die Leute der Reisegruppe ein Picknick, um im Schlossgarten zu Mittag zu essen. Sie fahren erstaunlicherweise Loire abwärts. Den nächsten Tag wollen sie von Blois aus eine Radtour unternehmen. Von unserer Reise sind sie natürlich ganz begeistert. Sie wollen hier in Sully übernachten. Wir natürlich nicht.

Zwischen Schlosspark und Loire durch geht es weiter am Ufer entlang. Die Loire ist übersichtlich geworden. Jetzt sieht man ab und zu Kanus. Flussabwärts unterwegs oder auf Sandbänken lagernd. Und natürlich die zugehörigen Verleihbetriebe. Es sind weniger Menschen unterwegs. Es wird wieder ländlich. Sehr erholend. Die Strecken zwischen den Orten werden länger.

Bei Saint-Gondon verlässt der Radweg das Flussufer, führt zunächst in den Ort und weiter landeinwärts bis Saint-Florent, von dort aus über Lion-en-Sullias wieder ans Ufer zurück. Ein weiter Umweg, auf dem nichts zu sehen ist. Wir schlagen mal wieder einen weiten Haken um ein Kernkraftwerk. Hier Dampierre-en-Burly. Dabei geht es auch noch über mehrere Anhöhen. Nicht sehr motivierend der Ausflug.

Kurz darauf breitet sich am anderen Ufer Gien aus. Mit der bekannten vielbogigen Brücke davor. Eine Postkartenansicht. Natürlich fahren wir auch rüber und sehen uns den Ort an. Gute Gelegenheit, mal irgendwo einzukehren. Für die Weiterfahrt müssen wir wieder weg vom Ufer und hoch über die Hügel. Am Ufer ist mal wieder eine Hauptverkehrsstraße. Die Orte sind ganz nett, aber nichts Besonderes und wir werden müde. Wir haben heute auch schon genug gesehen. Hier oben sind die romanischen Kirchen abgeschlossen.

So freuen wir uns, als es wieder abwärts nach Briare geht. Der Ort liegt auf der anderen Loire-Seite. Und über dem Fluss geht es diesmal auf einer Kanal-Brücke. Der Kanal ist schmal. Auf beiden Seiten sind Spaziergänger unterwegs. Die Brücke ist wirklich sehenswert. Drüben ist ein Hochhafen. Wenn man das so nennen will. Einen Campingplatz hat der Ort auch, aber wir wollen noch weiter.

Theoretisch würden wir jetzt schnurgeradeaus an einem Seitenkanal auf unbefestigtem Weg bis zum nächsten Ort fahren. Aber warum auch immer – verpassen wir den und landen auf einem stark überwachsenen Weg direkt an der Loire. Schönere Ausblicke kann man nicht mehr haben. Wenn auch die Mücken etwas stören. Außerdem können wir hier kaum fahren. Das ist eher ein MTB-Singletrail. Hoffentlich führt der überhaupt irgendwo hin. Ab und zu braust ein MTB vorbei und so wissen wir wenigstens, dass es hier auch nach Chatillon geht. Aber für uns nicht zu machen.

Sowas glauben wir natürlich grundsätzlich nicht und kämpfen uns weiter. Vor allem braucht man hier eine spezielle Technik, den 2 m hohen Brennnesseln ausweichen. Schließlich sind wir ärmellos und mit kurzen Hosen unterwegs. Irgendwann wird der Weg zweispurig und bald drauf landen wir auf üblem Kopfsteinpflaster in Sichtweite einer Brücke über die Loire, gesäumt von einem Campingplatz. Man grüßt uns etwas verblüfft. Wir grüßen freundlich zurück. Die Plackerei hat uns spektakuläre Fotos von diesem „typischen“ Abschnitt des berühmten Loire-Radwegs eingebraucht. Ein bißchen Off-Road muss ab und zu mal sein.

Wir fahren noch einen Ort weiter bis Bonny-sur-Loire. Im und um den Ort gibt es diverse Wegweiser zum Campingplatz. Die führen uns erst einmal hoch in den Ort, einmal drum herum und schließlich wieder an die Loire zurück, wo der Platz liegt. Verkehrsgünstig gelegen. Bahn und Hauptverkehrsstraße sorgen für die passende Geräuschkulisse. Wir suchen uns einen Platz, der hinter einem Lärmschutzwall liegt. Ein jüngeres Paar zeltet dort noch. Und mehrere Wohnmobile stehen im Kreis. Der Andrang ist überschaubar. In der Mitte ist ein großes Areal abgezäunt. Mit Bänken, Tischen, Wäscheleinen und Fahrradständern. Der Accueil Vélo. Da hätten wir theoretisch zelten sollen. Die sanitären Einrichtungen sind neu und ordentlich. Irgendwann kommt ein Gemeindeangestellter zum Kassieren vorbei.