Re: Island - Nur die Ringstraße herum

von: benki

Re: Island - Nur die Ringstraße herum - 16.07.16 17:20

In Antwort auf: ElGato
Ich will da auch hin!


Keine Problem! Flug buchen, Fahrrad und ein paar warme Sachen einpacken und schon kann es losgehen! grins
Freut mich, wenn ich das Reisefieber wecken kann. Ich will auch wieder dahin. Ich habe nur wenige Highlights gesehen und beschrieben, davon bin ich überzeugt.



Weiter geht's!

P.S. Einige Bilder sind von Solveig. Ihr Einverständnis zum Veröffentlichen habe ich.

Super toller Tag mit Solveig!



Von Kirkjubaerklaustur bis Vik i Myrdal

Auch heute ist es wieder bewölkt, kühl und windig. Frühstück machen wir uns im Aufenthaltsraum. Welch' ein Service, ich bekomme heute sogar ein Spiegelei serviert. Vielen Dank!
Nach dem Frühstück fahren wir los. Ich muss mich erst an ihr Tempo gewöhnen. Wir haben wieder Wind von hinten.

Nach wenigen Kilometern biegen wir rechts ab und fahren zu dem Canyon „Fjadrargljufur Masjid“. Die ca. 8 km lange Schotterpiste mit bis zu 18 %-igen Steigungen hat es echt in sich. Ich warte oben und denke schon fast, das Solveig umkehrt. Aber sie ist eine Powerfrau und sie schafft auch den langen Anstieg. Der Abstecher hat sich wirklich gelohnt.









Wir durchfahren den Myrdalsandur. Gletscherflüsse des Myrdalsjökull, dem viertgrößten Gletscher Islands, prägen den Sander. Ich habe mich ihrer Geschwindigkeit angepasst und wir fahren auf der Ringstraße nebeneinander. Es gibt immer wieder Autofahrer, die das stört und sie hupen sinnloserweise. Uns stört das nicht. Ob wir nun nebeneinander fahren oder hintereinander, die Autos müssen bei Gegenverkehr grundsätzlich hinter uns bleiben. Die Straße ist eben nicht so breit. Ansonsten ist hier kaum Verkehr.

Blöd, es gibt keine Toilettenhäuschen. Eigentlich gibt es gar keine unsicher Dann tauchen endlich ein paar Hügel, in der sonst flachen Sanderlandschaft, auf. Jeder kann sich seinen Hügel frei wählen.



Diese Gegend haben auch zwei Vögel als ihr Revier auserkoren. Beide Vögel sind gar nicht erfreut über unseren Besuch. Sie starten also Scheinangriffe.
Über Solveigs Erscheinen sind die Vögel richtig sauer. Von beiden Seiten greifen sie an und kurz vor ihrem Kopf starten sie wieder durch. Solveig hat keine Panik, sie fotografiert mit ihrem Handy die Angreifer.







Ich bin auch ganz Kavalier und halte mit der Kamera aus sicherer Entfernung drauf unschuldig

Kurz vor Vik, mitten im Myrdalsandur ist der Hjörleifshöfdi, eine 231 m hohe Erhebung.










Der Weg auf den Berg ist anstrengend, aber es lohnt sich.


Blicke vom Berg auf die Klippen bei Vik








Überall schwarzer Sand

Wir besteigen den Berg. Welch' ein Kontrast ist doch dieser mit Gras bewachsene Berg, zu den schwarzen vegetationslosen Sander.

Der Wind nimmt zu und wir erreichen am Abend Vik. Jetzt sind wir auf dem Campingplatz, vor dem mich die Leute aus Friedrichshafen gewarnt haben. Der Campinplatz ist sehr teuer und richtig voll.
Einen windgeschützen Platz finden wir nicht. Aber die Zelte können wir trotzdem problemlos aufbauen, da sind wir schon erfahren genug. Kochen würden wir gerne im Aufenthaltsraum. Doch der ist restlos überfüllt. Selbst Leute aus den Wohnmobilen nutzen den Raum zum Kochen, damit deren Küche sauber bleibt. zwinker
Uns bleibt nichts anderes übrig, als draußen zu kochen. Mittels Radtaschen bauen wir uns einen windgeschützten Kochplatz und nach ein paar Minuten ist die Mahlzeit fertig. Hat richtig gut geklappt und kalt ist uns auch nicht, da wir uns die Regenklamotten angezogen haben.
Oh ja, duschen wäre jetzt auch nicht schlecht. Der Damen-Waschraum ist gesperrt. Alles kein Problem! Alles marschiert in den Herren-Waschraum mit drei Toiletten, fünf Waschbecken und zwei Duschen. Die Zahl der Camper auf dem Campingplatz schätze ich mindestens auf 100 Menschen. Viele wollen auch die die Sanitäranlagen nutzen. D.h. anstehen und warten. Da es draußen stürmt, wartet man eben im Männer-Trakt. Geduld wird belohnt und das Wasser ist auch noch warm, als wir an der Reihe sind. Frisch geduscht ist die Welt wieder viel schöner.

Im Aufenthaltsraum ergattern wir uns noch einen Platz. Jeder von uns macht seine Planung.
Solveig hat noch einige Tage mehr zur Verfügung und kann sich auch entsprechend Zeit lassen. Sie will den "Goldenen Zirkel" abfahren. Nach Island steht bei ihr Norwegen auf dem Programmpunkt.... Bei mir Arbeit . Ich bin tapfer und zeige keinen Neid.
Wir wissen, dass wir morgen wieder alleine fahren werden und unsere Wege werden sich hier in Island nicht mehr kreuzen. Daher verabschieden wir uns schon am Abend und tauschen unsere Daten aus – Facebook.



Vik i Myrdal – Seljalandsfoss

Der Wind hat in der Nacht nachgelassen und die Zelte stehen noch. Solveig hat sich leicht erkältet, man hört es husten. Kurz bevor ich abfahre, verabschieden wir uns. Ihre Fahrradkette könnte auch etwas Öl gebrauchen, was ich noch erledige.


Blick auf Vik mit Kirche





Dann fahre ich los. Zuerst zur Black-Beach. Naja, von Beachatmoshäre spürt man nichts. Schwarze Strände gibt es an der Küste genug. Die Sonne zeigt sich heute den ganzen Tag. Was habe ich doch für ein Glück. Erst mal fahre ich einen Anstieg hinauf.









Dieser ist nicht dramatisch. Die Landschaft ist wunderbar. Schlimm ist jedoch der Wind, der oben heftig von der Seite kommt. Ich habe zu tun, nicht vom Rad gerissen zu werden.



Die 12%-ige Abfahrt verläuft wieder problemlos, da ich den Wind wieder von hinten habe. Ich entscheide mich trotz des Windes für den Abstecher zum Naturschutzgebiet „Dyrholey“. Hier auf der Halbinsel soll es schöne Klippen und eine "Puffin Kolonie" geben. Ich will diese Vögel endlich mal live sehen. Vorher verlasse ich nicht die Insel. 
Auf den 6 km langen Weg zu der Halbinsel treffe ich noch ein holländisches Paar, die mir mit den Rädern entgegen kommen. Sie halten mich an und sagen, dass der Wind zu heftig ist, kein Durchkommen! Sie empfehlen mir mein Rad stehen zu lassen und per Anhalter zur Halbinsel zu fahren. Puffins haben sie jedoch keine gesehen.
Ja was mache ich nun? Umkehren? Den Rat befolgen und ßer Anhalter fahren? Ich mache erstmal eine Pause und stärke mich.
Dann wollen wir mal sehen, ob mich der Wind in die Knie zwingt. listig Die 6 km schaffe ich in "nur" einer Stunde. Aber ich habe sie geschafft und der Wind hat mich nicht besiegt.








Diese Frau ist richtig mutig...


...und wird mit einer Dusche belohnt schmunzel









Der Ausblick von den Klippen ist grandios. Ich genieße die tolle Landschaft. Puffins sehe ich jedoch nicht. traurig





Ein Amerikaner fragt mich, ob ich "Puffins" gesehen hätte. Wieder scheine ich, bekleidet mit meiner gelben Jacke, für die Leute eine wichtige Auskunftsperson zu sein. verwirrt
Ich gebe mir Mühe ihm zu erklären, dass es hier wahrscheinlich keine gibt, denn sie sind bestimmt fischen. Klingt plausibel und der Amerikaner geht weiter. Dann kommt er zurück, drückt mir sein Fernglas in die Hand und zeigt aufs Meer.






Die schwarzen Punkte im Meer sollen Puffins sein? Ja, sie fischen bzw. schwimmen da herum. Er ist unheimlich stolz, dass er sie entdeckt hat und ich freue mich, dass er mir seine Entdeckung zeigt.


Puffin weit weg



Ein Puffin schwebt über unseren Köpfen hinweg zur den Brutplätzen, die weiter weg sind und das Gelände ist, zum Schutz für die Vögel, abgesperrt.

Egal, ich bin total glücklich und fahre weiter. Der Rückenwind lässt mich schnell voran kommen. Die Landschaft ist grandios und gehört mit zu den schönsten Abschnitten im Süden.




Myrdalsjökull

Fakten zum Myrdalsjökull:
Am Fuß Myrdalsjökull liegt der Vulkan Katla. Der letzte Ausbruch war 1918 und die Zeitabstände der einzelnen Ausbrüche liegen bei 40 – 80 Jahre. Im Sommer 1985 erschütterten Erdbeben das Gebiet um den Myrdalsjökull, ein Zeichen starker vulkanischer Aktivität. Solche Ausbrüche sollen urplötzlich losgehen, mit verheerenden Folgen.


Der Ausbruch könnte wie folgt aussehen: Die Erde bebt, nach 3 Stunden steigen die ersten Aschewolken des Vulkans auf und nur 30 Minuten später schießt eine gewaltige Flutwelle unter dem Gletscher hervor, welche am Gletscher 70 m hoch ist und am Meer noch 10 m hoch sein könnte. Die Wassermenge wird auf 200000 m³/s geschätzt. Die Küstenlinie könnte nach den Geröllablagerungen 4 km weiter meerwärts verlaufen. So war es 1918. Heute wäre wahrscheinlich Vik und die gesamte Ringstraße im Mrydalssandur gefährdet.

Da war ich gestern. entsetzt Puhh, aufatmen jetzt bin ich sicher!
Ich halte noch am Skogafoss und mache eine Pause.




Skogafoss mit ...


... und ohne Rad zwinker







Hier stürzt das Wasser des Skoga , ein Abfluss des Myrdalsjökull 62 m über eine Felskante. Ich wandere den steilen Weg hinauf. Der Wasserfall ist wirklich beeindruckend und wäre es nicht so früh am Tage und so überfüllt, so hätte ich mich hier für eine Nacht auf den Campingplatz niedergelassen. Schade!


Blick vom Skogafoss auf die umliegende Landschaft. Eigentlich alles flach.

Ich fahre weiter und bin südlich vom Eyjafjallajökull.



Genau, der Vulkan der 2010 ausbrach und den Flugverkehr in Europa zum Erliegen brachte. Hier soll es heiße Quellen geben, ein Schwimmbad und einen Campingplatz. Klingt gut! Leider ist dem nicht mehr so. Überall stehen Schilder, dass Zelten verboten ist. Ach nö, das ist doof. Ich fahre die Straße wieder zurück und gelange zum Seljalandsfoss.



Ein 40 m hoher Wasserfall, wo man auf einen glitschigen Pfad hinter dem Wasserfall laufen kann.



Hier ist ein Campingplatz, der auch noch wunderschön ist.



Vor allem ist der Campingplatz nicht überfüll. Auch hier gibt es ein schönes Haupthaus mit Toiletten, Küche und Aufenthaltsraum. Ich komme ins Gespräch mit einem deutschen Paar. Er ist Student und studiert in Island seit Januar. Derzeit wandert er durchs Land. Seine Freundin fährt mit dem Auto durch die Gegend und nimmt ihn wieder auf. Auch nicht schlecht! dafür
Ich befinde mich nun kurz vor dem Abzweig nach Landeyahöfn, an dessen Ende Fähren nach Vestmannaeyjar (Westmännerinseln) fahren. Vielleicht wird das mein nächstes Ziel? Ich habe eine Nacht Zeit, es mir durch den Kopf gehen zu lassen.

Bis bald!