Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse

von: Fricka

Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse - 07.10.16 16:37

7.6.2015

Ein ruhiger Sonntagmorgen. Kein Frühstück. Im Ort gibt es keinerlei Laden, keine Kneipe. Man verweist uns auf Mer, den nächstgelegenen größeren Ort. Bisher hatten die Supermärkte am Sonntag vormittag geöffnet. Unterschiedlich lange. Also kein Problem. Wir machen uns auf den Weg nach Mer, überqueren die Loire. Am anderen Ufer biegt der Radweg nach rechts ab auf den Uferdamm. Geradeaus führt nur noch eine Autostraße mit Fahrradverbot. Wenn wir kurz vor dem Verhungern wären, würden wir das vielleicht ignorieren. Aber es ist noch früh. Wir fahren den Uferdamm entlang.

Der Blick auf die Loire ist schön. Die Landschaft weit und kaum besiedelt. Wir fahren schon seit einiger Zeit Richtung Nord-Osten. Von dort kommt der Wind. Ab Orleans geht es Richtung Süd-Osten. Das ist nicht mehr weit. In der Ferne taucht ein Kernkraftwerk auf. Das ist Saint-Laurent-des-Eaux. Bei Chinon sind wir an Avoine vorbei. Das ist das erste französische Kernkraftwerk überhaupt. Der Weg war dort so geführt, dass man es praktisch nicht sah. Das ist hier nicht so. Wir fahren lange drauf zu. Es liegt auf einer Insel in der Loire. Der Radweg geht direkt gegenüber entlang. Wir halten uns in solcher Nähe nicht gerne auf. Die Franzosen lieben Kernkraft und picknicken hier bevorzugt.

Ab hier ist der Uferweg unbefestigt, aber gut fahrbar. Das Kernkraftwerk haben wir jetzt im Rücken, also wieder freien Blick auf die Natur. Eine schöne Etappe. Problem: Wir müssen einkaufen. Also biegen wir auf der Höhe von Tavers ab Richtung Ort, der hier nicht weit entfernt ist. Der Ort ist ganz nett. Aber wir biegen auf die Durchgangsstraße Richtung Süden ein, weil dort laut Reklameschildern mehrere Supermärkte liegen. Es ist weiter als gedacht. Und erheblich abwärts. Zusätzliche Höhenmeter an Hauptverkehrsstraßen schätzen wir eigentlich nicht so. Das riesige Einkaufszentrum ist im Bau. Oder Umbau. Jedenfalls geschlossen.

Wir machen kehrt. Fahren zurück nach Tavers. Durch Tavers durch. Keine weiteren Läden. Wir bleiben auf der stark befahrenen aber breiten Durchgangsstraße. Bis nach Avaray ist es nicht weit. Ein Supermarkt kommt in Sicht. Sonntags geschlossen. Oh. Die Zeit schreitet voran. Wir treten in die Pedale. Da muss doch noch was kommen. Beaugency. Wir fahren kurz am Schloss vorbei. Hübsch. Aber alles hat geschlossen. Sogar die Bäcker. Weiter. Durch mehrere kleinere Orte ohne Infrastruktur kommen wir irgendwann nach Meung-sur-Loire. Es ist jetzt fast 12 Uhr. Wir fahren am Abzweig Richtung Ortskern und Brücke, über die der Radweg ans andere Ufer führt, vorbei. Und siehe da: Ein Colruyt. Die Kette kennen wir noch nicht. Ein Discounter aus Belgien. Geöffnet.

Der Laden ist wirklich basic. Und stark frequentiert. Es ist ein schlichter Schuppen. Kein Vergleich mit Aldi und Lidl, die es hier auch häufig gibt. Aber es gibt alles, was wir brauchen. Und unglaublich günstig. Wir staunen.

Nun haben wir wieder Ferien. Wir sehen uns Meung an. Das Schloss ist ein mittelalterlicher Festungsbau. Ein Bischofspalast von erheblicher Ausdehnung. Daneben ist Markt. Wir kaufen uns ein paar Spezialitäten zum Knabbern und lassen uns auf einer Bank vor der Kirche nieder. Die Kirche ist ebenfalls imposant. Wir statten ihr einen Besuch ab und machen uns wieder auf den Weg. Orléans lockt.

Wir überqueren die Loire und biegen drüben gleich wieder in einen Uferweg ein. Wir kommen flott voran und bald auf Orléans, dass auf der anderen Seite liegt, zu. Bald nach Unterquerung der Autobahn sehen wir die Pont de l’Europe, über die wir ins Stadtzentrum wollen. Eine todschicke nagelneue Brücke. Insofern natürlich auch mit bequemem Radweg. Drüben biegen wir auf die Uferpromenade ein. Die Innenstadt liegt jetzt links von uns.
An der neunbögigen historischen Brücke biegen wir Richtung Zentrum ab. Während Tours eher mit seinen hübschen Fachwerkhäusern besticht, ist die Bebauung von Orléans aus Stein. Es gibt etliche prächtige Straßen. Wir fahren ein bißchen herum bis wir auf die Kathedrale treffen. Auf dem Vorplatz ist es ähnlich ruhig wie auf dem in Tours. Wir setzen uns auf eine Brunnenkante und essen den Kuchen aus der Konditorei nebenan. Es ist so heiß, dass viele ihre Füße in das Wasser hängen lassen. In der Kathedrale ist es kühl. Sie ist mit großen Fahnen dekoriert.

Zurück auf der Ufer-Promenade folgen wir ihr noch ein Stück weiter, bis der Loire-Radweg nach links abbiegt, um über eine Schlaufe auf die kombinierte Auto-Bahnbrücke zu klettern. Eine breite Spur für Fahrräder gibt es dort auch. Am anderen Ecke der Brücke geht es abwärts und ans Flussufer zurück. Unbefestigt führt der Weg jetzt durch eine Freizeitzone. Gefühlt ist jeder aus der Umgebung, der laufen kann, hier in der Flussaue mit zahlreichen Seen, Kiosken, Kinderspielplätzen, Sandstränden und diversen Freizeitangeboten zu finden. Auch schiebend kommen wir kaum voran.

Ein paarmal sehen wir noch Wegweiser. Dann nicht mehr. Ist das hier wirklich der Loire-Radweg? Es geht über sandige Hügel. Teilweise stark bergauf und bergab. Durch eine unübersehbare Menschenmenge. Wahrscheinlich sollte man sich hier Sonntags nachmittags eher nicht mit Rädern durchquälen. Irgendwann müsste der Radweg rechtwinklig abbiegen. Und siehe da, er tut es. Und wird wieder zu einem erkennbaren Weg. Mit den bekannten Radweg-Schildern. Wir sind immer noch richtig.

Bald fahren wir auf einen hohen Damm. Die Strecke ist wieder asphaltiert. Wir haben einen weiten Blick in die Landschaft. Auch hier tummeln sich auf den Sandbänken der Loire diverse Menschen. Es wird auch wieder geangelt. Gelegentlich sind am landseitigen Fuß des Deiches Parkplätze. In ihrem Umfeld sind dann wieder viele Fußgänger unterwegs. Es geht jetzt nach Süd-Osten. Der Wind hat passend dazu gedreht, um wieder frontal auf uns zuzukommen. Und er hat ordentlich aufgefrischt. Der Tag ist weit fortgeschritten. Eigentlich würden wir jetzt in Jargeau übernachten wollen. Aber ebenso eigentlich haben wir uns mit unseren neuen Reisegenossen in Chateauneuf-sur-Loire verabredet. Also einen Ort weiter. Was hier knapp 10 km bedeutet.

Der Campingplatz sieht wenig verlockend aus. Der Ort auch nicht. Also entscheiden wir uns zur Weiterfahrt. Irgendwann kommen wir erleichtert in Chateauneuf an. Der Campingplatz liegt noch vor der Brücke in den Ort. Auch dieser Platz ist ziemlich groß. Die Nutzer reisen gerade überwiegend ab und haben hier wohl ihr Wochenende verbracht. Einchecken kann man nicht mehr. Die Chefin verweist auf morgen. Wir haben auch keine Lust mehr. Die Niederländer sind schon da. Wir sitzen noch ein wenig zusammen und tauschen uns über die Ereignisse des Tages aus.