Re: île de Beauté - Südostfrankreich und Korsika

von: Tom72

Re: île de Beauté - Südostfrankreich und Korsika - 28.10.15 23:46

36. Tag (17.07.2015), Centuri-Port – Bastia

Strecke: 56 km

Fahrzeit: 3 Std. 52 min

Höhenmeter: 650


Heute ist mein letzter Tag; morgen früh geht von Bastia aus meine Fähre nach Nizza. Heute geht es um die Nordspitze von Cap Corse und dann entlang der Ostküste nach Bastia. Eine letzte Wanderung habe ich heute auch noch vor. Da ich noch kein Ticket für die Fähre habe (ich hatte es ja offengelassen, ob ich von Bastia oder von L’Île-Rousse aus die Fähre nehme) und mich nicht darauf verlassen will, dass ich frühmorgens, direkt vor der Abfahrt, die Tickets besorgen kann, spekuliere ich darauf, dass das Verkaufsbüro von Corsica Ferries heute Abend wenigstens bis 18 Uhr geöffnet ist und plane daher, möglichst bis dahin in Bastia zu sein.

Vom Campingplatz geht es heftig bergauf zurück zur Cap Corse umrundenden Hauptstraße, der D 80. Der Rennradler vor mir ist deutlich schneller als ich.



Ich habe einen schönen Blick auf den Fischerort Centuri-Port, wo ich gestern zu Abend gegessen habe.



Weiter geht es aufwärts zum Col de Serra, dem mit 365 m höchsten Punkt der heutigen Etappe. Am Straßenrand gibt es wieder blühende Agaven.



Es ergeben sich Ausblicke auf moderne Windmühlen



und eine historische Windmühle, die Moulin Mattei, die, frisch renoviert, aber ohne Flügel, heute als Werbeträger für eine korsische Aperitif-Marke gleichen Namens dient.



Ein letzter Blick zurück auf Centuri-Port,



dann ist der Col de Serra erreicht. Wie auf Korsika üblich, ist auf dem zweisprachigen Schild die französische Namensform von Autonomisten übermalt.



Man erkennt oben im Bild das Dach der Moulin Mattei. Dort hinauf führt ein kurzer Fußweg, und von dort hat man laut meinem Reiseführer einen fantastischen Panoramablick über die Nordspitze von Cap Corse, aber mein Zeitplan lässt das leider nicht zu.

Nach dem Col de Serra verläuft die D 80 Richtung Osten, mit Blick auf die Nordspitze von Cap Corse und die vorgelagerte Insel Giraglia.



Das Bild vemittelt den falschen Eindruck einer am Horizont verlaufenden Küstenlinie, es handelt sich aber lediglich um Wolken; nördlich von Giraglia ist nur offenes Meer.

Um in die tatsächlich an der nördlichsten Spitze Korsikas gelegenen, offenbar sehr sehenswerten Orte Tollare und Barcaggio zu gelangen, hätte ich die gut 300 m hinunter zur Küste (man erkennt die Straße links im Bild) und anschließend wieder hinauf fahren müssen; das ist zuviel, um heute noch Bastia zu erreichen. Also bleibe ich oben auf der D 80.

Die Landschaft ist von einem weiteren Windpark geprägt.





Schließlich genieße ich eine lange Abfahrt nach Macinaggio, dem nördlichsten Ort an der Ostküste. Von Macinaggio aus, einem hübschen, touristisch belebten Badeort, unternehme ich eine Wanderung entlang der Küste Richtung Norden. Ich schnüre also zum letzten Mal auf der Tour meine Wanderschuhe, deren Mitnahme sich nun mehr als gelohnt hat, und schließe mein Rad im Ort an. Ich riskiere es mangels Alternative, das Gepäck am Rad zu lassen.

Bei dem Wanderweg handelt es sich um den Sentier des Douaniers (Zöllnerpfad), auf dem offenbar früher die Zöllner patrouillierten, um Schmugglern das Handwerk zu legen, und der Richtung Norden bis Barcaggio an der Nordspitze von Cap Corse führt. Ganz so weit werde ich aber nicht wandern.

Der Blick zurück vom Sentier des Douaniers auf Macinaggio:



Ich folge dem Wanderweg eine gute Stunde bis auf die Höhe der Îles Finocchiarola. Auf der größten der winzigen Inseln steht die Ruine eines genuesischen Wachturms.











Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich meine, man kann auf dem letzten Foto (rechts) in der Ferne Elba erkennen.

Hier kehre ich um. Auf dem Rückweg gönne ich mir an einem nur über den Wanderweg oder eine staubige Piste zu erreichbaren Strand, der Plage de Tamarone, ein letztes Mal auf der Reise ein Bad im Meer.



Zurück in Macinaggio, ist es bereits früher Nachmittag. Ich strample also zügig entlang der Küste Richtung Bastia, da ich ja nicht weiß, wann die Ticketverkaufsstelle von Corsica Ferries schließt und mir daher zum Ziel gesetzt habe, spätestens um 18 Uhr in Bastia zu sein.

Die Ostküste ist landschaftlich nicht so spektakulär wie die Westküste, dafür aber auch weniger anstrengend zu fahren; die Straße verläuft zwar auch ständig auf und ab, erreicht aber, im Gegensatz zu gestern an der Westküste, maximal ca. 50 Höhenmeter. Und im Gegensatz zur Westküste gibt es hier zahlreiche kleine, aber touristisch bedeutende Strandorte, die teilweise nach den oberhalb der Küste gelegenen Bergdörfern benannt sind, versehen mit dem Zusatz „Marina“. Es gibt auch wieder einige Genuesentürme zu sehen.









In einem der Küstenorte gönne ich mir in einer Strandbar eine Erfrischung.



Nun nähere ich mich Bastia; ich kann am Horizont bereits die ein- und auslaufenden Fähren sehen.

Der hübsche Ort Erbalunga, wo ich mir noch einen Kaffee genehmige, ist fast schon ein Vorort von Bastia.



Der Verkehr wird dichter, und schließlich erreiche ich um kurz vor sechs die Innenstadt von Bastia. Nach einigem Fragen finde ich die Verkaufsstelle von Corsica Ferries.



Sie ist noch geöffnet, und ich bekomme mein Ticket für morgen früh. Auf die Frage, wann sie schließen, bekomme ich die Antwort „dans dix minutes, à six heures“. Glück gehabt!

Bevor ich auf Quartiersuche gehe, sehe ich mich auf der zentral gelegenen Place Saint-Nicolas um. Vor der Tourismusinformation fällt mir eine Ansammlung von etwa zwei Dutzend vollbepackten Reiserädern auf. Ich bin neugierig, was es damit auf sich hat, erfahre es aber leider nicht.



Der Fährhafen liegt gleich nebenan, von hier aus geht es morgen früh nach Nizza.



Nachdem ich, seit ich auf Korsika bin, ausschließlich auf Campingplätzen übernachtet habe (abgesehen von den nicht geplanten Übernachtungen in Ajaccio, zuerst im Krankenhaus und dann im Hotel), suche ich für die letzte Nacht eine möglichst preiswerte Pension, denn wenn ich früh die Fähre erreichen muss, will ich zentral, in unmittelbarer Nähe zum Fährhafen, übernachten und auch nicht unter Zeitdruck mein Zelt abbauen. Ich werde auch schnell direkt im Stadtzentrum fündig; das Hotel ist sehr einfach, dafür aber auch recht preiswert, nur das Personal ist leider recht unfreundlich.

Ich habe nun noch etwas Zeit für Sightseeing. Ich hätte mir die Zitadelle ansehen können, stattdessen interessiere ich mich aber für den Bahnhof der korsischen Schmalspurbahn, die hier einen ihrer Endpunkte hat. Bis kurz vor dem Bahnhof verläuft die Strecke durch einen Tunnel unterhalb der Altstadt.





Auf der zentralen Place Saint-Nicolas wurde dem bedeutendsten Sohn der Insel, der allerdings in Ajaccio geboren wurde, ein Denkmal gesetzt: Unter Palmen posiert Napoléon Bonaparte in Toga und mit Lorbeerkranz als römischer Imperator (hier leider im Gegenlicht der untergehenden Sonne).



In einem der zahlreichen Restaurants an der Uferpromenade (man sitzt bei dem herrlichen Wetter natürlich draußen) genieße ich ein hervorragendes und überraschend preiswertes Pastagericht. Dann gönne ich mir noch ein Glas korsischen Weins im Viertel um den Vieux port, den alten Hafen, der heute als Jachthafen dient, mit Blick auf die Barockkirche Saint-Jean-Baptiste.









Fortsetzung folgt…