Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad

von: bikekiller39

Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad - 05.03.16 16:21

Tag 2, 17.02.2012, Cayajabos – Banos del San Juan (Fortsetzung)

Etwa zwei Stunden hielt ich mich auf und um den zentralen Platz herum auf und beobachtete das Treiben der Einheimischen und genoss einfach die Atmosphäre dort.

Mein eigentliches Tagesziel war das etwa 20 Kilometer von Las Terrazas entfernt gelegene Soroa.

Bei der Vorbereitung der Reise hatte mir ein Forumsmitglied als Geheimtipp empfohlen, die ganz in der Nähe von Las Terrazas gelegenen, malerisch natürlichen Schwimmbecken „Banos del San Juan“ zu besuchen. Es handelt sich dabei um eine Aneinanderreihung von Bassins, die terrassenförmig entlang des Flusslaufs des Rio San Juan angeordnet sind.
Als ich in Las Terrazas in das drei Kilometer entfernte Naherholungsgebiet aufbrach, ahnte ich noch nicht, dass ich dort länger als geplant bleiben würde. Mein Plan war, mir die Schwimmbecken und die Gegend drumherum anzusehen, ein Bad zu nehmen, und dann meine Reise Richtung Soroa fortzusetzen. Das Bad in den Becken wollte ich auch insbesondere zur Kühlung meines Sonnenbrandes nehmen, den ich mir am ersten Tag der Reise „eingefangen“ hatte.

Von Las Terrazas aus ging es ziemlich hügelig auf asphaltierter Straße weiter. Den Abzweig zum „Hotel Moka“ ließ ich rechts liegen. Das Hotel wollte ich mir auf dem Rückweg ansehen und dort Mittag essen, bevor ich mich in Las Terrazas noch mit Lebensmitteln und Getränken versorge und dann nach Soroa weiterfahre.

Man kommt vorbei an zahlreichen Tabakfeldern und -plantagen sowie etlichen, mit einfachen Hütten bebauten Grundstücken. In den Hütten wohnen vermutlich Plantagenarbeiter mit ihren Familien. Gesehen habe ich auf den Grundstücken allerdings nur Kleinvieh, Pferde, Esel und andere Tiere sowie Transportfahrzeuge.



Die asphaltierte Straße endet an einem Parkplatz. Zu diesem gelangt man allerdings erst, wenn nach Zahlung eines geringen Eintritts, bei meinem Besuch 3 CUC, die Schranke an dem Kontrollhäuschen von dem Wärter nach oben gelassen wird.
Bei meinem Eintreffen war der Parkplatz leer. Mein Fahrrad schloss ich an einem Baum an, der Großteil des Gepäcks blieb auch dort. Lediglich die Tasche mit den Wertsachen und ein Handtuch nahm ich mit, um Baden zu gehen.

Vom Parkplatz führt ein kleiner Weg hinunter zum Eingangsbereich mit Infohäuschen. Eine langgezogene Holzbrücke führt über den Rio San Juan.



Infohäuschen



Zugangsbrücke

Dem dann folgenden Weg nach rechts und dem Flusslauf folgend gelangt man zu mehreren Becken verschiedener Größen, die von dem natürlichen Fluss mit Wasser gespeist werden. Es gibt mehrere, weitere Wege, die zu verschiedenen Bereichen mit Bänken und Tischen führen.



Eines von mehreren Schwimmbecken



Man gelangt automatisch auch zu einem Restaurant mit überdachter Terrasse, von der aus man auf einen Teil der Naturbecken schauen kann. Unweit des Restaurants besteht die Möglichkeit, in einfachen Hütten, die auf Stelzen gebaut sind, zu übernachten.
Mehrere Umkleidehütten und sanitäre Anlagen stehen allen Gästen ebenfalls zur Verfügung.

Nahezu allein auf dem Areal wagte ich den Sprung in das kalte Nass. Einige Runden drehte ich in einem der Bassins und genoss die Ruhe und Einsamkeit! Nach einiger Zeit stieg ich aus dem Wasser, zog mir trockene Sachen an und sah mich noch etwas um und machte Fotos.
Zwischenzeitlich war es Mittag und mehrere Besucher verliefen sich auf dem großen Areal.
Viele Schattenplätze gestalteten den Aufenthalt sehr angenehm, man bemerkte kaum, wie hoch die Sonne schon wieder stand.
Insgesamt hatte ich mich hier wohl zwei Stunden aufgehalten und kehrte nun zurück zu meinem Fahrrad. Schon auf dem Weg zum nur mäßig gefüllten Parkplatz bemerkte ich beginnende Kopfschmerzen, die immer stärker wurden, Übelkeit kam dazu. Am Fahrrad angekommen, musste ich mich das erste Mal übergeben. Unerklärlich waren mir diese Körperreaktionen, zwei weitere Male übergab ich mich. Zunächst setzte ich mich auf einen Bordstein, dann legte ich mich auf den Rasen neben mein Fahrrad in den Schatten. Ich wollte schlafen, in der Hoffnung, dass es mir dann besser geht. In dem Zustand verbrachte ich fast eine Stunde auf dem Parkplatz, viel besser ging es mir jedoch immer noch nicht. Trotzdem setzte ich mich auf mein Fahrrad. Ich wollte mein eigentliches Tagesziel, Soroa, erreichen. Ich kam nicht weit. Ich schob mein Fahrrad bis zu dem Schrankenhäuschen, die Kopfschmerzen wurden immer unerträglicher. Ich nutzte den Schatten des Häuschens, um mich kurz auf den Boden zu setzen. Die Kubanerin, etwa in meinem Alter, erkannte meinen Zustand. In englischer Sprache machte sie mir deutlich, was sie von meinem Plan hielt, in meinem Zustand weiterzufahren; nämlich nichts.
Ihr hatte ich dann schließlich zu verdanken, dass ich mich plötzlich in einer der Stelzenhütten in „Banos del San Juan“ wiederfand!
Über ihr Walkie Talkie hatte sie Kontakt zu den Angestellten in dem Restaurant aufgenommen und gefragt, ob noch eine freie Hütte vorhanden sei. Dieses war der Fall. Als ich mich etwas erholt hatte, ging ich zurück zum Parkplatz, schloss mein Fahrrad wieder an den Baum und nahm zwei der Packtaschen ab. Zwischenzeitlich war auch ein Parkplatzwärter anwesend, der zusagte, auf Fahrrad und restliches Gepäck zu achten.
Ich ging zum Restaurant, von wo aus mich dann einer der Angestellten zu der Hütte brachte. Ich legte mich sogleich auf eine der Matratzen in der Hütte und schlief bis zum frühen Abend. Mir ging es danach nicht wirklich viel besser, dennoch machte ich mich auf, um mein Fahrrad und das restliche Gepäck zu holen. Als ich die Treppe der Hütte hinunterkletterte, sah ich zu meiner Überraschung in einer der Nachbarhütten ein Pärchen, etwas älter als ich, die ebenfalls mit Rädern unterwegs und gerade dabei waren, Wäsche aufzuhängen. Ich sprach die beiden auf Englisch an und erfuhr, dass sie aus Bayern stammen und auf einer 8-wöchigen Radreise durch Kuba waren. Harry und Sabine, so hießen die beiden, boten mir, nachdem ich ihnen erzählt hatte, was passiert war, ihre Hilfe an, die ich auch sehr gern annahm. Sabine empfahl mir die Einnahme von Medikamenten, die ich in der Reiseapotheke mitführte. Die beiden holten mein Fahrrad und das restliche Gepäck, während ich mich wieder in die Hütte legte.

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