Re: Quer durch Süditalien - Neapel bis Salento

von: -Toast-

Re: Quer durch Süditalien - Neapel bis Salento - 20.01.16 21:28

Wow, erstmal danke an alle für die zahlreichen Rückmeldungen, da hat sich die Mühe doch gelohnt. schmunzel
Danke auch für die Eindrücke zu anderen Reisezeiten und zu Capri. Hatte hier nur mal ein paar Bilder zur Landschaft gesehen und wusste gar nicht, dass das praktisch so eine Insel für die Reichen ist... Und ausgerechnet Neapel vor der Nase, seltsame Ironie.
Ich stelle mir jetzt mal solche Luxus-Einkaufsgassen wie in San Marino oder eben Venedig vor.

@ natash
Ah, das Jagdverbotsschild. Hihi. In der Toskana gab es die Dinger ja massenweise zu sehen, so oft, dass es mir schon fast auf die Nerven ging. Bei Siena lagen dann mal fünf von den Dingern im Straßengraben rum... Und ich dachte mir: Kaum etwas anderes verbindest du so sehr mit der Toskana, nimmste eins als Andenken mit.
War letztendlich auch nicht unpraktisch, denn das Schild ist ein wunderbarer Konversationsstarter. Ich weiß gar nicht, wie oft ich von den Italienern darauf angesprochen wurde.

"Von Siena bis hierher geradelt?"
"Nö. Von Deutschland aus."
":o"


In Matera wollte einer gleich ein Foto machen, weil er's so lustig fand. In Lecce hat sich eine total gefreut, weil es sie an ihre Heimat erinnert hat.
Weiterhin ist das Ding manchmal ganz praktisch als Frühstückstablett und eine weiße Fläche am Heck kann beim Radeln im Dunkeln nie schaden...
Anekdote am Rande: Eines Morgens wurde ich von Gewehrschüssen von Jägern in der Ferne geweckt. Habe im Halbschlaf das Schild rausgestellt. Kurz danach hörten die Schüsse auf.
Perfektes Timing!

@ marillo
Mal eben Graufthal gegoogelt, sieht ja ziemlich hübsch aus. Vielleicht mal bei einer Tour durch die Vogesen mit verwursten...

@ irg
Ja, das leidige Thema mit den Hunden... habe ich hier im Forum auch schon einiges gelesen. Die Patentlösung muss wohl erst noch her.
Holzprügel oder Pfefferspray mal im Einsatz gehabt? Ich glaube, im Kampf mit den Hunden würde ich mich dann wohl am ehesten verletzen. listig Habe es ein einziges Mal mit Steine werfen versucht, an dem Tag mit meiner glorreichen Irrfahrt in der Basilikata. Ergebnis: Ich habe das Gleichgewicht verloren und bin fast auf die Gusche geflogen. Getroffen habe ich natürlich auch nicht. Das sah ich dann als Zeichen an, so etwas künftig lieber sein zu lassen...
Vielleicht sollte ich es mal mit so einer richtig deftig lauten Tröte versuchen...

"Vier Hunde gegen einen einsamen Radler ist einfach unfair. "
Meine kamen meist im Duo an, in dem einen Dorf am Anfang hatte ich unterwegs aber auch schon mehr eingesammelt.

@ veloträumer

Erstmal vielen Dank für die Hinweise, Korrekturen und Infos, es muss schon alles seine Richtigkeit haben. Ein wenig verteidigen möchte ich mich aber doch noch. schmunzel

Zunächst zum Satz mit den Regeln und der Ordnung: Hier gebe ich letztendlich nur wieder, was mir die ganzen Italiener, mit denen ich im Gespräch auf das Thema gekommen bin, erzählt und untereinander bestätigt haben. Das schließt auch Neapolitaner und Sizilianer selbst ein, ist also nicht nur die Sicht der "Nordlichter" des Landes. (Allerdings muss ich einräumen, dass ich nie gefragt habe, ob sie mal einen direkten Vergleich mit Mitteleuropa oder dem Norden hatten. :D)
Klar gibt es auch in Süditalien viele Regeln und dabei Orte, wo streng auf die Einhaltung geachtet wird. Aber der durchschnittliche Eindruck der immerhin 3 Monate, die ich im Süden des Landes verbracht habe, ergibt dann doch ein spürbar laxeres Bild. Das fängt an mit wirklich eindeutigen Sachen wie den ständigen Regelverstößen in Neapels Straßenverkehr. Weiter geht es mit Sachen wie den wilden Hunden und dem Müll überall am Straßenrand (sowie dessen Verbrennung), die zwar natürlich auch andere Ursachen haben, aber mit einer Mentalität wie in Norditalien oder bei uns sowie einer ähnlichen Durchsetztung der Ordnung in dem Ausmaß sicher nicht vorkämen. ("Bella vita!" past hierzu aber zugegeben weniger.) Abgerundet wird das Bild durch Sachen wie dem mauerkletternden Opa in Matera und sehr vielen ähnlichen Vorfällen, dem nur ungefähren Wechselgeld und eben dem, was die Einheimischen mir selbst so sagten. "This is southern Italy, nobody really cares..." Auch wurde ich in Italien im Gegensatz zu Deutschland, Holland und Frankreich nie wegen irgendwas zurechtgewiesen, obwohl ich hier mit Abstand die meiste Zeit verbracht habe... Ich denke, hier bleibe hier erstmal bei meiner Ansicht.
Die gesellschaftlichen Regeln durch Religion und mafiöse Strukturen habe ich aber zugegeben nicht beachtet, weiß davon auch zu wenig. Irgendwo gleicht sich dann doch alles wieder aus...

Wo ich durchaus Fehler einräumen muss, ist die Sache mit McDoof und den Supermärkten. Hier habe ich zu absolut formuliert, stimmt so wirlich nicht. Mit einem "fast" vor dem "nirgends" und einem "größtenteils" statt "alle" dürfte es aber schon einigermaßen hinhauen:
>McDonald's
Damals, als ich da war, gab es laut Google Maps genau eine Filiale direkt am Bahnhof, der Rest der Stadt war "clean". In Rom zähle ich 17 Stück, in Mailand immerhin 8 und in Turin 11. Das ist ein Unterschied. Inzwischen sind in Neapel aber noch zwei in der Nähe des Flughafens dazugekommen.
>Lidl und co.
Ich habe die Discounter immer gezielt angesteuert und Neapel war die erste Stadt, in der ich Probleme hatte... Mal schauen: Zwei Lidl-Filialen gibt es am nördlichen Rand der Stadt. Mailand 6, Rom 7, Turin 11... Ähnliche Situation mit Penny und Billa. (Aldi gibt's in Italien generell noch nicht.) Von Coop, Conad und den anderen Supermarktketten habe ich beim Umherstrolchen in Neapel auch nichts gesehen... aber da bin ich wohl durch die falschen Straßen gestrolcht, denn laut Google gibt's da einiges. Insofern ja, hier hast Du Recht. Und "wegen der Mafia" ist wohl auch zu platt, womöglich schlicht falsch, das kann ich als Außenseiter wirklich schlecht einschätzen. Nur vermuten.
>Schutzgeld
Hatte irgendwo mal deulich höhere Zahlen gelesen, aber laut dem Buch hier (Seite 30) seien es in Neapel immerhin 80% der Geschäftsinhaber... also zwar bei Weitem nicht alle, aber immerhin. Und dass die Krämerläden direkt mafiös gesteuert sind, hab ich ja nicht geschrieben. schmunzel

Alles in allem nochmal danke für die Hinweise, gerne wieder, ich weiß das zu schätzen. Normalerweise gehe ich immer nach dem Grundsatz vor: Wenn im Text etwas zu reißerisch klingt, guckste lieber nochmal nach... Aber manchmal vergesse ich's doch noch. Den Bericht kann ich hier leider nicht mehr editieren, aber später auf meinem Blog werden die Passagen dementsprechend umgestaltet.

PS: Ja, ich suche mir gern ungewöhnliche Schlafgemächer. Da kann man fast ein Spiel draus machen.
Schön, dass jemand was mit meinen ganzen Ruinen anfangen kann.