Re: Island - Nur die Ringstraße herum

von: benki

Re: Island - Nur die Ringstraße herum - 13.07.16 18:45

In Antwort auf: Dietmar
In Antwort auf: benki
...Noch etwas Geduld, es geht bald weiter!

Nee, nee, mach ma hinne! schmunzel

Mit ungeduldigen Grüßen Dietmar


O.K. ein Stück geht es nun weiter! lach

Nach Hoch kommt Tief

Reydarfjördur- Breidalsvik

Es regnet, aber nur leicht und nachdem ich meine Sachen verstaut habe, hört es auf zu regnen. Die Temperaturen sind heute unter 10 °C gefallen. Die kurze Hose habe ich wieder verstaut und werde diese auch die ganze Tour nicht mehr brauchen – schade!





Der Tunnel ist schnell erreicht. Dieser ist 5,8 km lang und hell beleuchtet. Trotzdem habe ich mir eine Warnweste angezogen und meine Beleuchtung aktiviert. Man weiß ja nie.
Im Tunnel bin ich jedoch fast alleine.
Als ich auf der anderen Seite am Faskrudsfjördur herauskomme begrüßt mich als erstes der heftige Wind, dann zieht Nebel auf und die Temperarturen sinken auf 5 °C. Welch' ein Temperatursturz zu den Vortagen.
Es gibt immer wieder Tage, an denen man nicht voll motiviert ist. Heute habe ich meinen Ningeltag. Ob das Ningeln nun daher rührt, dass ich den Wetterumschwung nicht verkrafte oder die Gegend zu langweilig ist. Keine Ahnung! Langweilig ist es bestimmt nicht, man sieht nur nicht viel, wenn die dicken Wolken oder der Nebel alles verdecken. Ich bin von den letzten Tagen einfach nur verwöhnt.


Dicke Wolken hüllen die Berge ein


Mal wieder ein Wasserfall


leichtes auf und ab am Fjord


Windstiller Pausenplatz


Auffüllen der Wasserflaschen, wenigstens das ist kostenlos zwinker


Heute wieder warm angezogen


Schöne Hütte am Ende eines Fjordes, aber hier gibt es nichts.


Basaltfelsen


Nistplätze für etliche Vögel


Die Schafe finden auch alles doof!

Ich kämpfe mich also am Fjord entlang und hoffe, dass ich bald wieder positive Erlebnisse habe.
In Stödvarfjördur treffe ich einen finnischen Radfahrer, der in der Gegenrichtung unterwegs ist. Wir tauschen Informationen aus und wünschen uns eine schöne Tour.











Vor lauter Verzweiflung fotografiere ich heute einige Vögel und Pflanzen.
In Breiddalsvik (330 Einw.), einem kleinem Fischerort an der Ostküste, gibt es einen Campingplatz, ein teures Hotel mit Restaurant und einen Supermarkt. Es wirkt alles recht trostlos. Ich überlege noch, ob ich bis zum Berunes Hostel fahre. Das wären noch mal 20 km, aber ich bin heute richtig kaputt, weil mich der Wind geärgert hat.
Also bleibe ich in Breiddalsvik und empfehle es ausdrücklich nicht!

Breiddalsvik-Djupivogur

Die Entscheidung vom Vortag , in Breiddalsvik zu bleiben, bereue ich nun. Ich mache im Hostel Berunes eine Kaffeepause und unterhalte mich mit der Inhaberin. Auch hier hätte es einen Campinplatz gegeben. Warum bin ich bloß nicht weitergefahren? verärgert
Sie gibt mir viele Tipps für meine weitere Reise. Heute hängen die Wolken nicht mehr so tief, wie gestern. Mir wird bewusst, das mein gestriges Ningeln komplett unberechtigt war.




Petri Heil!





Die Ringstraße windet sich entlang den Fjorden, umgeben von steilen Basaltfelsen.







Kurz vor der Einmündung der 939 (Öxi) ist die Ringstraße 1, auf der ich mich seit Breiddalsvik wieder befinde, noch nicht asphaltiert. Glücklicherweise ist hier der Verkehr noch nicht so stark und ich werde selten eingestaubt. Interessant ist die Baustelle. Absperrungen oder gar Ampeln und übertriebene Umleitungen, wie in Deutschland gibt es hier nicht. Hier wird alles live gemacht. Die Touristen in ihren schicken Mietautos sind leicht überfordert, weil ich mich auch noch mit dem Rad auf der schmalen Baustellenpiste bewege lach



Die Temperaturen wollen heute nicht die 10 °C erreichen. Aber es bleibt trocken. An den Wind von vorne habe ich mich längst gewöhnt.
Djupvogur (400 Einw.) hat einen hübschen Campingplatz mit Blick auf den Berufjördur und die davor liegende Insel Papey.
Der Campingplatz wird durch das Hotel Framtid betrieben und ist daher nicht billig. Dafür gibt es einen schönen Aufenthaltsraum mit Küche. Bei den kalten Temperaturen sehr angenehm.



Hier treffe ich erstmals viele Leute, mit denen man ins Gespräch kommt. Ein Schwede zeigt mir begeistert seine Bilder von dem Bootsausflug zur Insel Papey, der jeden Tag um 13:00 Uhr startet. Robben, Puffins und viele Vogelarten kann man recht nah bewundern.
Ich überlege, ob ich hier in Djupvogur meinen Ruhetag machen sollte.


Djupivogur-Höfn

Ich habe mich gegen die Inselbesichtigung entschieden. Vielleicht sehe ich die Puffins noch an anderen Stellen oder vielleicht werde ich auf die Westmännerinsel meinen Ruhetag machen. Ich stehe heute sehr zeitig auf, weil ich bis Höfn kommen will. Es sind 110 km, die bei Gegenwind recht unangenehm werden können.






Endlich wieder freie Sicht auf die Berge schmunzel







Schon um 08:00 Uhr bin ich unterwegs und ich genieße es, dass die meisten Touristen noch schlafen . Die Straße gehört mir.






Einige Kilometer später, sehe ich diese Herde



Die Sonne kommt wieder raus und ich sehe erstmals Rentiere, nur 200 m von mir entfernt. Die Autofahrer denken sich bestimmt, warum fotografiert der Radfahrer die hässlichen Schotterberge? Das ist der Vorteil, wenn man langsam unterwegs ist und eben die kleinen Dinge am Wegesrand sieht. Nun gut Rentiere sind auch nicht gerade klein. Aber sie sind gut getarnt.

Ich frage mich nur, ob ich auch mal wieder den Wind als Freund bezeichnen kann oder ob ich diesen nur noch frontal habe. Mir schmerzen die Knie allmählich und ich brauche eine Pause.











Die Landschaft lädt auch förmlich dazu ein, hin und wieder Pausen zu machen.



Ich bin am Haff Lon. Rechts die Berge sind ganz hübsch, das Haff ist einfach nur flach. Versorgungsmöglichkeiten gibt es gerade nicht, wo ich doch meine Wasserflaschen auffüllen möchte. Ich steuere den Campingplatz Stafafell an, um hier meine Flaschen zu füllen. Mich begrüßt ein Angestellter. Er freut sich, dass mal jemand vorbei kommt und bietet mir nicht nur kostenlos Wasser an, sondern auch ein Bier. Wenn ich jetzt ein Bier trinken würde, käme ich keinen Meter mehr weiter. Wir unterhalten uns und ich erfahre, dass er Kroate ist und hier für etliche Monate arbeitet. Der Platz ist zwar nicht schön, aber Stafafell ist ein beliebter Ausgangsort für Wanderungen. Nach einer langen Pause verabschiede ich mich von dem Kroaten und fahre weiter. Erstmals führt mich mein Weg durch einen Sander, der durch unzählige Gletscherflüsse entsteht.

Hier ist der Wind am heftigsten. Schön wäre es, wenn er von hinten kommt. Aber es gibt Tage da verliert man und dann gibt es Tage, da gewinnen die anderen. Heute gewinnt wieder der Wind und ich muss die Zähne zusammenbeißen. Kurz vor dem Tunnel könnte ich noch zu einen Aussichtspunkt fahren. Von dort hätte ich einen tollen Blick auf das Haff Skardsfjördur und Höfn. Die 8%-ige Steigung hält mich normalerweise nicht davon ab, aber heute ist nichts normal. Ich bin wieder kaputt und will nur noch ankommen.
Im 1,3 km langen Tunnel habe ich Ruhe vor dem Wind und auf der anderen Seite geht es endlich bergab. Die letzten Kilometer bis Höfn sind ein Kinderspiel. Das erste, was ich in Höfn besuche, ist die Tankstelle N1. Ich bestelle einen Burger, Pommes und Cola – sozusagen was für den kleinen Hunger.






Danach richte ich mich auf dem wunderschönen Campingplatz häuslich ein und genieße die Sonne und den Blick auf die Berge/Gletscher. Höfn (1700 Einw.) gilt als Ausgangspunkt zum Vatnajökull und zum Skaftafell-Nationalpark. Entsprechend voll wird es hier auch.

Na gespannt, wie es weiter geht? zwinker