Re: Meine Mittelmeerschleife 2015

von: iassu

Re: Meine Mittelmeerschleife 2015 - 10.10.15 17:07

Auf ein weiteres Gewitter zeigt sich mir einer der flachsten Regenbögen, die ich je gesehen habe:



Blick zurück, irgendwo unterwegs:



Von Natur aus faul, feige und fettflachlandbevorzugend, umgehe ich die Bewältigung eines unumgehbaren Höhenmeterabschnitts mal wieder mit dem Zug. Es ist tatsächlich sommerlich, auch wenn schwarze Wände über den Bergen schon wieder "Besserung" verheißen. Die Lieblichkeit der Landschaft ringsrum wirkt paradiesisch:



An dieser Stelle gibt es Gelegenheit, das meditativ-gelassene Geduldsvermögen auszutesten, das Züglein wartet 30 Minuten auf den Gegenzug, der einfach nicht kommen will:



Am Ziel in Crotone herrscht wieder eitel Glück und Sonnenschein. Diese Taube schaut in nur 50 cm Entfernung in meine Richtung, durch das verspiegelte Hotelzimmerfenster zwischen uns kann sie mich aber nicht sehen:



Am Strand werden die Geister der Sonnenmilch beschworen:



Und im Centro Storico dreht sich alles im Kreis:



Ich habe hier wieder einen Ruhetag eingeplant, den ich nutzen möchte, den geschichtsträchtigen und wohl recht attraktiven Ort Catanzaro aufzusuchen. Dort oben in den Bergen herrscht indes offensichtlich Abwaschstimmung:



Ich reise daher mit dem mir inzwischen wohlbekannten Bummelbähnlein und achselzuckend dasselbe halbe Stündlein wieder zurück in den fast mondänen Badeort:



Immerhin sind sie dort recht freundlich, was sich aber beim Frühstück am nächsten Morgen kaum auszunutzen lohnt, da 1 Brioche und 1 Caffé kaum zu Buche schlagen:



Endlich wieder on the road:







Geschnappschußte Stimmung bei einer Pause am Straßenrand:



Und dann kommt "Villa Lulu", eine Art von Waterloo für mich:



Ein mit sehr viel roter Farbe aufgepimptes B&B, welches sich als wahre "Absteige" entpuppt. Bei näherem Hinsehen ist alles gammelig, teilweise schadhaft und völlig überteuert - typischer Reinfall, der aus den Seiten des Hotelportals als solcher nicht zu erkennen ist:



Das dicke Ende kommt aber erst. Auf der anderen Straßenseite ist eine Disco, die heute am Samstag abend um 23:00 den Betrieb aufnimmt: Schlafen unmöglich. Davon stand nun wirklich nix in der Beschreibung und das etwas debile ältere Paar, welches das Management für den nie erscheinenden Sohn übernimmt, schwieg sich darüber auch aus am Abend.

Ausgerechnet am nächsten Tag habe ich aber eine lange Etappe geplant, die ich noch nicht einmal mit dem Zug abkürzen kann, weil selbiger heute sonntäglich und einzig morgens um 05:45 vom 10 km entfernten Bahnhof verkehrt. Blöderweise habe ich der Dame, die nicht selber im Hause logiert, abends meinen Perso mitgegeben und überlege mir wachliegend vergeblich, daß es doch eigentlich sinnvoll wäre, sowieso nicht schlafen könnend, eben diesen Zug zu nehmen....

Immerhin beendet die Disco ihr Platzkonzert bereits um 05:30 und überläßt mich mageren zwei Stunden Schlaf. Beim Auschecken bin ich wirklich sauer. Die Vermieterin zuckt die Achseln, man habe sich schon so oft drüben beschwert. Macht mich nur noch wütender. Niemand hätte mich in dieses Nepploch gebracht, hätte ich das vorher geahnt. Das Frühstück erweist sich als Materialsammlung, lieblos auf einen kleinen Tisch geworfen, in teilweise gammeligem Zustand (Obst, Wurstteller). Der Cappuccino ist eine lauwarme Brühe mit viel H-Milch und ohne Schaum.

Ziemlich gerädert kann ich ein kleines Abenteuer absolvieren: die Mitnahme in einem kleinen Fiat Punto durch einen "privaten" Anbieter. Leider habe ich da keine Fotos gemacht. Immerhin paßte auf wundersame Weise das gefaltete Sumo Jo in den Kofferraum, die Taschen und das VR dazu, meine Wenigkeit kam auf dem Beifahrersitz unter und auf der Rückbank eine Famiglia mit 7-jährigem Sohn, die gleichfalls eines Weitertransports vom verwaisten Bahnhof bedurften. So konnte ich 80 der geplanten 145 km überbrücken, die sich leider als die wohl attraktivsten der gesamten kalabrischen Küste erwiesen...

Völlig unerwartet zeigt sich dann am Straßenrand eine antike Staunstelle, die ich ganz alleine begehen bzw befahren kann:



Weiter geht es auf (manchmal) schönen Sträßchen:



Bis zur Unterkunft, diesmal ein Hotel direkt im Pinienwald am Meer, kurz vor Taranto:



Wer einen wolkenlosen Sonnenuntergang erwartet hat, wird enttäuscht werden:



Die Einzugsgebiete der Großstadt Taranto sind auf bequemen 4-spurigen Zufahrtsstraßen schnell überwunden und sie erwartet mich in sommerlichem Gewand:



"Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?"



Nazi-Baustil....:



....trifft mediterranes Ambiente....:



Etwas Lokalkolorit kommt auch dazu:



Nach Brindisi rüber ist es nur ein Hüpfer und mir zum Genuß legt auch gleich ein Eisdielenweltumsegler an, dort, wo ich zu Mittag speise:



Hier kommt es, mein heutiges Beweisfoto. Alltäglich gibt es mindestens eine Situation, sozusagen auch off von offroad, will sagen auf dem vielbesungenen "Asphalt", wegen welcher sich das vollgefederte Fahren auf der ganzen Reise als unverzichtbar darstellt:



Begegnung der seltsamen Art im brav-harmlosen Hafen zu Brindisium (vorne das vorhin erwähnte Segelboot):



Gegenüber aussichtsreiches Denkmal im Park:



Allerdings habe ich inzwischen genug Zeit verbummelt und die Straße ruft vernehmlich. Der Abschnitt bis Torre Sta. Sabina ist hübsch und angesichts des sich eintrübenden Wetters nicht überlaufen. Man fährt auf sogenannten "Complanare", Begleitstraßen neben bzw unter der Autobahn, gerne von Ausfahrt zu Ausfahrt die Seiten wechselnd, manchmal auch Strada die Servizio getauft. Wenn dann ein Hotelresort platz- und besitzgreifend dieses Ausweichsystem beidseitig unterbricht, bleibt auch dem mafia- und staatsgewaltfürchtendsten Reiseradler nur die Teilnahme am Autobahnverkehr. Hier jedoch ganz harmlos in endlosen Oleanderhainen:



Prachtvoller Blick am nächsten Morgen auf Ostuni:



Bevor es mal wieder zur Sache geht:



Diesesmal aber so richtig:





Ich kann im letzten Moment in einer Art Strandlokal unterkommen, sie lassen alle Schutzfolien runter, der Sturm drückt die Seitenwände ein und mit gemeinsamen Anstrengungen überstehen die Betreiberfamilie und einige wenige Gäste das halbstündige Unwetter. Woanders ging es nicht so glimpflich ab, Zeitungsberichte zeigen mir später, wie es in Kalabrien und Apulien schwerste Schäden gegeben hat. Selber sehe ich beim Weiterfahren, wie es ganze Gartenanlagen und Gastronomien verzwirbelt hat. Fassungslose Eigner stehen vor den zerstörten Anlagen. Hier nur ein harmloses Bildchen während des Wolkenbruchs:



Der nächste Morgen in Bari bringt zuerst einen bedenklichen Sonnenaufgangshimmel:



Dann aber den heiteren Blick auf die Kathedrale:



Wiewohl es auch hier über Mittag zum Starkregen kommt:



Kleines Paradies am Rande der Altstadt:



Zaun:



"Spieglein...." ähm, das hatten wir ja schon:



The show must go on, immerhin ist es nicht so steil, wie es aussieht:



In der Neustadt:



Dann der Schock. Trete ich aus dem Gebäude fürs Fähren-check-in im Hafen heraus, fällt mein Blick auf dieses Desaster:



Stimmt ja, das war erst letztes Jahr! Der Wunsch, dabei gewesen zu sein, bewegt sich in tiefsten Minusbereichen:



Unbewegt läuft etwas später der grinsende Kußmund aus (wiewohl nicht aus dem Hause Costa, hätte ich angesichts des ausgebrannten "Kollegen" ein kurzzeitiges, erschrockenes Zucken durchaus verständlich gefunden):



An Bord meiner Fähre gibt es erfreuliche griechische Küche:



Bevor anschließend ein doch wunderschöner Sonnenuntergang im Meer diesem ersten Reiseabschnitt ein versönliches Ende beschert: