Re: Island - Nur die Ringstraße herum

von: benki

Re: Island - Nur die Ringstraße herum - 18.07.16 09:54

Das Ende naht! party

Vestmannaeyjar (Westmännerinseln)

Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Soll ich Richtung „Goldener Zirkel“ fahren, also die ganze Touri-Runde mit Gullfoss, Geysir und Thingvellir Nationalpark. Bestimmt sehr eindrucksvoll, aber auch super überlaufen. Mir haben die letzten Tage im Süden schon gereicht und dabei ist noch nicht einmal Hochsaison. Irgendwie brauche ich Ruhe und hoffe, diese kurz vor dem Ende auf der Insel Vestmannaeyjar zu finden. Vom Campingplatz sind es nur 15 km bis zur Fähre nach Landeyjahöfn.



Ich bin gegen Mittag am kleinen Fährhafen. Das Ticket für die Fähre kostet 1600 ISK, das Rad ist kostenlos. Nach 30 Minuten Fahrt fahren wir in den Hafen der Hauptinsel Heimaey ein. Steile Felsen, Vulkane und viel Grün sind das erste was man sieht. Ich bin begeistert. Die Sonne will mir den Aufenthalt auch noch verschönern.

Fakten zu Vestmannaeyjar (Westmännerinseln):
Urkundlich wurde die Insel 850 erwähnt. Den Namen hat sie von den Wikingern, die als Westmänner bezeichnet wurden. Die Inselgruppe besteht aus 15 Inseln und zahlreiche Klippen, die durch Vulkanausbrüche entstanden sind.
Die letzte vulkanische Aktivität war 1973, die zur größten Evakuierungsmaßnahme in der Geschichte Islands führte.


Nun bin ich hier, auf der riesigen Hauptinsel ((6 km lang und 3 km breit). Ich hatte gehofft, dass hier nicht ganz zu viele Touristen sind und meine Hoffnung wurde erfüllt. Ich fahre durch den übersichtlichen Ort mit Unterkünften, Pubs und Cafes. In der Höhe vom Sportplatz gibt es zwei Campingplätze.



Ich entscheide mich für einen oberhalb vom Sportplatz, mit viel Wind, aber Sonne bis spät Abends und herrlichen Blick auf die Klippen im Meer. Noch bin ich alleine auf dem Platz. Die Sanitären Anlagen und der Aufenthaltsraum gehören zum Sportplatz und sind die besten, die ich hier in Island gesehen habe. Die Gebühr für den Aufenthalt wird, wie fast überall, erst am Abend erhoben.

Heute steht nur Erkundung des Ortes an. Nach einer Runde durch den Ort finde ich einen kleinen Pub. Auf einem riesigen Bildschirm wird ein Fußballspiel übertragen. Ach ja, die Fußball-EM hat doch schon längst angefangen. Gerade spielen Irland gegen Schweden. Wer gewonnen hat? Keine Ahnung! Ich weiß nur, die Pizza war super und das Bier ein Schnäppchen (knapp 5,-€, nur zwinker ). Hier kann man es aushalten.

Am Abend laufe ich noch zur Küste und hoffe Puffins zu sehen. Fehlanzeige! Also trinke ich auf dem Campingplatz noch ein hochprozentiges Radler.







Am nächsten Tag schlafe ich lange aus, und fahre zum Südzipfel der Insel. Schon die Fahrt dorthin ist wunderschön. Endlich sehe ich zwei Kolonien der puzierlichen Puffins. Hier an dem Ort, wo ich fast alleine bin, verweile ich lange und beobachte die Vögel.


Blick zum Südzipfel der Insel


Die Pferde ruhen aus, im saftigen Grün


Von einem Beobachtungshaus, kann ich die erste Kolonie Puffins sehen







Ein Stück weiter sehe ich die zweite Kolonie, im Meer und in den Klippen.







Endlich, habe ich die Maskottchen von Island relativ nah vor die Kamera bekommen.

Gegen Mittag besteige ich noch den Vulkan Helgafell. Von hier hat man einen grandiosen Blick auf die Insel und das Meer.





Heute besuche ich das Museum zum Vulkanausbruch von 1973, welches für mich sehr beeindruckend war.

Fakten zum Vulkanausbruch 1973:
Neben dem Vulkan des Helgafell, traten in der Nacht zum 23. Januar 1973, aus einer Erdspalte ungeheure Mengen an Lavamassen hervor. Die Einwohner traf es ohne Vorwarnung. Da die See sehr rauh war, lagen glücklicherweise alle Fischerboote im Hafen. Es begann eine der größten Evakuierungsmaßnahmen In der Geschichte Islands. Am Morgen des 23. Januar waren dank größter Disziplin fast alle der über 5000 Inselbewohner auf das Festland evakuiert worden. Zurück blieben einige Freiwillige die Maschinen und Häuser und andere Habseligkeiten retteten. Fast alle Tiere wurden erschossen, da diese verhungert wären.
Der Vulkan spukte noch etliche Monate und Lava strömte ins Meer. Mittels Wasserpumpen aus den USA und Kanada wurde die Lava mit Meerwasser besprüht und es gelang den Männern die Lava zu stoppen, bevor die einzige Hafenzufahrt verschlossen wäre.
Viele Bewohner kehrten nach dem Ende des Vulkanausbruchs wieder auf die Insel zurück und bauten die Häuser und Infrastruktur wieder auf. Heute wohnen wieder mehr als 4000 Menschen auf der Insel.



Das Museum wurde sozusagen über ein einst verschüttetes Haus gebaut

Nach dem Besuch des Museums hat man einen anderen Blick für die Insel.
Am Abend kommt das Highlight. party
Ich fahre heute Abend zum Pub und will ein Bier trinken, doch heute ist alles voll. Ich bekomme glücklicherweise noch einen Platz im Gang. Es wird das Spiel Portugal-Island übertragen. Im Raum sind ca. 70 % Isländer, 20 % Portugiesen und der Rest kommen aus allen anderen Winkeln der Welt, so wie ich aus Sachsen schmunzel

Nun habe ich überhaupt keine Ahnung von Fußball, aber ich schaue es hin und wieder. Ein Isländer meint noch: "Hoffentlich verlieren wir nicht zu hoch". Ich sage ihm, dass ich die Daumen für Island drücke. Die Portugiesen im Pub geben sich siegessicher.
Doch die Stimmung bei den Portugiesen hält nicht lange an. Am Ende buhen sie gemeinsam mit den Isländern ihren Ronaldo aus.
Das Spiel geht 1:1 aus. Ich bin hier in dem kleinen Pub, Zeuge der größten Sensation im isländischen Fußball geworden. Wir umarmen uns und die Isländer sind total aus dem Häuschen. Diese Mentalität ist mir neu. Was für ein Abend!


Vestmannaeyjar-Kefalavik

Ich nehme die erste Fähre und verlasse nach zwei Tagen die Insel. Nochmals sehe ich die schmale Hafenausfahrt und den Vulkan. Nach einer halben Stunde bin ich wieder auf dem Festland und fahre eine ruhige Straße, etwa 20 km bis zur Ringstraße. Der Verkehr ist stressig. Zum Glück gibt es einen breiten Randstreifen. Ich kann mich auf diesem Streckenabschnitt für nichts schönes begeistern. Immer noch bin ich in Gedanken auf der schönen Insel. Es nützt nichts. Ich nehme es sportlich und trete und trete und trete. Hin und wieder mache ich ein Pause. Die Versorgungslage ist ganz o.K. Gegen Nachmittag erreiche ich Selfoss, Ich esse schnell etwas und entschließe mich weiter zu fahren. Ich verlasse nun endgültig die Ringstraße und fahre südlich die Straße 38 nach Porlakshöfn.

Der Campingplatz an der Schwimmhalle ist der letzte auf meiner Tour durch Island. Ich überlege, ob ich noch mal 15 km weiter fahre, direkt am Meer soll noch ein Campingplatz sein. Aber wer weiß, was das für ein Platz wird. Der Wind hat wieder an Heftigkeit zugenommen. Es sind nur 8 °C und es nieselt. Nun ja, dann bleibe ich hier. In der Schwimmhalle kann ich duschen und natürlich die Schwimmhalle nutzen.
Ich hake den Tag ab, heute habe ich keine Bilder gemacht.
Doch nur dieses hier zwinker



Mein letzter Radtour-Tag steht an. Zunächst steuere ich nach nur 15 km den Campingplatz an, den ich gestern nicht mehr anfahren wollte. Leider muss ich auch heute feststellen, dass dieser Platz mir besser gefallen hätte.


Auf dem Campingplatz in Strandarkirkja mit lustigen Richtungspfeilen


Wohin könnte ich fahren? Eine Thai-Massage wäre jetzt ganz gut, aber eindeutig zu weit zwinker

Aber es ist, wie es ist! Ich unterhalte mich mit der Kioskbesitzerin und bestelle eine große Waffel mit Schlagsahne und Marmelade, dazu einen Kaffee.

Ich bin nun auf der Halbinsel Reykjanes. Diese ist im südlichen Abschnitt von großen, moosbewachsenen Lavafeldner geprägt. Rechts sind Berge zu sehen und links das Meer. Das Wetter stört mich heute nicht. Es zieht immer wieder zu. Der Wind kommt meist von der Seite. Ich biege nochmals ab und in Richtung Krysuvik.




Warmes Wasser, doch baden ist nicht erlaubt. Schade!





Hier raucht es, Qualm steigt auf und Rohre leiten den heißen Dampf und das Wasser nach Reykjavik und wer weiß wohin.
Ich habe erfahren, dass Island nur 8 % seiner möglichen Energiereserven nutzt. Mehr verbrauchen sie nicht und wollen auch keine Industrie. Die Glücklichen!
Ich treffe noch einen Radfahrer aus Deutschland. Er nimmt sich 5 Wochen Zeit für die Insel und lässt es dementsprechend gemütlich angehen. Ich wünsche ihm viele tolle Momente.
Kurz vor Grindavik muss ich noch eine kleine Steigung hinauf. Es ist totaler Nebel, regnet wie aus Gießkannen und der Wind will mich ein letztes Mal testen. Ich kämpfe bis zur Passhöhe. Geschafft!
Leider sehe ich nicht viel, Hauptsache kutscht mich jetzt nicht noch ein Auto um. Zum Glück komme ich wohlbehalten in Grindavik an.
Ich bestelle in einer Tanke noch einen Burger, Pommes und Cola. Ab morgen ist wieder Schluss mit „gesunder“ Ernährung.
Vielleicht schreibe ich ein Buch. Der Titel: „Mit Burger und Cola in nur 3 Wochen 8 kg abspecken!“
Ich lasse die Blaue Lagune links liegen. Achtzig Euro für eine Tageskarte, sind etwa 10 Bier in Island. Man muss auch mal Prioritäten setzen. bier

Am frühen Abend erreiche Alex-Camp in Keflafik. Hier bin ich vor 3 Wochen gestartet. Nun bin ich um 1800 Radfahrkilometer klüger. Ich habe nur einen Bruchteil von Island gesehen und das auch nur auf der Ringstraße.
Mit dem Wetter hatte ich meistens richtig Glück gehabt. Island wird irgendwann wieder auf meinem Tourenplan stehen. Es war anstrengend, aber schön!


Wieder am Ausgangspunkt. Selbst das Wetter ist wie am ersten Tag - Wind und Regen- Na und? Ich habe es geschafft, 1800 km in Island auf der Ringstraße schmunzel

P.S. Noch ein Bild zum täglichen, normalen Wind, den man auf Bildern nicht so gut zeigen kann.

Der Wind auf Island ist zum Trocknen der Wäsche hervorragende geeignet. Die Wäscheklammer scheinen eine Spezialanfertigung zu sein zwinker



Das war's! Ist mal wieder länger geworden, als beabsichtigt!