Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France

von: Holger

Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France - 25.03.16 10:14

Mit einiger Verspätung der vierte und letzte Teil des Reiseberichts.

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Vierter Teil: Tour de France
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Dienstag, 21. Juli: Marseille – Grenoble (Zug), Grenoble – Les Sables
  • Kilometer: 49,2
  • Sattelstunden: 2:46
  • Höhenmeter: 381
  • Ausgaben für Getränke: 6,83 EUR



Abschied vom Mittelmeer.

Kurz überlegte ich, doch noch länger in der Sonne der Provence zu bleiben und nicht zurück in die Alpen mit ihren Gewittern zu fahren. Aber nur kurz – schließlich wollte ich zur Tour de France. Also schob ich das Rad die paar Meter in den Bahnhof und fuhr über Valence nach Grenoble. Nur einmal umsteigen, das ist in Ordnung. Und klimatisierte Züge waren auch in Ordnung, das merkte ich, als ich in Valence auf den Bahnsteig trat. Dort hatte ich etwas Aufenthalt, fuhr kurz zur Rhône, kurz zu einem Monoprix und dann zurück zum Bahnhof.

Eine gute Stunde später war ich in Grenoble. Es schien hier noch heißer zu sein als an der Côte d’Azur. Und schon jetzt, mittags, zogen die ersten Wolken auf. Also sah ich zu, Land zu gewinnen und Bourg d’Oisans möglichst früh zu erreichen. Bis zum südlichen Stadtrand Grenobles nutzte ich eine gut beschilderte Radroute. Schön ist es nicht, ziemlich dicht besiedelt mit einiger Industrie bis Vizille.


Hm, Galibier und Lautaret mit Wintersperre? Mitte Juli?

Nu ja, eine richtige „Wintersperre“ war das nicht. Aber „wegen Erdrutschgefahr gesperrt“ war auf den Anzeigetafeln nicht vorgesehen. Vorteil für mich: Weniger Verkehr. Die gut befahrene Verbindung Grenoble – Briançon war unterbrochen. Also ging es relativ ruhig die breite Straße durch das Tal der Romanche hinauf ins Oisans. Die Gewitterwolken wurden immer bedrohlicher, ich sah zu, schnell mein Zelt aufzubauen. Als Campingplatz hatte ich mir die „Ferme Noémie“ herausgesucht, dort war ich vor zwei Jahren schon mal. Damals im komfortablen Tipi, die aber leider nicht aufgebaut waren. Also nahm ich für die nächsten Nächte mit meinem Zelt vorlieb.

Es war wasserdicht, das stellte ich schon bald fest. Kurz nachdem ich es aufgebaut hatte, kam das Gewitter. Und der Nachteil der Ferme Noémie: Es sind noch ein paar Kilometer bis Bourg d’Oisans. Ein Restaurant gab es hier in Les Sables nicht, nichtmal eine kleine Epicerie. Mein Abendessen bestand also aus den paar Keksen, die ich noch dabeihatte.


Abendessen, wg. Gewitter.


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Mittwoch, 22. Juli: Les Sables – Kurve 9 – Les Sables
  • Kilometer: 44,6
  • Sattelstunden: 2:50
  • Höhenmeter: 575
  • Ausgaben für Getränke: 11,14 EUR


Heute stand Alpe d’Huez auf dem Programm. Mal hochfahren, schönen Platz für die Etappe aussuchen, wieder runter fahren und mir einen ruhigen Tag machen. Die Sonne schien, aber es war noch alles nass von der Nacht. Und Schnecken finden mein Zelt toll – das finde ich nicht so toll.


Bourg d‘Oisans.

Frühstück in Bourg d’Oisans, das Städtchen ist schon voll auf die Tour eingestellt. Alles voller Rennradfahrer, überall gibt’s Trikots und anderen Quatsch zu kaufen. Ich nahm mit einem Baguette vorlieb und machte mich dann auf den Weg hoch nach Alpe d’Huez. Mit vielen anderen. Und vorbei an vielen Wohnmobilen, die schon entlang der Strecke standen. Und mit vielen Pausen, irgendwie hatte ich den Eindruck, dass ich die Pässe mit Gepäck schneller hochgekommen bin als heute ohne Gepäck nach Alpe d’Huez. Und ein Galibier ist härter als dieser Anstieg. Der Mythos Alpe d’Huez ist riesig, und richtig einfach ist es natürlich auch nicht – aber es gibt schwerere Anstiege.

Für mich allerdings nicht. Irgendwie war ich nicht gut drauf, der Magen meldete sich und in Kurve 9, die wohl auch mein „Stellplatz“ für die Etappe werden dürfte, gab ich auf und rollte wieder runter. Im Casino versorgte ich mich für den Rest des Tages – und für die folgenden Tage: Auf dem Campingplatz konnte man Kühlboxen für die großen Kühlschränke mieten. Ich kaufte noch die Süddeutsche und fuhr zum Campingplatz. Dort okkupierte ich die Toilette – und erfuhr dank des Free WiFi vom grandiosen Etappensieg Simon Geschkes in Pra Loup – diese Skistation habe ich vor kurzem noch selbst aus dem Tal von Barcelonnette aus gesehen. Abends und nachts gewitterte es wieder, ich schlief trotzdem früh ein und durch.


Die nächste Gewitterwolke über Alpe d'Huez.

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Donnerstag, 23. Juli: Les Sables – le Rivier d'Allemont – Les Sables
  • Kilometer: 58,8
  • Sattelstunden: 3:22
  • Höhenmeter: 522
  • Ausgaben für Getränke: 5,64 EUR


Frühstück am Campingplatz, die Nutella in der Kühlbox, das Baguette am Vortag bestellt – so muss das sein. Und dank der Tisch-Bank-Kombinationen musste ich auch nicht auf der nassen Wiese vor dem Zelt frühstücken. Das sind mir die liebsten Campingplätze, die auch an die Gäste denken, die ohne Tisch und Stühle verreisen. Noch dazu ziehen sich die Wolken dramatisch über die Berge zurück – Tschüß bis heute abend!


Das Wetter verzieht sich.


.


Zeltwiese.

Über den Umweg Bourg d’Oisans – wo ich die Équipe und ein bisschen Fresskram kaufte – machte ich mich auf in Richtung Col du Croix de Fer. Die erste Idee war, direkt am Stausee zu bleiben. Hier hat man von der Staumauer einen schönen Blick auf die Straße, die gerade auf die Mauer zu führt. Sicher ein schöner Blick – aber es war auch schon voll und würde sicher noch voller werden. Also fuhr ich weiter nach oben.


Auf dem Weg zum Col du Croix-de-Fer.

Und es ging bergauf. Im Wald, serpentinenlos, ziemlich gerade in Richtung Norden. Etwas mehr Sicht auf die Umgebung hatte ich dann in Le Rivier d’Allemont. Hier knickt die Straße in Richtung Osten ab – aber auch in Richtung unten. Auf eine Gegensteigung hatte ich keine Lust und beschloss, mir einen Platz in der Steigung kurz vor Rivier d’Allemont zu suchen.


Zwischengefälle? Keine Lust.

Und ganz in der Nähe von meinem Plätzchen ließ sich der Teufel nieder. Der war eine Attraktion und wurde gerne und häufig fotografiert. Nun war Warten angesagt – zum Glück hatte ich E-Book-Reader und Zeitung dabei. Und die Leute beobachten war auch ganz witzig. Ganz in der Nähe waren einige Spanier und einige Engländer. Irgendwann begannen die Spanier, ein paar Namen ihrer Helden auf den Asphalt zu pinseln. Valverde stand da, Rodriguez, dann begannen sie mit dem nächsten Namen. Das „C“ stand da – da riefen die Engländer „Chris Froome“. Nein, der war’s nicht.


Attraktion Teufel.

Und dann kam der Kommerz – die Werbekarawane. Der erste Höhepunkt, und da hier noch nicht so viel los war, konnte ich einiges abstauben. Manches lecker wie die Madeleines und der Haribo-Kram, manches nützlich wie die Mütze, vieles aber einfach, nun ja, Müll. Aber die Stimmung war gut, insbesondere bei den Salami-Enten, den heimlichen Stars der Karawane. Die warfen mir aber leider nix zu.


Das Warten hat ein Ende.


Salami-Ente.


Na, so kommt jeder hoch.


Rasender Becker.

Wieder warten. Es fuhren jede Menge Autos hoch, „Offizielle“, Medien, Teamautos und so weiter. Und fast jedes hielt beim Teufel und grüßte ihn – und er machte gerne eine Show daraus. Großer Spaß!


Dachfahrer.



Die Hubschrauber waren dann das untrügliche Zeichen, dass bald die kamen, um die sich der ganze Zirkus dreht. Die Spitzengruppe kam vorbei, in der auch der spätere Sieger war. Etwas später dann Sky mit Christopher Froome. Dann noch weitere einzelne Grüppchen und schließlich das Grupetto. Erkannt habe ich relativ wenige, ganz ideal war mein Standort nicht, da ich doch nur ein recht kurzes Stück Straße sah. Wenigstens ging es bergauf, das bremste das Tempo. Und Fotos machte ich jede Menge, hier eine Auswahl.


Die Spitzengruppe mit dem späteren Sieger Romain Bardet – ziemlich am Ende der Gruppe. Vorne Jakob Fuglsang (Astana).


Der Sky-Express mit Christopher Froome.


Beobachtet von oben.


Jacques Janse van Rensburg braucht Wasser.


John Degenkolb und Albert Timmer.


Grupetto.


Der Teufel und die Letzten.


Besenwagen bekommt Angst.

Gegen Ende drehte der Teufel nochmal auf und scheuchte die letzten nach oben. Dann war der Spuk vorbei und ich fuhr wieder runter. Nicht wirklich alleine. Am Campingplatz vorbei ging es nach Bourg d’Oisans, wo ich die Zieleinfahrt im Fernsehen sah. Kurz vor dem Ziel kurvten die Fahrer durch die „Lacets de Montvernier“ nach oben. Viele, eng übereinander gestapelte Serpentinen, zu eng für Zuschauer. Es sah klasse aus, dorthin muss ich auch nochmal fahren. Die Etappe gewann Romain Bardet vor Pierre Rolland, ein französischer Doppelpack also. Die Favoriten kamen drei Minuten später zusammen ins Ziel.


Ausbeute eines Tages.

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Freitag, 24. Juli: Les Sables – L’Alpe-d‘Huez – Les Sables
  • Kilometer: 60,0
  • Sattelstunden: 5:51
  • Höhenmeter: 1.120
  • Ausgaben für Getränke: 9,09 EUR


Heute entschied ich mich gegen einen erneuten Etappenbesuch entschieden. Das wäre am Col du Croix de Fer gewesen, heute war das Ziel in La Toussuire, kurz vorher stand eben der Col du Glandon und der Col du Croix de Fer auf dem Programm. Ich wollte aber mal hoch nach Alpe d’Huez, vor allem, nachdem ich vorgestern aufgegeben hatte. Aber erstmal frühstücken am Campingplatz, mit lauter Engländern und ein paar Holländern.


Englisches Basislager.

Dann mal los. Es ging viel besser als vorgestern. Und es war nochmal deutlich mehr los. Die Strecke war schon abgesperrt, bis La Garde standen Gitter rechts und links. Kurve 9 – ja, das wird meine morgen. Kurve 7, die Holländerkurve bei St. Ferréol, es war schon ziemlich orange dort. Und laut. 6, 5, 4, 3, 2 und ein – das Schöne ist, dass man die Kurven rückwärts runterzählen kann. Zwischen 2 und 1 machte ich kurz Stopp beim Ortsschild, um mir unseren alten Standplatz anzuschauen, wo wir zu Anfang des Jahrtausends öfter standen. Auch ein schöner Platz, man kann weit nach unten schauen. 1999 sahen wir hier, wie Giuseppe Guerini zur entscheidenden Attacke ansetzte und gewann, obwohl er noch von einem Fan vom Rad geholt wurde.


St. Ferréol.


Am Tag vor der Etappe.


Schräges Bett.



Und dann war ich oben. Ein schönes Bergdorf ist das nicht, dieses Alpe d’Huez. War es auch nie, das eigentliche Dorf war Huez, dort gibt es auch schöne Ecken. Alpe d’Huez ist Skiindustrie, in der man angestrengt nach Verwendungsmöglichkeiten im Sommer sucht. Die werden allerdings beeinträchtigt von eben der Skiindustrie. Im Ort viel Asphalt und Beton – auch wenn der ab und an mit etwas Holz kaschiert wird.


Bergromantik.


Zielgerade.


Oben …


… im Eintrachttrikot.

Und außerhalb des Orts viele Kabel und Masten. Nein, eine richtig schöne Hochgebirgslandschaft ist das im Sommer nicht. Aber weit weg ist die nicht, zum Beispiel wird es hinter dem wenige Kilometer entfernten Col de Sarenne sehr schön. Dennoch entschied ich mich gegen eine Runde über den Sarenne und für die kleinere Runde über Villard Reculas. Ich fuhr noch zum Ziel, um die obligatorischen Zielfotos zu machen und dann wieder runter. Nicht auf der Tour-Strecke, sondern auf der anderen. Kurz vor Huez treffen die beiden aufeinander. Auf der Abfahrt hatte ich schöne Blicke in Richtung Col de Sarenne und auf Huez.


Temporärer Campingplatz.


Wintersport im Sommer.


Blick in Richtung Col de Sarenne.


Huez.

Es fuhren immer noch unzählige Radfahrer rauf nach Alpe d’Huez, ich beobachtete die Qualen aus sicherer Entfernung. Und auch die Vorbereitungen auf die Etappe waren in vollem Gange, so soll doch jeder sehen, dass auch Finnen den Weg in die Berge fanden.


Die Kehren 3, 2 und 1.


Auch Finnen sind da.

In Huez bog ich ab nach Villard Reculas und unterquerte bergwärts fliegende Mountainbikes. Für die Seilbahnen hat man also eine Sommernutzung gefunden. Auf der kleinen Straße war einiges unterwegs, fast ausschließlich unmotorisiert auf zwei Rädern. Man hat einen schönen Blick auf die Straße nach Alpe d’Huez, auf das Romanche-Tal und ins Écrins-Massiv. Die Folge: jede Menge Fotostopps. Auf einem verwickelten mich einige Australier in ein Gespräch über den besten Platz für die morgige Etappe. Ich empfahl meinen, die Kurve 9. Sie bedankten sich für die „local experience“. Ich gab zu bedenken, dass ich etwa 800 km entfernt wohne, aber aus australischer Perspektive sei das „local“. Nun denn.


Kurven 7, 9 und 11.


Dutch Corner, Kurve 7.


Kurve 9, meine für morgen.


Konfessionslos.


Bourg d'Oisans und der Weg ins Pelvoux-Massiv.


Das steilste Stück.

Dann fuhr ich weiter, in schwindelerregender Höhe über dem Romanchetal in Richtung Villard-Reculas. Den Campingplatz sah ich tief unten, der direkte Weg war mir jedoch zu steil und ich zog vor, auf der Straße die Serpentinen hinunter zum Stausee bei Allemont zu fahren und dann die gut bekannten flachen Kilometer durch das Romanchetal. In Bourg d’Oisans schaute ich ein wenig Tour-Fernsehen und kaufte ein, dann ging es zurück zum Campingplatz.


Villard-Reculas.

Lesen, essen, surfen, das war mein Programm für den Resttag. Und hoch zu der Straße schauen, über die ich heute mittag noch gefahren war. Und mich auf mein eigenes Bett freuen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich monatelang reisen könnte – schon am Ende dieser drei Wochen zog es mich wieder nach Hause.


Da oben war ich eben noch.

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Samstag, 25. Juli: Les Sables – Kurve 9 – Les Sables
  • Kilometer: 27,7
  • Sattelstunden: 1:57
  • Höhenmeter: 575
  • Ausgaben für Getränke: 5,75 EUR


Dann brach er an, der Tag des großen Events. Auf dem Campingplatz herrschte schon früh rege Betriebsamkeit, die Duschen und Waschbecken waren heiß begehrt (wieso eigentlich die Duschen am Morgen eines solchen Tages?). Ich frühstückte, packte Lesekram, Sitzkissen, Sonnencreme und Futter in die Tasche und reihte mich ein in die Massen, die in Richtung Alpe d’Huez strömten.


Am Tag der Etappe.

Im Casino war ich ja inzwischen Dauergast. Heute war er richtig voll, da hatten noch mehr Leute die Idee, sich für einen heißen Tag am Berg mit Flüssigkeiten mit und ohne Alkohol einzudecken. Mit einigen Zusatzkilo – in meinem Fall alkoholfreier Flüssigkeit – machte ich mich auf den Berg. Überall Volksfeststimmung, bestes Wetter. So soll es sein. Etappen in Regen und Schnee mögen ja auch was für sich haben – aber nur am Fernseher. Es war am Rand der Strecke schon ordentlich voll, sodass ich fast befürchtete, keinen guten Platz mehr zu bekommen. Zum Glück hat es doch noch geklappt, in Kurve neun, auf dem kleinen Begrenzungsmäuerchen. Meine Nachbarn waren Kolumbianer, die mit dem Auto hochgekommen waren. Und dort hatten Sie unglaubliche Mengen selbstgemachten Proviants in Schüsseln und Flaschen. Da konnte ich mit meinem Supermarktfraß nicht wirklich dagegen anstinken. Aber gut, ich bin ja auch mit dem Rad hoch. Auf der anderen Seite saßen Franzosen aus dem Burgund – das erfuhr ich in einer der wenigen Minuten, in denen Sie das Radio nicht am Ohr hatten. Zeitung und E-Book-Reader hatte ich dabei, aber es war viel interessanter das ganze Volk zu beobachten, das hier unterwegs war.


Das Warten beginnt.


Warten mit Panoramablick …


… und Unterhaltung.

Unten in der Kurve war es recht laut, karnevalesk gekleidete und offensichtlich auch alkoholisierte junge Menschen begleiteten viele Radler mit Hupen – solche, die inzwischen in Fußballstadien ausgestorben sind – Geschrei und Nebenhergerenne nach oben. Manch einer quittierte das mit gequältem Lächeln, andere genossen es …


Anfeuerung für die Jüngsten.





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Dann irgendwann nach vielen Stunden kam der Kommerz. Die Caravane Publicitaire. Nicht einfach irgendwann um die Ecke, wie am Glandon, nein, man sah sie schon von ganz unten langsam den Berg hochfahren. Diesmal erntete ich nichts, wunderte mich aber einmal mehr über die vielen Geier im gesetzten Alter, die jedem Schlüsselanhänger hinterhersprinteten.


Die Karawane kommt hoch.


Der kleine Prinz.


Wurstwerbung auf zwei Pferden.








… und schnell die Kamera verstecken.


I’m Batman.

Dann wieder etwas warten, doch so langsam wurden die Leute konzentrierter. Die einen drückten die Radios noch fester ans Ohr, die anderen schauten angestrengt ins Tal. Und irgendwann war in Bourg d’Oisans die Spitzengruppe zu erahnen. Lustig war es in der Folge, den Radiokommentar zu hören und immer mal wieder die geschilderten Situationen durch das Tele am Berg mitzuverfolgen.


Die ersten sind bei La Grave, unten fährt das Grupetto in den Berg.




Der Führende, Alexandre Giniez (FdJ).


Spannung.


Spitzengruppe kurz vor Kurve 10.

Kurz vor Kurve 9 setzten sich Thibaut Pinot und Ryder Hesjedal ab, Pinot gewann später die Etappe. Dann folgte Nairo Quintana und die Kolumbianer neben mit flippten fast aus. Von seiner Attacke auf das gelbe Trikot hatten wir schon gehört, und tatsächlich, er hatte einen ordentlichen Vorsprung vor Froome. Es sollte nicht reichen, aber eine Show war es. Dann kamen nach und nach die anderen Fahrer, zum Schluss das Grupetto mit Degenkolb und Greipel – und vielen mehr.


Thibaut Pinot (FdJ) und Ryder Hesjedal (Garmin-Cannondale).


Thibaut Pinot auf dem Weg zum Etappensieg.


Alexandre Giniez (FdJ), der lange geführt hat - am Ende wurde er 25.


Nairo Quintana, im - vergeblichen - Angriff auf das gelbe Trikot …

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… das mit einigem Abstand folgt.


Alejandro Valverde.


Wouter Poels, Richie Porte und Christopher Froome verteidigen das Gelbe Trikot.


Froome schaut mal nach vorne.








Merhawi Kudus Ghebremedhin.


Das Grupetto.


John Degenkolb.


André Greipel, unscharf.


Er hat Spaß.

Ich hörte noch das Ende der Etappe im Radio der Franzosen mit, erfuhr, dass Froome das Gelbe verteidigen konnte und dass Pinot gewann. Letzteres sorgte für sehr ausgelassene Stimmung beim französischen Teil des Publikums. Dann die Abfahrt mit Tausenden anderer Radler – und Fußgänger. Es ging schon schneller als bergauf, aber nicht signifikant.


Enten auf dem Weg nach Paris.

Am Campingplatz noch einmal ein Baguette-Reblochon-Pfefferminzpudding-Abendessen. Ich unterhielt mich länger mit der Besitzerin, die über die Sperrung des Tunnel du Chambon klagte. Ein großes Problem für den Tourismus, bei Events wie der Tour merkt sie es nicht, aber ansonsten fehlen die Durchreisenden merklich. Schlimmer sei es jedoch für La Grave, das nur noch von Briançon erreichbar war. Der Tourismus dort ist fast völlig zusammengebrochen, auch die Schulkinder müssen in andere Schulen, da der Weg zu ihrer Schule in Bourg d’Oisans abgeschnitten war. Zudem mache man sich sorgen, ob der Staudamm den befürchteten Bergrutsch standhalten würde. Erst im Herbst entspannte sich die Situation etwas mit der Eröffnung einer Behelfsstraße am anderen Ufer des Sees.

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Sonntag, 26. Juli: Les Sables – Grenoble, Grenoble – Frankfurt am Main (Zug)
  • Kilometer: 49,3
  • Sattelstunden: 2:01
  • Höhenmeter: 0
  • Ausgaben für Getränke: 2,9 EUR 5 CHF


Ein letztes Frühstück am Campingplatz, ein letztes Mal Zelt abbauen und ein letztes Mal Taschen packen. Und die letzten Kilometer, auf dem Weg nach Grenoble. Den Kopf von Louis XVI erkannte ich dank des Hinweisschilds, die Abfahrt bis Vizille war rasant, dort erreichte ich den Kilometer 1.674 der Tour und in Grenoble am Bahnhof hatte ich einen Schnitt von fast 25 km/h – der höchste jemals gemessene Etappenschnitt dieser Reise. Die 25 verschenkte ich mit einer kleinen Stadtrundfahrt in Grenoble.


Der Kopf des Königs.


Km 1.674 in Vizille.


Pierre Therail du Bayard, Ritter ohne Furcht und Tadel.


Gondeln über der Isère.

Von Grenoble nach Genf fuhr ich mit dem TER, nicht als einziger Radler, ich hatte Glück, noch reinzukommen. Aber es hätte noch als Fallback-Lösung einen TER später gegeben, mit dem ich Genf auch rechtzeitig erreicht hätte.


Au revoir.

So hatte ich in Genf einen Aufenthalt von über 2 Stunden. Und ich wollte endlich mal wieder etwas Warmes essen. Und das in der Schweiz. Und das in Genf. Ich landete bei Mc Donalds. Ein McMenu für 12 Franken ist schon happig genug bei einem Kursverhältnis von 1:1. Den Rest des Wartens auf den IR nach Basel verbrachte ich bei Sissy am Genfer See.


Zwischenstopp bei Sissy.

Dann fuhr der IR ab, mein Rad auf dem reservierten Radplatz, ich auf dem reservierten Sitzplatz. Kurz vor Basel erfuhr ich vom grandiosen Sieg André Greipels in Paris. Die restliche Zugfahrt brachte ich dann auch irgendwie hinter mich und war froh, abends endlich wieder im eigenen Bett zu liegen. Das war’s dann mal wieder. Vorerst.